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Was ist Diabetes Typ 2 für eine Erkrankung? Wie kommt es dazu? Muss ich Medikamente einnehmen oder sogar Insulin spritzen? Was muss ich auf Reisen beachten? Und warum ist eine Fußpflege so wichtig? Im folgenden Beitrag finden Sie zahlreiche Fragen und Antworten zum Diabetes mellitus Typ 2 – von den Ursachen über die Behandlung bis hin zu Alltagsfragen.

Überblick

Was ist Diabetes?

Bei Diabetes mellitus handelt es sich um eine Stoffwechselkrankheit. Damit sind Krankheitsbilder gemeint, die durch Störungen der chemischen Auf-, Ab- oder Umbauvorgänge im Körper hervorgerufen werden:

Ursachen von Diabetes Typ 2

Wie entsteht Diabetes?

Beim Diabetes ist der Zuckerstoffwechsel gestört (daher die Bezeichnung Zuckerkrankheit). Ursache ist ein Insulinmangel oder ein vermindertes Reagieren des Körpers auf Insulin.

Überlastete Bauchspeicheldrüse

Diese sogenannte Insulinresistenz veranlasst die Bauchspeicheldrüse, immer mehr Insulin zu produzieren, bis sie so "überarbeitet" ist, dass sie erschöpft die Insulinherstellung aufgibt.

Wofür brauchen wir Insulin überhaupt?

Insulin benötigt der Körper aber, um den Zuckerspiegel das Blutes zu regulieren. Funktioniert das nicht mehr richtig, gelangt Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut nicht mehr oder nicht ausreichend in das Innere der Körperzellen.

Zuviel Zucker in Blut und Urin

Die Folge: Im Blut sammelt sich der Zucker an und führt zu einer hohen Konzentration. Hat diese Konzentration einen gewissen Schwellenwert überschritten, wird die überschüssige Glukose mit dem Urin entsorgt.

Verlust lebenswichtiger Nährstoffe

Da dabei große Mengen an Flüssigkeit und Mineralien ausgeschieden werden, kommt es schnell zu einem lebensgefährlichen Austrocknen des Körpers. Darüber hinaus kommt es zu zahlreichen weiteren Folgekomplikationen.

Welche Formen von Diabetes Typ-2 gibt es?

Der Typ-2-Diabetes heißt auch Alters- oder Erwachsenendiabetes. Der Name ist entstanden, weil dieser Typ vor allem ältere Menschen betrifft. Er ist der häufigere der beiden Diabetes-Arten, ca. 90% aller Diabetiker leiden darunter.

Da die Behandlung zumindest am Anfang ohne Insulingabe erfolgen kann, nennt man den Typ-2-Diabetes auch insulinunabhängigen Diabetes.

Sonderform MODY-Diabetes

Der MODY-Diabetes ist eine seltene Sonderform des Typ-2-Diabetes. Er beginnt meist schon in jungem Erwachsenenalter und betrifft im Gegensatz zum "normalen" Typ-2-Diabetes vor allem schlanke Menschen. MODY steht für "Maturity Onset Diabetes of the Young".

Harmlosere Variante des Diabetes

Der MODY-Diabetes verläuft meist relativ milde. Die Blutzuckerveränderungen sind längst nicht so ausgeprägt wie beim klassischen Diabetes. In der Regel ist er mit einer gering dosierten Insulinbehandlung recht problemlos zu behandeln.

Ursachen und Risiko

Wodurch wird das Risiko für einen Diabetes Typ 2 erhöht?

Einen großen Anteil am Diabetes-Risiko hat eine "ungesunde Lebensweise". Man hat also selbst einen relevanten Einfluss darauf, ob man Diabetes bekommt oder nicht.

Risikofaktoren für die Entwicklung eines Diabetes Typ 2 sind:

  • unausgewogene Ernährung (zu viele reine Kalorien und Fett, zu wenig Ballaststoffe)
  • Übergewicht
  • Bewegungsarmut
  • Bluthochdruck
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Rauchen
  • Typ-2-Diabetes in der Familie
  • bei Frauen eine frühe Periode (Ergebnis einer Studie des "Helmholtz Zentrum München" von 2011, warum das so ist, ist noch unklar)

Ist Diabetes Typ 2 vererbbar? 

Auch genetische Ursachen spielen bei der Entstehung eines Typ-2-Diabetes eine wichtige Rolle. Es gibt zwar nicht das "Diabetes-Gen", aber die Veranlagung für Diabetes ist genetisch angelegt und der Typ-2-Diabetes tritt familiär gehäuft auf. Allerdings müssen immer auch noch andere Faktoren (z.B. ungünstiger Lebenswandel) hinzukommen, damit es zur Erkrankung kommt.

Nicht allein die Gene entscheiden

Die Bedeutung der Vererbung beim Typ-2-Diabetes wurde vor allem durch Zwillingsstudien erhärtet. Erkrankt ein eineiiger Zwilling an Diabetes Typ 2, bekommt der andere Zwilling mit einer Wahrscheinlichkeit von 50-90% ebenfalls einen Diabetes. Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass eineiige Zwillinge häufig auch in Bezug Lebenswandel (Essverhalten, Bewegung etc.) große Ähnlichkeiten aufweisen.

Ein konkretes Beispiel: Wenn beide Elternteile an Diabetes Typ 2 erkrankt sind, liegt das eigene Diabetes-Risiko statistisch bei über 50%. Bei gesunder Lebensweise, ausgewogener Ernährung und Normalgewicht ist das Risiko auch bei zwei erkrankten Elternteilen jedoch wiederum deutlich geringer.

Diagnostik

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leider wird der Diabetes bei vielen Patienten viel zu spät erkannt. Meist wird er bei der Untersuchung einer ganz anderen Krankheit eher zufällig festgestellt.

Jedenfalls ist das bei jedem dritten Diabetiker der Fall. Das führt dazu, dass sich oft über Jahre hinweg schon Folgeschäden etabliert haben, die kaum noch zu heilen sind. Daher ist die Früherkennung beim Diabetes so wichtig. Je früher ein Diabetes entdeckt und je besser er behandelt wird, desto weniger gravierend sind diese Folgeschäden.

Diabetes Typ 2: der Weg zur Diagnosestellung

Welche Untersuchungen sind bei Verdacht auf Diabetes notwendig?

Die entscheidende Bedeutung bei der Diagnose Diabetes spielt die Bestimmung des Blutzuckers und die Glukosekonzentration im Urin. Werfen wir einen Blick auf die Diagnosekriterien und ab welchen Zuckerwerten man hellhörig werden muss:

Blutzuckermessung

Bei einem Diabetiker ist der Blutzucker (medizinisch: Hyperglykämie) sowie die Glukosekonzetration im Urin (medizinisch: Glukoserie) erhöht. Gemessen werden die Werte in nüchternem Zustand. Bei Gesunden sind in 100 ml (1 dl) Blut zwischen 70 und 100 mg Zucker enthalten.

Kohlenhydrate lassen den Wert steigen

Nach dem Essen sollte der Wert nicht über 140 mg/dl liegen. Bei besonders kohlehydratreicher Nahrung kann er aber kurzfristig auch schon mal auf bis zu 220 mg/dl steigen.

Diagnose: Wie oft wird der Blutzucker gemessen?

In der Regel wird der Nüchtern-Blutzucker mindestens zweimal bestimmt. Liegt er beide Male unter 80 mg/dl, ist ein Diabetes unwahrscheinlich. Werte zwischen 100 und 120 mg/dl gelten als Grenzbereich. Werte über 120 mg/dl sind starke Indizien für das Vorliegen einer Zuckerkrankheit.

Warum wurde bei mir ein Blutzucker-Tagesprofil gemessen?

In Zweifelsfällen wird der Arzt seine Diagnose durch ein Blutzucker-Tagesprofil zu erhärten suchen. Dabei wird der Blutzucker vor und eine Stunde nach den Mahlzeiten kontrolliert. Sind die Ergebnisse immer noch nicht eindeutig, wird der Arzt noch einen Glukosetoleranztest durchführen.

Welche Rolle spielt der Nachweis von Zucker im Harn?

Bis 150 mg/l Zucker im Harn werden als normal angesehen. In der Regel zeigt ein Teststreifen darauf auch keine Reaktion an.

Liegen die Werte höher und wird Zucker im Harn auch in geringen Mengen nachgewiesen, dann sollte grundsätzlich eine Untersuchung durch den Arzt erfolgen. Zucker im Urin deutet zwar auf Diabetes hin, kann auch andere Ursachen haben.

Die ärztliche Betreuung

Warum ist ein Arzt, bei dem ich mich gut versorgt fühle, so wichtig?

Ist die Diagnose Diabetes einmal gestellt, muss man sich mit einer langfristigen ärztlichen Begleitung anfreunden. Viele Dinge im Rahmen der Behandlung und Kontrolle Ihrer Erkrankung können Sie zum Glück selbst durchführen. Diabetes mellitus Typ 2 ist allerdings mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen und Begleiterkrankungen verbunden, daher ist es wichtig, dass Ihr Gesundheitszustand und die Erkrankung regelmäßig ärztlich kontrolliert werden, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und schlimmere Folgen zu verhindern.

Suchen Sie sich daher am besten einen Arzt, bei dem Sie sich wohl und gut behandelt fühlen. Im Anschluss folgen ein paar Tipps zur Arztsuche und medizinischen Anbindung, um Ihnen die Suche nach der optimalen Behandlung zu erleichtern:

Tipps zur Arztsuche und medizinischen Versorgung

Nach welchen Kriterien finde ich einen guten Arzt?

Es empfiehlt sich in jedem Fall, dass Sie mit Ihrem Diabetes von einem Arzt betreut werden, der Erfahrung mit der Erkrankung hat. Das kann ein Facharzt für Diabetes, ein sogenannter Diabetologe sein. Aber auch die meisten Hausärzte und Internisten ohne diese Zusatzbezeichnung haben viel Erfahrung mit der Erkrankung.

Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie am besten bei einer der lokalen Selbsthilfeorganisationen nach, die es fast in jeder Stadt gibt. Ihr behandelnder Arzt sollte mit Diabetes-Schwestern und Ernährungsberatern zusammenarbeiten und auch in Kontakt mit einem Diabetes-Spezialisten stehen, der bei komplizierteren Fragen konsultiert werden kann.

Keine Scheu vor Fragen

Mit der Diagnose Diabetes oder auch schon mit der Feststellung mehrfach erhöhter Blutzuckerwerte stellen sich die Betroffenen meist viele Fragen. Was heißt das? Wie kann man den Krankheitsverlauf beeinflussen? Was sollte man hinsichtlich Ernährung und Lebensstil beachten?

Tipp:

Schreiben Sie sich alle Fragen, die sich im Laufe der Wochen ergeben, explizit auf und nehmen Sie die Liste mit zu Ihrem nächsten Termin! Die meisten Ärzte schätzen Patienten, die aktiv an ihrer Gesundung mitwirken wollen und beantworten gern konkrete Nachfragen.

Informationsveranstaltungen

Viele Mediziner bieten außerdem selbst Schulungen an oder können zumindest Tipps geben, wo solche Veranstaltungen stattfinden.

Warum muss ich manche Änderungen meinem Arzt unbedingt mitteilen?

Diabetiker sollten ihrem Arzt bzw. ihrer Ärztin immer mitteilen, wenn es relevante Veränderungen in ihrem Lebensstil gibt. Dazu gehören z.B. geänderte Arbeitszeiten, neue Essgewohnheiten, vermehrte Stresssituationen, veränderte Sportvorlieben, andere Erkrankungen etc.

Therapie den Lebensumständen anpassen

Denn solche Veränderungen können eine Anpassung der Tabletten oder der Insulin-Gaben notwendig machen. Der behandelnde Mediziner wird bei Bedarf die Medikation entsprechend abändern, sodass diese wieder optimal zu Ihrem Leben passt und Sie sich bestmöglich fühlen können.

Was kann ich tun, wenn ich mich bei meinem behandelnden Arzt nicht gut betreut fühle?

Wenn Sie mit Ihrem Arzt unzufrieden sind oder unsicher sind, ob Sie richtig behandelt werden, zögern Sie nicht, sich eine zweite Meinung einzuholen. Das würden Sie bei einem Handwerker oder Finanzberater ja auch tun, und hier geht es um Ihre Gesundheit.

Fragen Sie andere Menschen mit Diabetes in Ihrem Bekanntenkreis oder erkundigen Sie sich bei einer der lokalen Selbsthilfeorganisationen.

Ein strenger Arzt muss kein schlechter Arzt sein

Bedenken Sie aber auch, dass gerade im Zusammenhang mit der Ernährung Ihr Arzt verpflichtet ist, Sie immer wieder zu einem bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit der Erkrankung zu führen. Das kann lästig sein, weil er Ihnen ja z.B. einzelne Leckereien auch mal verbietet. Damit ist er aber kein schlechter Arzt.

Behandlung: Überblick

Was sind die Ecksäulen der Therapie?

Die Behandlung zielt darauf ab, durch die Verbesserung der Stoffwechsellage sowohl akute Beeinträchtigungen wie auch Spätschäden zu vermeiden.

Individuelle Therapieplanung

Bevor allerdings mit der Therapie begonnen wird, ist es sinnvoll, im Vorfeld bestimmte Therapieziele festzulegen. So wie jeder Mensch anders ist, kann auch der Diabetes mellitus individuell völlig unterschiedlich in Erscheinung treten. Hinzu kommen Faktoren wie das Alter, die Lebenssituation und Begleiterkrankungen. All das spielt eine Rolle, wenn es darum geht, die für jeden einzelnen Diabetiker passende Therapie zu finden. Als Grundlage dienen aber immer die folgenden 3 Säulen der Therapie:

Was und in welcher Kombination am besten ist, kann nur im Einzelfall zusammen mit dem behandelnden Arzt bestimmt werden. Eines steht aber fest: Um die Behandlung erfolgreich zu gestalten, braucht es die aktive Mitarbeit der Betroffenen.

Die Stufentherapie bei Diabetes mellitus Typ 2

Wie wird Diabetes behandelt?

Die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 richtet sich nach einem bestimmten Schema. Grundlage der Therapie sind stets Basismaßnahmen, bei denen vor allem Sie selbst gefragt sind. Die weitere Behandlung erfolgt stufenweise und wird bei Bedarf Schritt für Schritt gesteigert.

Stufe 1 bis 4

Es hat sich bewährt, bei der Diabetestherapie nach einem festen Algorithmus vorzugehen. Das unterstützt nicht nur den Arzt bei der Therapieentscheidung, sondern hilft auch, schrittweise herauszufinden, welche Behandlung für Sie persönlich die beste ist. Die einzelnen Therapiestufen sind dabei allerdings nicht in Stein gemeißelt. So vielgestaltig die komplexe Stoffwechselerkrankung ist, so flexibel ist auch die Behandlung.

Um Ihnen einen Überblick zu verschaffen, stellen wir Ihnen die Stufentherapie im folgenden systematisch vor. Die Behandlung des Typ-2-Diabetes sieht insgesamt 4 Therapiestufen vor:

  • 1. Stufe: Basistherapie
  • 2. Stufe: Basistherapie + einzelnes Antidiabetikum
  • 3. Stufe: Basistherapie + Kombination aus zwei oder drei Antidiabetika
  • 4. Stufe: Basistherapie + Insulintherapie

Stufe 1: Basistherapie – Was man selbst ändern kann

Was bedeutet Basistherapie?

Wie der Name schon sagt, bildet die Basistherapie die Grundlage der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2. Sie steht nicht nur am Anfang der Therapie, sondern zieht sich durch alle Phasen der Behandlung.

Bei der Entstehung der Stoffwechselerkrankung Diabetes spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Neben einer genetischen Veranlagung sind vor allem eine ungesunde, unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel mitverantwortlich.

Unsere heutige Lebensweise, die Arbeitsbedingungen und Essgewohnheiten kommen der Gesundheit leider häufig nicht gerade entgegen. Genau hier setzt die Basistherapie daher an.

Folgende Maßnahmen gehören dazu:

  • Schulung
  • Ernährungsberatung
  • mehr körperliche Aktivität und Bewegung
  • Rauchverzicht
  • Stressbewältigung

Wissen, womit Sie es zu tun haben

Zunächst einmal ist es wichtig, dass Sie über die Erkrankung informiert sind und die Tragweite ermessen können. Diabetes vom Typ 2 gehört zu den Krankheiten, die oft primär keine größeren Beschwerden hervorrufen. Umso größer ist die Gefahr, dass man sie nicht allzu ernst nimmt und auch die Behandlung eher locker handhabt.

Spätschäden nicht unterschätzen

Genau das ist aber fatal, da die Folgeschäden, die ein erhöhter Blutzucker dauerhaft mit sich bringt, erheblich sind. Sie dafür zu sensibilisieren, ist ein wichtiges Ziel der Schulungen, für die es strukturierte Programme gibt.

Rund um die Ernährung

Was das Essverhalten anbelangt, soll Ihnen ganz allgemein eine gesunde, ausgewogene, möglichst frische Ernährung vermittelt werden. Wichtig für Diabetiker ist es außerdem zu wissen, welche Nahrungsmittel den Blutzucker vor allem in die Höhe treiben.

Ist Zucker generell verboten?

Nein, aber er sollte in größeren Mengen und in bestimmten Formen (Haushaltszucker, Fruchtzucker) vermieden werden. Bei den Fetten ist zwischen "guten" und "schlechten" zu unterscheiden.

Ganz persönliche Ernährungstipps

Eine Ernährungsberatung erfolgt stets individuell und muss an Ihre bisherigen Essgewohnheiten, an Ihre Lebenssituation und Ihre individuellen Präferenzen anknüpfen.

Was gehört neben der richtigen Ernährung außerdem zur Behandlung?

Stichwort Bewegung: Körperliche Aktivität bringt den Organismus in Schwung und sorgt dafür, dass die Zellen mehr Glukose (Fruchtzucker) aufnehmen und damit aus dem Blut schaffen. Aber Bewegung ist nicht nur für den Blutzucker gut, sondern auch für das Herz-Kreislauf-System.

Folgeschäden machen nicht vor Herz und Gefäßen halt

Es ist ganz besonders von den Langzeitwirkungen eines Diabetes betroffen. Daher sollten Sie gut auf Ihr Herz und die Gefäße aufpassen, vor allem, wenn Sie vielleicht schon entsprechende Vorerkrankungen haben oder bestimmte Risikofaktoren (z.B. Bluthochdruck) mitbringen.

Die kleinen Dinge

Bei der körperlichen Aktivität geht es erst einmal gar nicht um ein Hochleistungsprogramm. Schon kleine Veränderungen im Alltag können vieles bewirken: die Treppe nehmen statt des Fahrstuhls; mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder eine Haltestelle früher aussteigen und laufen. All das ist schon ein guter Anfang.

Sport muss auf Sie zugeschnitten sein:

Je nach Alter, bisherigem Fitnesszustand und Ihren persönlichen Vorlieben kann darüber hinaus ein strukturiertes Bewegungsprogramm für Sie gefunden werden, das aus Ausdauer- und/oder Krafttraining besteht, aber unterstützend auch Yoga, Tai Chi oder Tanzen umfassen kann.

Bewegungsprogramm je nach Alter

Gerade für ältere Menschen kann es hilfreich sein, Koordination, Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit gezielt zu trainieren.

Es gibt hier zahlreiche Möglichkeiten, die auch Spaß machen und zum Teil obendrein gesellig sind. Bei den vielfältigen Angeboten heutzutage müsste eigentlich für jeden etwas Passendes dabei sein. Lassen Sie sich doch einfach mal beraten.

Darf ich mit Diabetes noch rauchen?

Nein, Rauchen und Diabetes ist keine gute Kombination. Beides setzt den Gefäßen zu und erhöht das Risiko für Folgeschäden noch weiter. Auch wenn es schwerfällt, tun Sie sich und Ihrem Körper einen enormen Gefallen, wenn Sie mit dem Qualmen aufhören.

Gemeinsam lässt sich leichter aufhören

Wenn Sie motiviert sind, es aber bisher alleine einfach nicht geschafft haben, werden Sie gezielt beraten und unterstützt. Nehmen Sie auch dieses Angebot unbedingt wahr.

Der tägliche Wahnsinn

Stress gehört heute für viele Menschen zum Alltag. Sie stehen unter Dauerstrom, machen zehn Dinge gleichzeitig und vergessen dabei vor allem eines: sich selbst.

Der richtige Umgang mit den Anforderungen und Herausforderungen, vor die sich viele Menschen gestellt sehen, ist nicht leicht, kann aber erlernt werden und lässt sich oft weitaus "selbstfreundlicher" gestalten.

Gönnen Sie sich etwas Ruhe

Und wer sich ab und zu einmal Zeit für sich nimmt, wird womöglich erstaunt feststellen, dass andere Dinge dadurch trotzdem nicht zu kurz kommen, ganz im Gegenteil.

Welchen Wert haben Diabetiker-Schulungen?

Uns ist völlig klar, dass kaum einer so richtig Lust auf diese Kurse hat. Die Termine halten einen von irgendetwas anderem ab und dann sitzt man auch noch in einer Gruppe "Kranker" und muss sich damit auseinandersetzen, dass man selbst betroffen ist. Aber das ist Blödsinn.

Tatsache ist jedoch: Wer solche Kurse mitmacht, lebt länger. Das klingt brutal, aber so ist es. Mehrere Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Diabetiker, die sich aktiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und das Steuerrad selbst in die Hand nehmen, eine deutlich bessere Lebenserwartung haben. Und zwar eine, die denjenigen ohne Diabetes entspricht.

Die Diabetiker-Schulung

Ein essentieller Teil der Basistherapie ist die Wissensvermittlung zum Verständnis der Krankheit und dem Umgang damit. Was hierbei genau unterrichtet wird, welche Aufgaben eine Diabetes-Schwester hat und wozu ein Diabetes-Tagebuch gut ist, möchten wir Ihnen gerne im Detail erklären:

Diabetiker-Schulungen: Tipps und Hinweise

Wie finde ich die richtigen Adressen?

Wo anerkannte Diabetiker-Schulungen angeboten werden, kann man über örtliche Diabetes-Selbsthilfegruppen erfragen. Aber auch der Hausarzt, Diabetes-Fachpraxen oder Klinik-Schwerpunktabteilungen in Ihrer Nähe sind gute Ansprechpartner.

Wofür ist eine Diabetes-Schwester verantwortlich?

Die Diabetes-Schwester wird vor allem aktiv, wenn bei Ihnen ein Diabetes neu festgestellt wurde oder Sie von Tabletten auf Insulin umsteigen. Sie erklärt Ihnen die wichtigsten Fragen im Umgang mit Ihrem Diabetes. Im Einzelnen:

  • Erlernen des Insulinspritzens
  • Erlernen der Blutzuckerkontrolle
  • Ratschläge für den Alltag (Essen, Sport, Reisen, Arbeit etc.)
  • Beantwortung aller Ihrer weiteren Fragen zum täglichen Lebensablauf
Warum empfiehlt sich das Führen eines Diabetiker-Tagebuchs?

In einem Diabetiker-Tagebuch werden Insulin- und Tablettendosis, Gewicht und die täglichen Aktivitäten (Sport, Ernährung etc.) eingetragen. Das Führen eines solchen Tagebuchs ist absolut empfehlenswert.

Probleme aufdecken

Auch wenn es zunächst vielleicht umständlich und aufwändig erscheinen mag: Gerade im Falle von Komplikationen wie z.B. Unterzuckerungen oder schwankenden Blutzuckerspiegeln hilft das Tagebuch.

Es wird leichter, die Ursachen für die Komplikationen zu erkennen und gezielt gegenzusteuern. Zudem hilft es einem selber, die Lebensweise und Blutzuckerkontrolle bewusst zu steuern.

Ihre Mitarbeit bleibt stets gefragt

Bei manchen Menschen lassen sich die Zuckerwerte trotz aller Motivation und Bereitschaft allein mit einer Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung nicht ausreichend senken. Das heißt allerdings nicht, dass Sie jetzt wieder in alte Gewohnheiten verfallen können, da Ihre Anstrengungen ja ohnehin nichts gebracht haben. Die Basismaßnahmen stehen nicht nur am Anfang, sondern sind auf jeder Therapiestufe Grundlage der Behandlung.

Stufe 2 bis 4: Medikamente zur Unterstützung

Wenn bei der Kontrolluntersuchung nach 3 bis 6 Monaten jedoch ein gewisser Zielwert im Blut nicht erreicht ist, muss man zunächste mit Tabletten, schließlich auch mit Insulin die Behandlung ergänzen:

Stufe 2 bis 4: wenn Ernährung und Bewegung nicht ausreichen

Wie sieht die Behandlung in Stufe 2 aus?

Der nächste Schritt ist die Behandlung mit einem einzelnen sogenannten oralen Antidiabetikum. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes steht bei der Behandlung vom Typ 2 nämlich nicht Insulin an erster Stelle, sondern zunächst verschiedene Medikamente, die den Blutzucker auf unterschiedlichen Wegen senken.

Erste Wahl: Metformin

Metformin sorgt dafür, dass die Leber weniger Glukose (Fruchtzucker) herstellt und bewirkt vermutlich auch, dass die restliche Glukose im Blut "aufgeräumt" wird, indem die Muskelzellen sie vermehrt aufnehmen. Außerdem unterstützt Metformin die Gewichtsreduktion und wirkt sich positiv auf die Blutfette aus.

Nicht nur Metformin steht zur Wahl

Wenn der Wirkstoff nicht vertragen wird oder individuelle Faktoren gegen die Verordnung sprechen, gibt es zahlreiche Alternativen. Sie steigern entweder die Freisetzung des Hormons Insulin, sensibilisieren die Zielzellen oder hemmen die Kohlenhydratverdauung.

Was ändert sich bei Stufe 3?

Reicht ein einzelnes Medikament nicht aus und zeigt Ihr Blut nach weiteren 3 bis 6 Monaten noch immer erhöhte Zuckerwerte, kommen in Stufe 3 der Behandlung zwei oder drei Antidiabetika zum Einsatz.

In der Regel wird Metformin mit einem weiteren Medikament verschrieben, es sind aber auch andere Kombinationen möglich. Abhängig ist die Entscheidung auch von Ihrer persönlichen Situation und möglichen weiteren Erkrankungen.

Was kommt ab Stufe 4 auf mich zu?

Danach wiederholt sich das Prozedere erneut: Sie halten sich weiterhin an die Basismaßnahmen, nehmen zusätzlich Ihre Medikamente ein und rücken nach spätestens einem halben Jahr wieder bei Ihrem behandelnden Arzt an. Zeigt sich der Diabetes nach wie vor hartnäckig, ist es in Stufe 4 Zeit für eine Insulintherapie.

Entweder bekommen Sie Insulin alleine oder zusammen mit den bisherigen Medikamenten. Außerdem gibt es verschiedene Insuline und unterschiedliche Behandlungsschemata. Welches für Sie am besten geeignet ist, entscheidet letztlich Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen.

Keine Angst vor dem Spritzen

Im Gegensatz zu den oralen Antidiabetika, die als Tabletten zur Verfügung stehen, müssen Sie Insulin spritzen. Das schreckt viele Betroffene erst einmal ab. Die Technik ist aber im Grunde simpel und schnell erlernt. Nach einer ersten Überwindung klappt es oft gut. Auch hier werden Sie zunächst gründlich geschult.

Medikamente beim Diabetes Typ 2

Welche Arzneimittel können bei Diabetes helfen?

Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die jeweils an unterschiedlichen Stellen des Zuckerstoffwechsels eingreifen. Ziel ist es letztlich immer, dafür zu sorgen, dass weniger Glukose (Fruchtzucker) im Blut zirkuliert.

Das Ziel: den Blutzuckerspiegel drosseln

Dafür zuständig ist vor allem das Hormon Insulin aus der Bauchspeicheldrüse, das beim Diabetes mellitus Typ 2 allerdings weniger gut wirken kann, weil es mit dem Ansturm an Glukose überfordert ist. Daher versucht man, das Hormon medikamentös zu unterstützen. Ein anderer Weg besteht darin zu verhindern, dass noch mehr Zucker gebildet oder vom Körper aufgenommen wird.

So stehen insgesamt folgende Mechanismen zur Verfügung:

Medikamente im Überblick

Viele der einzelnen Medikamente, die beim Diabetes mellitus Typ 2 zum Einsatz kommen, werden auch orale Antidiabetika genannt, also Mittel gegen den Diabetes zum Schlucken. Im Gegensatz zum Insulin liegen sie nämlich zum großen Teil in Form von Tabletten vor. Eine Ausnahme sind die sogenannten GLP-1-Rezeptoragonisten, die unter die Haut gespritzt werden müssen.

Im folgenden möchten wir Ihnen die Substanzen bzw. Wirkstoffgruppen kurz vorstellen:

  • Metformin aus der Gruppe der Biguanide ist in der Regel das Mittel der ersten Wahl. Es wird eingesetzt, wenn sich nach 3 bis 6 Monaten Basistherapie kein ausreichender Erfolg abzeichnet. Der Wirkstoff hemmt vor allem die Leber bei der Glukoseherstellung, hat aber vermutlich noch andere Effekte. Vor allem bei Menschen mit Übergewicht ist es förderlich, da es die Gewichtsreduktion unterstützt.
  • Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid, Glimepirid oder Gliclazid steigern die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse, wo das Hormon in kleinen Bläschen gespeichert und bei Bedarf freigesetzt wird. Die Gefahr bei diesen Wirkstoffen liegt darin, dass sie zu viel des Guten bewirken, was zu schweren Unterzuckerungen führen kann. Außerdem führen sie zu einer Gewichtszunahme, was auch nicht gerade erwünscht ist. Da sie auch Herz- und Gefäßprobleme hervorrufen können, werden sie nicht mehr vorrangig zur Behandlung empfohlen, vor allem nicht bei älteren Menschen.

Sulfonylharnstoffe (z.B. Euglucon®, Glucobene®, Normoglucon®)

Was für Tabletten sind Sulfonylharnstoffe?

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Tabletten zur Blutzuckerkontrolle (orale Antidiabetika). Sulfonylharnstoffe sind eine der wesentlichen Gruppen. Die bekanntesten Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Glibenclamid und Glimepirid.

Zu den Sulfonylharnstoffen gehören unter anderem die Präparate Euglucon®, Glucobene®, Maninil®, Normoglucon®, Amaryl®, Glimegamma® und Magna®.

Wie senken Sulfonylharnstoffe den Blutzucker?

Der Wirkmechanismus ist kompliziert. Aber unterm Strich wird die Verfügbarkeit von Insulin erhöht. Und dadurch sinkt der Blutzucker, denn Insulin bringt die Glukose zum Zielort, schleust den Zucker also in die Zellen ein.

Und wie erhöhen die Sulfonylharnstoffe das Insulin?

Die Sulfonylharnstoffe Glibenclamid und Glimepirid stacheln die Betazellen zu einer höheren Insulinproduktion an. Die Betazellen sitzen in der Bauchspeicheldrüse und sind für die körpereigene Herstellung von Insulin verantwortlich.

Normalerweise arbeiten die Betazellen so: Immer dann, wenn im Blut ein bestimmter Glukosewert unterschritten wird, springen sie an und produzieren mehr Insulin.

Die Sulfonylharnstoffe erhöhen die Sensibilität der Betazellen. Und zwar so, dass schon bei geringeren Glukosewerten im Blut wieder neues Insulin zur Verfügung gestellt wird.

Zwei Seiten für die, die es genau wissen wollen:

Sulfonylharnstoffe blockieren in der Membran der Betazellen spezielle Kanäle, die für den Transport von Kalium verantwortlich sind. Dadurch werden, sozusagen als Notfallreaktion, von der Zelle die Calcium-Kanäle geöffnet.

Und durch diese Notfallreaktion entleert sich das Insulin aus dem Zellinneren in die Blutbahn. Selbst wenn kaum Glukose im Blut enthalten ist, was normalerweise die Insulin-Ausschüttung bremsen würde, wird unter der Behandlung mit Sulfonylharnstoffen Insulin freigesetzt.

Was ist das größte Problem an Sulfonylharnstoffen wie Glibenclamid?

Die Gefahr einer Unterzuckerung. Alle Sulfonylharnstoffe haben als wichtigste Nebenwirkung eine Hypoglykämie, also eine zu starke Senkung des Blutzuckers.

Im Prinzip besteht diese Gefahr natürlich bei fast allen Diabetes-Medikamenten, aber bei Sulfonylharnstoffen ist sie besonders ausgeprägt. Das hängt mit dem Wirkmechanismus dieser Medikamente zusammen. Sie erhöhen die Insulin-Ausschüttung unabhängig vom Glukosespiegel im Blut.

Da eine Unterzuckerung zu einer ernsten Gefahr werden kann, werden Sulfonylharnstoffe zu Beginn in geringer Dosierung eingenommen, die dann schrittweise gesteigert wird. So kann sich der Körper langsam an die Einnahme gewöhnen und über eine regelmäßige Blutzuckermessung kann genau justiert werden, welche Dosis optimal ist.

  • Repaglinid, ein Vertreter der Glinide, sorgt ebenfalls für eine gesteigerte Ausschüttung von Insulin. Es hat eine kurze Wirkdauer und fängt daher hauptsächlich den Blutzuckeranstieg direkt nach dem Essen ab. Da Glinide keinen nennenswerten Vorteil gegenüber anderen Antidiabetika haben, werden Sie nur in Ausnahmesituationen eingesetzt.
  • Hinter den komplizierten Begriffen DPP-4-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptoragonisten verbergen sich Substanzen, die im Grunde das Gleiche bewirken wie Sulfonylharnstoffe und Glinide: mehr Insulin. Allerdings über einen etwas anderen Mechanismus. Die sogenannten Gliptine (Sitagliptin, Saxagliptin, Alogliptin) haben recht wenig Nebenwirkungen und können daher bei Unverträglichkeiten alternativ zu Metformin oder Sulfonylharnstoffen sinnvoll sein. Meist werden sie aber in Kombination eingesetzt.

DPP-4-Hemmer (Gliptine, z.B. Vipidia®, Trajenta®, Onglyza®)

Wie wirken DPP-4-Hemmer (Gliptine) bei Diabetes?

Gliptine wirken über eine verstärkte Insulinfreisetzung. Insulin wiederum befreit das Blut von überschüssiger Glucose (Zucker), indem es dafür sorgt, dass sie von den Zielzellen besser aufgenommen wird. Vor allem die Leber und die Muskulatur sind gute Zuckerverwerter.

Unterstützung für Darmhormone

Medikamente wie Sitagliptin, Saxagliptin oder Alogliptin haben keine unmittelbare Wirkung auf Insulin, sondern machen sich ein anderes Hormon zunutze, das ursprünglich aus dem Darm stammt: das sogenannte Inkretin GLP-1 (Glucagon-like Peptide 1).

Welche Aufgabe haben Inkretine?

Inkretine regen die Bauchspeicheldrüse nach einer Mahlzeit an, vermehrt Insulin ins Blut auszuschütten. Gleichzeitig halten sie den Gegenspieler von Insulin, das sogenannte Glukagon, in Schach.

Wirkung leider nicht von Dauer

GLP-1 wird von einem bestimmten Enzym (Eiweißstoff) mit dem komplizierten Namen Dipeptidyl-Peptidase-4 (kurz DPP-4) allerdings recht rasch wieder abgebaut, so dass seine Wirkung begrenzt ist.

Gliptine hemmen nun genau dieses Enzym. So können die Darmhormone ihre Arbeit in aller Ruhe verrichten. Der Insulinspiegel steigt weiter an.

Mehr Insulin, weniger Appetit

DPP-4-Hemmer haben gegenüber anderen Antidiabetika allerlei Vorteile. So ist die Gefahr gering, dass der Blutzucker zu stark abfällt (Hypoglykämie), da die Medikamente nur wirken, wenn der Blutzuckerspiegel zu hoch ist. Außerdem senken sie das Gewicht und sind daher gerade bei Übergewicht gut geeignet.

Zusammengefasst: Welche Wirkungen haben DPP-4-Hemmer bzw. Gliptine?
  • verstärkte Insulinausschüttung
  • verminderte Glukagonfreisetzung
  • gesteigertes Sättigungsgefühl
  • Zügelung des Appetits

Sicher und verträglich

All das macht die Wirkstoffe zu effektiven Senkern des HbA1c, dem Langzeitwert für den Blutzucker. Gleichzeitig sind sie vergleichsweise nebenwirkungsarm und werden gut vertragen. Gliptine können auch bei einer eingeschränkten Nierenfunktion verabreicht werden.

Die Konkurrenz ist besser für Herz und Hirn

Nicht ganz so gut schneiden sie beim Herz-Kreislauf-System ab. Hier sind andere Mittel wie z.B. GLP-1-Agonisten, die ganz ähnlich wirken, überlegen. Sie reduzieren das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall und verhelfen damit zu einem längeren Leben.

Hier können die Gliptine vermutlich nicht mithalten, sind aber immerhin auch nicht schädlich für Herz und Gefäße.

Gut zu kombinieren

DPP-4-Hemmer sind in der Regel nicht die erste Wahl, wenn der Diabetes medikamentös behandelt werden muss. Meist steht Metformin an erster Stelle. Wenn das jedoch nicht ausreichend wirksam ist, sind die Gliptine mögliche Kombinationspartner.

Es gibt heutzutage eine ganze Palette an Antidiabetika, die alleine gegeben oder mit anderen Mitteln kombiniert werden können. Welche Behandlung für Sie die richtige ist, entscheidet Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen. Oft dauert es auch eine Weile, bis der passende Mix gefunden ist.

  • Eine recht neue Substanzklasse sind GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Sie werden auch Inkretin-Mimetika oder GLP-1-Analoga genannt. Hinter diesen komplizierten Bezeichnungen verbergen sich synthetisch hergestellte Polypeptide, die wir im folgenden Schnellkurs vorstellen. 

GLP-1-Analoga (z.B. Trulicity®, Byetta®, Victoza®)

Welche Medikamente gehören zu den GLP-1-Analoga?

Vertreter sind Dulaglutid (Trulicity®), Exenatid (Byetta®), Liraglutid (Victoza®) und Semaglutid (Ozempic®).

Wie wirken GLP-1-Analoga bei Diabetes?

GLP-1-Analoga senken bei Menschen mit Typ-2-Diabetes den Blutzuckerspiegel nachhaltig. Außerdem wirken sie sich günstig auf das Gewicht aus. Die dritte Stärke dieser Medikamente liegt in ihrer Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System.

Wirkung über nachgebaute Darmhormone

Die GLP-1-Analoga sind einem körpereigenen Hormon nachempfunden, dem sogenannten GLP-1. Es wird nach der Mahlzeit aus dem Darm freigesetzt und regt die Zellen der Bauchspeicheldrüse dazu an, mehr Insulin auszuschütten, um den ansteigenden Blutzuckerspiegel zu regulieren.

Mehr Insulin, weniger Glukagon

Gleichzeitig hemmen die Medikamente den Gegenspieler von Insulin, das sogenannte Glukagon, das den Blutzuckerspiegel in die Höhe treibt.

GLP-1-Analoga haben also folgende Effekte:

  • stärkere Insulinausschüttung
  • verminderte Glukagonfreisetzung

Dadurch wird der Blutzuckerspiegel nicht nur unmittelbar nach dem Essen gesenkt, sondern auch langfristig. Das lässt sich am Langzeitwert HbA1c gut verfolgen. Er kann um etwa 1-2% abfallen.

Effektive Gewichtsreduktion

GLP-1-Analoga haben daneben aber noch einige weitere Vorteile zu bieten. Sie sind z.B. gut für Diabetiker geeignet, die ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringen, da sie das Abnehmen unterstützen. Im Mittel sorgen sie immerhin für eine Gewichtsreduktion von 3 kg.

Den Gewichtsabbau erreichen die Medikamente über:

  • eine verzögerte Magenentleerung
  • ein vermindertes Hungergefühl

Herz und Gefäße profitieren

Schließlich wirken sich GLP-1-Analoga auch positiv auf Herz und Gefäße aus: Sie senken den Blutdruck, beugen Verkalkungen und damit Herzinfarkt und Schlaganfall vor und können damit die Lebenszeit verlängern. Hier schneiden Wirkstoffe wie Liraglutid (Victoza®) und Semaglutid (Ozempic®) besonders gut ab.

Die Kehrseite: Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme auftreten?

Natürlich haben die Medikamente auch ihre Schattenseite. Leider führen sie vor allem zu Beginn der Behandlung oft zu Magen-Darm-Beschwerden, die sich im Verlauf jedoch bessern.

Außerdem wurde diskutiert, ob die Medikamente das Risiko für eine Entzündung oder gar eine bösartige Tumorerkrankung des Pankreas erhöhen. In vielen Studien, die seither dazu durchgeführt wurden, konnten diese Bedenken jedoch nicht bestätigt werden. Allerdings ist die Gefahr für Gallensteine erhöht.

Hinweise zur Anwendung

GLP-Analoga werden bei Diabetes oft ergänzend eingesetzt, wenn z.B. Metformin alleine nicht ausreichend wirksam ist. Sie können aber auch alleine verabreicht werden.

Die empfindlichen Eiweißstoffe können nicht als Tabletten eingenommen, sondern müssen als Injektion ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden. Mittlerweile stehen jedoch Substanzen wie Semaglutid (Ozempic®) zur Verfügung, die nur einmal wöchentlich gespritzt werden müssen.

Gefährden GLP-1-Analoga die Augen?

GLP-1-Analoga wie Ozempic®, Victoza® und Trulicity® stehen im Verdacht, die Augen zu schädigen. So kam es unter Semaglutid (Ozempic®) vermehrt zu Komplikationen an Netzhaut und Glaskörper. Eine Studie gibt nun Entwarnung.

Vergleich mit oralen Antidiabetika und Insulin

Die Wissenschaftler verglichen bei 77.000 Personen mit Typ-2-Diabetes die neuen Medikamente mit einer Kombinationsbehandlung aus herkömmlichen Antidiabetika zum Schlucken und einer Insulintherapie (Douros et al).

Dabei schnitten die GLP-1-Analoga nicht schlechter ab. Wer damit behandelt wurde, erlitt demnach nicht häufiger eine sogenannte diabetische Retinopathie, bei der kleine Gefäße in die Netzhaut einwachsen und sie schädigen.

Die neue Substanzklasse ist noch jung und muss sich in Zukunft weiter bewähren. Ob und welche Komplikationen darunter auftreten, muss genau untersucht und beobachtet werden. Die vorliegende Studie stimmt hinsichtlich der Augen jedenfalls zuversichtlich.

  • Glukosidasehemmer wie Acarbose (Glucobay®) oder Miglitol (Diastobol®) spielen heutzutage nur eine untergeordnete Rolle in der Behandlung des Typ-2-Diabetes. Sie wirken recht schwach, führen aber oft zu unangenehmen Magen-Darm-Beschwerden. Ergänzend zu anderen Medikamenten können sie aber im Einzelfall in der Frühphase der Erkrankung zum Einsatz kommen.
  • Auch die Glitazone werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt, da ihr Nebenwirkungspektrum breit, die Wirkung hingegen oft unzureichend ist. So wurden einige Substanzen bereits vom Markt genommen, andere werden sehr selten einmal verwendet, beispielsweise, wenn bisherige Antidiabetika nicht vertragen wurden.

Insulin-Sensitizer (Glitazone, z.B. Avandia® und Actos®)

Was sind Insulin-Sensitizer?

Insulin-Sensitizer (Glitazone) gehören zu den oralen Antidiabetika, sind also Tabletten zur Behandlung des Diabetes Typ 2. Chemisch gehören sie zur Gruppe der Thiazolidindione.

Welche Medikamente gehören zu den Insulin-Sensitizern?

Zu den Insulin-Sensitizern gehören die Medikamente Troglitazon, Rosiglitazon (Avandia®) und Pioglitazon (Actos®). Troglitazon und Rosiglitazon wurden jedoch vom Markt genommen wegen ihrer Leber-, bzw. herzschädigenden Wirkung.

Gegen die Insulinresistenz

Wie der im Namen enthaltene Begriff "Sensitizer" bereits vermuten lässt, machen die Wirkstoffe das Gewebe empfindlicher für die Einwirkung des Botenstoffs Insulin.

Eine der Ursachen des Typ-2-Diabetes ist eine Unempfindlichkeit der Körperzellen auf Insulin. Dadurch ist Insulin, obwohl es in ausreichender Menge vorhanden ist, nicht mehr in der Lage, die Zuckerstoffe im Blut in die Zellen zu überführen, jedenfalls nicht in ausreichender Menge.

Dieses Problem wird medizinisch Insulinresistenz genannt. In der Folge kommt es zu hohen Blutzuckerspiegeln, während im Gewebe ein Energiemangel vorherrscht.

Manchmal reicht ein gesünderer Lebensstil

Häufig sprechen die Insulin-Rezeptoren auf der Oberfläche der Körperzellen bereits besser auf Insulin an, wenn das Gewicht durch Ausdauersport und eine gesunde Ernährung reduziert wird.

Bringt dies jedoch nichts und lässt sich auch mithilfe anderer Tabletten wie Metformin nicht der gewünschte Erfolg erzielen, sind Insulin-Sensitizer eine mögliche Option – oder waren eine Option...

Gegenspieler der Insulinresistenz

Die Insulin-Sensitizer verändern den Zellstoffwechsel so, dass vermehrt Zucker und Fettsäuren in die Zelle aufgenommen werden. Sie arbeiten also direkt gegen die Insulinresistenz.

Vor allem Leber-, Muskel- und Fettzellen werden durch diese Wirkstoffe wieder sensibler auf Insulin. In der Leber wird gleichzeitig weniger Zucker neu gebildet, was ebenfalls zur Senkung des Blutzuckerspiegels beiträgt.

Werden Insulin-Sensitizer heutzutage noch empfohlen?

Eher weniger, denn die Nebenwirkungen der Insulin-Sensitizer sind vergleichsweise hoch, weshalb das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte ihren Einsatz nicht mehr empfiehlt. Sie sind nur noch in Ausnahmefällen eine Option.

Keine Kombination mit Insulin möglich

Außerdem dürfen Insulin-Sensitizer nicht mit Insulin kombiniert werden. Menschen mit Diabetes, die auf regelmäßige Insulingaben angewiesen sind, können deshalb nicht mit Pioglitazon behandelt werden.

Gefahr für Leber, Knochen und Herz

Studien wiesen das Risiko für eine Leberschädigung unter einem Vorläufer-Präparat, eine erhöhte Knochenbruchrate bei Frauen nach den Wechseljahren und eine erhöhte Herzinfarktgefahr nach. Hinzu kommt ein möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko.

Gefahr der Herzschwäche

Und das ist noch nicht alles: Eine Zusammenfassung von sieben Studien mit insgesamt über 20.000 Patienten ergab: Das relative Risiko für eine Herzschwäche (kongestive Herzinsuffizienz) nimmt um 72% zu.

Das klingt nach ein bisschen mehr als es ist, denn eine 72%ige Risikozunahme bei einem relativ seltenen Problem entführt das Problem nicht aus der Kategorie "selten". Dennoch ist dies ein weiteres Argument gegen den Einsatz der Glitazone.

Nur noch Pioglitazon auf dem Markt

So kann mittlerweile nur noch Pioglitazon verschrieben werden. Da ein erhöhtes Risiko besteht, unter der Behandlung mit Proglitazon an Blasenkrebs zu erkranken, wird vom Einsatz des Präparats abgeraten. Die mögliche Behandlungsdauer wurde auf zwei Jahre begrenzt.

Schwere Entscheidung

Welches Medikament bei dieser verwirrenden Vielfalt für Sie das richtige ist, entscheidet Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen. Neben Metformin, das meist als erstes ausprobiert wird, sind die anderen Substanzen im Grunde recht gleichwertig bzw. haben alle ihre Vor- und Nachteile, die im Einzelfall abgewogen werden müssen. Welches ausgewählt wird oder welche Kombination ggf. in Frage kommt, hängt auch von individuellen Faktoren und Begleiterkrankungen ab. Oft muss man einfach ausprobieren, was der Betroffene am besten verträgt.

Übrigens: Insulin kommt beim Typ-2-Diabetes in der Regel erst dann zum Zug, wenn die Tabletten allein inklusive Basismaßnahmen nicht ausreichen. Auch wenn der Stoffwechsel aus dem Ruder läuft, kann Insulin sinnvoll sein, oft aber nur vorübergehend.

Insulin beim Diabetes Typ 2

Muss auch beim Typ-2-Diabetes Insulin gespritzt werden?

Zu Beginn der Erkrankung genügt meist eine Ernährungsumstellung, eine angepasste Lebensweise (mehr Bewegung) und die Einnahme von Tabletten. Im weiteren Verlauf kann aber auch eine Insulinbehandlung notwendig werden.

Häufig beginnt man dann mit der Gabe eines sogenannten Verzögerungsinsulins vor dem Schlafengehen, zusätzlich zu den tagsüber eingenommenen Tabletten. Oder es wird tagsüber zusätzlich zu den Tabletten ein langwirksames Insulin gespritzt.

Individuell angepasste Insulintherapie oft die beste Wahl

Alternativ kommen auch die "Konventionelle Insulintherapie" (CT) oder die "Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)" in Betracht. Die ICT wird bei Menschen mit Typ-2-Diabetes immer häufiger eingesetzt. Anders als bei der CT wird hier das Insulinspritzen an den individuellen Tagesablauf angepasst.

Damit ermöglicht die ICT eine wesentlich größere Flexibilität für den Diabetiker: Mahlzeiten und Aktivitäten können spontan geplant oder verschoben werden. Meist werden mit dieser Behandlungsform bessere Blutzuckereinstellungen erreicht als mit der CT.

Lebensstil und Sport

Heilung durch Lebensstiländerung?

Dass Sie mit Diabetes auf Ihr Gewicht achten und Ihre Aktivität steigern sollten, ist Ihnen vermutlich nicht neu. Vielleicht können diese Studie Ihre Motivation weiter steigern. Denn eine gesündere Lebensweise scheint nicht nur die Prognose und Lebenserwartung zu verbessern, sondern kann sogar manchmal den Diabetes komplett beseitigen.

Die Forschung zeigt es: was Sport und Diät wirklich können

Kann Diabetes wirklich geheilt werden?

Das wäre möglich. In einer Studie waren britische Forscher mit einem strikten Programm zur Gewichtsreduktion bei Diabetikern ziemlich erfolgreich.

Aber warum ist das so?

Beim Typ-2-Diabetes sind die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinbildung verantwortlich sind, oft durchaus noch intakt. Sie sind nur überfordert und verzweifeln an den abgestumpften Zielstrukturen, die nicht mehr ausreichend auf ihre Botenstoffe reagieren.

Um ihnen Erleichterung zu verschaffen, hilft es, wenn man ein paar Kilo weniger auf die Waage bringt. Insulin kommt dann wieder besser zur Geltung. Das ist schon lange bekannt.

Aber kann der Effekt tatsächlich so groß sein, dass Medikamente zukünftig überflüssig sind?

Englische Forscher konnten es beweisen:

Die ehrgeizigen Forscher setzen ihre übergewichtigen Probanden für 3-5 Monate auf eine strikte Diät. Dazu kooperierten sie mit knapp 50 Hausarztpraxen, die die Betroffenen (mehr als 300 Personen) unterstützten und in ein intensives Programm einbanden.

Ein Jahr nach Beginn der Maßnahmen waren die Teilnehmer im Schnitt um 10 kg leichter, während es in der Kontrollgruppe, die nicht an dem Programm beteiligt war, nur 1 kg war.

Das Erstaunlichste aber war:

Fast die Hälfte der Probanden in der Interventionsgruppe erreichte eine sogenannte klinische Remission, was bedeutet, dass sie anhand der Laborwerte gesund waren. Der HbA1c lag, wie es sich gehört, unter 6,5%, und das ohne jegliche Medikamente! Die Kontrollgruppe erreichte das nur in 4%.

Natürlich heißt das nicht, dass das bei jedem funktioniert und dass man sich nur genug anstrengen muss, um wieder ganz gesund zu werden. Diabetes ist eine sehr komplexe Stoffwechselerkrankung. Aber eine große Rolle spielen die täglichen Mahlzeiten dennoch, gerade bei übergewichtigen Menschen. Das zeigt die Studie eindrücklich.

Sehr strenge Diät

Allerdings wurden die Probanden hart rangenommen. Die Diät bestand aus einer flüssigen Mahlzeiten-Ersatztherapie mit weniger als 900 kcal am Tag. Das ist durchaus ambitioniert und bestimmt nicht jedermanns Sache.

Entscheidend beim Abnehmen ist ja auch immer die langfristige Umsetzung. Und da eine solche Flüssignahrung keine Dauerlösung sein kann, bleibt der Übergang zur "normalen" Ernährung danach kritisch.

Aber dennoch:

Vielleicht kann eine solche Radikalkur und die entsprechenden Effekte, die sie schnell zu Tage fördert, den einen oder anderen doch so stark motivieren, dass er sein Gewicht dauerhaft halten kann – und vielleicht sogar fortan auf Tabletten verzichten darf.

Heilung bei Diabetes durch Formula-Diät?

Nicht nur die Engländer forschen fleißig, auch ihre schottischen Nachbaren stehen Ihnen in nichts nach. Eine Forschergruppe aus Schottland schaffte es, mit Hilfe der sogenannten Formula-Diät Diabetiker von Ihrer Krankheit zu befreien:

15 kg für die Heilung

Nach ihren Studiendaten können zum Beispiel stark übergewichtige Menschen ihren Diabetes wieder loswerden, wenn sie etwa 15 kg abnehmen.

Gerade in der frühen Krankheitsphase hat man nach Ansicht der Wissenschaftler aus Glasgow noch gute Chancen, wieder einen normalen Stoffwechsel zu erreichen. Voraussetzung: eine optimale Ernährung.

Die Formula-Diät zum Beispiel scheint in diesem Zusammenhang gute Ergebnisse zu liefern. Allerdings muss eine solche Diät auch durch eine langfristige Ernährungsumstellung ergänzt werden.

Aktiver Lebensstil und weniger Gewicht: ein Jahr länger beschwerdefrei

Die Wissenschaftler dieser Studie interessierten sich dabei für die Qualität an Lebenszeit, die Betroffene durch einen entsprechenden Lebensstil gewinnen. Es ging also darum zu untersuchen, wie lange die Teilnehmer an der Studie ohne Einschränkungen und Beschwerden lebten.

Was hilft besser? Gewichtsabnahme oder Schulung?

Dazu wurden zwei Gruppen gebildet, von denen die eine ein intensives Programm zur Gewichtsreduktion erhielt, während die andere lediglich eine allgemeine Diabetesschulung durchlief.

Insgesamt nahmen mehr als 5000 Personen daran teil und wurden über 10 Jahre beobachtet. Jedes Jahr wurden sie befragt, wie sie im Alltag zurechtkämen und ob ihnen bestimmte Tätigkeiten schwerfielen.

Nicht länger, aber länger besser leben

Das Resultat: Die besonders umhegte Gruppe war seltener beeinträchtigt und bekam, wenn überhaupt, erst später Beschwerden. Für einen 60-jährigen Studienteilnehmer bedeutete das fast ein Jahr mehr Lebensqualität ohne körperliche Einschränkungen. Die Lebenserwartung insgesamt veränderte sich durch das Intensivprogramm allerdings nicht.

Es zeigt sich mal wieder, dass sich eine langfristige Umstellung manch liebgewonnener Lebensgewohnheiten bezahlt macht. Je früher Sie damit beginnen, umso mehr haben Sie davon.

Warum ist körperliche Bewegung bei Diabetes so wichtig?

Körperliche Aktivität dient nicht nur der Gewichtsabnahme, die beim Typ-2-Diabetes so wichtig ist. Durch Bewegung werden die Zellen auch empfindlicher für Insulin, d.h. Insulin kann seine Wirkung besser entfalten. Der Effekt: Von der im Blut herumschwimmenden Glukose wird mehr in die Zellen aufgenommen, der Zuckerspiegel im Blut sinkt also. Diese erhöhte Insulinempfindlichkeit der Körperzellen wirkt sich vor allem bei Typ-2-Diabetes günstig aus.

Aber natürlich ist körperliche Aktivität auch generell – wie für Nicht-Diabetiker auch – absolut empfehlenswert. Wichtig zu wissen: Es kommt dabei mehr auf die Regelmäßigkeit als auf die Intensität an. Sehr zu empfehlen ist regelmäßige moderate Bewegung (z.B. einmal täglich Spazierengehen oder Fahrradfahren).

Sport mit Diabetes

Welche Sportarten sind am günstigsten bei Diabetes?

Besonders empfehlenswert für Menschen mit Diabetes sind Ausdauersportarten wie Wandern, Radfahren, Joggen, Schwimmen oder Nordic Walking. Diese sportlichen Aktivitäten wirken sich günstig auf das Herz-Kreislauf-System und die Lungenfunktion aus.

Achtung: Risikosport

Vorsicht geboten ist bei Sportarten, die im Falle einer Unterzuckerung gefährlich werden können, so z.B. Tauchen, Motorradfahren oder auch Bergsteigen.

Kurz und intensiv funktioniert auch

Meist werden bei Diabetes zwar Ausdauersportarten empfohlen. Doch es geht auch anders: mit sehr kurzen, intensiven Übungseinheiten. In einer Studie absolvierten die Probanden ein sogenanntes Intervalltraining auf dem Hometrainer.

Nach kurzen Sprints über 30 Sekunden folgte jeweils eine vierminütige Verschnaufpause. Die gesamte Übungseinheit dauerte nicht länger als 20 Minuten, mit insgesamt nur 3 Minuten maximaler Belastung.

Das Ergebnis:

Das kurze Training aus Sprints und Pausen reduzierte den Blutzuckeranstieg. Auch die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin nahm zu. Die Wissenschaftler vermuten, dass das kurze intensive Training die Muskeln dazu bringt, deutlich mehr Zucker aufzunehmen als sonst.

Wer also seinen Blutzucker positiv beeinflussen möchte, kann das statt mit Ausdauersport auch mit kurzen Intensiveinheiten tun. Was aber wichtig ist: Für das Herz-Kreislauf-System und in Bezug auf das Gewicht gilt das nicht. Hier ist immer noch Ausdauersport das beste Mittel.

Kann Yoga den Blutzucker senken?

Ob von Yoga auch Menschen mit Diabetes profitieren könnten, haben sich indische Forscher gefragt. In Altenpflegeheimen untersuchten sie ältere Frauen, die alle dieselben Mahlzeiten erhielten.

Sie wiesen die Probandinnen zwei unterschiedlichen Gruppen zu, wobei die eine ihren gewohnten Lebensstil beibehielt. In der anderen Gruppe ging es in den nächsten 12 Wochen sportlich zu. Dreimal pro Woche bekamen die Teilnehmer ein Training und wurden von einem Yogalehrer in Atemübungen und verschiedenen Körperhaltungen angeleitet.

Schon nach sechs Wochen zeigten sich erste Erfolge. Der Blutzuckerspiegel sank ebenso wie die Fettwerte, während sie in der Kontrollgruppe unverändert blieben. Am Ende der Untersuchung war der Blutzucker um knapp 10 mg/dl geringer als zuvor, das "schlechte" LDL-Cholesterin war um ca. 3% reduziert und das "gute" HDL um etwa 7,5% angestiegen.

Wie verhalte ich mich am besten bei großen körperlichen Anstrengungen?

Das kommt darauf an, ob Sie Ihren Diabetes mit Insulin behandeln oder nicht. Bei einer Insulin-Behandlung gilt für größere körperliche Belastungen (z.B. Bergtouren, lange Radfahrten, stundenlange körperliche Arbeit) folgende Faustregel:

  • Insulindosis halbieren
  • stündlich zusätzlich 1-2 Obstwerte (10-20 g Kohlenhydrate) zu sich nehmen (z.B. Obst, Fruchtsäfte oder Riegel)
  • zwischendurch mehrmals den Blutzucker messen

Wichtig:

Häufig kommt es erst nach der körperlichen Anstrengung, vor allem in der Nacht, zu einem starken Blutzuckerabfall. Messen Sie deshalb unbedingt vor dem Schlafengehen noch einmal Ihren Blutzucker. Bei erhöhten und selbst bei normalen Werten ist dann eine kleine Zusatzmahlzeit notwendig, um einen zu starken Blutzuckerabfall nachts zu vermeiden.

Bei einem Typ-2-Diabetes, der nur mit Tabletten und Ernährung behandelt wird, sind diese Vorsichtsmaßnahmen nicht notwendig, weil keine derartige Unterzuckerungsgefahr besteht.

Woher weiß ich, wie mein Blutzuckerspiegel auf Sport oder körperliche Anstrengung reagiert?

Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Klar ist, dass der Blutzucker bei und vor allem nach stärkeren körperlichen Belastungen absinkt, weil die Muskeln ihre Zuckerspeicher wieder auffüllen.

Zusammen mit Insulin kann das zu einem überschießenden Blutzuckerabfall (Hypoglykämie) führen. Wie ausgeprägt der Blutzucker auf körperliche Aktivität reagiert, ist aber individuell verschieden.

Wenn Sie Insulin spritzen:

Finden Sie heraus, wie Ihr Körper und Ihr Blutzucker auf die körperliche Belastung reagieren. Messen Sie lieber einmal öfter als einmal zu wenig Ihren Blutzucker. Führen Sie am besten ein kleines Tagebuch, in dem Sie die Blutzuckerverläufe nach dem Sport dokumentieren. Besprechen Sie das Thema auch – gerade wenn es Ihnen noch an Erfahrung fehlt – mit Ihrem Arzt.

Pflanzliche Wirkstoffe

Was ist dran an Curry, Lakritze, Zimt und Co.?

Neben den bekannten Medikamenten und Insulin wird auch eifrig nach pflanzlichen Wikstoffen gesucht, von denen Diabetiker profitieren können. Die Wissenschaftler sind  in Rotwein und Currypulver fündig geworden und haben Vielversprechendes entdeckt:

Resveratrol und Kurkuma: Unterstützung bei Diabetes aus der Natur

Was ist Resveratrol?

Resveratrol ist vor allem als Bestandteil im Rotwein bekannt. Neben Weintrauben enthalten aber auch andere Früchte, Beeren und Erdnüsse den Stoff, dem entzündungs- und sogar krebshemmende Wirkungen nachgesagt werden. Untersuchungen zur Wirkung des Resveratrols bei Diabetes existieren bislang nur für den Typ II.

Wie wirkt Resveratrol bei Diabetes mellitus?

In einer kleinen Studie konnte gezeigt werden, dass Resveratrol sowohl den Nüchternblutzucker als auch das Nüchterninsulin signifikant senkte. Gleichzeitig wurde der Langzeitblutzucker gesenkt und die Insulinsensitivität der Zellen erhöht.

Neben den für Diabetes mellitus typischen Faktoren verbesserten sich auch die Cholesterinwerte (LDL, HDL und Gesamtcholesterin), und der systolische Blutdruck konnte gesenkt werden.

Zudem wurde die Ansammlung und Speicherung von Fetten (Triglyceriden) in der Leber gehemmt, die Verbrennung der Fettsäuren (β-Oxidation) angeregt und entzündliche Prozesse verringert.

Eine kleine Dosis genügt

Die Insulinresistenz verbesserte sich bereits bei einer Dosis von 10 mg Resveratrol pro Tag.

Im Detail: Der Wirkmechanismus von Resveratrol

Resveratrol senkt direkt die Blutzuckerkonzentration. Ursache ist vermutlich eine durch Resveratrol induzierte Erhöhung der Expression des sogenannten GLUT-4-Transporters, der die insulinabhängige Glucoseaufnahme in die Zellen steuert.

Zudem aktiviert Resveratrol das Enyzm AMP-abhängige Kinase (AMPK), wodurch die Energiebereitstellung in der Zelle durch Erhöhung des ATP-Spiegels verbessert und die Insulinsensitivität des GLUT-4-Transporters erhöht wird. Weniger Insulin wird somit für die Glucoseaufnahme in die Zelle benötigt und die Bauchspeicheldrüse entlastet.

Resveratrol und Insulin

Resveratrol schützt die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vor oxidativen Schäden, indem es Enzyme aktiviert, die freie Radikale abfangen. Auch konnte unter Resveratrol eine Reduktion der Insulinausschüttung beobachtet werden. Da die Betazellen so weniger schnell erschöpfen, kann ihre Überlebenszeit verlängert werden.

Welchen Effekt hat die Curry-Pflanze Kurkuma?

Die ingwerähnliche Kurkuma-Pflanze ist im südostasiatischen Raum seit Jahrhunderten für ihre diversen Heilwirkungen bekannt und geschätzt. Sie wird manchmal auch Gelbwurz oder indischer Safran genannt. Mittlerweile entdeckt auch die westliche Medizin die positiven Effekte, die vor allem der gelbe Farbstoff Curcumin offenbar bereithält.

Kurkuma hilft bei Typ I und Typ 2 Diabetes

Die antientzündlichen und antioxidativen Eigenschaften von Kurkuma könnten dabei auch in der Behandlung des Diabetes und seiner potentiellen Spätfolgen von Bedeutung sein. Dies betrifft sowohl den insulinpflichtigen als auch den nicht-insulinpflichtigen Diabetes.

Günstige Wirkung auf den Blutzucker

Erste Untersuchungen belegen, dass Curcumin imstande ist zu hohe Zuckerspiegel und erhöhte Blutfette zu reduzieren. Offenbar wird die Glukose-Aufnahme in die Zelle erhöht – und das laut einiger wissenschaftlicher Publikationen um ein Vielfaches stärker als das bewährte Metformin.

Auch die Glukosebildung in der Leber kann demnach ähnlich gut gemindert werden, wie es bei einigen bekannten Diabetes-Medikamenten der Fall ist. Ebenso wurde in einzelnen experimentellen Studien ein äußerst positiver Effekt auf die Insulinresistenz festgestellt, die als eine der Hauptursachen des Altersdiabetes gilt.

Kur für die Pankreas

Sogar destruktive, sogenannte nekrotische Prozesse an den Pankreaszellen konnten laut einiger Forschungsberichte durch den Kurkuma-Extrakt gebremst werden.

Außerdem könnte Curcumin in der Vorbeugung und Behandlung diabetischer Langzeitschäden gute Dienste tun – so beispielsweise bei der gefürchteten Nephropathie, Retinopathie und Mikroangiopathie.

Hier setzt die Diabetes-Forschung speziell auf den in vielen Untersuchungen bereits belegten Gefäßschutz. Der Wirkstoff senkt dabei nicht nur zu hohen Blutdruck, sondern wirkt explizit auch kleinsten Entzündungen in den Gefäßwänden entgegen, was gerade bei Diabetikern sehr wichtig ist.

Kurkuma: Gut für die Nerven

Und auch bei der häufigen und oft sehr unangenehmen diabetischen Neuropathie konnten in Studien Veränderungen gemessen werden: So zeigte sich bei Tieren eine Milderung der Nervenschmerzen sowie eine Besserung der typischen polyneuropathischen Gefühlsstörungen, insbesondere bei der Empfindung von Wärme und Kälte.

Bei all den erstaunlichen Wirkungen, die Curcumin höchstwahrscheinlich auf den diabetischen Stoffwechsel hat, ist bis zur Entwicklung von praxistauglichen Therapieoptionen wohl leider noch Geduld gefragt. Die oben gelisteten Beobachtungen sind in der Tat sehr vielversprechend, stecken aber noch tief in den Kinderschuhen.

Probieren schadet nicht

Wer keine letzten wissenschaftlichen Absegnungen braucht, kann hochwertige Curryextrakte oder geeignete Nahrungsergänzungsmittel mit Curcumin probieren. Letztere haben den Vorteil, dass sie meist eine deutlich bessere Bioverfügbarkeit als reguläre Gewürzpulver haben.

Im Zweifelsfall: Ziehen Sie Ihren Arzt zu Rate

Jegliche Ernährungsumstellung sollte gerade bei Diabetikern aber unbedingt mit dem Diätplan vereinbar sein und mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Gibt es noch weitere Pflanzenstoffe, die bei Diabetes helfen? Warum sollte ich hier kritisch sein?

Noch mehr aus der Natur

Aber auch an anderen Gewürzen und Pflanzen wird geforscht. Mit mehr oder weniger erfolgversprechenden Aussichten:

Zimt und Lakritze

Eignet sich Zimt zur Blutzuckersenkung?

Eine mögliche blutzuckersenkende Wirkung von Zimt wird schon seit längerem diskutiert. Mittlerweile gibt es auch erste, kleinere Studien, die dieser Frage systematisch nachgegangen sind. Die Ergebnisse sind allerdings uneindeutig.

Kein langfristiger Benefit

Demnach vermag Zimt in größerer Dosierung (1-6 Gramm täglich) kurzfristig tatsächlich den Blutzucker zu senken. Der HbA1c-Wert wurde aber nicht verändert, d.h. im sogenannten Blutzuckergedächtnis (HbA1c zeigt an, wie der Blutzucker in den letzten Wochen eingestellt war) war der positive Effekt nicht sichtbar.

Nebenwirkungen unbekannt

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnt sogar vor den freiverkäuflichen Zimtpräparaten, da die Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist und vor allem auch verlässliche Daten zu möglichen unerwünschten Effekten fehlen.

Außerdem enthalten einige Präparate relativ hohe Mengen an Cumarin, das in höheren Konzentrationen gesundheitsschädlich sein kann.

Fazit:

Nach den Kriterien der modernen Medizin konnte Zimt seine Wirkung bei Diabetes noch nicht nachweisen, ist aber weiterhin in Diskussion.

Süßholzwurzel: Heilmittel gegen Diabetes?

Die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza) ist eine Pflanze, die schon in der Antike als Heilmittel genutzt wurde. Heute dient sie vor allem als Rohstoff für Lakritze. Ihre gesundheitsfördernde Wirkung wird erst langsam wieder ausgegraben.

Jetzt wurde festgestellt, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Süßholzwurzel den Blutzucker senken und damit Wirkstoffe gegen Diabetes liefern können.

Bisher war bekannt, dass die Süßholzwurzel Substanzen enthält, die gegen Erkrankungen der Atemwege helfen und den Magen beruhigen. Nun haben Wissenschaftler in der essbaren Wurzel der Pflanze eine Gruppe von Naturstoffen identifiziert, die antidiabetische Wirkungen entfalten: die Amorfrutine.

Wie wirken Amorfrutine?

Diese Stoffe senken den Blutzucker, indem sie direkt in der Zelle Vorgänge aktivieren, die den Fett- und Zuckerstoffwechsel verbessern. Dadurch wird die Konzentration von Fettsäuren und Glukose gesenkt. Das führt zu einem verringerten Glukosespiegel und verhindert so eine mögliche Insulinresistenz, die die Hauptursache für Altersdiabetes ist.

Nur mit Lakritze den Blutzucker senken funktioniert nicht

Wissenschaftler mahnen aber, dass Süßholztee oder Lakritze nicht ausreichen, um diese Wirkung zu erzielen. Dazu sei die notwendige Konzentration der Amorfrutine viel zu gering.

Noch ist Geduld gefragt

Derzeit werden spezielle Verfahren getestet, mit denen sich Amorfrutin-Extrakte industriell erzeugen lassen. Dann werden diesen Wirkstoffen aber große Möglichkeiten eingeräumt. Denn möglicherweise lassen sie sich auch zur Vorbeugung gegen Diabetes verwenden.

Süßholzwurzel macht die Leber fit und bekämpft Entzündungen

Zwei andere Wirkungen haben die Amorfrutine bereits gezeigt. Sie können einer Fettleber vorbeugen. Und sie wirken entzündungshemmend.

Diabetes und Psyche

Männer "leiden" weniger

Männer tun sich mit der Diagnose Diabetes offenbar leichter als Frauen. Zumindest seelisch. Das ist das Ergebnis einer Befragung von Diabetes-Patienten in Deutschland, Großbritannien und den USA.

Fast jeder zweite sagte in dieser Studie, dass ihn die Diabetes-Erkrankung auch seelisch zu schaffen mache. Allerdings war diese Einschätzung bei den Frauen wesentlich ausgeprägter als bei den Männern. Während die befragten Männer insgesamt eher gleichmütiger und optimistischer mit der Zuckerkrankheit umgingen, gab es unter den Frauen sehr viel mehr, die von der Erkrankung und ihren Begleiterscheinungen frustriert sind.

Bevor man sich nun in Männerkreisen auf die Schulter klopft, kippen wir aber noch etwas Wasser in den Wein. Frauen machen sich grundsätzlich mehr Sorgen um ihre Gesundheit (und auch um die ihrer Partner) als Männer. Dafür und deshalb leben sie aber auch gesünder und bekommen daher ihre Erkrankung oft besser in den Griff. Es ist fast eine philosophische Frage, was besser ist: Alles nicht so ernst nehmen und dafür etwas früher sterben oder alles durchaus ernst nehmen und auch mehr darunter zu leiden, dafür aber länger zu leben.

Der Alltag mit Diabetes

Was muss ich beachten?

Das normale Leben hält genügend Herausforderungen für einen bereit. Kommt dann auch noch die Diagnose Diabetes dazu, ist man schnell mit alltäglichen Fragen überfordert.

Was passiert, wenn man erkältet ist? Warum sind Zahnarztbesuche besonders wichtig? Darf man sich überhaupt noch impfen lassen und muss man den Arbeitgeber von der neuen Erkrankung informieren? Auch der Schuhkauf wirft Fragen auf, denn Nervenschäden und Durchblutungsstörungen können als Spätschäden zum Problem werden.

Wir wollen Ihnen mit ein paar Tipps und Tricks unter die Arme greifen:

Das alltägliche Leben meistern mit Diabetes

Augen auf beim Schuhkauf: Worauf muss ich achten?

Wenn Sie Diabetes haben, sollten Sie ganz besonders auf Ihre Füße achten. Nervenschäden und Durchblutungsstörungen können leicht dazu führen, dass kleinste Verletzungen oder Druckstellen zu längerfristigen Problemen werden.

Vorbeugen kann man unter anderem durch gut sitzende Schuhe.

Achten Sie beim Schuhkauf bitte auf folgende Punkte:

  • Die Schuhe sollten geschlossen sein. Bei Sandalen und Co zieht man sich häufiger Verletzungen zu.
  • Das Obermaterial der Schuhe sollte idealerweise aus weichem Leder bestehen.
  • Die Außensohle sollte aus festem Material bestehen.
  • Die Innenflächen des Schuhs sollten weich sein und keine scheuernden Innennähte enthalten.
  • Achten Sie vor allem auf ausreichend Platz im Vorfußbereich.
  • Der Fuß sollte auch seitlich keinesfalls eingeengt werden.
  • Keine allzu hohen Absätze, damit der Vorfußbereich nicht zu stark belastet wird.

Zu guter letzt: Gehen Sie lieber spätnachmittags oder abends Schuh-Shoppen. Dann ist der Fuß natürlicherweise etwas größer als zu Beginn des Tages. Damit vermeiden Sie zu kleines Schuhwerk.

Wie rüste ich mich für akute Erkrankungen?

Erkältung, Durchfall, Fieber… Wenn Diabetiker akut erkranken, kann der Blutzuckerspiegel leicht ansteigen. Um eine gefährliche Komplikation, wie z.B. die sogenannte Ketoazidose, zu vermeiden, sollte man für den Krankheitsfall immer folgendes im Haus haben:

  • Blutzuckerstreifen (Der Blutzucker sollte dabei etwa alle 4 Stunden überprüft werden.)
  • Diabetes-Medikamente (Wenn Sie Medikamente nehmen, sollten Sie diese auch weiterhin nehmen. Falls Sie kein Essen bei sich behalten können, muss die Dosierung aber etwas angepasst werden.)
  • Zuckerfreie und zuckerhaltige Getränke (Ausreichend Flüssigkeit ist sehr wichtig. Getränk dabei unbedingt dem Blutzuckerwert anpassen!)
  • Medikamente gegen Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Durchfall

Im Zweifelsfall oder sich verschlimmerndem Allgemeinzustand sollten Sie natürlich Ihren Arzt kontaktieren. Mit dem „Notfall-Set“ ausgerüstet können viele alltägliche Krankheitsfälle aber auch bei Diabetikern in Ruhe im Bett auskuriert werden.

Warum ist mit Diabetes die Zahnpflege besonders wichtig?

Wenn der Blutzucker zu hoch ist, haben es Bakterien sehr viel leichter, sich im Mund- und Rachenraum breit zu machen und die Zähne zu schädigen. Deshalb ist es mit Diabetes noch wichtiger als sowieso schon, die Zähne sorgsam zu pflegen. Folgende Vorbeugemaßnahmen legen wir Ihnen ans Herz:

  • auf eine gute Einstellung der Blutzuckerwerte achten
  • die Zähne nach jeder Mahlzeit putzen, und zwar gründlich
  • wenn mal keine Möglichkeit zum Zähneputzen besteht, nach dem Essen einen zuckerfreien Kaugummi kauen
  • regelmäßig (täglich!) Zahnseide benutzen, und zwar vor dem Putzen (in den Zahnzwischenräumen fühlen sich Bakterien besonders wohl, vor allem, wenn dort Speisereste hängengeblieben sind)
  • regelmäßig zum Zahnarzt gehen (auch wenn Sie das wie wir alle hassen)

Zahnfleischbluten

Wenn Sie Typ-2-Diabetes haben, sollten Sie eventuelles Zahnfleischbluten besonders ernst nehmen! Diabetes erhöht das Risiko einer sogenannten Periodontitis. Diese Zahnwurzelhautentzündung kann wiederum Auswirkungen auf die Insulinresistenz (also das Ansprechen der Zellen auf das Hormon Insulin) haben.

Ein Grund mehr also, in solch einem Fall den Zahnarzt aufzusuchen und das Problem sprichwörtlich an der Wurzel zu packen.

Muss man seinen Arbeitgeber über die Diabetes-Erkrankung informieren?

Eine Pflicht dazu besteht nicht. Allerdings empfiehlt es sich, mit seinem Arbeitgeber und auch Kollegen offen darüber zu sprechen.

Die notwendigen Arbeitspausen, um z.B. Insulin zu spritzen, müssen dann nicht heimlich mit schlechtem Gewissen vorgenommen werden und bei möglichen kurzzeitigen Beeinträchtigungen durch z.B. Unterzuckerungen bringen die Kollegen Verständnis mit oder können in ernsteren Fällen sogar helfen.

Diabetes: Kein Grund für Heimlichkeiten

Wenn der Arbeitgeber beim Bewerbungsgespräch explizit nach Erkrankungen fragt, sollte offen und ehrlich geantwortet werden. Diabetes ist nichts, wofür man sich schämen muss.

Muss ich mich mit Diabetes gegen Grippe impfen lassen?

Sie müssen nicht, aber Sie sollten, zumindest wenn es nach den "offiziellen" Empfehlungen geht. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die jährliche Grippeschutzimpfung nicht nur älteren Personen ab 60 Jahren, sondern auch Menschen mit einer sogenannten Grunderkrankung, wozu auch Diabetes gehört.

Warum impfen? Weil eine Grippe (nicht zu verwechseln mit einem grippalen Infekt) im Einzelfall richtig gefährlich werden kann und weil bei Diabetes das Infektionsrisiko potentiell erhöht ist.

Kann ich mit Diabetes noch in den Urlaub reisen?

Natürlich. Sicherlich gibt es das ein oder andere mehr zu bedenken und die Reise erfordert mehr Planung und Vorbereitung als bei Nicht-Diabetikern, aber davon sollten Sie sich nicht abhalten lassen. Wenn Sie sich vorab gut über Ihr Reiseziel informieren, alles wichtige stets parat haben und die Hinweise wegen Ihrer Medikamente beachten, steht dem nächsten Urlaub quasi nichts mehr im Weg. Hier einige wertvolle Hinweise zu Reiseapotheke, Autofahrten und Co.

Reisen mit Diabetes

Reisen mit Diabetes: Woran sollte man denken?

Auch mit einem Diabetes kann man ohne weiteres verreisen. Man muss nur etwas genauer vorher planen und ein paar Dinge mehr bei sich haben.

An welche Dinge sollten Sie denken?

  • Vorrat an Diabetes-Tabletten
  • Zettel, auf denen Ihre Diabetes-Wirkstoffe vermerkt sind, falls Sie sie nachkaufen müssen
  • Blutzuckermessgerät (an Ersatzbatterien denken)
  • Traubenzucker (für den Fall einer Unterzuckerung)
  • Diabetiker-Ausweis (auch in englischer Sprache)
  • bei Insulinbehandlung: Insulinvorrat (muss in eine spezielle Kühltasche), Insulin-Spritzen bzw. Insulin-Pens
  • Kanülen und Alkoholpuffer
  • Glukagon-Spritze (als Notfall-Set gegen schwere Unterzuckerungen)
  • Urin-Mess-Streifen für Blutzucker und Keton
  • Bei Flugreisen: Bescheinigung Ihres Arztes, dass die mitgeführten Medikamente für Sie selbst sind (damit es bei Zoll- und Röntgenkontrollen keine Probleme gibt)
Worauf sollte ich beim Essen auf Reisen besonders achten?

Im Prinzip gelten auf Reisen die gleichen Ernährungsregeln wie zu Hause. Allerdings werden Sie vielleicht häufiger Essen gehen oder "fremde" Lebensmittel essen, von denen Sie nicht so genau wissen, was Sie enthalten.

Versuchen Sie deshalb vor allem, auf versteckte Kohlenhydrate zu achten. Diese sind z.B. häufig in Salatsaucen, Brot oder im Paniermehl bei Fisch- und Fleischgerichten enthalten. Scheuen Sie sich nicht, im Restaurant auch offen danach zu fragen.

Wie ändert sich die Tablettendosis bei Fernreisen?

Bei einer Fernreise in den Osten (z.B. von den USA nach Deutschland) verkürzt sich der Tag, der Bedarf an blutzuckersenkenden Medikamenten wird also geringer. Empfohlen wird, die zweite Tagesdosis um ein Viertel bis die Hälfte zu verringern.

Bei Fernreisen in den Westen (z.B. von Deutschland in die USA) wird der Tag dagegen länger, damit erhöht sich auch der Bedarf an blutzuckersenkenden Tabletten. Empfohlen wird, die zweite Tagesdosis um ein Viertel bis die Hälfte der üblichen Dosis zu erhöhen. Nach Ankunft sollten Sie dann alle weiteren Tabletten wie gewohnt einnehmen und sich nach der Ortszeit richten.

Vor dem ersten großen Urlaub: Arztbesuch

Wenn es sich um Ihre erste Fernreise seit Bestehen des Diabetes handelt, sollten Sie darüber auf jeden Fall auch noch einmal mit Ihrem Arzt sprechen.

Was ist beim Autofahrten zu beachten?

Da bei Auto- oder Motorradfahrten eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) besonders gefährlich werden kann, sollten Sie grundsätzlich vor der Fahrt einmal kurz ihren Blutzucker messen. Das gilt natürlich insbesondere dann, wenn Sie Insulin spritzen, weil dabei die Gefahr einer Unterzuckerung am höchsten ist.

Liegt der Blutzuckerwert unter 90 mg/dl, sollten Sie rasch ein paar Einheiten Kohlenhydrate zu sich nehmen und mit dem Losfahren warten, bis der Zuckerspiegel gestiegen ist. Bei längeren Fahrten sollten Sie außerdem alle zwei Stunden anhalten und Ihren Blutzucker messen. Das ist nicht nur wichtig als Selbstschutz, es gebietet auch die Sorgfaltspflicht gegenüber Anderen.

Ein Tipp:

Bewahren Sie im Auto immer einen kleinen Vorrat an Traubenzucker, Keksen und Obst als "Notfall-Set" auf. Auch Süßgetränke wie Limonaden sind in diesem Fall als "Nothelfer" sinnvoll.

Schwanger mit Diabetes

Ist Kinderwunsch mit Diabetes ein Problem?

Nein. Auch Frauen mit Diabetes können Kinder bekommen. Entscheidend ist aber, während der Schwangerschaft konsequent auf eine gute Blutzuckereinstellung zu achten. Und auch davor. Denn schon zum Zeitpunkt der Empfängnis sind Blutzuckerwerte im Normbereich sehr wichtig.

Auf die optimale Einstellung kommt es an

Wenn Sie schwanger werden, sollten Sie deshalb unbedingt gemeinsam mit dem Arzt sehr frühzeitig besprechen, wie Sie eine regelmäßige und sehr gewissenhafte Stoffwechselkontrolle sicherstellen. Letztlich kommt es hier vor allem auf Disziplin an.

Der Blutzucker schwankt mehr

Dazu muss man wissen, dass auch ein normalerweise gut eingestellter Blutzucker während der Schwangerschaft etwas verrückt spielen kann. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel kann es zu stärkeren Schwankungen kommen. Oft ist der Bedarf an Insulin erhöht, um Unterzuckerungen zu vermeiden. Der wichtigste Tipp: Vor und nach jeder Mahlzeit, vor dem Schlafengehen und zwei Mal pro Woche auch nachts konsequent den Blutzucker messen.

Nach der Geburt dreht sich das Bild übrigens komplett. Manchmal ist in den ersten Tagen nach der Entbindung überhaupt kein Insulin nötig. Auch das Stillen hat einen blutzuckersenkenden Effekt. Jetzt heißt es also eher, den Insulinbedarf nach unten anzupassen.

Was muss ich in der Schwangerschaft beachten?

Eine Schwangerschaft ist aufregend genug. Der Körper, und nicht zuletzt auch der Blutzucker, verändert sich laufend. Es gilt einiges zu beachten, damit Sie und Ihr Kind bestens durch diese besondere Zeit kommen.

Diabetes in der Schwangerschaft

Was bedeutet eine Schwangerschaft für meine Diabetes-Behandlung?

Wenn Sie als Diabetikerin gerne ein Kind bekommen möchten, ist das oberste Ziel aus medizinischer Sicht das Erreichen und die Aufrechterhaltung normaler Blutzuckerwerte. Das gilt bereits vor der geplanten Schwangerschaft und währenddessen bis zur Geburt natürlich erst recht.

In der Schwangerschaft erste Wahl: Humaninsulin

Optimal ist für diese Zeit die Behandlung mit Humaninsulin. Nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft gilt das auch für Frauen, die zuvor ihren Diabetes nur mit Ernährung und Tabletten (orale Antidiabetika) behandelt haben. Der Grund: Eine optimale Stoffwechseleinstellung gelingt am sichersten mit Insulin.

Tabletten schaden nicht dem Kind

Orale Antidiabetika mit Wirkstoffen wie Glibenclamid oder Metformin wirken nach derzeitigem Kenntnisstand zwar nicht schädlich auf die Leibesfrucht, kommen also auch in Betracht.

Dennoch, es ist zu beachten, dass damit nicht immer eine so gleichmäßige Blutzuckerkontrolle gelingt. Und als Faustregel gilt: Je höher der HbA1c-Wert (Blutwert zur Bestimmung des durchschnittlichen Langzeitblutzuckers), desto höher auch das Fehlbildungsrisiko.

Insulindosis an aktuelle Blutzuckerwerte anpassen

Noch ein paar Informationen: Wenn Sie mit Typ-1-Diabetes gut auf die kurzwirksamen Insulinanaloga Insulin aspart oder Lispro eingestellt sind, dürfen Sie diese weiter verwenden. Bei langwirksamen Insulinanaloga sollte jedoch aufgrund der bis dato unzureichenden Studienlage eine Umstellung auf Humaninsulin erfolgen.

Flexibilität ist gefragt

Wichtig ist, dass Ihre Insulintherapie laufend angepasst wird, falls einschneidende Veränderungen des Glukosestoffwechsels im Schwangerschaftsverlauf dies erforderlich machen sollten.

Schwanger mit Diabetes: Muss man die Ernährung umstellen?

Während der ersten fünf Schwangerschaftsmonate ändert sich der Energiebedarf nicht. Auch mit Diabetes sollten Sie also nicht mehr essen als zuvor. Die Gewichtszunahme sollte in dieser Zeit nicht mehr als 1-3 kg betragen.

Da in den ersten Schwangerschaftsmonaten häufig Übelkeit und Erbrechen auftreten, kann es sogar zu einer vorübergehenden Gewichtsabnahme kommen. Das ist aber kein Problem für das ungeborene Kind, solange die Insulindosis gut angepasst und ggf. reduziert wird.

Maß halten ist besser

Generell sollte die Ernährung während der Schwangerschaft qualitativ gut sein, quantitativ eher bescheiden. Denn durch eine zu starke Gewichtszunahme wird die Einstellung des Blutzuckers erschwert. Besprechen Sie dieses Thema am besten auch mit Ihrem Diabetologen, Hausarzt oder Gynäkologen.

Führt das Schwangerschaftserbrechen zu Problemen?

Ja, das ist möglich. Wenn Sie während Ihrer Schwangerschaft unter starkem Erbrechen leiden, müssen Sie ggf. die Insulin- oder Tablettendosis reduzieren. Es kann durch das Erbrechen zu Hypoglykämien kommen. Dem können Sie entgegenwirken, in dem Sie z.B. in kleineren Mengen Coca Cola oder andere glukosehaltige Getränke zu sich nehmen.

Schwanger mit Diabetes: Schadet eine schlechte Blutzuckereinstellung dem Fötus?

Ja. Vor allem in den ersten sechs bis acht Schwangerschaftswochen ist eine gute Blutzuckereinstellung sehr wichtig. Ein zu hoher Blutzucker in dieser Phase kann zu Missbildungen am Herzen oder zentralen Nervensystem führen.

Eine britische Studie beweist es:

Die Wissenschaftler analysierten rund 400.000 Schwangerschaften. Darunter waren 1.677 Schwangerschaften von Müttern mit Diabetes. Das Risiko für einen Geburtsfehler (v.a. angeborene Herzfehler und offener Rücken) lag bei den Schwangeren mit Diabetes bei 7%. Bei Frauen ohne Diabetes betrug es 2%.

Was den Ausschlag für das Auftreten von Geburtsfehlern entscheidend beeinflusste, war nach Erkenntnis der Studie der Blutzuckerwert am Tag der Zeugung und während der ersten sechs Wochen der Schwangerschaft. Aber zur Beruhigung: Die meisten Frauen mit Diabetes bekommen völlig gesunde Babys.

Bei guten Blutzuckerwerten droht keine Gefahr

Das sollte Sie nicht überängstlich machen oder gar von der Erfüllung des Kinderwunsches abhalten. Aber Sie müssen in dieser Zeit noch mehr als sonst auf Ihre Blutzuckereinstellung achten. Dann nämlich sei das Risiko für Geburtsfehler genauso gering wie bei jeder anderen Schwangeren auch.

Warum bekommen Mütter mit Diabetes manchmal so große Kinder?

Zum Glück kommt das heute immer seltener vor. Dass Mütter mit Diabetes deutlich zu große und zu schwere Babys zur Welt bringen, kann nur dann passieren, wenn der Blutzucker während der Schwangerschaft schlecht eingestellt war.

Die Folge: dicke Babys

Das Ungeborene produziert mehr Insulin als ihm gut tut, um den überschüssigen Blutzucker, der über das mütterliche Blut in den kindlichen Kreislauf gelangt, wieder loszuwerden. Insulin baut aber beim kleinen Baby im Bauch nicht nur Zucker ab, sondern lagert auch vermehrt Wasser und Fett ins Gewebe ein.

Komplikationen drohen

Zwar ist diese sogenannte Makrosomie selbst nicht gefährlich (außer, dass sie die Geburt erschwert), hat aber oft weitere kindliche Probleme zur Folge. Eine unzureichende Lungenreife oder starke Unterzuckerungen nach der Geburt ist keine Seltenheit.

Ist Stillen mit Diabetes erlaubt?

Ein klares Ja. Es wird sogar ausdrücklich empfohlen. Für das Kind besteht kein Risiko, da die Qualität der Muttermilch durch den Diabetes nicht beeinträchtigt ist. Im Gegenteil: Das kindliche Immunsystem wird gestärkt, und sowohl das Risiko für späteren Diabetes als auch späteres Übergewicht werden durch das Stillen sogar gesenkt.

Auch für die Mutter hat das Stillen Vorteile

Der Zuckerstoffwechsel der Mutter wird durch das Stillen positiv beeinflusst, oftmals sinkt dadurch sogar der Insulinbedarf.

Schadet der erhöhte Zuckeranteil der Muttermilch nicht dem Kind?

Ein etwas höherer Glukose-Gehalt der Muttermilch ist für das Kind kein Problem. Nur eine Unterzuckerung sollte vermieden werden.

Lebenserwartung mit Diabetes

Welchen Einfluss hat die Erkrankung auf die Lebenszeit?  

Im folgenden Abschnitt wollen wir Ihnen keine Angst machen. Aber wir möchten Sie dringend bitten, Ihre Diabetes-Erkrankung ernst zu nehmen. Wer das tut, hat gute Chancen auf eine normale Lebenserwartung. Wer das nicht tut, gefährdet sich stärker als den meisten offenbar bewusst ist.

Das größte Problem am Diabetes:

Von vielen Patienten wird die Erkrankung in ihrer Gefährlichkeit nicht so richtig ernst genommen.

Eine Krebs-Diagnose elektrisiert die Betroffenen. Sie sind bereit, fast alles zu tun, um die Krankheit zu besiegen. Die Gefahr, die von „Das bisschen Zucker“ ausgeht, wird dagegen weithin unterschätzt.

Zu Unrecht – die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat in ihrem „Gesundheitsbericht Diabetes 2017“ Studiendaten zur Lebenserwartung zusammengefasst:

  • Mann, 50 Jahre, mit Diabetes: Lebenserwartung im Schnitt um 5,8 Jahre reduziert gegenüber einem gleichaltrigen Mann ohne Diabetes;
  • Frau, 50 Jahre, mit Diabetes: Lebenserwartung im Schnitt um 6,5 Jahre reduziert;
  • Mann, 60 Jahre, mit Diabetes: Lebenserwartung im Schnitt um 4,5 Jahre reduziert;
  • Frau, 60 Jahre, mit Diabetes: Lebenserwartung im Schnitt um 4,5 Jahre reduziert.

Statistik nur als Richtwert

Aber Vorsicht bei der Interpretation: Diese Zahlen schließen eben auch die zahlreichen Betroffenen mit ein, denen es nicht gelingt, ihren Diabetes in den Griff zu bekommen.

Gute Blutzuckereinstellung: Lebenserwartung normal!

Die gute Nachricht dazu kommt von einer schwedischen Studie: Wenn es Ihnen gelingt, mit gesunder Lebensführung und konsequenter medikamentöser Behandlung Ihren Blutzuckerwert (HbA1c), Blutdruck und die Blutfettwerte im Zielbereich zu halten, ist Ihre Lebenserwartung praktisch normal.

Auch die Dänen berichten erfreuliches:

Eine andere Studie aus Dänemark hat ein im Schnitt um acht Jahre längeres Leben ermittelt, wenn man seinen Diabetes konsequent behandelt (Gæde).

Spätfolgen beim Diabetes

Warum ist die frühe Blutzuckereinstellung so wichtig?

Viele Folgeerkrankungen beim Diabetes entwickeln sich erst nach vielen Jahren. Ob sie eintreten, hängt jedoch entscheidend von einer frühzeitigen Behandlung ab.

Hoher Blutzucker: langfristig ein Problem

Diabetes: Warum kommen manche Beschwerden erst verzögert?

Theoretisch wissen wir, dass uns ein ungesunder Lebensstil, schweres Essen und wenig Bewegung auf Dauer nicht guttun. Und doch hapert es oft an der notwendigen Konsequenz und Ausdauer. Noch ist ja alles gut, wir fühlen uns fit wie ein Turnschuh.

Leider bleibt das aber nicht auf Dauer so. Neben den natürlichen Altersprozessen können uns Krankheiten frühzeitig beeinträchtigen und uns auf schmerzliche Weise spüren lassen, wie es ist, wenn eben nicht mehr alles reibungslos funktioniert. Dazu gehört auch der Diabetes mellitus.

Das Tückische am Diabetes:

Der Betroffene bemerkt anfangs oft gar nichts von der Erkrankung. Meist ist es ein Routinebefund, der irgendwann in der Hausarztpraxis auffällt. Wenn der Arzt eine Therapie einleitet, wundert sich der eine oder andere vielleicht sogar und nimmt es etwas lockerer mit der Blutzuckereinstellung. Langfristig kann das aber fatale Folgen haben.

Dass der Diabetes trotz seiner schleichenden, kaum merklichen Entwicklung keineswegs harmlos ist, zeigen die zahlreichen, zum Teil gravierenden Folgen, die er im Lauf der Jahre mit sich bringen kann.

Probleme von Kopf bis Fuß

Gehirn und Augen, Herz, Nieren und das Nervensystem, aber auch der Verdauungstrakt und die Muskeln – der Diabetes beeinträchtigt sie alle. Das kann unangenehm sein, wenn man etwa an Sodbrennen, Verstopfung oder Wadenkrämpfe denkt. Und es kann akut lebensbedrohlich werden wie beim Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Woher weiß ich, ob ich gefährdet bin?

Ob es zu solchen schwerwiegenden Komplikationen kommt, hängt ganz entscheidend davon ab, wie gut Sie eingestellt sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine adäquate Blutzuckerkontrolle von Beginn an wichtig ist, um das Risiko für Folgeschäden zu minimieren. Gerade im ersten Jahr werden die Weichen für später gestellt.

Eine Studie bietet den Beweis

Eine Untersuchung aus den USA mit über 34000 Probanden mit Typ-2-Diabetes, die über einen Zeitraum von 13 Jahren verlief, konnte nachweisen, dass HbA1c-Werte von ≥ 6,5% bereits im ersten Jahr nach der Diagnose ein erhöhtes Risiko für spätere Folgeerkrankungen bergen.

Betroffene, die schon früh Werte über 7% hatten, starben zudem früher als besser eingestellte Diabetiker. Eklatant stieg die Sterblichkeit bei einem HbA1cjenseits von 8%.

Fazit:

Nehmen Sie Ihre Erkrankung von Anfang an ernst, halten Sie Ihren Therapieplan ein und messen Sie regelmäßig Ihren Blutzucker. Wenn Sie dann noch auf einen gesunden Lebensstil achten, haben Sie gute Chancen, noch lange fit zu bleiben.

Welche Spätkomplikationen können beim Diabetes mellitus auftreten?

Zu den Spätkomplikationen beim Diabetes gehören Durchblutungsstörungen im Bereich des Herzens, des Gehirns und der Füße. Daneben können die Nieren, Augen und das Nervensystem betroffen sein.

Zucker stört die Blutversorgung

Der erhöhte Blutzucker und andere schädliche Faktoren setzen den Gefäßen nämlich auf Dauer zu. Dabei unterscheidet man zwischen großen und kleineren Gefäßen. Die Spätkomplikationen beim Diabetes unterteilen sich entsprechend in:

  • Mikroangiopathien (Veränderungen an den kleinen Gefäßen von Nieren, Augen und Nerven)
  • Makroangiopathien (Veränderungen an den großen Gefäßen von Herz, Gehirn und Extremitäten)

Von Kopf (Schlaganfall) bis Fuß (pAVK)

Was heißt das aber nun konkret, und wie relevant ist das für Sie? Unter diesen sperrigen Begriffen können sich viele vermutlich noch nicht so viel vorstellen. Tatsächlich machen sich die Schäden an den Gefäßen irgendwann aber ganz konkret bemerkbar.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass ein frühzeitig und gut behandelter Diabetes die o.g. Risiken deutlich minimiert. Achten Sie daher gut auf Ihren Blutzucker und nehmen Sie die regelmäßigen Kontrollen ernst. Es wird sich langfristig auszahlen.

Spätfolgen des Diabetes sind u.a.:

  • Schlaganfall: 2-3faches Risiko
  • Herzinfarkt: 2-3faches Risiko im Vergleich zu Nicht-Diabetikern
  • Herzrhythmusstörungen
  • Durchblutungsstörungen der Beine (pAVK)
  • Augenerkrankungen mit Erblinden: 10-25faches Risiko (Grauer Star, Grüner Star, Netzhautschäden)
  • Nierenversagen: 15-20faches Risiko
  • Blasenstörungen
  • Beinamputation: 25faches Risko
  • Nervenschäden
  • Muskelschmerzen und -schwäche, Wadenkrämpfe
  • bei Männern Erektionsstörungen, Impotenz

Diabetes und das Herz

Warum sind Bluthochdruck und Diabetes zusammen besonders gefährlich für das Herz?

Häufig leiden Betroffene sowohl unter Diabetes als auch unter Bluthochdruck. Dabei überschneiden sich die beiden Krankheiten nicht nur, sondern verstärken sich auch noch gegenseitig.

Als Folge dessen haben Diabetiker ein vier- bis sechsfach höheres Risiko für einen Herzinfarkt. Mit Bluthochdruck erhöht sich das Risiko zusätzlich um den Faktor 4.

Neben einer effektiven Behandlung und guten Einstellung von Blutzucker und Blutdruck gibt es ein paar einfache Möglichkeiten, wie sich dieses Risiko weiter senken lässt:

  • regelmäßige Bewegung: Täglich 20 Minuten senken den Blutdruck um 5 mmHg.
  • Reduzierung des Gewichts: Pro ein Kilogramm weniger sinkt der Blutdruck um 1,5 mmHg.
  • weniger Alkohol: Wer täglich nicht mehr als 1 Glas Bier oder Wein trinkt, senkt seinen Blutdruck um 5 mmHg.
  • weniger Salz: Der Verzicht auf zusätzliches Salzen reduziert den Blutdruck um 5 mmHg.
Warum verschlechtert ein zu hoher Blutzucker auch die Chancen, einen Herzinfarkt zu überstehen?

Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, haben schlechtere Überlebenschancen, wenn der Blutzuckerspiegel hoch ist. Das ist das Ergebnis einer Studie aus Göteborg.

Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben häufig gleichzeitig auch einen Diabetes – und umgekehrt. Dass Diabetes das Herzinfarktrisiko erhöht, ist seit langem bekannt. Aber was die schwedischen Wissenschaftler jetzt ermittelt haben, ist noch nicht so geläufig: Wenn es zu einem Herzinfarkt kommt, dann vergrößert eine Diabetes-Erkrankung oder auch schon eine Diabetes-Vorstufe die Wahrscheinlichkeit, an dem Infarkt zu sterben. Auch nach einer Bypass-Operation stehen für Diabetiker die Zeichen für eine Gesundung schlechter.

Warum das so ist, können die Ärzte noch nicht genau erklären. Es gibt aber Vermutungen. Wahrscheinlich verläuft der Herzinfarkt bei Menschen mit Diabetes im Schnitt schwerer als bei Nicht-Diabetikern.

Das wichtigste Fazit jedenfalls: Wenn schon eine Herz-Kreislauf-Erkrankung besteht (Bluthochdruck, verengte Herzgefäße etc.), dann sollte der Blutzucker unbedingt engmaschig (am besten halbjährlich) überprüft werden.

Quelle: University of Gothenburg, 26.03.2012

Alarmsignale bei Diabetes

Auf folgende Alarmsignale sollten Sie achten und bei Auftreten sofort den Arzt aufsuchen, damit er die Ursache klärt:

  • Übelkeit, Durchfall, Erbrechen
  • Wasserlassen brennt
  • erhöhte Temperatur
  • allgemeine Schwäche
  • Atemnot
  • Schmerzen im Unterleib
  • häufige Infektionen
  • Zittern, Schweißausbruch, Kribbeln der Haut, Herzklopfen, innere Unruhe, Benommenheit, Schwindel, Verwirrtheit

Diabetes und Schlaganfall

Bekommt man mit Diabetes häufiger einen Schlaganfall?

Ja, zumindest statistisch. So richtig überrascht das auch nicht, denn schließlich entstehen die meisten Schlaganfälle auf dem Boden einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), und mit Diabetes ist die Gefahr für eine Arteriosklerose höher.

Allerdings gibt es noch mehr Risikofaktoren, als da sind:

  • Bluthochdruck (10% weniger des oberen Blutdruckwertes senken Schlaganfall-Gefahr um 40%)
  • zu hohe Blutfettwerte (Cholesterin und Triglyceride)
  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Alkohol
  • zu wenig Bewegung
  • Stress

Beim Diabetes kommt es also nicht nur darauf an, den Blutzucker so gut wie irgend möglich zu kontrollieren und im gesunden Bereich zu halten. Man sollte auch einen möglicherweise parallel bestehenden Bluthochdruck oder zu hohen Cholesterinwert unbedingt ernst nehmen und behandeln. Eine gesunde Lebensweise minimiert die Schlaganfall-Gefahr weiter.

Steigt das Schlaganfall-Risiko mit der Krankheitsdauer?

Ja, kürzlich zeigten US-amerikanische Wissenschaftler, dass die Gefahr für einen Schlagfall mit der Zeit immer bedeutender wird.

Sie beobachteten rund 3.300 Patienten (Durchschnittsalter: 69 Jahre) über einen Zeitraum von neun Jahren. Keiner der Teilnehmer hatte zuvor einen Schlaganfall erlitten. Bei Studienbeginn waren 22% der Teilnehmer bereits an Diabetes erkrankt. Bis zum Ende der Studie hatten weitere 10% einen Diabetes entwickelt.

Insgesamt traten in diesen neun Jahren 244 Schlaganfälle auf. Dabei hatten Patienten, die bis zu fünf Jahre an Diabetes litten, ein um 70% erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall. Bei denen, die zwischen 5 und 10 Jahre lang Diabetes hatten, war das Erkrankungsrisiko bereits um 80% erhöht. Über 10 Jahre Diabetes bedeutete eine Verdreifachung des Schlaganfallrisikos.

So richtig überraschend ist das aber alles nicht. Der Ratschlag, der sich daraus ergibt: Blutzucker gut einstellen und weitere Risikofaktoren für einen Schlaganfall (Rauchen, Bluthochdruck, Bewegungsmangel etc.) so gut wie möglich beseitigen.

Quelle: STROKEAHA. 10.1161/STROKEAHA.111.641381

Höheres Krebsrisiko bei zu hohem Blutzucker

Die bislang größte Metaanalyse zu diesem Thema (Ohkuma) kommt zu folgendem Ergebnis: Diabetes ist mit einem signifikant höheren Risiko für Krebserkrankungen verknüpft. In die Auswertung gingen Daten von über 19 Mio. Patienten ein. Für Frauen nahm das relative Krebsrisiko durch Diabetes mit 27% etwas stärker zu als für Männer mit 19%.

Die Autoren der Studie vermuten, dass jahrelange erhöhte Blutzucker-Spiegel die Entstehung von bösartigen Tumoren fördern. Der karzinogene Effekt könnte über DNA-Schäden durch den erhöhten Blutzucker zu erklären sein. Dass Frauen dabei noch gefährdeter sind, könnte daran liegen, dass die Blutzucker-Einstellung bei Frauen im Schnitt schlechter gelingt als bei Männern (Kautzky-Willer).

Fazit: Wer seinen Blutzucker bei Diabetes mit der Behandlung gut in den Griff bekommt, ist deutlich weniger gefährdet.

Höheres Demenz-Risiko bei Diabetes

In einigen Studien ist ein Zusammenhang zwischen Diabetes Typ II und einer Demenz belegt. So zeigte eine Zusammenfassung von 17 Studien ein um 53% erhöhtes Alzheimer-Risiko (Zhang).

Eine mögliche Erklärung: Die sogenannte Amyloidose ist ein pathologisches Merkmal sowohl bei Alzheimer als auch Diabetes – was bedeuten könnte, dass ähnliche Mechanismen der Entwicklung beider Erkrankungen zugrunde liegen könnten. Ursächlich beteiligt ist auch bei diesem Prozess die Ernährung. Maßnahmen gegen falsche Ernährung und Bewegungsmangel müssten deshalb den Autoren (Zhang) zufolge auf der Agenda ganz oben stehen.

Weitere Komplikationen und Folgeerkrankungen bei Diabetes

Was ist eine diabetische Nephropathie?

Die diabetische Nephropathie ist eine Schädigung der Nieren, die bei lange bestehendem und schlecht eingestelltem Diabetes auftreten kann. Fünf Jahre nach der Diagnosestellung "Diabetes" haben schon 10% der Betroffenen erste Zeichen einer Nierenschädigung.

Nach 20 Jahren sind es etwa 40%. Die regelmäßige Untersuchung der Nieren ist daher bei Diabetes besonders wichtig und sollte erstmals direkt nach Bekanntwerden der Zuckererkrankung erfolgen. Auch wenn diese erste Untersuchung keinen Befund ergibt, sollte die Nierenfunktion auch danach einmal jährlich nachkontrolliert werden.

Warum sollte man sich mit Diabetes regelmäßig augenärztlich untersuchen lassen?

Insbesondere bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus kann es über die Zeit zu Augenveränderungen kommen, die im Extremfall bis zur Erblindung führen können.

Die wichtigsten Komplikationen sind die diabetische Retinopathie (krankhafte Neubildung von Gefäßen im Bereich der Netzhaut, die platzen können) und die diabetische Makulapathie (Wassereinlagerungen oder Einblutungen im gelben Fleck, dem Bereich der Netzhaut, wo die meisten Sehzellen zusammenliegen).

Das Problem:

Beide Komplikationen treten oft schleichend über Jahre auf, ohne dass man etwas davon bemerkt. Deshalb ist die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt so wichtig.

Sind Verletzungen beim Diabetiker gefährlicher als beim Nicht-Diabetiker?

Bei gut eingestelltem Blutzucker bedeuten Verletzungen für Diabetiker keine erhöhte Gefahr im Vergleich zum Nicht-Diabetiker. Die Verletzung selbst und die Umstände führen allerdings nicht selten zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Blutzuckereinstellung.

Ist der Diabetes hingegen schlecht eingestellt und der Blutzucker immer mal wieder zu hoch, besteht generell eine höhere Infektionsgefahr, die im Falle von Verletzungen besonders zu beachten ist. Viele Ärzte verschreiben in diesem Fall vorsorglich Antibiotika.

Kann Diabetes zu einer Blasenschwäche führen?

Ja, am ehesten führt Diabetes zu einer sogenannten Überlaufinkontinenz (Inkontinenz = Blasenschwäche). Das kann vorkommen, wenn bei einer diabetischen Neuropathie die Nerven, die die Blasenentleerung steuern, geschädigt werden.

Komplikation: Nierenentzündung

In der Folge kann sich die Blase nicht mehr vollständig entleeren. Die Gefahr dabei ist vor allem, dass es durch den in der Blase verbleibenden Restharn zu Harnwegsinfektionen kommen kann, die auf die Nieren übergehen können.

Kann ein Diabetes auch zu Erektionsstörungen führen?

Ja. Allerdings passiert dies eher bei schlecht eingestelltem Diabetes. Die Gründe, warum ein zu hoher Blutzucker auf Dauer zu Erektionsstörungen führt, sind vielfältig. Mögliche Ursachen der Potenzprobleme sind:

  • Durchblutungsstörungen aufgrund der Diabetes-Erkrankung
  • Nervenschädigungen durch den Diabetes (diabetische Neuropathie)
  • hormonelle Ursachen (bei Diabetikern kommt es relativ häufig zu einem leichten Testosteron-Mangel)
  • Nebenwirkungen der Medikamente (vor allem, wenn auch zusätzlich Bluthochdruck besteht)

Warum sollte man mit Diabetes regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge gehen?

Menschen mit Diabetes haben ein dreifach erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Die Ursachen dafür sind nicht endgültig geklärt.

Bevor Sie aber nun nicht mehr schlafen können: Das absolute Risiko für Darmkrebs ist immer noch gering. Es ist nur höher als bei Menschen ohne Diabetes.

Und viel wichtiger: Wenn Sie regelmäßig an Darmkrebs-Vorsorgeterminen teilnehmen, beugen Sie sehr effektiv vor. Da Darmkrebs, wenn er frühzeitig entdeckt wird, meist heilbar ist, lohnt sich dieser unbequeme Gang unbedingt!

Haben Menschen mit Diabetes häufiger Depressionen?

Diabetes macht nicht nur den Blutgefäßen, dem Herzen und den Nieren zu schaffen, sondern schlägt sich auch auf die Psyche nieder. Menschen mit Diabetes haben doppelt so häufig unter Depressionen zu leiden wie Nicht-Diabetiker.

Das könnte an der psychischen Belastung durch die Diabetes-Erkrankung liegen. Die Depression wiederum kann auch die Zuckererkrankung negativ beeinflussen – ein Teufelskreis.

Leider werden Depressionen bei Diabetikern jedoch häufig nicht erkannt. Wichtig ist daher Offenheit: Teilen Sie Ihrem Arzt mit, wenn es Ihnen nicht gut geht! Nur so kann er Ihnen helfen.

Quellen:

  • Aidin Rawshani et al; Risk Factors, Mortality, and Cardiovascular Outcomes in Patients with Type 2 Diabetes; N Engl J Med 2018; 379:633-644; DOI: 10.1056/NEJMoa1800256.
  • Gæde P et al. Years of life gained by multifactorial intervention in patients with type 2 diabetes mellitus and microalbuminuria: 21 years follow-up on the Steno-2 randomised trial. Diabetologia 2016;59:2298-307.
  • Gregg EW et al. Impact of Intensive Lifestyle Intervention on Disability-Free Expectancy: The Look AHEAD Study. Diabetes Care 2018; 41: 1040-1048. doi: 10.2337/dc17-2110.
  • Kautzky-Willer, A. et al. Sex-specific differences in metabolic control, cardiovascular risk, and interventions in patients with type 2 diabetes mellitus. Gend Med 7, 571–583 (2010).
  • Laiteerapong N et al. The Legacy Effect in Type 2 Diabetes: Impact of Early Glycemic Control on Future Complications (the Diabetes & Aging Study). Diabetes Care 2018; doi:10.2337/dc17-1144.
  • McCombie L et al. Beating type 2 diabetes into remission. BMJ 2017;358:j4030.
  • Mondal S1, Kundu B2, Saha S3. Yoga as a Therapeutic Intervention for the Management of Type 2 Diabetes Mellitus. Int J Yoga. 2018 May-Aug;11(2):129-138. doi: 10.4103/ijoy.IJOY_74_16.
  • Ohkuma, T., Peters, S. A. E. & Woodward, M. Sex differences in the association between diabetes and cancer: a systematic review and meta-analysis of 121 cohorts including 20 million individuals and one million events. Diabetologia 61, 2140–2154 (2018).
  • Zhang J et al. An updated meta-analysis of cohort studies: Diabetes and risk of Alzheimer's disease. Diabetes Res Clin Pract. 2017 Feb;124:41-47.
  • 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), 2011
  • Nature Medicine; doi: 10.1038/nm.2513
  • BDI, BMC Endocrine Disorders 2009, Band 9: 3
  • Deutsche Diabetes-Hilfe
  • Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, Berlin
  • STROKEAHA. 10.1161/STROKEAHA.111.641381
  • Diabetologe 2009; 5: 611-619 DOI 10.1007/s11428-009-0444
  • Uniklinikum Schleswig-Holstein, dgk, DDZ Düsseldorf
  • 46. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
  • British Journal of Cancer (2011; doi: 10.1038/bjc.2011)
  • BDI Bundesverband Deutscher Internisten
  • Angaben des Statistischen Bundesamtes von 1999
  • Diabetes UK Annual Professional Conference 2011, Deutsche Diabetes Gesellschaft
  • Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • The Research Partnership Ltd
  • „Gesundheitsbericht Diabetes 2017“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft. www.diabetesde.org.
  • Douros A et al. Glucagon-Like Peptide-1 Receptor Agonists and the Risk of Incident Diabetic Retinopathy. Diabetes Care 2018; 41: 2330-2338. doi:10.2337/dc17-2288.

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Kommentare: Archiv

Sport bei Typ 2
Freitag, den 19. Juli 2019 um 13:05 Uhr, alp
Eine halbe Stunde strammes Gärtnern nach dem Vollkornfrühstück und der Blutzucker ist unter 80 mg, ja, das ist kein Unterzucker, fühlt sich für einen Diabetiker aber schon fast so an.

Unterzuckerung nach Sport
Mittwoch, den 14. November 2018 um 18:28 Uhr, Schloomph
Ich nehme Tabletten gegen Diabetes II. Habe jetzt zweimal nach dem Kraftsport erleben müssen, dass ich unterzuckere. Dies, obwohl ich kein Insulin spritze.
Thema: Löchern Sie ihren Arzt
Sonntag, den 11. März 2018 um 07:56 Uhr, Volker
Wenn ich mal beim Arzt bin und alles fragen will, geht es so schnell, dass ich nach 2 Minuten wieder draußen bin. Ich habe deswegen schon mal den Arzt gewechselt. Wie oft? Heute ist leider alles vom Geld abhängig. Ich hatte z.B. im Januar starken Husten, aber einen Termin beim Lungenarzt erst für Mai bekommen. Im März ging ich daher selber in eine Klinik. Am Eingang zusammengebrochen und aufgehört zu atmen.
Ergebnis: Doppelte Lungenentzündung, Influenza A, 8 Tage Koma plus Luftröhrenschnitt.
Ich weiß, dass dieses Thema nicht ganz passt. Nur sollten die schlauen Ratgeber die Wirklichkeit nicht außer Acht lassen.
Bitte keine Antworten wie: Geh' zu einem anderen Arzt o.ä.
Bei 1100 Euro Rente kann man nicht in andere Städte fahren, wenn es im Ort nur einen Lungenarzt gibt. Des Weiteren habe ich eine Sinal Kanal Stenose und 50 Meter schmerzfreie Gehstrecke. Seit 6 Jahren! Der Neurochirurg sagt: Durchblutungsstörung, der Gefäßchirurg sagt: Spinal Kanal Stenose. Beim MRT habe ich schon eine Flatrate. Bilder dürfen ja nicht älter als 6 Monate sein. Es ist so, wie ich Anfangs beschrieben habe: Geldmacherei!
Sorry, aber das sind meine Erlebnisse seit 6 Jahren.
Diabetes
Montag, den 12. Oktober 2015 um 19:36 Uhr, Patrick
Ich arbeite bei Opel als Testfahrer in 3 Schichten, habe nun ein Attest, dass ich keine Schicht mehr arbeiten darf wegen Diabetes und schlechtem Stoffwechsel. Aber mein Chef bei Opel kennt das Attest nicht an und auch der Betriebsarzt nicht, sondern man macht sich lustig darüber, obwohl auch andere, die in der Abteilung mit Diabetes nur Normaldienst arbeiten, aber da geht es komischerweise.

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Eva Bauer
Ärztin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Haupt-Autor
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