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Eine recht neue Substanzklasse sind GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Sie werden auch Inkretin-Mimetika oder GLP-1-Analoga genannt. Hinter diesen komplizierten Bezeichnungen verbergen sich synthetisch hergestellte Polypeptide, die wir im folgenden Schnellkurs vorstellen.

Welche Medikamente gehören zu den GLP-1-Analoga?

Vertreter sind Dulaglutid (Trulicity®), Exenatid (Byetta®), Liraglutid (Victoza®) und Semaglutid (Ozempic®).

Welche Wirkung haben GLP-1-Analoga bei Diabetes?

GLP-1-Analoga senken bei Menschen mit Typ-2-Diabetes den Blutzuckerspiegel nachhaltig. Außerdem wirken sie sich günstig auf das Gewicht aus. Die dritte Stärke dieser Medikamente liegt in ihrer Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System.

Wirkung über nachgebaute Darmhormone

Die GLP-1-Analoga sind einem körpereigenen Hormon nachempfunden, dem sogenannten GLP-1. Es wird nach der Mahlzeit aus dem Darm freigesetzt und regt die Zellen der Bauchspeicheldrüse dazu an, mehr Insulin auszuschütten, um den ansteigenden Blutzuckerspiegel zu regulieren.

Mehr Insulin, weniger Glukagon

Gleichzeitig hemmen die Medikamente den Gegenspieler von Insulin, das sogenannte Glukagon, das den Blutzuckerspiegel in die Höhe treibt.

GLP-1-Analoga haben also folgende Effekte:

  • stärkere Insulinausschüttung
  • verminderte Glukagonfreisetzung

Dadurch wird der Blutzuckerspiegel nicht nur unmittelbar nach dem Essen gesenkt, sondern auch langfristig. Das lässt sich am Langzeitwert HbA1c gut verfolgen. Er kann um etwa 1-2% abfallen.

Effektive Gewichtsreduktion

GLP-1-Analoga haben daneben aber noch einige weitere Vorteile zu bieten. Sie sind z.B. gut für Diabetiker geeignet, die ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringen, da sie das Abnehmen unterstützen. Im Mittel sorgen sie immerhin für eine Gewichtsreduktion von 3 kg.

Den Gewichtsabbau erreichen die Medikamente über:

  • eine verzögerte Magenentleerung
  • ein vermindertes Hungergefühl

Herz und Gefäße profitieren

Schließlich wirken sich GLP-1-Analoga auch positiv auf Herz und Gefäße aus: Sie senken den Blutdruck, beugen Verkalkungen und damit Herzinfarkt und Schlaganfall vor und können damit die Lebenszeit verlängern. Hier schneiden Wirkstoffe wie Liraglutid (Victoza®) und Semaglutid (Ozempic®) besonders gut ab.

Die Kehrseite: Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme auftreten?

Natürlich haben die Medikamente auch ihre Schattenseite. Leider führen sie vor allem zu Beginn der Behandlung oft zu Magen-Darm-Beschwerden, die sich im Verlauf jedoch bessern.

Außerdem wurde diskutiert, ob die Medikamente das Risiko für eine Entzündung oder gar eine bösartige Tumorerkrankung des Pankreas erhöhen. In vielen Studien, die seither dazu durchgeführt wurden, konnten diese Bedenken jedoch nicht bestätigt werden. Allerdings ist die Gefahr für Gallensteine erhöht.

Hinweise zur Anwendung

GLP-Analoga werden bei Diabetes oft ergänzend eingesetzt, wenn z.B. Metformin alleine nicht ausreichend wirksam ist. Sie können aber auch alleine verabreicht werden.

Die empfindlichen Eiweißstoffe können nicht als Tabletten eingenommen, sondern müssen als Injektion ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden. Mittlerweile stehen jedoch Substanzen wie Semaglutid (Ozempic®) zur Verfügung, die nur einmal wöchentlich gespritzt werden müssen.

Gefährden GLP-1-Analoga die Augen?

GLP-1-Analoga wie Ozempic®, Victoza® und Trulicity® stehen im Verdacht, die Augen zu schädigen. So kam es unter Semaglutid (Ozempic®) vermehrt zu Komplikationen an Netzhaut und Glaskörper. Eine Studie gibt nun Entwarnung.

Vergleich mit oralen Antidiabetika und Insulin

Die Wissenschaftler verglichen bei 77.000 Personen mit Typ-2-Diabetes die neuen Medikamente mit einer Kombinationsbehandlung aus herkömmlichen Antidiabetika zum Schlucken und einer Insulintherapie (Douros et al).

Dabei schnitten die GLP-1-Analoga nicht schlechter ab. Wer damit behandelt wurde, erlitt demnach nicht häufiger eine sogenannte diabetische Retinopathie, bei der kleine Gefäße in die Netzhaut einwachsen und sie schädigen.

Die neue Substanzklasse ist noch jung und muss sich in Zukunft weiter bewähren. Ob und welche Komplikationen darunter auftreten, muss genau untersucht und beobachtet werden. Die vorliegende Studie stimmt hinsichtlich der Augen jedenfalls zuversichtlich.

Quellen:

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

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