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Was ist dran an Curry, Lakritze, Zimt und Co.?

Neben den bekannten Medikamenten und Insulin wird auch eifrig nach pflanzlichen Wikstoffen gesucht, von denen Diabetiker profitieren können. Die Wissenschaftler sind  in Rotwein und Currypulver fündig geworden und haben Vielversprechendes entdeckt:

Was ist Resveratrol?

Resveratrol ist vor allem als Bestandteil im Rotwein bekannt. Neben Weintrauben enthalten aber auch andere Früchte, Beeren und Erdnüsse den Stoff, dem entzündungs- und sogar krebshemmende Wirkungen nachgesagt werden. Untersuchungen zur Wirkung des Resveratrols bei Diabetes existieren bislang nur für den Typ II.

Wie wirkt Resveratrol bei Diabetes mellitus?

In einer kleinen Studie konnte gezeigt werden, dass Resveratrol sowohl den Nüchternblutzucker als auch das Nüchterninsulin signifikant senkte. Gleichzeitig wurde der Langzeitblutzucker gesenkt und die Insulinsensitivität der Zellen erhöht.

Neben den für Diabetes mellitus typischen Faktoren verbesserten sich auch die Cholesterinwerte (LDL, HDL und Gesamtcholesterin), und der systolische Blutdruck konnte gesenkt werden.

Zudem wurde die Ansammlung und Speicherung von Fetten (Triglyceriden) in der Leber gehemmt, die Verbrennung der Fettsäuren (β-Oxidation) angeregt und entzündliche Prozesse verringert.

Eine kleine Dosis genügt

Die Insulinresistenz verbesserte sich bereits bei einer Dosis von 10 mg Resveratrol pro Tag.

Im Detail: Der Wirkmechanismus von Resveratrol

Resveratrol senkt direkt die Blutzuckerkonzentration. Ursache ist vermutlich eine durch Resveratrol induzierte Erhöhung der Expression des sogenannten GLUT-4-Transporters, der die insulinabhängige Glucoseaufnahme in die Zellen steuert.

Zudem aktiviert Resveratrol das Enzym AMP-abhängige Kinase (AMPK), wodurch die Energiebereitstellung in der Zelle durch Erhöhung des ATP-Spiegels verbessert und die Insulinsensitivität des GLUT-4-Transporters erhöht wird. Weniger Insulin wird somit für die Glucoseaufnahme in die Zelle benötigt und die Bauchspeicheldrüse entlastet.

Resveratrol und Insulin

Resveratrol schützt die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vor oxidativen Schäden, indem es Enzyme aktiviert, die freie Radikale abfangen. Auch konnte unter Resveratrol eine Reduktion der Insulinausschüttung beobachtet werden. Da die Betazellen so weniger schnell erschöpfen, kann ihre Überlebenszeit verlängert werden.

Welchen Effekt hat die Curry-Pflanze Kurkuma?

Die ingwerähnliche Kurkuma-Pflanze ist im südostasiatischen Raum seit Jahrhunderten für ihre diversen Heilwirkungen bekannt und geschätzt. Sie wird manchmal auch Gelbwurz oder indischer Safran genannt. Mittlerweile entdeckt auch die westliche Medizin die positiven Effekte, die vor allem der gelbe Farbstoff Curcumin offenbar bereithält.

Kurkuma hilft bei Typ I und Typ 2 Diabetes

Die antientzündlichen und antioxidativen Eigenschaften von Kurkuma könnten dabei auch in der Behandlung des Diabetes und seiner potentiellen Spätfolgen von Bedeutung sein. Dies betrifft sowohl den insulinpflichtigen als auch den nicht-insulinpflichtigen Diabetes.

Günstige Wirkung auf den Blutzucker

Erste Untersuchungen belegen, dass Curcumin imstande ist zu hohe Zuckerspiegel und erhöhte Blutfette zu reduzieren. Offenbar wird die Glukose-Aufnahme in die Zelle erhöht – und das laut einiger wissenschaftlicher Publikationen um ein Vielfaches stärker als das bewährte Metformin.

Auch die Glukosebildung in der Leber kann demnach ähnlich gut gemindert werden, wie es bei einigen bekannten Diabetes-Medikamenten der Fall ist. Ebenso wurde in einzelnen experimentellen Studien ein äußerst positiver Effekt auf die Insulinresistenz festgestellt, die als eine der Hauptursachen des Altersdiabetes gilt.

Kur für die Pankreas

Sogar destruktive, sogenannte nekrotische Prozesse an den Pankreaszellen konnten laut einiger Forschungsberichte durch den Kurkuma-Extrakt gebremst werden.

Außerdem könnte Curcumin in der Vorbeugung und Behandlung diabetischer Langzeitschäden gute Dienste tun – so beispielsweise bei der gefürchteten Nephropathie, Retinopathie und Mikroangiopathie.

Hier setzt die Diabetes-Forschung speziell auf den in vielen Untersuchungen bereits belegten Gefäßschutz. Der Wirkstoff senkt dabei nicht nur zu hohen Blutdruck, sondern wirkt explizit auch kleinsten Entzündungen in den Gefäßwänden entgegen, was gerade bei Diabetikern sehr wichtig ist.

Kurkuma: Gut für die Nerven

Und auch bei der häufigen und oft sehr unangenehmen diabetischen Neuropathie konnten in Studien Veränderungen gemessen werden: So zeigte sich bei Tieren eine Milderung der Nervenschmerzen sowie eine Besserung der typischen polyneuropathischen Gefühlsstörungen, insbesondere bei der Empfindung von Wärme und Kälte.

Bei all den erstaunlichen Wirkungen, die Curcumin höchstwahrscheinlich auf den diabetischen Stoffwechsel hat, ist bis zur Entwicklung von praxistauglichen Therapieoptionen wohl leider noch Geduld gefragt. Die oben gelisteten Beobachtungen sind in der Tat sehr vielversprechend, stecken aber noch tief in den Kinderschuhen.

Probieren schadet nicht

Wer keine letzten wissenschaftlichen Absegnungen braucht, kann hochwertige Curryextrakte oder geeignete Nahrungsergänzungsmittel mit Curcumin probieren. Letztere haben den Vorteil, dass sie meist eine deutlich bessere Bioverfügbarkeit als reguläre Gewürzpulver haben.

Im Zweifelsfall: Ziehen Sie Ihren Arzt zu Rate

Jegliche Ernährungsumstellung sollte gerade bei Diabetikern aber unbedingt mit dem Diätplan vereinbar sein und mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Gibt es noch weitere Pflanzenstoffe, die bei Diabetes helfen? Warum sollte ich hier kritisch sein?

Noch mehr aus der Natur

Aber auch an anderen Gewürzen und Pflanzen wird geforscht. Mit mehr oder weniger erfolgversprechenden Aussichten:

Eignet sich Zimt zur Blutzuckersenkung?

Eine mögliche blutzuckersenkende Wirkung von Zimt wird schon seit längerem diskutiert. Mittlerweile gibt es auch erste, kleinere Studien, die dieser Frage systematisch nachgegangen sind. Die Ergebnisse sind allerdings uneindeutig.

Kein langfristiger Benefit

Demnach vermag Zimt in größerer Dosierung (1-6 Gramm täglich) kurzfristig tatsächlich den Blutzucker zu senken. Der HbA1c-Wert wurde aber nicht verändert, d.h. im sogenannten Blutzuckergedächtnis (HbA1c zeigt an, wie der Blutzucker in den letzten Wochen eingestellt war) war der positive Effekt nicht sichtbar.

Nebenwirkungen unbekannt

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnt sogar vor den freiverkäuflichen Zimtpräparaten, da die Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist und vor allem auch verlässliche Daten zu möglichen unerwünschten Effekten fehlen.

Außerdem enthalten einige Präparate relativ hohe Mengen an Cumarin, das in höheren Konzentrationen gesundheitsschädlich sein kann.

Fazit:

Nach den Kriterien der modernen Medizin konnte Zimt seine Wirkung bei Diabetes noch nicht nachweisen, ist aber weiterhin in Diskussion.

Süßholzwurzel: Heilmittel gegen Diabetes?

Die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza) ist eine Pflanze, die schon in der Antike als Heilmittel genutzt wurde. Heute dient sie vor allem als Rohstoff für Lakritze. Ihre gesundheitsfördernde Wirkung wird erst langsam wieder ausgegraben.

Jetzt wurde festgestellt, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Süßholzwurzel den Blutzucker senken und damit Wirkstoffe gegen Diabetes liefern können.

Bisher war bekannt, dass die Süßholzwurzel Substanzen enthält, die gegen Erkrankungen der Atemwege helfen und den Magen beruhigen. Nun haben Wissenschaftler in der essbaren Wurzel der Pflanze eine Gruppe von Naturstoffen identifiziert, die antidiabetische Wirkungen entfalten: die Amorfrutine.

Wie wirken Amorfrutine?

Diese Stoffe senken den Blutzucker, indem sie direkt in der Zelle Vorgänge aktivieren, die den Fett- und Zuckerstoffwechsel verbessern. Dadurch wird die Konzentration von Fettsäuren und Glukose gesenkt. Das führt zu einem verringerten Glukosespiegel und verhindert so eine mögliche Insulinresistenz, die die Hauptursache für Altersdiabetes ist.

Nur mit Lakritze den Blutzucker senken funktioniert nicht

Wissenschaftler mahnen aber, dass Süßholztee oder Lakritze nicht ausreichen, um diese Wirkung zu erzielen. Dazu sei die notwendige Konzentration der Amorfrutine viel zu gering.

Noch ist Geduld gefragt

Derzeit werden spezielle Verfahren getestet, mit denen sich Amorfrutin-Extrakte industriell erzeugen lassen. Dann werden diesen Wirkstoffen aber große Möglichkeiten eingeräumt. Denn möglicherweise lassen sie sich auch zur Vorbeugung gegen Diabetes verwenden.

Süßholzwurzel macht die Leber fit und bekämpft Entzündungen

Zwei andere Wirkungen haben die Amorfrutine bereits gezeigt. Sie können einer Fettleber vorbeugen. Und sie wirken entzündungshemmend.

Quellen:

  • Vallianou NG, Evangelopoulos A, Kazazis C. Resveratrol and diabetes. Rev Diabet Stud. 2013 Winter;10(4):236-42. doi: 10.1900/RDS.2013.10.236. Epub 2014 Feb 10. PMID: 24841877; PMCID: PMC4160010.
  • Dan-Dan Huang et. al. A review on the potential of Resveratrol in prevention and therapy of diabetes and diabetic complications, Biomedicine & Pharmacotherapy, Volume 125, 2020, 109767, ISSN 0753-3322. https://doi.org/10.1016/j.biopha.2019.109767.
  • Somlak Chuengsamarn et al. Curcumin Extract for Prevention of Type 2 Diabetes. Diabetes Care. 1 November 2012; 35 (11): 2121–2127. https://doi.org/10.2337/dc12-0116.
  • Marton LT, Pescinini-E-Salzedas LM, Camargo MEC, Barbalho SM, Haber JFDS, Sinatora RV, Detregiachi CRP, Girio RJS, Buchaim DV, Cincotto Dos Santos Bueno P. The Effects of Curcumin on Diabetes Mellitus: A Systematic Review. Front Endocrinol (Lausanne). 2021 May 3;12:669448. doi: 10.3389/fendo.2021.669448. PMID: 34012421; PMCID: PMC8126655.
  • Khan A et al. Cinnamon improves glucose and lipids of people with type 2 diabetes. Diabetes Care. 2003 Dec;26(12):3215-8. doi: 10.2337/diacare.26.12.3215. PMID: 14633804.
  • Mang B et al. Effects of a cinnamon extract on plasma glucose, HbA, and serum lipids in diabetes mellitus type 2. Eur J Clin Invest. 2006 May;36(5):340-4. doi: 10.1111/j.1365-2362.2006.01629.x. PMID: 16634838.
  • Ammon, HPT. Zimt: Als Nahrungsergänzung nicht für Diabetiker geeignet (2008). www.aerzteblatt.de.
  • Süßholzwurzel liefert Wirkstoffe gegen Diabetes (2012). Max-Planck-Gesellschaft. www.mpg.de.

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
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    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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