Diltiazem: Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 15. Dezember 2021 07:23
Wie wirkt der Blutdrucksenker Diltiazem (Dilzem®) auf das Herz-Kreislauf-System? Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme des Kalziumblockers auftreten? Und wann sollte man besser auf das Medikament verzichten? Mehr zu diesen Themen lesen Sie in folgendem Beitrag.
Wirkung
Was sind Kalziumantagonisten vom Diltiazem-Typ?
Diese Gruppe der Kalziumantagonisten werden auch als Benzothiazepine bezeichnet. Sie nehmen eine Zwischenstellung zwischen den anderen beiden Gruppen der Kalziumantagonisten ein, denn sie wirken auf die Gefäße und auf das Herz.
Sie stellen also die Gefäße weit und senken die Herzfrequenz, allerdings weniger ausgeprägt wie Kalziumantagonisten vom Verapamil-Typ. Sie finden deshalb bei der Blutdrucksenkung und bei Herzerkrankungen Anwendung.
Welche Wirkstoffe bzw. Medikamente sind Kalziumantagonisten vom Diltiazem-Typ?
Wichtigste Substanz der Gruppe der Kalziumantagonisten vom Diltiazem-Typ (Benzothiazepine) ist Diltiazem. Handelsnamen sind Dilsal®, Diltiuc® und Dilzem®.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können unter Diltiazem (Dilzem) auftreten?
Der Wirkstoff Diltiazem ist im Allgemeinen sehr gut verträglich und verursacht meistens keine Nebenwirkungen. Dennoch sind unerwünschte Begleiteffekte nicht ganz auszuschließen.
1-10 % der Anwender sind von folgenden Nebenwirkungen betroffen:
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- gestörte Erregungsweiterleitung im Herz (AV-Block)
- Herzklopfen
- Hitzewallungen
- Verstopfung
- Magenbeschwerden (Völlegefühl, Sodbrennen und Übelkeit)
- Hautrötung
- Juckreiz
- Unwohlsein
Zu den gelegentlichen, unerwünschten Wirkungen gelten Nervosität, Schlaflosigkeit, Halluzinationen und der Anstieg der Leberwerte. Zudem berichten Patienten von einem langsamen Herzschlag und niedrigem Blutdruck nach dem Aufstehen. Auch Erbrechen und Durchfall zählen zu den Beschwerden.
Weitere seltenere Begleiteffekte entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel Ihres Medikaments.
Macht Diltiazem Männer unfruchtbar?
Auszuschließen ist das nicht, insbesondere wenn der Wirkstoff langfristig eingenommen wird. Wie verschiedene Studien zeigen konnten, kann die Therapie die männliche Fruchtbarkeit vorübergehend einschränken. Bei unerfülltem Kinderwunsch wäre also eine Umstellung der Blutdruckmedikation durchaus einen Versuch wert. Spätestens nach Absetzen von Diltiazem sollte dem Nachwuchs aber nichts mehr im Wege stehen.
Ist eine Überdosis Diltiazem gefährlich?
Ja. Haben Sie zu viel des Kalziumblockers Diltiazem eingenommen, sind negativ Auswirkungen auf die Herzarbeit möglich. Schlimmstenfalls kann eine Überdosierung sogar tödlich enden. Je nach Einnahmemenge sind ein niedriger Blutdruck, Verlangsamung des Herzschlages, Herzmuskelschwäche und Störungen der Reizleitung am Herz bis hin zum Herz-Kreislauf-Stillstand die Folge.
Überdosis Diltiazem: was tun?
Aufgrund der eventuell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen einer größeren Menge Diltiazem sollten Sie sofort den Notarzt benachrichtigen bzw. ein Krankenhaus aufsuchen. Zögern Sie nicht Hilfe zu holen, es geht schließlich um Ihre Gesundheit und Ihr Leben.
Wann nicht?
Wann darf Diltiazem (Dilzem) nicht eingenommen werden?
Es gibt einige Situationen, in denen Sie auf Medikamente mit dem Wirkstoff Diltiazem lieber verzichten sollten. Diese sogenannten Gegenanzeigen (Kontraindikationen) sind:
- Herzinfarkt mit Kompliktionen wie verlangsamtem Herzschlag und niedrigem Blutdruck
- ausgeprägte Herzmuskelschwäche, z. B. mit Lungenstauung.
- Vorhofflimmern/-flattern und gleichzeitiges Vorliegen des sogenannten WPW-Syndroms
- bestimmte Erregungsleitungsstörungen am Herzen (z. B. höhergradiger AV-Block (atrioventrikulärer Block) und Sinusknotensyndrom ohne Korrektur durch einen Herzschrittmacher)
- reduzierte Herzfrequenz (Bradykardie)
- gleichzeitige Einnahme von Ivabradin (Herzmittel zur Behandlung der Angina pectoris)
- Allergie gegen die Substanz Diltiazem
- Schwangerschaft
- Stillzeit
Weitere Situationen, in denen Achtsamkeit angeraten ist
Durch die Einnahme von Diltiazem kann eine bereits bestehende Erregungsleitungsstörung der Herzens (AV-Block Grad I, SA-Block Grad I, Links- oder Rechtsschenkelblock) zu Herz-Kreislauf-Problemen führen. Bei diesen Vorerkrankungen, wie auch bei sehr niedrigem Blutdruck oder Betablocker-Einnahme sind Vorsichtsmaßnahmen wie z. B. ärztliche Kontrolluntersuchungen empfehlenswert.
Auch wenn eine Operation ansteht, ist Vorsicht geboten; denn das Herzmedikament kann in Kombination mit Narkosemitteln die Herzarbeit negativ beeinflussen. Vergessen Sie also nicht vor dem Eingriff den Narkosearzt über die Diltiazem-Einnahme zu informieren.
Unter Umständen können trotz sachgemäßer Dosierung erhöhte Blutspiegel an Diltiazem auftreten. Dies gilt insbesondere für ältere Personen und Anwender mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion. Hier ist es besonders wichtig, Gegenanzeigen streng zu beachten. Speziell bei Behandlungsbeginn sollte die Herzfrequenz regelmäßig kontrolliert werden, um Nebenwirkungen frühzeitig aufzudecken. Gegebenenfalls ist nämlich eine Dosisreduktion erforderlich.
Wie auch andere Präparate aus der Gruppe der Kalziumkanalblocker hemmt Diltiazem die Darmaktivität. Die mögliche Folge: Verstopfung. Falls Sie bereits unter einem trägen Darm leiden bzw. das Risiko für einen Darmverschluss bei Ihnen erhöht ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache halten und das Medikament nur mit Vorsicht anzuwenden.
Weitere Erkrankungen, bei denen von einer Medikation mit Diltiazem dringend abzuraten ist, sind:
- angeborene Galaktoseintoleranz (Galaktosämie)
- Laktoseintoleranz (Lactase-Mangel)
- Glucose-Galaktose-Malabsorption
Mit welchen Medikamenten verträgt sich Diltiazem nicht?
Der Kalziumantagonist Diltiazem kann nicht mit allen Medikamenten problemlos kombiniert werden bzw. sollten Sie sich vom behandelnden Arzt beraten lassen, auf was Sie achten müssen. Das Problem: Eine gemeinsame Einnahme kann die Wirkung des Diltiazems oder des anderen Präparats erheblich steigern oder reduzieren. Die möglichen Folgen sind Zeichen einer Über- oder Unterdosierung und ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko.
- Lithium (Stimmunstabilisator bei manischen oder bipolaren Erkrankungen)
- Theophyllin (Medikament zur Behandlung von Asthma und COPD)
- Nitro, Nifedipin (Einsatz z. B. bei Angina Pectoris)
- Amiodaron, Digoxin, Digitoxin (Herzstärkende und -rhythmusregulierende Substanzen)
- Carbamazepin (Arzneimittel gegen Epilepsie)
- Rifampicin (ein Antibiotikum)
- Cimetidin, Ranitidin (Präparate gegen Sodbrennen)
- Ciclosporin, Tacrolimus und Sirolimus (Medikamente zur Hemmung des Immunsystems)
- Midazolam, Triazolam, Diazepam (Schlaf- oder Beruhigungsmittel)
- Kortikosteroide (Methylprednisolon)
- Statine (Cholesterinsenker)
Da das Herzmedikament mit zahlreichen Arzneimitteln Wechselwirkungen eingehen kann, finden Sie in unserer Auflistung nur einen Überblick der besonders geläufigen Präparate. Eine vollständige Aufzählung aller Substanzen entnehmen Sie bitte der Gebrauchsinformation.
Quellen:
- Maucher, I V. Diltiazem. www.gelbe-liste.de.
- Fachinformation für Diltiazem AbZ 60 mg Tabletten