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Woran erkennt man eine Laktoseintoleranz? Wie entsteht die Milchzuckerunverträglichkeit und geht sie wieder weg? Was darf man dann nicht mehr essen und trinken? Fragen dazu beantworten wir in diesem Kapitel.

Einführung

Was ist eine Laktoseintoleranz?

Die im Medizinerlatein Laktoseintoleranz genannte Milchzuckerunverträglichkeit beruht auf einem angeborenen oder erworbenen Mangel des Enzyms Laktase. Dadurch gelangt der ungespaltene Milchzucker (Laktose) vom Dünndarm, wo er eigentlich hätte zerlegt und resorbiert werden sollen, unverdaut in den Dickdarm.

Dort werden die Zuckermoleküle von Bakterien aufgenommen und zu Milchsäure, Essigsäure und verschiedenen Gasen (z.B. Methan und Kohlendioxid) vergoren, die die typischen Unverträglichkeitsbeschwerden mit Blähungen, Völlegefühl und kolikartigen Bauchschmerzen verursachen. Da die unverdaute Laktose Wasser im Darm bindet, kommt es zu akuten, manchmal auch blutigen Durchfällen.

Nicht jeder hat Symptome

Die Ausprägung und Heftigkeit der Symptome ist individuell unterschiedlich und hängt u.a. von der aufgenommenen Laktosemenge und dem Ausmaß des Enzymmangels ab. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen hat tatsächlich Beschwerden. Zudem besteht die Unverträglichkeit selten zu 100%, so dass kleinere Mengen Milchzucker von vielen Menschen mit Laktoseintoleranz noch vertragen werden können.

Weltweit betrachtet stellt die Laktoseintoleranz nach dem Kleinkindalter gegenüber dem evolutionsbiologisch jüngeren Phänomen der lebenslangen Laktosetoleranz den Normalfall dar. In unserem Kulturkreis betrifft sie allerdings nur etwa 10-20% der Bevölkerung. Durch (überwiegende) Meidung milchzuckerhaltiger Nahrungsmittel, ggf. auch durch Zusatz von Laktase lassen sich die Beschwerden umgehen.

Um welche Laktose geht es bei der Laktoseintoleranz?

Bei Laktose handelt es sich um ein Zuckermolekül (Kohlenhydrat), das in der Milch vorkommt, und nicht um ein Eiweiß (Protein).

Im Gegensatz zum Milcheiweiß, das sich von (Säugetier-) Art zu Art unterscheidet und bei Artfremdheit Allergien auslösen kann, ist der Milchzucker bei allen Spezies inklusive Mensch gleich. Egal aus welcher Milch er stammt.

Ist die Laktoseintoleranz eine Milchzuckerallergie?

Nein, die Laktoseintoleranz ist keine Allergie, sondern ein Unverträglichkeitsgeschehen, das ohne jede Beteiligung des Immunsystems allein durch den ungespaltenen Milchzucker verursacht wird.

Der manchmal verwendete Begriff Milchzuckerallergie ist deshalb falsch und irreführend. Es besteht zudem Verwechslungsgefahr mit der Milcheiweißallergie, bei der es zu einer allergischen Immunreaktion und der Bildung von Antikörpern gegen das Milchprotein kommt.

Die Unterscheidung ist insofern von Bedeutung, als bei einer Allergie auf sämtliche Milchprodukte verzichtet werden muss, was bei der Unverträglichkeit häufig nicht der Fall ist.

Welche Formen der Laktoseintoleranz werden unterschieden?

Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Laktoseintoleranz (was so viel bedeutet wie: von alleine da oder erst in Folge einer anderen Erkrankung entstehend).

Formen der primären Laktoseintoleranz:

  • Endemische Laktoseintoleranz: häufigste Form; wird vererbt; weltweit im Schnitt 75% aller Erwachsenen betroffen, in Deutschland ca. 10-15%; Hälfte der Betroffenen symptomlos; Auftreten von Beschwerden meist nach dem 5. Lebensjahr.
  • Kongenitaler Laktasemangel (Alaktasie): sehr selten; vererbter Gendefekt führt zu komplettem Laktasemangel aufgrund fehlender Enzymbildung von Geburt an.
  • Entwicklungsbedingter Laktasemangel: selten, v.a. bei Frühgeborenen; Enzymmangel aufgrund unvollständig entwickelter Darmschleimhaut; meist nicht über das 1. Lebensjahr hinaus existent.

Sekundäre Laktoseintoleranz:

Aufgrund einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut wird keine oder zu wenig Laktase produziert. Wird die Grundkrankheit erfolgreich behandelt, verschwindet im Normalfall auch die erworbene Milchzuckerunverträglichkeit wieder.

Symptome

Was sind typische Anzeichen einer Laktoseintoleranz?

Die typischen Beschwerden der Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) treten direkt oder einige Stunden nach dem Verzehr von milch(zucker)haltigen Nahrungsmitteln auf. Meist handelt es sich um eher unspezifische Magen-Darm-Probleme, die mehr oder weniger stark ausgeprägt sein können:

  • Bauchschmerzen oder Bauchdrücken, manchmal auch krampfartig (Kolik)
  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Flatulenz (so elegant nennen das Ärzte, wenn man ständig pupsen muss)
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • eventuell Mundgeruch

Welche unspezifischen Beschwerden können bei einer Laktoseintoleranz auftreten?

Das Erscheinungsbild einer Milchzuckerunverträglichkeit muss nicht auf den Verdauungstrakt beschränkt sein. Zum einen können die Unverträglichkeitsreaktionen im Darm weitere Folgewirkungen nach sich ziehen.

Zum anderen entstehen bei der bakteriellen Vergärung der ungespaltenen Laktose im Dickdarm verschiedene Wirkstoffe, die eine Vielzahl relativ unspezifischer Begleitsymptome auszulösen vermögen. Diese können zum Teil auch dauerhaft auftreten, also nicht nur direkt nach dem Essen. Beschrieben wurden u.a.:

  • Abgeschlagenheit
  • Anspannungsgefühl
  • Atembeschwerden
  • Darmblutungen (bei Laktoseeinnahme über längere Zeit)
  • depressive Verstimmungen
  • Erschöpfungszustände
  • Essstörungen und Heißhungerattacken
  • fettige oder trockene Haare
  • Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben
  • Gliederschmerzen
  • Halsschmerzen
  • Hämorrhoiden
  • Hautausschlag, Neurodermitis, Akne oder trockene Haut
  • Herzklopfen
  • innere Unruhe, Nervosität
  • Konzentrationsstörungen
  • Kopfschmerzen (ggf. Migräneanfälle)
  • Kreislaufprobleme
  • Lust und Freudlosigkeit
  • Mangelerscheinungen
  • Müdigkeit (auch chronische Müdigkeit)
  • Mundgeruch und belegte Zunge
  • Nervosität
  • Niedergeschlagenheit und Motivationsmangel
  • Schlafstörungen
  • Schwächeanfälle
  • Schwindelgefühl
  • Sodbrennen
  • subjektives Krankheitsgefühl
  • trockene Schleimhäute
  • Übergewicht (wegen gestörtem Verdauungsvorgang)
  • Verstopfung

Kann eine Laktoseintoleranz zu Durchfall führen?

Ja. Und wenn es immer wieder zu Durchfall kommt, also nicht nur im Rahmen einer akuten Magen-Darm-Infektion, muss man diese Möglichkeit auch prüfen. Gerade bei Kindern, die andere Beschwerden im Magen oder Darm noch nicht so genau umschreiben können, ist Durchfall mitunter das "auffälligste" Symptom einer Laktoseintoleranz.

Das wichtigste Indiz dafür, dass es sich um eine Milchzuckerunverträglichkeit handelt, ist der zeitliche Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Beschwerden. Wenn also unmittelbar nach dem Verzehr von Milch, Joghurt & Co oder einige Stunden danach der Bauch drückt oder Blähungen auftreten, dann rückt die Laktose in den engen Kreis der Verdächtigen. Oder eben auch bei nachfolgendem Durchfall. Und Achtung: Milchzucker bzw. Laktose ist in zahlreichen Lebensmittel enthalten, auch in solchen, die gar nicht nach Milch aussehen.

Durchfall selten das einzige Symptom

Da aber eine Laktoseintoleranz höchst selten "nur" durch Durchfall unangenehm auffällt, sondern auch durch zahlreiche andere Magen-Darm-Beschwerden (Schmerzen, Bauchkrämpfe, Übelkeit, geblähter Bauch, wildes Pupsen), sollten Sie in einem solchen Verdachtsfall sehr genau hinschauen. Das sicherste Anzeichen für eine Milchzuckerunverträglichkeit ist das Verschwinden der Symptome nach Verzicht auf Laktose-haltige Nahrungsmittel.

Warum können auch Kopfschmerzen und Herzrasen Symptome einer Laktoseintoleranz sein?

Bei einer Laktoseintoleranz gelangt der ungespaltene Milchzucker in den Dickdarm und wird dort von den Darmbakterien vergoren. Die Gärungsprodukte Wasserstoff, Methan, Kohlendioxid und kurzkettige Fettsäuren sind für die Unverträglichkeitsbeschwerden wie Blähungen und Durchfälle verantwortlich.

Es können aber noch einige andere biologisch aktive Substanzen, sogenannte biogene Amine, in den bakteriellen Ab- und Umbauprozessen gebildet werden. Daher ist das Erscheinungsbild einer Milchzuckerunverträglichkeit nicht unbedingt auf den Verdauungstrakt beschränkt, sondern kann der relativ unspezifischen Symptomatik zahlreicher anderer Krankheiten ähneln.

Drei Beispiele für biogene Amine, ihre Ausgangssubstanzen und ihre Wirkungen:

Ausgangssubstanz: Tyrosin

  • Biogenes Amin: Tyramin
  • Wirkungen: Blutdruckanstieg, Herzklopfen, Kopfschmerzen

Ausgangssubstanz: Phenylalanin

  • Biogenes Amin: Phenylethylamin
  • Wirkungen: Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit

Ausgangssubstanz: Histidin

  • Biogenes Amin: Histamin
  • Wirkungen: Pseudoallergie, Clusterkopfschmerz, Koliken, Gesichtsrötung (Flush)

Was kann noch alles hinter einer vermeintlichen Laktoseintoleranz stecken?

Bei Erwachsenen und Kindern mit Verdacht auf Laktoseintoleranz ist ärztlicherseits an folgende Differenzialdiagnosen zu denken:

  • Colitis ulcerosa
  • Fruktosemalabsorption
  • Morbus Crohn
  • Nahrungsmittelallergien
  • Norovirus
  • Reizdarmsyndrom
  • Rotavirus
  • Zöliakie

Bevor Sie sich jetzt aber zu große Sorgen machen: Meistens stecken hinter den Magen-Darm-Problemen eher harmlosere Ursachen.

Tests und Untersuchungen

Kann man eine Laktoseintoleranz selbst testen?

Prinzipiell ja. Der Selbsttest besteht ganz einfach darin, nach einigen Tagen ohne Einnahme von Milchprodukten ein Glas Milch zu trinken und zu beobachten, ob innerhalb einiger Stunden wieder die typischen Unverträglichkeitserscheinungen wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Blähungen und Gasansammlungen im Bauchraum (Meteorismus) bzw. deren Ausscheidung (Flatulenz) auftreten.

Bei der anderen Form der Eigendiagnose, dem sogenannten Diättest, wird mehrere Tage lang auf alle laktosehaltigen Lebensmittel verzichtet und geprüft, ob das Beschwerdebild ausbleibt.

Beide Versionen sind für eine sichere Diagnose zu ungenau. Da beim Selbsttest sogar Beschwerden provoziert werden und die Diät möglicherweise auch ohne Testabsicht notgedrungen bereits praktiziert wird, empiehlt es sich, gleich zum Arzt zu gehen, um mithilfe genauerer Tests Sicherheit zu erlangen.

Wie wird eine Laktoseintoleranz festgestellt?

Das Beobachten des Auftretens von Beschwerden nach Milchaufnahme und des Ausbleibens derselben beim vollständigen Meiden von Milcherzeugnissen (Milchkarenz), möglicherweise festgehalten in einem Ernährungstagebuch, sind für die Diagnose wegweisend. Beim Säugling ist es die Beschwerdefreiheit bei Ernährung mit laktosefreier Spezialmilch.

Über diese, vom Arzt während der Anamnese abgefragten Beobachtungen hinaus gibt es eine Reihe von Tests, die bei bestehendem Verdacht auf Milchzuckerunverträglichkeit durchgeführt werden können:

  • Selbsttest, Diättest
  • Laktosetoleranztest
  • H2-Atemtest
  • Gentest
  • Dünndarmbiopsie (kein Routinetest)

Was ist der orale Milchzuckerbelastungstest?

Der orale Milchzuckerbelastungstest ist die in der ärztlichen Praxis – vor allem bei Erwachsenen – üblicherweise angewandte Methode zur Sicherung der Diagnose bei Verdacht auf Laktoseintoleranz.

Dabei trinkt der zu Untersuchende eine Laktoselösung auf nüchternen Magen. Im anschließenden Zeitraum von 2 Stunden werden einerseits mehrfach die Blutzuckerwerte bestimmt (Laktose-Toleranztest) und andererseits der Wasserstoff-Anstieg in der Ausatemluft (H2-Atemtest).

Das Gesamtergebnis aus beiden Messverfahren dient dann der Diagnosestellung. Ein Nachteil bei diesem Verfahren für Ihr Kind besteht darin, dass mit einem Auftreten der Unverträglichkeitsbeschwerden zu rechnen ist.

Wie wird der Laktosetoleranztest durchgeführt?

Bei diesem zweistündigen Test erhält der Betroffene 50 g Laktose (bzw. 2 g/kg Körpergewicht), aufgelöst in Wasser zum Trinken. Zuvor wird sein Nüchtern-Blutzuckerspiegel bestimmt und danach alle 30 Minuten erneut die Glukosekonzentration im Blut gemessen.

Leiden Sie, bzw. Ihr Nachwuchs an einer Laktoseintoleranz, kommt es zu keinem oder nur einem geringen Anstieg seines Blutzuckerspiegels, da der eingenommene Milchzucker im Darm nicht gespalten und resorbiert werden kann. Zudem kommt es möglicherweise zu den erwartbaren Beschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Bauchkrämpfen.

Arbeitet die Laktase dagegen auf vollen Touren, steigt die Glukosekonzentration im Blut an (> 25 mg/dl im Kapillarblut, > 20 mg/dl im venösen Blut) und die Magen-Darm-Symptomatik bleibt aus.

Wann gilt die Diagnose einer Laktoseintoleranz als gesichert?

Aus lehrbuchmedizinischer Sicht gilt das Vorliegen einer Laktoseintoleranz als diagnostisch gesichert, wenn die beiden mit dem oralen Milchzuckerbelastungstest verbundenen Testverfahren folgendes Ergebnis zeigen:

  • Wasserstoff-Anstieg (H2-Atemtest): > 20 ppm
  • Blutzuckeranstieg (Laktose-Toleranztest): < 20 mg/dl

Wie kann man eine primäre von einer sekundären Laktoseintoleranz unterscheiden?

Die Abgrenzung einer primären (also veranlagten) von einer sekundären (also erworbenen) Laktoseintoleranz erfolgt zunächst im Rahmen der ärztlichen Untersuchung, zu der auch eine intensive Befragung des Patienten (bzw. seiner Eltern) zur Vorgeschichte der Beschwerden gehört.

Vielfach ist dabei erkennbar, ob eine Grunderkrankung im Vordergrund steht, die die Laktaseaktivität im Dünndarm vorübergehend einschränkt, beispielsweise eine Virusinfektion (z.B. mit Rotaviren), Zöliakie, Morbus Crohn oder Immundefekte. Ist die Situation nicht so eindeutig, kann theoretisch auch ein Gentest weiterhelfen. Denn bei einer sekundären Milchzuckerunverträglichkeit unterscheidet sich das Laktose-Gen in seinem Sequenzmuster nicht von demjenigem der Menschen ohne Unverträglichkeit. Allerdings ist dieser Test sehr teuer und deshalb keine Routine-Maßnahme.

Wann wird bei Verdacht auf Laktoseintoleranz eine Dünndarmbiopsie durchgeführt?

Konnten die üblichen Testverfahren den Verdacht auf eine Milchzuckerunverträglichkeit weder ausräumen noch bestätigen, bleibt noch die Entnahme von Gewebeproben. Das gehört aber nicht zum Routineprogramm und wird nur sehr selten durchgeführt.

Die Dünndarmbiopsie ist die direkteste und zuverlässigste, für den zu Untersuchenden aber auch die unangenehmste Diagnosemethode. Im Labor wird die Enzymaktivität in den Schleimhautstückchen bestimmt. Damit ist neben dem sicheren Nachweis auch eine exakte Beurteilung des Schweregrads einer Laktoseintoleranz möglich.

Wann ist der Gentest bei Verdacht auf Laktoseintoleranz sinnvoll?

Für den kürzlich entwickelten Gentest genügt ein Abstrich aus der Mundschleimhaut oder eine Blutprobe, um die Beschaffenheit des Laktase-Gens (LCT-Genotyp) festzustellen.

Da auf eine Unverträglichkeitsprovokation durch Laktosezufuhr verzichtet werden kann, bietet dieses Diagnoseverfahren gerade bei Kindern Vorteile. Zudem kann dabei zwischen einer primären und sekundären Laktoseintoleranz unterschieden werden.

Andere Methoden sind allerdings schneller und (deutlich!) preiswerter. Viele Ärzte werden einen Gentest aus diesem Grund (nicht ganz zu Unrecht) ablehnen.

Was bedeutet der Befund beim Gentest auf Laktoseintoleranz?

Seit kurzem ist die genetische Ursache für die primäre Laktoseintoleranz bekannt: An der Stelle 13910 vor dem Laktase-Gen (LCT) gibt es einen T/C-Polymorphismus, also einen Bereich mit verschiedenen Sequenzmustern, die festlegen, wie viel Laktase im Dünndarm des betreffenden Menschen gebildet wird.

Durch Bestimmung des LCT-Genotyps kann also die genetische Veranlagung überprüft werden, für die es folgende Möglichkeiten gibt:

LCT-Genotyp: LCT-13910 TT

  • Bedeutung: Keine genetische Laktoseintoleranz (ca. 40% unserer Bevölkerung)

LCT-Genotyp: LCT-13910 TC

  • Bedeutung: Heterozygoter Merkmalsträger, kein erhöhtes Risiko einer primären Laktoseintoleranz (ca. 45 % unserer Bevölkerung)

LCT-Genotyp: LCT-13910 CC

  • Bedeutung: Genetische Anlage für Laktoseintoleranz (ca. 15% unserer Bevölkerung)

Häufigkeit

Wie wahrscheinlich ist es, dass mein Kind an einer Laktoseintoleranz leidet?

Wenn Ihr Kind häufig über Bauchweh klagt und keine Milch verträgt, liegt der Verdacht einer Milchzuckerunverträglichkeit nahe. Die für Deutschland angegebene Häufigkeit der Laktoseintoleranz liegt bei 10-15%.

Beschwerden kommen mit dem Alter

Vor dem Schulalter ist kaum mit dem Auftreten von Symptomen zu rechnen. Wenngleich auch Kinder an einer Laktoseunverträglichkeit leiden können, ist dieses Phänomen eigentlich eher ein Problem der späteren Lebensphasen. Schuld daran ist die mit zunehmendem Alter abnehmende Aktivität des milchzuckerspaltenden Enzyms Laktase. Viel häufiger als in unseren Breitengraden ist dies bei asiatischen und afrikanischen Populationen der Fall, bei denen die Enzymaktivität überwiegend bereits nach dem Abstillen endet.

Babys mit Laktasemangel sind selten

Einige wenige Säuglinge leider unter einer vorübergehenden Laktoseintoleranz, meistens bedingt durch eine noch unvollständig ausgebildete Darmschleimhaut. Spätestens nach dem ersten Lebensjahr ist dieses Problem in der Regel wieder verschwunden.

Ein kompletter Enzymmangel von Geburt an ist glücklicherweise extrem selten. Er äußert sich ebenfalls bereits im Säuglingsalter. Die Symptomatik ist wesentlich heftiger und bedroht das Kind mit schweren Durchfällen und Entwicklungsstörungen bis hin zur Hirnschädigung.

Neben diesen primären Formen des Laktasemangels kann es aufgrund einer anderen Erkrankung mit Schädigung der Darmschleimhaut (z.B. Dünndarmentzündung oder Zöliakie) auch zu einer sekundären Milchzuckerunverträglichkeit kommen. Sie bildet sich wieder zurück, wenn die Grundkrankheit abgeheilt ist.

Zur Abklärung des Verdachts auf Milchzuckerunverträglichkeit sollten Sie bei anhaltenden Beschwerden mit Ihrem Nachwuchs den Kinderarzt aufsuchen und einen entsprechenden Test durchführen lassen.

Ist die Laktoseintoleranz eine Moderscheinung?

Nein, im Gegenteil. Im Grunde ist sie ein sehr altes und vollkommen natürliches Phänomen.

Denn bis zur Einführung der Viehzucht vor etwa 10.000 Jahren war die Milchzuckerspaltung nach dem Abstillen – bei den Jägern und Sammlern etwa im dritten Lebensjahr – nicht mehr erforderlich und die Evolution sorgte für die „Abschaltung“ des entsprechenden Enzyms nach dem Säuglingsalter. Nicht nur in überlebenden Naturvölkern hat sich die Laktoseintoleranz erhalten, sondern zu großen Teilen (ca. 90% ab dem 4. Lebensjahr) auch in den afrikanischen und asiatischen Populationen, für deren Vorfahren die tierische Milch keine größere Rolle in der Ernährung spielte.

Lakoseverträglichkeit: Einfluss der Milchviehzucht

Umgekehrt sieht es bei den Nachfahren von Populationen mit traditioneller Milchviehhaltung aus, zu denen auch unser Kulturkreis zählt. Hier hat sich als evolutorischer Prozess seit der Steinzeit eine überwiegende Laktosetoleranz herausgebildet, zumal, wenn es sich um kältere Gefilde handelt. Nur bei 15% der mitteleuropäischen und 10% der nordeuropäischen Bevölkerung nimmt die Laktase-Aktivität im Laufe ihres Lebens merklich ab. Ein vollständiger Enzymmangel, der schon dem Säugling Unverträglichkeitsprobleme bereitet, ist weltweit sehr selten.

Neben der evolutionsbiologischen Bedeutung der Viehzucht fällt bei der Betrachtung verschiedener Populationswerte die Tendenz zur wesentlich stärkeren Verbreitung der Laktoseintoleranz in wärmeren Gegenden auf (z.B. Norditalien: 41%, Südfrankreich: 65%, Sizilien: 71%). Die zu erwartenden Ausnahmen, wohl auch in Abhängigkeit von den Ernährungsgewohnheiten, bestätigen die Regel (Tuareg: 13%, Tutsi/Ruanda: 20%, Beduinen: 25%, Inuit/Alaska: 80%).

Bei wem tritt die Laktoseintoleranz häufiger auf – bei Kindern oder Erwachsenen?

Bei der Mehrzahl der Betroffenen kommt die Laktoseintoleranz erst im Erwachsenenalter zum Vorschein.

Allerdings gibt es verschiedene – vererbte, angeborene und erworbene – Formen, so dass die Milchzuckerunverträglichkeit in jedem Lebensalter auftreten kann – vom Säugling bis zum Greis.

Was ist der häufigste „Enzymdefekt“ der Welt?

Der Laktasemangel. Er ist verantwortlich für die Unverträglichkeit des Milchzuckers, der nicht mehr im Dünndarm aufgespalten und verdaut werden kann.

In seiner inkompletten Form, bei der es irgendwann nach dem Abstillen zur Abnahme der Enzymaktivität kommt, betrifft das Phänomen Dreiviertel der Weltbevölkerung, wie auch die meisten anderen Säugetiere. Die Verteilungshäufigkeit zeigt ein charakteristisches Nord-Süd-Gefälle: in Skandinavien 3-8%, Deutschland etwa 13-14%, Österreich ca. 20%, im Mittelmeerraum rund 70% und in Afrika nahe der Äquatorzone etwa 98%. Durch die wachsende Zahl von Zuwanderern aus dem Mittelmeerraum wird die Bevölkerung auch bei uns immer laktoseintoleranter.

Bei etwa 75% der Laktoseintoleranten tritt übrigens auch eine Fruktoseintoleranz (Fructose = Fruchtzucker) auf.

Wie häufig kommt die angeborene Laktoseintoleranz vor?

Die angeborene (kongenitale) Laktoseintoleranz, bei der von Geburt an ein kompletter Enzymmangel besteht, kommt glücklicherweise extrem selten vor. Der wissenschaftlichen Literatur zufolge sind in den letzten 35 Jahren weltweit nur 40 Fälle bekannt geworden.

Ursachen

Warum kommt es bei der primären Laktoseintoleranz zum Nachlassen der Enzymaktivität?

Die häufigste Art der Milchzuckerunverträglichkeit ist diejenige, bei der sich der zugrundeliegende Enzym(aktivitäts)mangel frühestens ab dem zweiten Lebensjahr entwickelt und nicht selten erst im Erwachsenenalter zum Vorschein kommt. Diese Form wird überwiegend als primär, gelegentlich auch als endemisch bezeichnet.

Die Forschung hat gezeigt, dass es sich bei diesem Phänomen um den evolutionsbiologisch älteren, gleichsam „natürlichen“ Zustand handelt. Erst mit dem Aufkommen der Viehzucht und der Aufnahme artfremder Milch in den populationseigenen Speiseplan kam es zur lebenslangen Laktosetoleranz, die seitdem mit dem Erbmaterial an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wird.

Laktose förder Kalziumversorgung

Da die Verteilungshäufigkeit ein auffälliges Nord-Süd-Gefälle aufweist, wird die Mutation mit der Eigenschaft der Laktose, die Kalziumaufnahme aus der Nahrung zu verbessern, in Verbindung gebracht. In den sonnenärmeren Ländern des Nordens ist dies von Vorteil, um die vom UV-strahlungsabhängigen Vitamin D gesteuerte Kalziumversorgung auch anderweitig sicherzustellen.

Darüber hinaus werden noch andere Ursachen für die nachlassende Enzymaktivität diskutiert, u.a. Schädigungen der Dünndarmschleimhaut – die als Produktionsstätte und Wirkort der Laktase fungiert – durch Virusinfekte. Zwar handelt es sich dabei eigentlich um eine sekundäre Form der Laktoseintoleranz, da sie einer anderen, vorausgehenden Erkrankung geschuldet ist. Wenn aber die Virusinfektion als solche unerkannt bleibt, kann der Eindruck einer primären Milchzuckerunverträglichkeit entstehen.

Ist die „primäre“ Laktoseintoleranz angeboren?

Neben der sekundären Milchzuckerunverträglichkeit wird häufig zwischen der (sehr verbreiteten) primären und der (sehr seltenen) angeborenen bzw. kongenitalen Laktoseintoleranz unterschieden. Im Sinne einer verantwortlichen erblichen Veranlagung sind sie beide angeboren, unterscheiden sich aber entscheidend im zeitlichen Auftreten und dem Ausprägungsgrad des Enzymmangels. Während der vollständige Laktasemangel bei der kongenitalen Laktoseintoleranz die Gesundheit des Säuglings massiv bedroht, nimmt die Enzymaktivität bei der primären Form erst im Laufe des Lebens und frühestens nach dem Säuglingsalter ab.

Welche Krankheiten führen zu einem sekundären Laktasemangel?

Das milchzuckerspaltende Enzym Laktase wird im Zottenepithel der Dünndarmschleimhaut produziert. Kommt es durch eine Erkrankung des Dünndarms zur Beeinträchtigung der Bürstensaumepithelien, ist ein vorübergehender, sekundärer Laktasemangel die Folge, bis die Krankheit wieder verheilt ist.

Das wird vor allem beobachtet bei:

Was ist eine Alaktasie?

Alaktasie ist ein medizinischer Fachbegriff für den sehr seltenen angeborenen (kongenitalen) Laktasemangel, der bereits unmittelbar nach der Geburt zu einer Milchzuckerunverträglichkeit des Säuglings führt.

Im Unterschied zur ebenfalls vererbten endemischen Laktoseintoleranz liegt hier ein absoluter Enzymmangel vor, so dass es bereits in den ersten Lebenswochen zu Beschwerden wie schwerem Durchfall, Austrocknung und Unterernährung kommt. Erforderlich ist eine konsequent laktosefreie Ernährung des Babys, um Entwicklungsstörungen bis hin zu einer schweren Hirnschädigung zu vermeiden.

Behandlung

Wie wird eine Laktoseintoleranz behandelt?

Eine ursächliche Behandlung der Laktoseintoleranz ist bisher nicht möglich, denn dazu müsste die Enzymproduktion in der Dünndarmschleimhaut wiederhergestellt werden. Deshalb ist die wichtigste Maßnahme die Einhaltung einer laktosefreien oder -armen Ernährung.

Das Vorgehen hängt dabei von der Form und dem Schweregrad der Unverträglichkeit ab, die gering bis stark ausgeprägt sein kann. Für Sie als Eltern ist es einerseits wichtig zu wissen, in welchen Nahrungsmitteln Laktose enthalten ist und in welcher Größenordnung. Andererseits sollten Sie abschätzen können, bei welcher Aufnahmemenge Ihr Kind mit Beschwerden reagiert. Denn das ist individuell sehr unterschiedlich, aber bestimmend dafür, ob eine laktosefreie Diät wirklich erforderlich ist. Nicht selten werden beispielsweise bis zu 10 g Laktose bzw. eine Milchmenge bis 240 ml noch gut vertragen.

Da bei der sehr seltenen kongenitalen Laktoseintoleranz (Alaktasie) ein kompletter Laktasemangel beim Säugling vorliegt, ist hier eine strikte laktosefreie Diät – auch für die stillende Mutter – unabdingbar. Für Ihr Baby gibt es eine laktosefreie Spezialnahrung.

Weitere Möglichkeiten

  • Laktoseersatz:
    Alternativ zu Kuhmilch und Milchprodukten kann auf pflanzliche Milcherzeugnisse wie Sojaprodukte, Reis- oder Kokosmilch zurückgegriffen werden. Außerdem werden in Reformhäusern und teilweise auch in Supermärkten mittlerweile nicht nur laktosefreie Milch und Milchprodukte angeboten, sondern auch solche, die mit dem Enzym Laktase angereichert sind.

  • Laktasezufuhr:
    Laktase-Präparate sind in Tabletten- oder Kaudragee-Form rezeptfrei in der Apotheke oder im Reformhaus erhältlich. Sie werden unmittelbar vor dem Verzehr milchzuckerhaltiger Speisen eingenommen, wobei eine ausreichende Dosierung wichtig ist. Diese hängt einerseits vom Laktosegehalt der Mahlzeit, andererseits vom Schweregrad der Laktoseintoleranz ab und muss individuell ermittelt werden. Nutzen Sie dafür die Hilfe Ihres Kinderarztes.

  • Auf ausreichend Kalziumzufuhr achten, wenn auf Milchprodukte verzichtet wird. Alternative Kalziumquellen sind dann andere kalziumreiche oder -angereicherte Lebensmittel sowie eine zusätzliche Zufuhr in Form von Kalzium-Brausetabletten oder -Pulver.

  • Die Grundkrankheit behandeln, wenn eine erworbene (sekundäre) Laktoseintoleranz vorliegt.

Mein Kind hat eine Laktoseintoleranz – was gilt es zu beachten?

Im Grunde kann Ihr Kind (das zu den Dreivierteln der Weltbevölkerung zählt, die diese Veranlagung tragen) gut mit einer Laktoseintoleranz leben.

Gerade in jungen Jahren sind die Unverträglichkeitsbescherden oft nicht sehr stark ausgeprägt und ein gewisses Quantum an Milchzucker wird meistens problemlos vertragen – im Gegensatz zu einer Milcheiweißallergie. Inzwischen werden im Handel laktosearme Milcherzeugnisse wie Milch, Käse, Joghurt, Sahne und Quark angeboten, außerdem gibt es mit Sojamilch und anderen Pflanzenprodukten laktosefreie Alternativen.

Denken Sie daran, auch andere Bezugspersonen und Stellen, über die Ihr Kind an Nahrung kommt (z.B. Tagesmutter, Kindergarten, Hort), zu informieren, um eine unerwünschte Laktosezufuhr zu vermeiden. Zu beachten ist schließlich, dass Ihr Kind ausreichend Kalzium zu sich nimmt, was durch einen Verzicht auf Milchprodukte gefährdet werden könnte. Abhilfe schaffen kalziumangereicherte Lebensmittel und ggf. Ergänzungspräparate mit dem Mineral.

Ernährung

Welche Milch hat den höchsten Laktosegehalt?

Die menschliche (Mutter-) Milch hat mit 7% den höchsten Laktosegehalt. Mehr Milchzucker ist nur in der besonders für Allergiker wertvollen Eselsmilch enthalten.

Berücksichtigt man die natürlichen Schwankungen, kann auch Pferdemilch an die 7%-Marke heranreichen. Der Laktosegehalt der Milch einiger Säugerarten im Überblick:

  • Muttermilch: 7,0%
  • Stutenmilch: 6,2%
  • Kuhmilch: 4,8%
  • Ziegenmilch: 4,4%
  • Schafsmilch: 4,2%
  • Eselsmilch: 7,4%

Gibt es Milch ohne Laktose?

Ja, sowohl Milch als auch Milcherzeugnisse werden zunehmend „laktosefrei“ (Restlaktosegehalt unter 0,1 g / 100g) angeboten.

Dabei handelt es sich im Gegensatz zu pflanzlichen Alternativen wie Soja nicht um Milchersatzprodukte, sondern um reine Kuhmilch, deren Laktose bereits enzymatisch in die Einfachzucker Glukose und Galaktose aufgespalten wurde. Weil diese eine höhere Süßkraft besitzen, schmeckt die laktosefreie Milch etwas süßer als das unbehandelte Naturprodukt. Dafür sind alle anderen Inhaltsstoffe unverändert enthalten, einschließlich des wertvollen Kalziums, aber auch des von Milcheiweiß-Allergikern zu meidenden Proteins.

Mittlerweile gibt es ein breites Sortiment an Milchprodukten ohne Laktose, das von Milchmischgetränken und Joghurts über Kaffee- und Schlagsahne, Käse, Feinkostsalaten und Sahneheringen bis zur Vollmilchschokolade reicht.

Werden Joghurt und Dickmilch bei Laktoseintoleranz noch vertragen?

Häufig ja. Auch Kefir, Molke, saure Sahne, Schmand, Crème fraîche und andere Sauermilchprodukte werden individuell (Austesten!) oft gut vertragen, trotz ihres relativ großen Gehalts an Milchzucker.

Der Grund dafür sind die enthaltenen Milchsäurebakterien, die selbst Laktase produzieren. Damit bauen sie im Darm größere Mengen Laktose ab, so dass der körpereigene Enzymmangel nicht so schwer ins Gewicht fällt. Voraussetzung ist allerdings, dass es sich um unerhitzte Produkte handelt, denn die Laktase wird durch Erhitzung inaktiviert.

Wenn Sauermilchprodukte von Ihnen vertragen werden, sollten sie wegen ihrer günstigen Effekte auf die Darmflora zu einem regelmäßigen Bestandteil des Speiseplans werden.

Milchzuckerunverträglichkeit: Lieber Vollmilchjoghurt oder fettreduzierter Joghurt?

Je nach individueller Empfindlichkeit und Schweregrad der Unverträglichkeit kann es trotz einer Laktoseintoleranz möglich sein, Milchprodukte in eingeschränktem Umfang zu verzehren. Dabei ist neben dem Laktose- auch der Fettgehalt von Bedeutung:

Vollmilchjoghurt ist besser verträglich als fettreduzierter Joghurt. Denn das Fett erhöht die Verweildauer des Joghurts im Darm und gibt damit den vorhandenen Enzymen länger Zeit, den Milchzucker abzubauen. Das gilt auch für andere laktosehaltige Lebensmittel.

Aus diesem Grund ist es ratsam, Milchprodukte gleichzeitig mit fetthaltigen Lebensmitteln zu verspeisen. Beim Joghurt ist allerdings darauf zu achten, ob ein relativ hoher Laktosegehalt wegen Milchpulverzusatz die Verträglichkeit verschlechtert.

Welcher Käse kann bei Laktoseintoleranz auf dem Speiseplan bleiben?

Käsesorten, bei deren Herstellung bzw. Reifung der Milchzucker durch Fermentation abgebaut wird, sind auch für Menschen mit Laktoseintoleranz häufig gut verträglich. Dazu zählen vollreifer Hart-, Schnitt-, Weich- und Sauermilchkäse.

Der Laktosegehalt hängt dabei von der Art der Herstellung, der Menge an Milchsäurebakterien in der Milch sowie vom Reifungsprozess und der -dauer ab. Als Faustregel gilt: Je länger der Reifungsprozess, desto geringer der Milchzuckeranteil. Beispielsweise wird ein gereifter Emmentaler-Käse eher vertragen als ein junger Gouda.

Auch reifer Käse nicht ohne Tücken

Allerdings gibt es auch hier eine zweite Seite der Medaille: Bei langen Reifungsprozessen kann es durch den Abbau von Aminosäuren zur vermehrten Bildung von biogenen Aminen kommen, die ähnliche Beschwerden wie das Histamin bei einer Allergie bewirken. Deshalb spricht man in diesem Fall – der auch bei anderen proteinhaltigen Lebensmitteln bekannt ist – von einer Pseudoallergie.

Grundsätzlich gilt bei einer Laktoseintoleranz: Die Verträglichkeit einzelner Produkte sollte immer individuell ausgetestet werden!

Käse mit geringem Laktosegehalt:

  • Edelpilzkäse: < 0,1g / 100g
  • Emmentalerkäse: < 0,1g / 100g
  • Parmesankäse: 0,05 - 3,2g / 100g
  • Chesterkäse 50%: 0,3g / 100g
  • Raclettekäse: < 0,1g / 100g
  • Camembertkäse 45%: 0,1 - 1,8g / 100g

Frischkäse mit höherem Laktosegehalt:

  • Frischkäse 50%: 3,4g / 100g
  • Feta 45%: 0,5 - 4,1g / 100g
  • Hüttenkäse 20%: 3,3g / 100g

In welchen Produkten kann Laktose stecken?

In erster Linie sind Milch und Milchprodukte mit ihren hohen Laktosegehalten die Auslöser für Unverträglichkeitsbeschwerden bei Laktoseintoleranz, z.B. das Glas Milch, Frischkäsebrot oder die Sahne.

Aufgrund seiner günstigen Eigenschaften für Herstellungsprozesse und dem von Food-Designern geschätzten, geschmacksfördernden „Mundgefühl“ steckt der Milchzucker aber auch noch in vielen anderen Produkten, wie der Lebensmittelkennzeichnung zu entnehmen ist, auf die Sie immer achten sollten. Beispielsweise in:

  • Fertigsuppen
  • Wurstwaren
  • mariniertem Fleisch
  • Fertiggerichten
  • Gewürzmischungen, -soßen
  • Süßigkeiten (Bonbons, Speiseeis, Schokolade)
  • Brot
  • Backwaren (z.B. Pizza- und andere Teigmischungen)
  • Getreideriegel
  • Instantprodukte
  • Tütensuppen
  • Arzneimitteln (v.a. Tabletten)

Kennen Sie den Laktosegehalt von Milchschokolade, Joghurt, Eiscreme oder Kefir?

Wenn nicht, dann jetzt aber:

Lebensmittel und Laktosegehalt in g / 100g:

  • Milchpulver (ist relativ häufig in anderen Produkten enthalten!): 38,0 - 51,5
  • Kondensmilch 4-10% Fett: 9,3 - 12,5
  • Milchschokolade: 9,5
  • Eiscreme: 5,1 - 6,9
  • Kuhmilch (Frischmilch, H-Milch): 4,8 - 5,0
  • Magerquark: 4,1
  • Kaffeesahne 10-15% Fett: 3,8 - 4,0
  • Buttermilch: 3,5 - 4,0
  • Joghurt: 3,7 - 5,6
  • Dickmilch: 3,7 - 5,3
  • Kefir: 3,5 - 6,0
  • Rahm-, Doppelrahmfrischkäse: 3,4 - 4,0
  • Sahne (süß, sauer): 2,8 - 3,6
  • Crème double: 2,6 - 4,5
  • Crème fraîche: 2,0 - 3,6
  • Butter: 0,6 - 0,7
  • Butterschmalz: ---

Welche Nahrungsmittel sind laktosefrei?

Die Ernährungsempfehlungen bei Laktoseintoleranz konzentrieren sich bisher vor allem auf die Vermeidung oder Reduzierung von Milch, Milchprodukten und laktosehaltige Lebensmitteln.

Laktosefreie und damit in jedem Fall unproblematische Nahrungsmittel bei bestehender Milchzuckerunverträglichkeit sind u.a.:

  • Fisch und Fleisch (unbehandelt)
  • Eier
  • Obst und Gemüse
  • Kartoffeln, Nudeln, Reis
  • Hülsenfrüchte
  • Getreide
  • Mineralwasser, Fruchtsäfte
  • Tee, Kaffee
  • Pflanzenöle

Wie viel Milchzucker ist bei einer leichten Laktoseintoleranz noch erlaubt?

Wurde bei Ihnen oder Ihrem Kind eine Laktoseintoleranz festgestellt, hängt es von deren Schweregrad ab, ob nur auf eine reduzierte oder aber komplette Laktosefreiheit des Speiseplans geachtet werden muss.

Für den praktischen Alltag ist dieser Unterschied nicht ganz unwichtig, nicht nur im Hinblick auf die Kalziumversorgung durch Milchprodukte. Der Schweregrad kann freilich meistens (nur) durch Selbststests eingeschätzt werden. Also Tests, bei denen man nach einigen Tagen Milchkarenz (Verzicht auf sämtliche Milcherzeugnisse) kleine Mengen von Lebensmitteln mit bekanntem Laktosegehalt zu sich nimmt und anschließend beobachten, ob es zu Unverträglichkeitserscheinungen kommt.

Nicht selten vertragen Menschen mut Laktoseintoleranz noch Milchzuckermengen von bis zu 10 g bzw. etwa 240 ml Milch.

Als Orientierungshilfe dient:

  • Schweregrad leicht: Milchzuckermenge pro Tag, die problemlos vertragen wird: 8-10 g
  • Schweregrad mittel: Milchzuckermenge pro Tag, die problemlos vertragen wird: bis 1 g
  • Schweregrad schwer: Milchzuckermenge pro Tag, die problemlos vertragen wird: 0 g

Welche Möglichkeiten bestehen, um einen Kalziummangel bei Laktoseintoleranz zu vermeiden?

In unserem Kulturkreis stellt die Milch mitsamt den aus ihr hergestellten Erzeugnissen eine wichtige Quelle für die Kalziumaufnahme dar. Bei einer Ernährungsumstellung wegen Laktoseintoleranz ist deshalb die Beachtung alternativer Kalziumlieferanten von besonderer Bedeutung.

Empfehlenswerte Möglichkeiten dafür sind:

  • kalziumhaltiges Mineralwasser oder Leitungswasser
  • vermehrte Aufnahme von Nahrungsmitteln, die viel Kalzium enthalten, in den Speiseplan (z.B. Grünkohl, Sesam, Broccoli, Ölsardinen, Mohn, Mandeln, Fenchel)
  • Sauermilchprodukte (z.B. Dickmilch, Creme Fraiche, saure Sahne, Schmand)
  • laktosefreie Milch und Milchprodukte, mit Kalzium angereicherte Produkte
  • Einnahme von Kalziumpräparaten

Mögliche Folgen der Milchzuckerunverträglichkeit

Kann eine Laktoseintoleranz die Entstehung von Osteoporose fördern? 

Milch und Milchprodukte spielen bei der Vorbeugung eines Knochenschwunds (Osteoporose) eine wichtige Rolle, denn sie sind wichtige Kalziumlieferanten. Somit kann die Versorgung mit Kalzium bei Milchzuckerunverträglichkeit schwierig werden.

Doch viele Menschen mit Laktoseintoleranz vertragen durchaus geringe Mengen Milchzucker, wie sie zum Beispiel in einer Scheibe Hartkäse enthalten ist. Das muss natürlich individuell ermittelt werden. Daneben gibt es Soja- und Milchprodukte, die keine oder nur wenig Laktose enthalten, eventuell ist ihnen sogar Kalzium zugesetzt. Eine entsprechende Wahl an Nahrungsmitteln kann auch bei Laktoseintoleranz ein erhöhtes Osteoporoserisiko verhindern.

Wissenswertes

Was ist Laktose?

Die Laktose, auf Deutsch Milchzucker, kommt in ihrer natürlichen Form nur in der Milch vor und besteht als energieliefernder Zweifachzucker aus den Bausteinen Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker).

Abb.: β-D-Lactose

Vor der Resorption der Zuckermoleküle im Dünndarm ist eine Spaltung in diese beiden Bestandteile durch das Enzym Laktase erforderlich. Die Laktase wird normalerweise im Kindesalter im Dünndarm produziert, in Europa bei den meisten Menschen auch im Erwachsenenalter.

Ein Mangel an diesem Enzym führt zu einer Laktoseintoleranz, die bei Zweidrittel der Betroffenen Verdauungsprobleme verursacht.

Wozu dient Laktose?

Die Laktose ist – wie es der deutsche Begriff „Milchzucker“ vermuten lässt – das wichtigste (und neben ihren Einzelbausteinen Glukose und Galaktose einzige) Kohlenhydrat in der Säugetiermilch.

Während ihr Anteil in der Kuhmilch 4,5-5% beträgt, sind es in der menschlichen Muttermilch sogar 7%. Als zweckdienliche Funktionen der Laktose wurden ermittelt:

  • Energielieferant
  • Unterstützung der Aufnahme von Kalzium
  • Hemmung von Fäulnisbakterien im Darm
Wo kommt Laktose vor?

Natürlicherweise kommt der Milchzucker nur in der Muttermilch der Säugetiere einschließlich des Menschen vor. In der vom Menschen beeinflussten Realität sieht das allerdings ganz anders aus. Aufgrund ihrer für den Herstellungsprozess günstigen Eigenschaften u.a. als Trägersubstanz oder Emulgator kommt die Laktose heute nicht nur in Milch-, sondern auch in zahlreichen anderen Produkten vor. Auch dort, wo man sie gar nicht erwarten würde, beispielsweise in vielen Medikamenten.

Welches Säugetier produziert keine Laktose?

Der Seelöwe. Womit Sie Ihr Allgemeinwissen um einen bedeutenden Schatz bereichert haben.

Als einziges Säugetier (inklusive Mensch) produziert der Seelöwe eine laktosefreie Milch. Eine kommerzielle Nutzung dieser ernährungstechnischen Sonderstellung ist der Redaktion bis dato nicht bekannt.

Worin unterscheiden sich die genetischen Veränderungen bei der primären und der angeborenen Laktoseintoleranz?

Seit kurzem ist der Genort bekannt, an dem über das Fortbestehen der Laktaseproduktion im Erwachsenenalter und damit über die Ausprägung einer primären Laktoseintoleranz oder -toleranz entschieden wird. Bitte aber jetzt nur noch weiterlesen, wenn Sie großes Interesse an den Hintergründen haben.

An der Stelle 13910 vor dem Laktase-Gen (LCT) auf Chromosom 2 gibt es eine autosomal-dominant vererbte Sequenzvariation in Form eines T/C-Polymorphismus, der offenbar die Menge an gebildeter Laktase festlegt.

Im Unterschied dazu liegt bei der kongenitalen (angeborenen) Milchzuckerunverträglichkeit ein Gendefekt vor, der die Enzymbildung erheblich bis komplett einschränkt. Diese schwerwiegendere Veränderung wird autosomal-rezessiv und damit sehr viel seltener auf die Nachkommen übertragen.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Kommentare: Archiv

Lactoseintoleranz
Sonntag, den 16. Oktober 2016 um 21:02 Uhr, Anke Meyer
Infektanfälligkeit, verstopfte Nase

service kraft
Dienstag, den 07. Juli 2015 um 13:22 Uhr, karima talash
nach Milch trinken immer Bauchschmerzen, Blähungen, Mundgeruch

Laktoseintoleranz
Mittwoch, den 28. Januar 2015 um 16:33 Uhr, verena huber
Ich hatte vor Kenntnis der Intoleranz immer wieder ganz kleine juckende Pusteln, hauptsächlich am Rumpf. Jetzt - nach Vermeidung von Laktose - sind diese weg.

Laktoseintoleranz
Sonntag, den 02. November 2014 um 14:03 Uhr, Manfred Lewohn
Alle Artikel und Tabellen sind sehr lehr - und hilfreich trotz des komplexen Themas.

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

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Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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