AV-Block (Atrioventrikulärer Block): Ursachen, Symptome und Therapie
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- Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 07. September 2022 12:03
Haupt-Autorin des Artikels
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin
Was ist ein atrioventrikulärer Block (kurz AV-Block)? Ist das gefährlich? Welche Schweregrade gibt es und wie unterscheiden diese sich voneinander? Wann muss ein AV-Block behandelt werden? Wie wird er behandelt und wer braucht einen Herzschrittmacher?
Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie im folgenden Beitrag.
Kurze Zusammenfassung
Was ist ein atrioventrikulärer Block (AV-Block)?
Für den regelmäßigen Herzschlag sind Erregungs- und Leitungszentren des Herzens verantwortlich. Der AV-Knoten (Atrioventrikularknoten) ist eines dieser Zentren. Normalerweise wird die Erregung automatisch und regelmäßig im sogenannten Sinusknoten im rechten Vorhof generiert und von dort über den AV-Knoten zur Herzkammer weitergeleitet. Leiten die Zellen des AV-Knotens die Erregung nicht oder nur teilweise weiter, ist der Herzrhythmus der Herzkammern vermindert.
Viele verschiedene Ursachen möglich
Ein AV-Block kann vielfältige Ursachen haben. Bei älteren Menschen liegen häufiger degenerative Veränderungen zugrunde. Auch ein Herzinfarkt oder Herzmuskelentzündungen können die Zellen der Erregungszentren geschädigt haben. Darüber hinaus spielen manchmal auch Medikamente eine Rolle, die den Herzschlag verlangsamen. Dazu gehören Betablocker gegen Bluthochdruck oder Digitalis gegen Herzschwäche. Auch herzchirurgische Eingriffe können zu einer Gewebeschädigung geführt haben.
Die Folge eines AV-Blocks: Bei einem zu geringen Schlag der Herzkammern wird zu wenig Blut in den Körper ausgeworfen.
Symptome und Schweregrade
Welche Schweregrade gibt es und wie unterscheiden diese sich voneinander?
Je nach Ausprägung der Blockierung der Reizweiterleitung im atrioventrikulären Knoten (AV-Knoten) lassen sich drei Grade des AV-Blocks unterscheiden:
AV-Block Grad 1 bis 3
Was ist ein AV-Block 1.Grades und wie macht er sich bemerkbar?
Die Impulse des primären Erregungszentrums, des Sinusknotens, werden verzögert zum AV-Knoten weitergeleitet. Es handelt sich im eigentlichen Sinne nicht um eine blockierte Weiterleitung. Deshalb entstehen bei einem AV-Block ersten Grades keine Beschwerden. Veränderungen lassen sich lediglich in der Elektrokardiographie (EKG) nachweisen.
Ein AV-Block ersten Grades verursacht keine Beschwerden, da alle Erregungen des Sinusknotens im Vorhof auf den AV-Knoten übergeleitet werden. Er wird meist durch Zufall bei einem Routine-EKG entdeckt.
Was ist ein AV-Block 2. Grades und welche Beschwerden treten hier auf?
Die Signale des Sinusknoten werden nicht alle vom AV-Knoten weitergeleitet. Man unterscheidet zwei Typen des Blocks: Beim Wenckebach-Block (Typ 2a) kommt es zunächst zu immer länger verzögerten Weiterleitungen, bis eine Erregung komplett ausfällt.
Beim Mobitz-Block (Typ 2b) fällt plötzlich eine Weiterleitung im AV-Knoten aus, ohne dass es vorher zu einer verzögerten Weiterleitung gekommen ist.
Wenckebach und Mobitz
Beim AV-Block 2. Grades ist die Symptomatik je nach Typ unterschiedlich. Beim Wenckebach-Block (Typ 2a) ist der Herzschlag unregelmäßig, da Erregungen vom Vorhof zunächst verzögert weitergeleitet werden, bis ein Schlag komplett ausfällt.
Beim Mobitz-Block (Typ 2b) dagegen ist der Herzschlag regelmäßig, jedoch möglicherweise verlangsamt. Beschwerden müssen jedoch nicht auftreten.
Was ist ein AV-Block 3. Grades und wie macht er sich bemerkbar?
Die Erregungsweiterleitung über den AV-Block ist komplett unterbrochen.
Beim AV-Block 3. Grades, dem totalen Block, schlägt das Herz deutlich langsamer als normalerweise. Die Herzfrequenz kann unter 40 Schläge pro Minute betragen, so dass die Pumpleistung des Herzens zu gering ist. Daraus entwickeln sich letztlich auch die Symptome. Es kann zu Schwindel und Ohnmachtsanfällen (Adams-Stokes-Anfälle) kommen, da das Gehirn zu wenig Sauerstoff erhält. Es entsteht eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz), da das Herz den Körper nicht mit genügend Blut und Sauerstoff versorgen kann.
Was ist die Gefahr beim AV-Block 3. Grades?
Durch die Unterbrechung der Erregungsweiterleitung im AV-Knoten ist die Herzfrequenz beim AV-Block 3. Grades zu langsam. Die Herzkammern werfen zu wenig sauerstoffreiches Blut in den Körper aus, so dass Symptome der Herzschwäche entstehen können.
Darüber hinaus kann es zu Durchblutungsstörungen des Gehirns kommen, was sich in Form von Schwindel und Bewusstlosigkeit äußern kann. Es kann auch zu Anfällen kommen, die jedoch keine epileptischen Anfälle sind (Adams-Stokes-Anfälle). Bestehen diese Anfälle zu lange, besteht die Gefahr des Atemstillstands. Deshalb ist der AV-Block 3. Grades gefährlich und muss behandelt werden.
Untersuchungen
Wie wird ein AV-Block diagnostiziert?
Für die Diagnose eines AV-Blocks ist die Ableitung eines Elektrokardiogramms (EKG) nötig. Auch ein Langzeit-EKG wird in der Regel angefertigt.
Zusätzlich erhalten manche Betroffene einen sogenannten Event-Rekorder, der das EKG längerfristig auch im Alltag aufzeichnet. Mittels Belastungs-EKG (auf dem Fahrrad sitzend) lassen sich belastungsabhängige Beschwerden und EKG-Veränderungen identifizieren.
Da der AV-Block 1. und 2. Grades häufig keine Beschwerden verursacht, ist das EKG die Methode der Wahl, um diese Störungen aufzudecken.
Behandlung
Wann muss ein AV-Block behandelt werden?
Ist die Ursache des AV-Blocks eine Erkrankung oder Medikamente, sollte man hier ansetzen. Medikamente kann man absetzen oder durch andere ersetzen. Zugrundeliegende Erkrankungen wie eine koronare Herzkrankheit müssen behandelt werden. Die Herzrhythmus- und Frequenzveränderungen können sich dann auch wieder zurückbilden.
Darüber hinaus bestehen beim AV-Block 1. Grades und beim AV-Block 2. Grades vom Wenkebach-Typ meist keine Beschwerden, und eine Behandlung ist hier in der Regel nicht nötig. Beim AV-Block zweiten Grades vom Mobitz-Typ und beim AV-Block 3. Grades kann hingegen die Implantation eines Herzschrittmachers notwendig werden.
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Quellen:
- Gerd Herold: Innere Medizin 2019; ISBN 978-3-9814660-8-9