Lithium: Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 03. März 2021 18:26
Wie wirkt Lithium gegen Depressionen? Worauf muss man bei der Einnahme achten? Diese und weitere Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag.
Wirkung
Welche therapeutische Wirkung hat Lithium?
Lithium wird bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts als Medikament in der Psychiatrie eingesetzt. Dort hat es sich gegen Rückfälle bei bipolaren affektiven Störungen bewährt und verhindert depressive oder manische Episoden. Neben diesem Hauptanwendungsgebiet kann Lithium auch bei der Behandlung von Depressionen zur Verstärkung eines Antidepressivums eingesetzt werden (Lithium-Augmentation).
Vorteile von Lithium
Es ist in seiner Anwendung gut erforscht und hat als Psychopharmakon einiges zu bieten.
- bewährtes Medikament
- suizidverhütende Wirkung
- gute Verträglichkeit bei richtiger Dosierung
- erzeugt keine Abhängigkeit
Die Lithiumtherapie ist die bisher einzige medikamentöse Behandlung, für die eine suizidverhütende Wirkung eindeutig nachgewiesen werden konnte.
Genaue Wirkweise unbekannt
Im Arzneimittel liegt Lithium in Form verschiedener Salze vor, beispielsweise als Lithiumcarbonat. Der genaue Wirkmechanismus ist noch unbekannt. Es wird vermutet, dass Lithium den Überschuss am Botenstoff Noradrenalin in manischen Phasen senkt und die Verfügbarkeit von dem Botenstoff Serotonin im synaptischen Spalt bei depressiven Episoden erhöht.
Neben der genannten Verwendung kommt Lithium auch bei der therapieresistenten Schizophrenie (in Kombination mit Neuroleptika) zum Einsatz sowie als Mittel der zweiten Wahl zur Vorbeugung von Cluster-Kopfschmerz .
Nebenwirkungen
Was ist bei der Einnahme von Lithium zu beachten?
Lithium hat viele positive Eigenschaften als Medikament. Allerdings müssen auch einige Besonderheiten beachtet werden, damit Sie von unerwünschten Effekten verschont bleiben.
Wichtig: die richtige Dosis
Zur Stimmungsstabilisierung und Behandlung seelischer Erkrankungen wird Lithium so dosiert, dass der Blutspiegel in der Regel zwischen 0,6 und 0,8 mmol/l liegt. Zu beachten ist dabei die geringe therapeutische Breite von Lithium. Das bedeutet, dass bei niedrigeren Werten die rückfallverhütende Wirkung aufgehoben ist und bei höheren Spiegeln verstärkt Nebenwirkungen bis hin zu Vergiftungserscheinungen auftreten können.
Deshalb sind regelmäßige Messungen der Lithiumkonzentration im Blut erforderlich.
Abruptes Absetzen hat Folgen
Möchte man die Lithium-Einnahme beenden, wird ein langsames Ausschleichen empfohlen. Bei zu raschem Absetzen kann es sonst zu Erscheinungen wie Reizbarkeit, Ängstlichkeit, labiler Gemütslage und innerer Unruhe kommen. Bei bipolaren Erkrankungen droht durch abruptes Absetzen im schlimmsten Fall der erneute Ausbruch einer manischen Phase.
Vorsicht bei einigen Krankheiten
Sind bestimmte Krankheiten bei Ihnene bereits bekannt, sollte Lithium nicht oder nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen eingenommen werden. Hierzu zählen:
- Chronisch myeloische Leukämie (CML)
- krankhafte Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
- natriumarme Diät
- Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison)
- Vorsicht bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- schwere Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- schwere Nierenfunktionsstörung
- Vorsicht bei Anfallsleiden (Epilepsie)
- Vorsicht bei Schilddrüsenunterfunktion
- Vorsicht bei Schuppenflechte
Darf Lithium während der Schwangerschaft eingenommen werden?
Wie bei allen potenziell fruchtschädigenden Arzneimitteln muss die (weitere) Einnahme von Lithium während einer Schwangerschaft gemeinsam mit dem Arzt sehr sorgfältig und immer individuell abgewogen werden.
Lithium: weniger schlimm als sein Ruf
Zwar steigt das Fehlbildungsrisiko unter Lithium-Therapie etwas, allerdings ist das fruchtschädigende Potenzial dieses bewährten Stimmungsstabilisierers geringer als früher angenommen. Mittlerweile geht man davon aus, dass die beobachtete Fehlbildung am Herzen (Ebstein-Anomalie) nur bei etwa 1 von 1.000 Feten auftritt, die im ersten Schwangerschaftsdrittel mit dem Wirkstoff in Kontakt kamen.
Entscheidung von Fall zu Fall
In der Abwägung mit dem mütterlichen Rückfallrisiko hinsichtlich einer Depression oder einer bipolaren Erkrankung mag also die Entscheidung möglicherweise zugunsten des Lithiums getroffen werden. Nach der Geburt muss in diesem Fall auf Vergiftungserscheinungen beim Kind geachtet und eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ausgeschlossen werden. Setzen Sie Ihre behandelnden Ärzten also von der Lithiumeinnahme in Kenntnis.
Wechselwirkungen
Warum sollte bei Behandlung mit Lithium nicht das Schmerzmittel Ibuprofen eingenommen werden?
Weil Ibuprofen die Ausscheidung von Lithium über die Nieren verringert.
Das ist normalerweise kein Problem, doch wenn parallel größere Mengen Lithium eingenommen werden, kann es theoretisch zu einer Lithium-Vergiftung kommen.
Kommentare
also bei mir hat Lithium gut angeschlagen. Es wurde bei meinem letzten Psychiatrieaufenthalt als Verstärker von Antidep. angesetzt. Leide seit vielen Jahren unter schweren Depressionen.
Nebenwirkungen: Magen-Darmbeschwerden und eine nervige Ganzkörper-Schuppenflechte. Jetzt schleiche ich es gerade aus ... Auch, weil ich nach 3 Jahren Lithium keinen Bock mehr habe. Das Antidep. nehme ich aber weiterhin.
ich nehme seit ca. 3 Monaten Lithium. Die Wirkung ist verblüffend. Ich habe völlige Ruhe im Kopf. Dann habe ich 2 Aperol getrunken. Danach kamen sofort dunkle Gedanken. Ich bin seither wieder depressiv. Das ist 1 Woche her. Was ist da passiert? Bin sehr beunruhigt. Kommt die Wirkung wieder zurück?
Ich kannte jemanden, der als Psychiatriepatient Lithium bekommen hat. Hat ihn seine Nieren gekostet. Jahrelang Dialysepflichtig. Irgendwann dann eine Transplantation mit üblem Begleitmix von Pflichtmedikamenten. Hat keine 2 Jahre gehalten. Das war es dann endgültig für ihn.
Wenn Du hochdosierte Lithiumpräparate nehmen solltest, lasse auf jedenfall regelmäßig den Lithiumwert kontrollieren.
Normwerte: 0.50 - 1.20 mmol/l, über 1.50 toxische Nebenwirkungen, über 3.00 Dehydration und komatöse Zustände. Über 4.00 potentiell tödlich.
Mach einen Termin bei einem Arzt oder deinem Hausarzt.
Der nimmt dann dein Blut ab und schickt die Blutprobe an ein Labor. Die messen dann und schicken das Ergebnis an den Arzt.