Wie kommt es zur Erektionsstörung? Ist etwa Radfahren und Bluthochdruck schuld? Und welche Möglichkeiten zur Behandlung gibt es? Mehr zu diesen Themen lesen Sie in folgendem Beitrag.
Einführung
Wann genau spricht man eigentlich von "Erektiler Dysfunktion"?
Von einer erektilen Dysfunktion spricht man, wenn sich der Penis für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr nicht mehr ausreichend versteift oder die Erektion nicht ausreichend lange aufrecht erhalten werden kann.
Das kann natürlich immer mal passieren und ist erst dann gesundheitlich relevant, wenn es häufiger vorkommt.
Auch ein ungewollter, vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox) und ein verzögerter Samenerguss (Ejaculatio retarda) gehören zum möglichen Symptombild bei erektiler Dysfunktion.
Ursachen
Was sind mögliche Ursachen von Erektionsstörungen?
Bei jungen Männern liegt die Ursache meist im psychischen/emotionalen Bereich (Stress, zu viel Leistungsdruck etc.). Körperlich bedingte Erektionsstörungen sind selten. Um so höher das Alter, um so mehr überwiegen dann körperliche Ursachen für die Erektionsschwäche.
Mögliche körperliche Ursachen können sein:
- Diabetes mellitus
- Durchblutungsstörungen
- zu viel Alkohol
- zu viel Nikotin
- Entzündungen im Bereich der Prostata oder der Hoden
- Hormonstörungen
- kurz nach (Gefäß-)Operationen im Bauchraum
- Bestrahlungen im Beckenbereich
- chronische Lebererkrankung
- Multiple Sklerose
- Querschnittslähmung
- psychische Ursachen
Mehr über Krankheiten und Erektionsschwäche
Können Erektionsstörungen Vorboten einer Herzerkrankung sein?
Ja. Sexuelle Störungen sind bei Männern, die an der koronaren Herzkrankheit (Abkürzung: KHK; Verkalkung der Herzkranzgefäße) leiden, häufig. Denn die Arteriosklerose tritt oft nicht nur an den Herzkranzgefäßen auf, sondern auch in den Arterien des Penis und der Schwellkörper.
Da der Penis oft empfindlicher als das Herz auf Durchblutungsstörungen reagiert, gilt die erektile Dysfunktion als Frühwarnzeichen der KHK. Wer also irgendwann im gehobenen Alter Erektionsstörungen bekommt, sollte auch an die Möglichkeit einer Herzerkrankung denken. Denn oft gehen diese beiden Probleme Hand in Hand. Darauf hat jetzt die Deutsche Internisten-Gesellschaft aufmerksam gemacht.
Ungesunder Lebensstil: Erst leidet die Potenz, dann das Herz
Verengungen der Herzgefäße, Herzschwäche und Erektionsprobleme haben nämlich organisch viele Gemeinsamkeiten – und entstehen deshalb auch oft zur gleichen Zeit. Mögliche Ursachen sind Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und hohe Cholesterinwerte. Und natürlich auch Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung. Dabei treten die Potenzstörungen oft schon einige Jahre vor den Herzbeschwerden auf, wie Prof. Michael Böhm von der saarländischen Universität Homburg berichtet. In einer von ihm selbst geleiteten Studie gaben 4 von 5 Patienten mit Herzproblemen an, auch unter Erektionsstörungen zu leiden. Und zwar oft schon jahrelang.
Medikamente für Herz und Potenz?
Damit könnten Potenzprobleme eine Art Vorbote von Herzerkrankungen sein. Für Männer also ein Grund mehr, sie nicht aus falscher Scham heraus zu verschweigen, sondern mit einem Arzt darüber zu sprechen. Das lohnt sich doppelt. Zum einen lassen sich Erektionsstörungen ohnehin meist gut behandeln. Zum anderen ist die Behandlung einer zugrundeliegenden Herzerkrankung, zum Beispiel mit Angiotensin-Rezeptor-Blockern, nicht nur potentiell lebensverlängernd – sie wirkt sich nach bisherigem Kenntnisstand auch positiv auf die Potenz aus.
Stimmt es, dass auch Bluthochdruck zu Erektionsstörungen führen kann?
Ja. Und zwar gleich auf mehreren Wegen. Eine mögliche Ursache ist eine Schädigung von arteriellen Gefäßen durch den Bluthochdruck und den daraus resultierenden Durchblutungsstörungen.
Aber auch Nebenwirkungen von Blutdrucksenkern sowie eine durch die Behandlung eingetretene Normalisierung des Blutdrucks kann die Ursache sein.
Welche Medikamente diesen Begleiteffekt haben können, lesen Sie hier.
Treten solche Probleme bei Ihnen auf, sollten Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt darüber sprechen. Die erektile Dysfunktion ist in der Regel gut behandelbar, auch bei einem Bluthochdruck.
Auf welche Weise kann ein Diabetes zu Erektionsstörungen führen?
Die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus kann relativ häufig mit Erektionsstörungen einhergehen. Zumindest zeitweise. Allerdings hängt das wesentlich von der Blutzuckereinstellung und dem Schweregrad der Diabetes-Erkrankung ab. Bei gut eingestelltem Diabetes besteht normalerweise kein Problem mit der Potenz.
Die Gründe, warum ein zu hoher Blutzucker auf Dauer zu Erektionsstörungen führt, sind vielfältig. Mögliche Ursachen der Potenzprobleme sind:
- Durchblutungsstörungen aufgrund der Diabetes-Erkrankung
- Nervenschädigungen durch den Diabetes (diabetische Neuropathie )
- hormonelle Ursachen (bei Diabetikern kommt es relativ häufig zu einem leichten Testosteron-Mangel)
- Nebenwirkungen der Medikamente (vor allem, wenn auch zusätzlich Bluthochdruck besteht)
Mehr zu diesem Thema lesen Sie hier.
Welche psychischen Ursachen können hinter Erektionsproblemen stecken?
Psychische Ursachen hört sich für viele nach "plemplem" an, weshalb sie sich mit dieser Frage gar nicht erst weiter beschäftigen. Das ist aber Unsinn. Erektionsstörungen sind sehr häufig psychisch bedingt, ohne dann man auch nur ansatzweise "verückt" oder "neben der Kappe" ist.
Oft liegt die Ursache in der Partnerschaft selbst. Da muss die Frau überhaupt nicht schuld sein, der Mann auch nicht, und trotzdem können subtile schlechte Stimmungen im wahrsten Sinne des Wortes lusttötend sein.
Beispiele für ganz alltägliche psychische Ursachen:
- verschiedene sexuelle Wünsche, die aber nur kurz oder gar nicht angesprochen wurden
- das Gefühl, die Partnerin nicht zu befriedigen (ohne dem intensiver nachzugehen)
- fehlende Zeit füreinander, zu wenig Chancen auf ein wahres Vorspiel (romantischer Abend, sich im Gespräch "scharf machen")
- tiefergehende Partnerschaftsprobleme (Eifersucht, Kinderwunsch uneinheitlich, nicht geliebt fühlen)
- Stress
- Leistungsdruck und Versagensängste (nach ein- oder mehrmaligem "Scheitern" völlig normal, wenn auch blöd, weil kontraproduktiv)
Daneben können natürlich auch ernstere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Anststörungen eine Rolle spielen, aber das ist eher selten und dann den Betroffenen auch meist bewusst.
Was hat Rauchen und Radfahren mit der Potenz zu tun?
Warum können die Potenzprobleme vom Rauchen kommen?
Wegen der schädigenden Wirkung des Rauchens auf die Durchblutung. Im Prinzip passiert dann das Gleiche wie auch beim Herzinfarkt oder Schlaganfall. Erst werden die Blutgefäße über die Jahre immer enger und verklebter (Arteriosklerose). Und irgendwann macht es Bumm. Oder, wie in diesem Fall, es macht gar nicht mehr Bumm. Am Tag X kommt nicht mehr ausreichend Blut im Schwellkörper des Penis an und die Erektion versagt.
Aufhören lohnt immer
Zum Hintergrund: Wenn den Potenzproblemen körperliche Ursachen zugrundeliegen, dann handelt es sich in den allermeisten Fällen um Durchblutungsstörungen im Genitaltrakt. Und die werden durch Rauchen kräftig unterstützt, wenn nicht gar erst ausgelöst. Es ist auch in Studien nachgewiesen worden, dass Raucher wesentlich häufiger Erektionsstörungen haben als Nichtraucher.
Das gilt übrigens sogar kurzfristig: Wer kurz vor dem Sex noch eine raucht und nicht gerade 25 Jahre als ist, hat gute Chancen, nicht ganz so "standhaft" zu sein.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Wer aufhört zu rauchen, hat oft schon nach wenigen Tagen eine verbesserte Durchblutung im Genitalbereich. Das haben Studien zeigen können. Bei langer Vorgeschichte mag das nicht reichen, um die Potenzprobleme komplett loszuwerden. Aber es kann die Situation relevant verbessern.
Kann Radfahren der Potenz schaden?
Ja. Aber nur, wenn man einem "Experten" aus den USA Glauben schenkt: Irwin Goldstein. Der Urologe aus Boston wird seit Jahren nicht müde, auf die Gefahren durch das Fahrradfahren hinzuweisen. Das Problem ist: Viele deutsche Medien übernehmen solche Horror-Meldungen nur allzu gern.
Und das kann einem ja wirklich Angst machen. Denn Goldstein ist nicht nur sicher, dass Radfahren impotent macht. Nein, es ist viel schlimmer. Wegen der Abklemmung der Gefäße und Neven werden die männlichen Fahrradfahrer auch unfruchtbar. Was Reibung und Druck noch an Restfunktion übrig lassen, wird dann von der Hitze dahingerafft. Denn, so Goldstein, beim Radfahren wird es richtig heiß in der Beckengegend.
Entwarnung aus Köln
Wir könnten uns jetzt wundern, warum es überhaupt noch Kinder gibt. Sind all die Väter nie Fahrrad gefahren? Aber wir machen es uns leichter und hören auf den Sportmediziner Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln. Der sagt, dass es beim Fahrradfahren zwar tatsächlich zu vorübergehenden Durchblutungsstörungen kommen kann. Vor allem dann, wenn der Sattel nicht so ganz passt. Aber schon fünf Minuten nach dem Absteigen ist alles wieder im Lot. Trotzdem empfiehlt Froböse, sich bei der Auswahl des Fahrradsattels Zeit und Muße zu nehmen.
Fazit: Guten Sattel kaufen und nicht jeden Unsinn glauben!
Häufigkeit
Wie häufig sind Erektionsstörungen?
Sehr viel häufiger als man gemeinhin annimmt. Exakte Zahlen liegen naturgemäß nicht vor, weil viele betroffene Männer nicht über ihre Probleme sprechen.
Aber man schätzt, dass jeder zweite Mann über 40 Jahre zumindest zeitweise von Erektionsstörungen (oder im Fachdeutsch: erektiler Dysfunktion) betroffen ist.
Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit der erektilen Dysfunktion zu.
Mehr zur Häufigkeit
Welche Ursache haben Erektionsstörungen beim jungen Mann meistens?
Bei jungen Männern liegt die Ursache für Erektionsprobleme meist im psychischen/emotionalen Bereich. Und mit jungen Männern meinen wir hier alle unter 50 Jahren.
Häufig sind Stress, zu viel Leistungsdruck oder Versagensängste schuld an den Erektionsstörungen. Auch eine depressive Verstimmung kann zu erektiler Dysfunktion führen.
Potenzprobleme: Welche Erkrankung steckt am ehesten dahinter?
Zunächst einmal muss man sagen, dass in vielen Fällen überhaupt keine Erkrankung hinter den Erektionsstörungen steckt. Gerade bei jüngeren Männern sind sehr viel häufiger psychische Faktoren oder auch Probleme mit der Partnerin die Ursache.
Mit steigendem Alter verschiebt sich dann die Wahrscheinlichkeit in Richtung organischer Erkrankungen als Auslöser. Liegt den Potenzproblemen eine Erkrankung zugrunde, dann verteilt sich die Häufigkeit wie folgt:
- Erkrankungen der Blutgefäße (v.a. Arteriosklerose): 33%
- Diabetes mellitus: 25%
- Verletzungen und neurologische Erkrankungen: 11%
- Operationen im Beckenbereich bzw. deren Folgen: 10%
- Nebenwirkungen von Medikamenten: 8%
- Drogenmissbrauch: 7%
- Hormonstörungen: 6%
Medikamente als Auslöser
Welche Medikamente können zu Erektionsstörungen führen?
Es gibt eine ganze Reihe an Medikamenten, die zeitweise zu Erektionsstörungen führen können. Dazu gehören z.B.:
- Kortison-Präparate
- Histaminblocker gegen Sodbrennen (Cimetidin, Ranitidin)
- bestimmte Herzmedikamente (Digitalis, Verapamil, Propafenon)
- bestimmte Mittel gegen Bluthochdruck (Clonidin, Dihydralazin)
- Betablocker (Propranolol, Atenolol)
- Antidepressiva (Mittel gegen Depressionen)
- Mittel gegen Angstzustände (Butyrophenone, Phenothiazine, Thioxanthene)
- Östrogen-Präparate
- Entwässerungs-MIttel (Thiazide, Spironolacton)
- Haarwuchsmittel (Finasterid)
Arzneimittel und Erektionsprobleme
Welche Herzmedikamente können bei Männern zu Problemen mit der Erektion führen?
In seltenen Fällen kann es bei Einnahme der Herzmedikamente Digitalis, Propafenon und Verapamil zu Erektionsstörungen kommen. Dies ist allerdings kein Grund, diese Medikamente nicht weiter einzunehmen. Erstens ist der Schutz des Herzens im Zweifel sehr viel wichtiger, zweitens sind Schwierigkeiten mit der Erektion als Nebenwirkung selten.
Sollte ein solches Problem auftauchen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt ganz offen darüber. Das ist etwas ganz Normales und muss Ihnen nicht peinlich sein. Und man kann etwas dagegen tun.
Welche blutdrucksenkenden Medikamente können Erektionsstörungen verursachen?
In einigen Fällen kann es bei Behandlung mit Blutdrucksenkern zu Erektionsstörungen, Impotenz oder Libidoverlust kommen. Das ist zwar die Ausnahme, aber es ist trotzdem wichtig, davon zu wissen, um im Zweifel eine mögliche Ursache der Probleme zu erkennen.
Welche Blutdruck-Medikamente diese unerwünschten Effekte bewirken können, lesen Sie hier.
Welche Schmerzmittel und Rheuma-Medikamente können Erektionsstörungen verursachen?
Es ist keine häufige Nebenwirkung, aber sie ist möglich: Eine ganze Reihe an gängigen Schmerz- und Rheuma-Medikamenten können auch zu Erektionsstörungen führen. Vor allem bei längerer Anwendung.
Für folgende Wirkstoffe ist diese Nebenwirkung beschrieben:
- Acemetacin (Rantudil® u.a.)
- Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin® u.a.)
- Diclofenac (Allvoran®, Diclac®, Rewodina®, Voltaren® u.a.)
- Indometacin (Indo-CT®, Indomet-ratiopharm® u.a.)
- Ibuprofen (Dolgit®, Dolormin® u.a. )
- Ketoprofen (Gabrilen®, Spondylon® u.a.)
- Naproxen
- Phenylbutazon (Ambene®, Exrheudon® u.a.)
Zum Hintergrund: Für eine Erektion benötigt der Körper NO, also Stickstoffmonoxid. Das hört sich zwar giftig an, ist aber ein normales Stoffwechselprodukt. Und der Wirkmechanismus der genannten Medikamente führt tendenziell zu einem Abfall von NO.
Können Diabetes-Medikamente zu Erektionsstörungen führen?
Ja, für einige wenige ist diese Nebenwirkung beschrieben. So zum Beispiel für die Kombination aus Pioglitazon und Metformin (Competact®).
Darüber hinaus auch für den Wirkstoff Glibenclamid (Euglucon®, Maninil® u.a.), zumindest dann, wenn schon vorher Erektionsprobleme bestanden. Und hier liegt auch das Problem der exakten Beurteilung. Denn da auch die Diabetes-Erkrankung selbst Ursache von Potenzproblemen sein kann, ist nicht immer einfach abgrenzbar, ob die Erektionsstörungen durch den Diabetes oder ein Medikament verursacht wurden.
Mehr zur Impotenz durch Medikamente
Welche Magen-Darm-Mittel können zu Erektionsstörungen führen?
Die Antihistaminika (Histaminblocker) Cimetidin und Ranitidin. Beide führen therapeutisch zu einer Hemmung der Magensäureproduktion und der Säure-Ausschüttung und werden u.a. bei Sodbrennen, Magengeschwüren oder anderen säurebedingten Magen-Darm-Problemen eingesetzt.
Mitunter kann es bei der Einnahme als Nebenwirkung zu Problemen mit der Erektionsfähigkeit kommen.
Auch für Metoclopramid (MCP®, Paspertin® u.a.), ein Mittel gegen Übelkeit, sind Potenzstörungen und Libidoverlust als Nebenwirkung beschrieben.
Welche Depressions-Mittel können zu Potenzproblemen führen?
Praktisch alle. Natürlich längst nicht immer, aber in manchen Fällen. Das kann sich in Potenzstörungen oder auch in einem Libidoverlust äußern. Da aber auch die Depression selbst auf die sexuelle Lust schlagen kann (und das auch häufig tut), ist es nicht ganz einfach, bei auftretenden Erektionsstörungen zwischen Erkrankung und Medikamenten als Ursache zu unterscheiden.
Wenn das passiert, setzen Sie die Medikamente nicht einfach ab, damit riskieren Sie zu viel. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, für ihn ist das ein ganz alltägliches Problem. Manchmal hilft dann ein zusätzliches Medikament oder auch ein Medikamentenwechsel.
Nur wenige Medikamente haben eine weiße Weste
Apropos Medikamentenwechsel: Es gibt fast keine Antidepressiva, bei denen Probleme mit sexueller Lust und Erektion nicht beschrieben wären. In unterschiedlicher Häufigkeit. Daraus den Schluss zu ziehen, dass ein Wechsel nicht bringt, wäre aber falsch. Denn erstens kann im individuellen Fall das eine Mittel solche Probleme verursachen und das andere nicht. Bei einem zweiten Betroffenen kann es andersherum sein.
Zweitens gibt es auch ein paar wenige Antidepressiva, die völlig frei von dieser Nebenwirkung sind. Zumindest laut Studienlage. Dies sind:
- Agomelatin (Valdoxan®)
- Bupropion (Elontril®)
- Mirtazapin (Remergil® und viele weitere Mirtazapin-Präparate)
- Moclobemid (Aurorix® und viele weitere Moclobemid-Präparate)
Gibt es auch Herz-Medikamente, die die Potenz fördern können?
Ja, und zwar Angiotensin-II-Blocker und Sartane. Diese Herz-Kreislauf-Medikamente können die sexuelle Funktion positiv beeinflussen, indem sie durchblutungsfördernd wirken.
Diagnostik
Welche Untersuchungen nimmt der Arzt bei der Abklärung von Erektionsstörungen vor?
Die wichtigste diagnostische Maßnahme bei der Abklärung von Erektionsstörungen ist das ausführliche Gespräch. Oft kann der Arzt schon anhand der Umstände, unter denen es bei Ihnen zu Erektionsstörungen kommt, eingrenzen, was die Ursache ist.
Aber auch die Erfragung Ihrer persönlichen Krankengeschichte und möglicher Medikamenteneinnahmen ist, soweit nicht schon bekannt, ein wichtiger Gesprächsgegenstand.
Zur Basisdiagnostik gehört außerdem eine gründliche körperliche Untersuchung und eine Messung der wichtigsten Blutwerte.
Spezialuntersuchungen nur im Ausnahmefall
Erst wenn sich daraus kein eindeutiger Anhaltspunkt ergibt, kommen in der Regel speziellere Untersuchungsverfahren zum Einsatz. Dazu gehören
- Messungen der (natürlichen) Erektionen während der Nacht
- die diagnostische Gabe von Sexualhormonen (um deren Auswirkungen zu testen)
- und manchmal auch Ultraschall- oder Röntgenuntersuchungen des Beckenbereiches (u.a. zur Ermittlung der Durchblutung des Hoden- und Penisbereichs).
Ist ein Diabetes die vermeintliche Ursache, werden mitunter auch noch spezielle neurologische Untersuchungen der Nervenreizleitungen vorgenommen.
Spezialuntersuchungen im Detail
Wozu dient die nächtliche Messung der unwillkürlichen Erektionen?
Fast jeder Mann kennt das: Nächtliche "unbeabsichtigte" Erektionen, die man eher per Zufall entdeckt, wenn man aufwacht. Bei der diagnostischen Abklärung von Erektionsstörungen, für die mit Basisdiagnostik keine Ursache gefunden wird, kann die Messung dieser unwillkürlichen Erektionen während der Nacht ein wichtiger Anhaltspunkt sein.
Treten die Erektionen auf, ist eine körperliche Ursache der erektilen Dysfunktion sehr unwahrscheinlich. Das spannende Ergebnis liefern spezielle Messgeräte, die man mit nach Hause nehmen kann.
Wozu dient der Schwellkörper-Injektions-Test?
Der Schwellkörper-Injektions-Test (SKIT) dient zur diagnostischen Abklärung von Erektionsstörungen. Dabei wird ein männliches Sexualhormon in den Penisbereich gespritzt und die Reaktion getestet.
Genügen schon geringe Mengen des Sexualhormons, um eine lang anhaltende Erektion zu erreichen, kann man gefäßbedingte Ursachen der Erektionsstörung (die in höherem Alter nicht selten sind) fast ausschließen. Der Schwellkörper-Injektions-Test gehört allerdings eher nicht zur Routine-Diagnostik, sondern wird nur eingesetzt, wenn die Basisdiagnostik nicht zu einer eindeutigen Abklärung der Ursachen geführt hat.
Welchen Zweck haben Ultraschall oder Röntgen bei der Abklärung von Erektionsstörungen?
Ultraschall und Röntgenuntersuchungen kommen bei der diagnostischen Abklärung von Erektionsstörungen mitunter zum Einsatz, wenn eine Durchblutungsstörung als Ursache der erektilen Dysfunktion vermutet wird.
Es gibt verschiedene Untersuchungsverfahren, die sowohl den arteriellen Blutzufluss in den Penis als auch den venösen Abfluss ermitteln können.
Behandlung allgemein
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Impotenz?
Für die Behandlung von Erektionsstörungen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Das therapeutische Arsenal wartet, je nach Ursache und individueller Situation, mit verschiedene Therapiemethoden auf.
Hierzu zählen:
- Medikamentöse Behandlung mit selektiven Phosphodiesterasehemmer (Viagra®, Cialis®, Levitra® und Co.)
- Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT)
- Hilfsmittel wie Vakuumpumpe oder Penis-Ring
- Psychotherapie
- Operation mit Einbau einer Penis-Prothese
In einigen Sonderfällen können auch chirurgische Eingriffe wie etwa bei bestimmten Gefäßverletzungen oder zur Unterbindung der Penisvene bei verstärktem venösen Abfluss helfen.
Nicht zu vergessen sind aber auch Stressabbau, Sport und gesunde Ernährung, die durchaus einen Versuch wert sind.
Selbsthilfe
Erektionsstörung: Wie lässt sich der Leistungsdruck abbauen?
Der erste Schritt zur Lösung des Problems besteht darin, es anzupacken. Und damit kommen wir zu den guten Nachrichten. Die Heilungsaussichten bei Erektionsstörungen sind meist gut. Häufig bringt schon allein das Reden über die belastende Situation etwas – nämlich Druckabbau. Sei es mit der Partnerin oder dem Arzt.
Zuhause können Sie es statt eines Problemgesprächs auch erst einmal mit sexuellem Kontakt versuchen, bei dem Sie bewusst und in Absprache mit Ihrer Partnerin auf das „Eindringen“ verzichten. Das nimmt den Druck und ermöglicht häufig nach ein paar verschmusten Nächten, manchmal auch schneller, wieder den erwünschten Geschlechtsverkehr. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass keine organischen Ursachen hinter der mangelnden Erektionsfähigkeit stecken.
Hilft Bewegung gegen Potenzprobleme?
Ja, das ist eindeutig nachgewiesen. Man kann es auch andersherum formulieren: Wer sich wenig bewegt, bekommt häufiger Erektionsprobleme. Doppelt so häufig wie sportlich aktive Männer, wie eine Studie gezeigt hat.
Bei näherer Betrachtung ist dieser Zusammenhang auch fast logisch. Probleme mit der Potenz oder der Erektion entstehen am häufigsten aufgrund von Durchblutungsstörungen im Beckenbereich. Genauer gesagt durch Arteriosklerose. Es ist sogar so, dass Erektionsstörungen oft ein Vorbote von Herzproblemen sind, weil sich eine Arteriosklerose in den Beckenarterien meist früher bemerkbar macht als am Herzen.
Was dem Herzen gut tut, tut auch dem Penis gut
Wenn man sich nun vor Augen führt, dass ja regelmäßige Bewegung auch vor Gefäßverkalkung und Herzinfarkt schützt, ist es wenig überraschend, dass sportliche Aktivität auch der Durchblutung in der Körpermitte gut tut. Unklar ist nur, wie viel Bewegung es sein muss, weil sich das selbst in Studien nie so ganz genau bestimmen lässt. Aber wenn Sie zwei- bis dreimal pro Woche Sport treiben oder zumindest Fahrradfahren oder einen strammen Spaziergang machen, schützen Sie damit definitiv nicht nur Ihr Herz, sondern auch Ihre Potenz.
Das soll neueren Studien zufolge übrigens sogar dann noch gelten, wenn schon Erektionsstörungen vorliegen. Man kann sich seine drohende Impotenz also auch weglaufen.
Gibt es wirklich eine Diät gegen Potenzprobleme?
Eine spezielle Diät gibt es nicht, aber mit der Ernährung kann man trotzdem etwas gegen seine Erektionsstörungen tun. Zumindest dann, wenn diese auf eine chronische Durchblutungsstörung zurückzuführen sind. Und das ist bei Männern über 50 Jahre häufig der Fall. Potenzprobleme gelten hier sogar als möglicher Vorbote von koronarer Herzkrankheit und Herzinfarkt, weil sie oft Folge einer Arteriosklerose und Verengung der Blutgefäße sind.
Man kann zwar mit Medikamenten die Gefäße erweitern und die Durchblutung erhöhen (die meisten Potenzmittel beruhen auf diesem Prinzip). Man kann aber auch generell etwas gegen seine verengten Gefäße tun – und sollte das auch, nicht zuletzt wegen ganz anderer Gefahren wie Herzinfarkt, Schlaganfall & Co. Und die erwähnten Potenzmittel wirken auch nur sehr kurzfristig, beheben aber nicht das grundsätzliche Problem.
Und so sieht eine durchblutungsfördernde Ernährung aus:
- viel Obst und Gemüse
- viel Vollkorn
- mindestens einmal die Woche Fisch
- lieber mageres Fleisch (Geflügel) statt fettreichem "rotem" Fleisch (Schwein, Rind)
- beim Kochen viel pflanzliche Öle (Olivenöl, Rapsöl & Co), weniger Butter und Sahne
Sogar Studien belegen einen Zusammenhang
Wenn die Erektionsstörungen auf psychische Ursachen oder völlig andere Gründe (z.B. Medikamente) zurückgehen, wird man mit oben genannter Kost natürlich wenig erreichen. Aber dann bleibt immer noch der vorbeugende Effekt.
Und dass eine solche Ernährung tatsächlich gegen Erektionsstörungen hilft bzw. deren Auftreten reduziert, ist sogar in einer größeren Studie wissenschaftlich nachgewiesen worden (Esposito 2010). Und auch Übergewicht wurde mittlerweile als Risikofaktor für Potenzprobleme wissenschaftlich bestätigt. Ab einem Taillenumfang über 100 cm steigt das Risiko um 50% (Janiszewski 2009). Und eine zu umfangreiche Taille hat ja auch etwas mit der Ernährung zu tun.
Man darf aber nicht erwarten, sich die Potenzprobleme in wenigen Tagen wegzuessen. Das ist eher eine langfristige Strategie. Aber sie lässt einen zudem potentiell länger leben. Und vor sexuellem Kontakt kann man ja trotzdem bis auf weiteres auf seine kleinen Helfer zurückgreifen.
Wie kann man die erektile Dysfunktion aufgrund einer Arteriosklerose behandeln?
Wenn tatsächlich Durchblutungsstörungen aufgrund einer Arteriosklerose die Ursache der erektilen Dysfunktion sind, dann muss es primär darum gehen, die Risikofaktoren und Ursachen der Arteriosklerose auszuschalten. Dies sind vor allem Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen und Übergewicht.
Denn dann droht auch Ihrem Herzen Gefahr. Nicht selten macht sich eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) im Genitalbereich früher bemerkbar als am Herzen. Die Erektionsstörungen sind dann also so etwas wie ein Vorbote, oder auch eine rechtzeitige Warnung. Da der Schutz Ihres Herzens im Zweifel noch wichtiger ist als der Schutz Ihrer Potenz, sollten Sie Umstellungen Ihres Lebensstils nicht leichtfertig in den Wind schießen.
Darüber hinaus stehen aber auch Medikamente zur Verfügung, die die Durchblutung im Genitalbereich verbessern, so dass es wieder zu einer ausreichenden Erektion kommt und ein zufriedenstellendes Sexualleben möglich ist.
Medikamentöse Behandlung
Was sind selektive Phosphodiesterasehemmer?
Selektive Phosphodiesterasehemmer (PDE-5-Hemmer) sind Arzneimittel, die bei Erektionsstörungen eingesetzt werden. Was irgendwann mal mit Viagra begann, ist heute schon eine stattliche Medikamentenfamilie. Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil sind die bekanntesten Wirkstoffe. Erhältlich sind sie in Apotheken z. B. unter den Namen Viagra®, Cialis® und Levitra®.
Selektive Phosphodiesterasehemmer führen in erster Linie zu einer Durchblutungsteigerung im Penis – und fördern damit die Erektionsfähigkeit.
Erzeugen Viagra und Co. direkt eine Erektion?
Nein. Der relativ weit verbreitete Glaube, man müsse diese Medikamente nur schlucken und schon würde sich der Penis aufrichten, trifft nicht zu.
Die selektiven Phosphodiesterasehemmer, zu denen sowohl Viagra® als auch Cialis® und Levitra® gehören, wirken nicht "von selbst". Das heißt, auch hier ist eine sexuelle Stimulierung notwendig. Die in vielen Klamaukfilmen wiederkehrende Szene, in denen ein Mann eine solche Pille schluckt und unmittelbar danach mit einem Hügel in der Körpermitte herumrennt, ist Unsinn.
Was nicht heißt, dass diese Medikamente nicht wirken. Die Potenzmittel aus der Familie der Phosphodiesterasehemmer sorgen für eine Durchblutungssteigerung im Bereich des Penis und fördern – Durchblutungsprobleme als Ursache der Probleme vorausgesetzt – die Erektion.
Viagra und Co.
Auf welche Weise erhöhen Viagra, Cialis & Co die Potenz?
Wenn man es genau nimmt, wird die Potenz durch diese Mittel überhaupt nicht erhöht. Denn Potenz bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes ja Erektionsfähigkeit. Und Viagra®, Cialis®, Levitra® & Co sorgen nicht dafür, dass man leichter einen Steifen bekommt. Sie sorgen nur dafür, dass eine Erektion länger anhält. Und dass sie kräftiger ausfällt. Wobei das natürlich durchaus eine Menge mit dem zu tun hat, was man gemeinhin unter Potenz versteht.
Alles dreht sich um ein Enzym, das normalerweise die Erektion beendet
Verständlicher wird das alles, wenn man sich den Wirkungsmechanismus der genannten Medikamente vor Augen führt. Sowohl Viagra®, Cialis® als auch Levitra® sind sogenannte Phosphodiesterase-Hemmer. Sie blockieren also das körpereigene Enzym Phosphodiesterase. Dieses Enzym ist verantwortlich dafür, dass cycloGMP abgebaut wird. Und cycloGMP ist die Substanz, die bei sexueller Erregung im Beckenbereich die Erektion auslöst. Das cycloGMP führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße und dadurch zu einer stärkeren Durchblutung im sensiblen Bereich. Die Phosphodiesterase-Hemmer beendet dieses Vergnügen nach kurzer Zeit wieder.
Biologisch ist das durchaus sinnvoll, sonst käme es zu einer Dauererektion. Aber bei Problemen, die Erektion halten zu können, wie sie zum Beispiel bei Durchblutungsstörungen auftreten können, kann die Hemmung dieses Enzyms dafür sorgen, dass die Erektion etwas länger anhält. Und genau das bewirken Viagra® & Co.
Viagra & Co. wirken nicht: Muss ich die Dosis erhöhen?
Ob nun Sildenafil, Cialis®, Levitra® oder Viagra®: Nicht in jedem Fall erfüllen die Potenzmittel die Hoffnungen, die man in sie setzt. Dafür kann es viele Gründe geben, einer davon ist, dass man einfach nicht genügend erregt ist. Denn die Mittel können keine Lust verschaffen, die können nur bei vorhandener Lust die Erektionsfähigkeit fördern.
Ein anderer, seltenerer Grund für einen ausbleibenden Effekt ist tatsächlich der Wirkspiegel der Substanzen im Blut. Allerdings passiert das meistens nicht, weil man zu wenig der Tabletten eingenommen hat, sondern eher, weil man sie zu spät oder zu früh eingenommen hat. Die Mittel brauchen nämlich 1-2 Stunden, bis sie wirken und dann hält der Effekt oft nur knapp 5 Stunden an (bis auf Cialis®, das sehr viel länger wirkt).
Somit ist eine Dosissteigerung eher eine der letzten Optionen. Und wenn, dann auch nur nach Rücksprache mit dem Arzt. Denn die Mittel haben durchaus auch ihre Nebenwirkungen. Die maximal erlaubte Dosis beträgt für Cialis® und Levitra® 20 mg, für Viagra® 100 mg.
Darf man Viagra oder ähnliche Potenzpillen einnehmen, wenn man herzkrank ist?
In den meisten Fällen ja. Bei Einnahme von Blutdrucksenkern ist eine Behandlung mit den sogenannten Phosphodiesterase-5-Hemmern (PDE-5-Hemmer) wie Sildenafil (Viagra® ) möglich, solange es sich um einzelne Medikamente handelt. Bei Einnahme mehrerer blutdrucksenkender Medikamente muss geklärt werden, ob der Abbau des PDE-5-Hemmers eventuell eingeschränkt ist.
Nur wenn man aufgrund seiner Herzerkrankung in seiner körperlichen Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt ist, sind diese Mittel verboten. Das gilt auch, wenn man zur Behandlung seiner Herzkrankheit sogenannte Nitrat-Tabletten oder Medikamente mit dem Wirkstoff Molsidomin einnimmt. Diese Einschränkungen gelten nicht nur für Viagra®, sondern auch für ähnliche Mittel wie z.B. Cialis® und Levitra® .
Zum Hintergrund: In den Anfangsjahren von Viagra® sorgten Meldungen über vereinzelte Todesfälle bei herzkranken Männern für Aufsehen. Sie wurden zurückgeführt auf die gefäßerweiternde Wirkung von Viagra®. Die kann zu einem Blutdruckabfall führen, was in Extremsituationen oder bei Einnahme weiterer gefäßerweiternder Medikamente tatsächlich gefährlich werden kann.
Im Zweifel kann man Risiko testen
Inzwischen weiß man, dass dieses Risiko bei Ausschluss der oben genannten Einschränkungen nicht besteht. Zumindest ist es nicht höher als es auch sonst wäre, wenn man sich in höherem Alter beim Sex körperlich etwas über Gebühr verausgabt. Wobei die Anstrengung beim Sex auch meist überschätzt wird. Die wenigsten kommen dabei mehr ins Schwitzen als nach dem Treppensteigen in den zweiten Stock.
Trotzdem besteht Grund zur Vorsicht, wenn man an Herzproblemen leidet. Sprechen Sie zur Sicherheit auf jeden Fall auch mit Ihrem Arzt darüber. Im Zweifel kann man mit einem Belastungs-EKG für Klarheit sorgen – einmal ohne das Medikament, und einmal mit dem Potenzmittel im Blut.
Hilft Testosteron gegen Erektionsprobleme?
Nur dann, wenn die Erektionsstörungen auf einen Hormonmangel zurückzuführen sind. Was höchst selten der Fall ist. Und selbst dann gibt es gleich mehrere Gründe, mit einer Testosteron-Therapie eher zurückhaltend zu sein.
Neben einer ganzen Reihe an möglichen Nebenwirkungen kann die Einnahme von Testosteron auch zu einer Vergrößerung der Prostata führen. Und, was noch bedrohlicher ist, die Gefahr für Prostatakrebs nimmt zu. Das hängt damit zusammen, dass Testosteron das Wachstum von Prostatazellen und auch von dort möglicherweise schon unsichtbar angelegten Krebszellen fördert.
Tabletten gefährlicher als Salben oder Gels
Bei einer rein örtlichen Anwendung von Testosteron (Gel) ist das Risiko geringer als bei einer Behandlung mit Tabletten, aber das Fazit bleibt das gleiche: Männliche Geschlechtshormone als Mittel gegen Potenzprobleme sollten Sie nur auf eindeutige Anweisung eines Arztes anwenden.
Die oben genannten Gefahren gelten übrigens auch für diejenigen, die Testosteron schlucken, um ihren Muskelaufbau voranzutreiben. Dazu gibt es nur eine Empfehlung: Hände weg!
Schwellkörper-Autoinjektionstherapie
Was versteht man unter einer Schwellkörper-Autoinjektionstherapie?
Bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie spritzt man sich vor dem Geschlechtsverkehr eine gefäßerweiternde Substanz in den Schwellkörper des Penis. Das hört sich schlimmer an als es ist.
Die Anwendung muss zunächst unter Anleitung erlernt werden. Danach kann die Injektion aber selbst vorgenommen werden. Daher der Name (auto = selbst). Das eingespritzte Mittel ist meist Alprostadil, ein Wirkstoff, der den örtlichen Blutfluss fördert. Somit wirkt die Behandlung ähnlich wie die modernen Potenzmittel aus der Gruppe der Phosphodiesterasehemmer.
Mehr zur Schwellkörper-Autoinjektionstherapie
Schwellkörper-Autoinjektion: Wie lange wirken die Potenzspritzen?
Bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie wird der gefäßerweiternde Wirkstoff idealerweise kurz vor dem Geschlechtsverkehr in den Penis gespritzt. Meist tritt dann schon nach wenigen Minuten eine Erektion auf. Die Wirkung hält etwa eine Stunde lang an.
Wichtig: Auch wenn eine Anwendung kurz vor dem Sex optimal ist, sollten Sie gleichwohl noch so viel Ruhe haben, dass Sie die kleine Spritze sachgemäß anwenden. Zu Komplikationen kommt es nämlich am ehesten durch Fehler beim (zu hastigen?) Spritzen.
Tut die Schwellkörper-Autoinjektion weh?
Normalerweise nicht. Für viele Männer hört sich die Vorstellung, sich etwas in den Penis zu spritzen, zwar furchterregend an. Die bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie verwendete Nadel ist aber so dünn, dass man von dem Einstich fast nichts merkt.
Probleme können aber dann auftreten, wenn man bei der Anwendung Fehler macht. Deshalb muss das Verfahren zunächst unter Anleitung erlernt werden.
Was kann bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie schief gehen?
Normalerweise geht bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie nichts schief. Das Verfahren muss zuvor unter Anleitung eines Facharztes erlernt werden, kann dann aber in aller Regel gut allein durchgeführt werden.
Zu Problemen kommt es am ehesten, wenn man beim Einspritzen etwas falsch macht. Die häufigste Komplikation ist eine schmerzhafte Dauererektion. Der sogenannte Priapismus kann mehrere Stunden anhalten und sehr unangenehm sein. Bei unsachgemäßer Anwendung kann es auch zu Verletzungen von Blutgefäßen, Nerven oder sogar der Harnröhre kommen. Das ist aber bei vorsichtigem Umgang mit den kleinen Spritzen so gut wie ausgeschlossen.
Allerdings kommt es mitunter auch zu Nebenwirkungen, wenn man alles richtig macht. Sowohl Schmerzen im Penis als auch Narbenbildungen an der Einstichstelle sind möglich.
Weitere spezielle Behandlungsmethoden
Wie funktioniert eine Vakuumpumpe bei Erektionsstörungen?
Der Begriff Vakuumpumpe hört sich zwar etwas unheimlich an, aber die Methode kann bei Erektionsstörungen durchaus helfen. Allerdings wird das Verfahren vielen Betroffenen wahrscheinlich zu umständlich oder zu wenig diskret sein.
Das Prinzip in Kurzform: Ein Kunststoffzylinder wird über den Penis gestreift und mit einem relativ straff sitzenden Gummiring unten am Schaft fixiert. Vom Zylinder führt ein Schlauch zu einer Handpumpe. Mit der wird dann ein Vakuum erzeugt, was dazu führt, dass sich der Penis mit Blut füllt. Daraufhin wird der Zylinder abgezogen und nur der Gummiring verbleibt am Penis. Und genau dieser Ring sorgt dann dafür, dass das Blut im Penis nicht gleich wieder abfließt.
Das alles zusammen sorgt in aller Regel für eine Erektion.
Fragen zu Spezialverfahren
Kann es bei Anwendung der Vakuumpumpe zu Komplikationen kommen?
Auch wenn sich die Methode etwas brutal anhört, ist die Vakuumpumpe ein relativ sicheres Behandlungsverfahren bei Erektionsstörungen. Am ehesten kann es zu Durchblutungsstörungen im Penis kommen, weil die Pumpe die Druckverhältnisse in den Blutgefäßen zu stark durcheinanderwirbelt.
Deswegen wird von der Anwendung der Vakuumpumpe abgeraten, wenn schon zuvor Durchblutungsstörungen oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen. Auch ein zuvor aufgetretener Priapismus (schmerzhafte Dauererektion als Nebenwirkung der sogenannten Schwellkörper-Injektion) gilt als Grund, auf die Vakuumpumpe lieber zu verzichten.
Was versteht man bei Erektionsstörungen unter der transurethralen Therapie?
Die transurethrale Therapie ist ein sehr spezielles Behandlungsverfahren gegen Erektionsprobleme. Dabei wird über die Harnröhre (Urethra) ein Medikament eingeführt, danach der Penis gerieben und dadurch entsteht eine Erektion.
Das hört sich etwa eigenartig an und möglicherweise hat sich das Verfahren auch deshalb bis jetzt in Deutschland kaum durchgesetzt. Seit 1999 wird die transurethrale Therapie angeboten. Praktisch läuft sie so ab, dass man sich selbst über den Penis ein kleines, sehr dünnes Stäbchen einführt. Auf Knopfdruck wird dann der Wirkstoff (Alprostadil) in dem Stäbchen freigesetzt. Allerdings muss dann noch der Penis zwischen den Handflächen gerieben werden, damit sich das Medikament vor Ort gut auflöst und verteilt.
Alprostadil entspannt die Muskulatur, kurbelt die Durchblutung an und führt auf diese Weise kurze Zeit später zur Erektion. Die hält dann etwa eine Stunde lang an.
Das Verfahren wird am ehesten dann empfohlen, wenn eine Behandlung mit Tabletten nicht zum gewünschten Erfolg führt. Fragen Sie bei Interesse Ihren Arzt danach.
Kann es bei der transurethralen Therapie zu Komplikationen kommen?
Ja. Im Regelfall gilt das Verfahren zwar als sicher, aber in Einzelfällen kann es durchaus zu Komplikationen kommen. Zu nennen sind hier:
- Schleimhautverletzungen bei der Einführung des Stäbchens (normalerweise klappt das aber gut und schmerzfrei)
- Kopfschmerzen nach der Wirkstofffreisetzung
- Blutdruckabfall, Schwindel bis hin zur kurzen Bewusstlosigkeit
Gab es schon zuvor unter einer medikamentösen Behandlung der Erektionsstörungen derartige Probleme, sollte auf die transurethrale Therapie lieber verzichtet werden. Das gilt übrigens auch, wenn Ihre Frau oder Freundin schwanger ist, denn der freigesetzte Wirkstoff Alprostadil kann das ungeborene Kind gefährden.
Wie funktioniert eine Penis-Prothese gegen Erektionsstörungen?
Eine Penis-Prothese gegen Potenzprobleme gibt es nicht. Mit diesem Ausdruck ist vielmehr ein sogenanntes Schwellkörper-Implantat gemeint. Das ist ein Kunststoffzylinder, der in den Penis eingepflanzt wird und ihn bei Bedarf "steif machen" kann. Es handelt sich um ein Behandlungsverfahren gegen Erektionsstörungen, das nur in Betracht kommt, wenn alle anderen, weniger invasiven Methoden (Medikamente, Vakuumpumpe, etc.) nicht zum Erfolg geführt haben.
Modelle zum Biegen und Aufpumpen
Es gibt bei der Schwellkörper-Implantation zwei verschiedene Varianten:
- Biegsame Implantate: Die Implantate sind in gewisser Weise "dauersteif". Sie werden vor dem Geschlechtsverkehr hochgebogen, so dass der Penis in eine aufrechte, erigierte Position kommt. Der Nachteil ist, dass auch in der Normalposition des Implantats der Penis genauso groß und steif ist, nur eben nach unten gebogen. Das kann aber durchaus unangenehm sein, weil man die Vergrößerung unter engen Hosen sieht.
- Aufpumpbare Implantate: Die Implantate belassen den Penis in seiner natürlichen Form. Vor dem Geschlechtsverkehr kann man sie mit ein paar Handgriffen aufpumpen. Dafür wurde bei der Operation eine kleine Pumpe in den Hodensack gepflanzt, und ein Flüssigkeitsspeicher in den Bauchraum. Klingt kompliziert, ist es auch (v.a. für den Operateur und beim Aufbau, Krankenhausaufenthalt von 1 Woche notwendig), dafür hat die Anwendung in der Praxis viele Vorteile, weil man die Erektion wirklich nur dann hat, wenn man sie haben will.
In beiden Fällen werden die körpereigenen Schwellkörper im Penis entfernt. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen. Die natürliche Fähigkeit zur Erektion geht also für immer verloren. Insofern handelt es sich hier wirklich um ein Behandlungsverfahren, das nur in Ausnahmefällen in Betracht kommt und dessen Anwendung wohlüberlegt sein sollte. Der Operateur sollte in jedem Fall über ausreichende Erfahrung verfügen.
Prognose
Bessern sich meine Erektionsprobleme wieder? Wie stehen die Chancen?
Die Prognose bei Erektionsstörungen ist relativ gut, das heißt, in den meisten Fällen ist die Behandlung erfolgreich. Nicht selten gehen sie auch von alleine wieder weg.
Sind körperliche Ursachen für die "erektile Dysfunktion" verantwortlich, zum Beispiel Durchblutungsstörungen, gelingt mit den gängigen Medikamenten häufig eine deutliche Besserung. Liegt die Ursache für die Erektionsstörungen eher im psychischen Bereich, sind die Aussichten, dass sich das Problem beheben lässt, ebenfalls gut.
Oft entsteht allein durch das Anpacken des Problems auch ein Kreisel nach oben. Die Beratung und Betreuung durch den Arzt in Kombination mit erektionsfördernden Medikamenten führt zu einer ersten Besserung. Das wiederum lässt einen innerlich aufatmen und sorgt für eine Entkrampfung, die dann wiederum zu einer weiteren Besserung führt. Denn nicht selten ist ja auch die Anspannung und Angst vorm Versagen ein ganz wesentlicher Hemmfaktor. Ist der erst einmal beseitigt und damit der Teufelskreis (Potenzstörungen -> Frust -> noch mehr Potenzstörungen) durchbrochen, sieht vieles rosiger aus.
Wissenswerte Begriffe
Was ist eine Ejaculatio praecox?
Ejaculatio praecox ist der medizinische Fachbegriff für den (ungewollten) vorzeitigen Samenerguss.
Was bedeutet Ejaculatio retarda?
Ejaculatio retarda ist der medizinische Fachausdruck für den verzögerten Samenerguss.
Ejaculatio praecox bedeutet im Gegensatz dazu "vorzeitiger Samenerguss".
Was versteht man unter Impotentia coeundi?
Impotentia coeundi ist der medizinische Fachbegriff für eine Erektionsstörung, die verhindert, dass der Geschlechtsakt normal ausgeübt werden kann. Dem betroffenen Mann gelingt es nicht, eine ausreichend harte und anhaltende Erektion zu bekommen, um mit der Frau schlafen zu können.
Zeitweise kommt so etwas bei jedem zweiten Mann über 40 Jahren vor – zumindest hin und wieder. Erst wenn das Problem über sechs Monate anhält, spricht man von "Erektiler Dysfunktion".
Was versteht man unter Impotentia generandi?
Mit Impotentia generandi wird die Zeugungsunfähigkeit beim Mann bezeichnet. Sie hat nichts mit der Erektionsfähigkeit zu tun, sondern sagt generell aus, dass eine Sterilität vorliegt.
Auch bei Frauen gibt es eine Impotentia generandi, was dann zu deutsch Unfruchtbarkeit bedeutet.
Quellen:
- Fachbuch "Zeitgemäße Therapie der erektilen Dysfunktion" (Herausgeber: Hartmann, Jonas, Stief, Truss), 2. Auflage 2002
- Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
- Schmelz et al. Facharztwissen Urologie.
- Manski, D. Urologielehrbuch.