Metoclopramid (MCP, Paspertin): Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Freitag, 06. Januar 2023 12:04
Wie wirkt Metoclopramid gegen Übelkeit? Welche Nebenwirkungen sind möglich? Darf ich MCP in der Schwangerschaft einnehmen? Im folgenden Beitrag beantworten wir Ihnen diese und weitere Fragen zum Wirkstoff Metoclopramid.
Wirkung
Wie wirkt Metoclopramid (Paspertin, MCP) gegen Übelkeit?
Metoclopramid ist fast so etwas wie der Klassiker unter den "Anti-Übelkeits-Medikamenten". Der Wirkstoff ist schon seit Jahrzehnten im Einsatz und wird immer noch von vielen Ärzten verschrieben. Am bekanntesten ist das Präparat Paspertin, aber es gibt auch noch zahlreiche andere, wie z.B. Cerucal®, Gastronerton® und Gastrotranquil®. Bei Hyrin® 10 Suppositorien handelt es sich um Zäpfchen gegen Übelkeit. Auch sie enthalten den Wirkstoff Metoclopramid.
Indirekte Dopamin-Hemmung
Metoclopramid ist ein sogenannter Dopamin-Antagonist. Das bedeutet, dass das Mittel die Wirkungen von Dopamin hemmt ("Agonist" hieße, es kurbelt die Wirkung an).
Was bringt das? Der körpereigene Botenstoff Dopamin hat zahlreiche komplexe Wirkungen. Eine davon ist, im Magen die Nahrungspassage zu verlangsamen und – ab einer bestimmten Menge – auch Übelkeit auszulösen. Da hilft dann also ein Dopamin-Hemmer.
Bevor man Dopamin nun in die Schmuddelecke stellt: Der Stoff wird zum Beispiel auch dann freigesetzt, wenn wir etwas Unverträgliches oder Giftiges gegessen haben. Und dann sind Übelkeit und Erbrechen das beste, was passieren kann.
Metoclopramid hemmt dabei Dopamin gar nicht direkt, sondern indirekt. Nämlich indem es die Rezeptoren an den Zellen besetzt, an denen Dopamin normalerweise andockt und seine Wirkung entfaltet.
Gut wirksam, aber umstritten
Unterm Strich führt Metoclopramid damit zu einer schnelleren Magen-Darm-Passage und verringert Übelkeitssymptome. Das Mittel wird unter anderem verschrieben bei Übelkeit und Reisekrankheit, aber auch bei Übelkeit wegen Migräne, Lebererkrankungen oder Arzneimittelnebenwirkungen. Der Einsatz bei Sodbrennen, Reizmagen und ähnlichen Beschwerden wird von den Arzneimittelbehörden kritisch gesehen bzw. abgelehnt.
Da MCP auch schwere Nebenwirkungen verursachen kann, wurde sein Einsatz seit April 2014 von der Arzneimittelbehörde stark eingeschränkt.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können unter Metoclopramid (MCP, Paspertin) auftreten?
Die Liste der theoretisch möglichen Nebenwirkungen unter Metoclopramid ist, wie bei vielen anderen Medikamenten auch, lang. Wir konzentrieren uns hier auf die wichtigsten bzw. häufigsten.
Relativ häufig kommt es unter der (längeren) Einnahme von Metoclopramid zu folgenden Nebenwirkungen:
- Unruhe
- Müdigkeit
- Schwindelgefühle
- intensivere Darmtätigkeit
Wichtig zu wissen: In sehr seltenen Fällen kann es unter der Behandlung mit Metoclopramid auch zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen. Dazu zählen insbesondere ausgeprägte und anhaltende Bewegungsstörungen. Aus diesem Grund wurde die Zulassung für zahlreiche Metoclopramid-Präparate im April 2014 stark eingeschränkt.
Warum wurden Paspertin-Tropfen vom Markt genommen?
Weil sie in seltenen Fällen schwere Nebenwirkungen verursachen können. Dazu zählen vor allem ausgeprägte und anhaltende Bewegungsstörungen sowie Krämpfe, aber auch Herz-Kreislauf-Komplikationen. Das gilt nicht nur für Paspertin, sondern auch für alle anderen Präparate mit dem Wirkstoff Metoclopramid.
Das ist zwar alles schon länger bekannt und unter normalen Bedingungen sehr selten. In einer Neubewertung von 2013 kam die Europäische Arzneimittelbehörde aber zu dem Schluss, dass das Risiko im Vergleich zum Nutzen des Wirkstoffs zu hoch sei. Diesem Urteil folgte im Frühjahr 2014 das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und entzog allen Präparaten mit höherem Gehalt an Metoclopramid die Zulassung.
Warum die Tropfen?
Es geht bei der Zulassungseinschränkung für Metoclopramid nicht um den Wirkstoff an sich, sondern um die Dosis. Die genannten Gefahren schwerer Nebenwirkungen nehmen mit steigender Dosis und Einnahmedauer zu. Das Problem an den Tropfen war, dass sie allesamt eine recht hohe Dosierung enthielten. Dazu gehören praktisch alle Metoclopramid-Tropfen im Handel, einschließlich Paspertin.
Die Ursache der Bewegungsstörungen hängt übrigens mit dem Wirkmechanismus von Metoclopramid zusammen. Das Mittel hemmt den körpereigenen Botenstoff Dopamin. Ein zuviel an Dopamin kann Übelkeit auslösen, ein Zuwenig kann Bewegungsstörungen verursachen.
Vielleicht kennen Sie den Botenstoff Dopamin auch aus einem anderen Kontext: im Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung. Auch hier spielt er eine entscheidende Rolle. Allerdings geht es dabei um die zentrale Wirkung des Dopamins im Gehirn, die beim Morbus Parkinson zunehmend nachlässt.
Darf Metoclopramid während der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden?
Das ist umstritten. Das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie empfahl Metoclopramid bis zuletzt als Mittel der Wahl zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft. Nach der Zulassungseinschränkung aus dem Jahre 2014 sehen das viele Ärzte aber kritischer.
Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
Quellen:
- Embryotox.de: Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit: Datenbank Medikamente und Wirkstoffe: Metoclopramid (Memento des Originals vom 9. September 2013 im Internet Archive
- Rote Liste Service GmbH, Fachinfo-Service: Metoclopramid