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Der Wirkstoff Propranolol gehört zur Gruppe der Betablocker und wird unter anderem zur Behandlung von Bluthochdruck und bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt.

Wirkung

Der Wirkstoff Propranolol senkt vorrangig den Blutdruck und die Herzfrequenz, so dass das Herz entlastet und der Sauerstoffverbrauch reduziert wird.

Das Arzneimittel gehört zur Gruppe der sogenannten unselektiven Betablockern, die die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin an den Beta-Rezeptoren aufheben. Somit wirkt Propranolol also nicht nur ausschließlich an den Beta-Rezeptoren am Herzen, sondern hat auch einen Effekt an den Bronchien und kleinen Arterien im Körper.

Wann wird Propranolol eingesetzt?

Die Einsatzmöglichkeiten von Propranolol sind vielfältig. Klassische Anwendungsgebiete für den Betablocker sind u. a.:

  • arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
  • koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Tachyarrhythmien (Herzrhythmusstörungen mit beschleunigtem Puls)
  • funktionelle Herzbeschwerden
  • Vorbeugung gegen das Wiederauftreten eines Herzinfarkts
  • essenzieller Tremor (Muskelzittern, welches ohne erkennbare neurologische Grunderkrankung auftritt)
  • Hyperthyreose (als Übergangs- bzw. ergänzende Therapie bei z.B. Herzrasen im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion)
  • Migräneprophylaxe

Besonderheiten von Propranolol

Der Betablocker Propranolol ist fettlöslich (lipophil) und wird schnell und vollständig vom Körper aufgenommen. Seinen maximalen Wirkspiegel erreicht der Wirkstoff bereits nach etwa 1 bis 3 Stunden.

Aufgrund seiner lipophilen Eigenschaft durchdringt Propranolol leicht die Blut-Hirn-Schranke und gelangt auf diese Weise ins Gehirn. Ein Merkmal, welches dafür gesorgt hat, dass das Medikament u.a. auch bei Angst und angstbedingten körperlichen Beschwerden (z.B. auch bei Lampenfieber, Aufregung) eingesetzt wird.

Wie wirkt Propranolol beim kindlichen Hämangiom?

Wie Propranolol beim wachsenden infantilen Hämangiom (kindliches Blutschwämmchen) genau wirkt, ist bislang noch nicht vollständig geklärt. Am ehesten führt man die Wirkung jedoch auf folgende Eigenschaften des Betablockers zurück:

  • Propranolol wirkt lokal gefäßverengend
  • Propranolol richtet sich gegen die Neuentstehung von Blutgefäßen
  • Propranolol provoziert den Zelltod im Bereich feinster Blutgefäße (Kapillaren)

Durch diese Effekte nimmt die Durchblutung des Hämangioms allmählich ab, es wird weicher und bildet sich im Verlauf idealerweise komplett zurück.

Erste Wahl in der Hämangiom-Therapie

Seit Entdeckung der Wirksamkeit von Propranolol in der Behandlung des komplizierten kindlichen Hämangioms 2008, ist die Trinklösung inzwischen weltweit Mittel der ersten Wahl für dieses Krankheitsbild. Die Zulassung hierfür besteht seit 2014.

Die Therapie wird bei Säuglingen in der Regel im Alter zwischen 5 Wochen und 5 Monaten begonnen.

Wie wird Hemangiol® eingenommen?

Die orale Lösung zur Therapie des infantilen Hämangioms wird über drei Wochen einschleichend gegeben. Die Dosierung richtet sich nach dem Gewicht des Säuglings und wird im Laufe der Therapie (mindestens einmal im Monat) entsprechend angepasst. In der Regel erstreckt sich die komplette Behandlung über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten.

Zweimal täglich geben

Es wird empfohlen, die Trinklösung zweimal täglich zum oder kurz nach dem Essen zu verabreichen – am besten einmal morgens und einmal am späten Nachmittag. Zwischen den beiden Einnahmen muss ein zeitlicher Abstand von mindestens neun Stunden eingehalten werden.

Auf Blutzucker und Atmung achten!

Wie viele Arzneimittel kann natürlich auch Hemangiol® zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. In der Behandlung des infantilen Hämangioms kann es dabei unter Umständen zu folgenden Problemen kommen:

  • niedriger Blutzuckerspiegel bzw. Hypoglykämie
  • Schwierigkeiten beim Atmen bzw. Bronchospasmen (verkrampfte Atemmuskulatur)

Zudem kann es bei Ihrem Kind ggf. zu folgenden Nebenerscheinungen kommen:

  • Schlafstörungen
  • Verschlechterung von Atemwegsinfektionen (Bronchitis, Bronchiolitis) in Verbindung mit Husten und Fieber
  • Durchfall, Erbrechen

Lassen Sie sich das Info-Heft geben!

Wie Sie sich im Falle einer Hypoglykämie oder bei Atemproblemen Ihres Kindes konkret verhalten sollen, wird der zuständige Kinderarzt vor Behandlungsbeginn ausführlich mit Ihnen besprechen.

Zudem gibt es vom Hersteller einen sehr schönen, verständlichen Leitfaden für Angehörige bzw. Pflegepersonen, der u.a. auf die möglichen Risiken im Rahmen der Behandlung mit Hemangiol® eingeht und entsprechende Maßnahmen empfiehlt.

Einnahme

Wie wird Propranolol eingenommen?

Der Wirkstoff Propranolol ist als Filmtablette, Retardtablette und als Lösung verfügbar. Zur intravenösen Gabe im Krankenhaus gibt es den Arzneistoff zudem noch in Form von Ampullen.

Propranolol ist in Deutschland u.a. unter folgenden Medikamentennamen verfügbar:

  • Dociton®
  • Inderal®
  • Obsidan®
  • Propra-ratiopharm®
  • diverse andere Medikamente mit dem Wirkstoff Propranolol
  • Hemangiol® (orale Lösung zur Therapie des infantilen Hämangioms)

Dosierung abhängig von der Erkrankung

Die empfohlene Dosierung für Propranolol hängt sowohl von der Art als auch von der Schwere der zu behandelnden Erkrankung ab. Nachfolgend ein Beispiel für die Anwendung bei Bluthochdruck:

  • Beginn der Behandlung mit 2- bis 3-mal täglich einer Filmtablette Propranolol 40 mg.
  • Bei unzureichendem Ansprechen wird die Dosis entsprechend sukzessive gesteigert.
  • Die Filmtabletten sollten jeweils vor den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit (1 Glas Wasser) eingenommen werden. Retardtabletten werden hingegen nur morgens eingenommen.

Wann ist bei Propranolol Vorsicht geboten?

Vorsicht: Bei einer stark eingeschränkten Leber- oder Nierenfunktion ist der Abbau von Propranolol vermindert, so dass in solchen Fällen ggf. eine Reduzierung der Dosis erforderlich ist.

Sportler sollten zudem beachten, dass die Anwendung von Propranolol bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen kann.

Bei Herzerkrankungen müssen Sie besonders aufpassen!

Gründe, die gegen eine Therapie mit Propranolol sprechen, sind u.a. folgende:

  • Überempfindlichkeit gegenüber Propranolol, anderen Betablockern oder weiteren Inhaltsstoffen
  • bestehende Herzschwäche (Herzinsuffizienz NYHA III und IV)
  • Schock
  • Erregungsleitungsstörungen des Herzens (AV-Block II. oder III. Grades, sinuatrialer Block)
  • Sinusknoten-Syndrom (Sick-Sinus-Syndrome)
  • Bradykardie (langsamer Herzschlag mit einem Ruhepuls unter 50)
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck)
  • bronchiale Hyperreagibilität (Überempfindlichkeit der Atemwege, z. B. bei einem Asthma bronchiale)
  • schwere periphere Durchblutungsstörungen (der Arm- und/oder Beinarterien)
  • eine gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmern (Antidepressiva) sowie die intravenöse Verabreichung von sog. Calciumantagonisten (z.B. Verapamil, Diltiazem)

Zudem gibt es noch einige andere Situationen, in denen die Behandlung mit Propranolol nicht oder nur nach strenger Risiko-Nutzen-Abwägung empfohlen wird. Diese finden Sie ausführlich in der Gebrauchsinformation zum Medikament.

Was Sie bei Insulin & Co. berücksichtigen müssen

Es gibt diverse Medikamente, die die Wirkung, die Verstoffwechslung und Ausscheidung von Propranolol abschwächen oder auch verstärken können. Oder solche, die durch Propranolol z.B. eine Wirkungsverstärkung erfahren. Da eine detaillierte Auflistung sämtlicher in Frage kommender Arzneimittel aufgrund der individuellen Erkrankungssituation an dieser Stelle schwierig ist, sei deshalb nochmals darauf hingewiesen, dass Sie im Einzelfall immer Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt halten sollten.

Hier kann es kritisch werden…

Dennoch möchten wir Sie auf einige typische Arzneimittel aufmerksam machen, die bei einer gleichzeitigen Einnahme von Propranolol besondere Beachtung finden sollten bzw. die ggf. eine ärztlich überwachte Dosisanpassung erfordern.

Medikamente, die mit Propranolol in Wechselwirkung treten können, sind u. a.:

  • orale Calcium-Antagonisten vom Verapamil-, Diltiazem- oder Nifedipin-Typ
  • andere blutdrucksenkende Arzneimittel
  • Insulin, orale Antidiabetika
  • Cimetidin (Magen-Darm-Mittel)
  • Rizatriptan (zur Migränebehandlung)

Ist Propranolol in der Schwangerschaft und Stillzeit erlaubt?

Der Wirkstoff Propranolol soll in der Schwangerschaft nur wenn absolut notwendig bzw. nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden. Propranolol kann u.a. vorzeitige Wehen auslösen sowie unerwünschte Wirkungen auf das Ungeborene haben (vorgeburtliche Wachstumsverzögerung, verlangsamter Herzschlag).

Propranolol kann in die Muttermilch übergehen. Säuglinge, die gestillt werden, sollten deshalb idealerweise überwacht werden.

Noch ein Extra-Tipp:
Können natürliche Wirkstoffe bei Bluthochdruck hilfreich sein?
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

  • Rote Liste Service GmbH, Fachinformation Propranolol.
  • Fachinformation Hemangiol®-Lösung.
  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): S2k-Leitlinie „Infantile Hämangiome im Säuglings- und Kleinkindesalter“.
  • www.embryotox.de. (Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie, Charité Berlin), Zugriff: Juni 2020.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare

Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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