Ja, das ist möglich. Probleme mit dem Stuhlgang sind bei der Multiplen Sklerose (MS) nicht selten. In einem fortgeschritteneren Stadium der MS können auch neurogene Störungen im Bereich des Afters auftreten und an diesen Problemen beteiligt sein.
Vor allem Verstopfung ist ein häufigeres Problem
Manche Menschen mit Multipler Sklerose entwickeln zum Beispiel eine Verstopfung (Obstipation). Der Stuhlgang ist dann erschwert oder zu selten. Ursache ist eine Störung des Stuhltransports, möglicherweise auch eine Spastik des Schließmuskels.
Darüber hinaus können auch viele Medikamente eine Verstopfung verursachen, darunter auch MS-Therapeutika. Auch eine zu geringe Trinkmenge sowie Bewegungsmangel können schuld an der Obstipation sein.
Es gibt auch Menschen mit Multipler Sklerose, die den Stuhl nicht halten können. Man spricht in diesem Fall von Stuhlinkontinenz. Ursache kann eine verminderte Sensibilität im Enddarm sein oder ein schlaffer Schließmuskel.
Keine falsche Scham
Eine Funktionsstörung im Bereich des Darms ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch schmerzhaft sein und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich mindern. Bei manch einem kann der Leidensdruck so hoch sein, dass er sich aus falscher Scham zunehmend zurückzieht bis hin zur sozialen Isolation.
Das sollte und darf so nicht sein. Wenn Sie als MS-Erkrankter unter einer Darmstörung leiden, sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt und ggf. auch Ihre Therapeuten darauf an. Die MS-Fachleute kennen diese Problematik und können Ihnen dabei helfen, Ihre Darmstörungen adäquat zu behandeln.
Was Sie bei Darmstörungen tun können
Um eine MS-bedingte Verstopfung und/oder Stuhlinkontinenz so weit in den Griff zu bekommen, dass ein "normaler" Alltag trotz dieser Störungen weiterhin möglich ist, kann es durchaus sinnvoll sein, verschiedene Behandlungsmaßnahmen miteinander zu kombinieren. Neben der medikamentösen Therapie stehen Ihnen hierbei ergänzend diverse Hilfsmittel sowie die physiotherapeutische Behandlung zur Verfügung.
Tipps bei MS-bedingter Verstopfung:
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (am besten täglich ca. 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee trinken).
- Nehmen Sie vorwiegend faser- und ballaststoffreiche Nahrung (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse) zu sich.
- Bewegen Sie sich viel an der frischen Luft.
- Erlernen Sie die Technik der Kolon-Massage (spezielle Darmmassage) bzw. lassen Sie diese regelmäßig von einem Physiotherapeuten durchführen.
- Setzen Sie bei Bedarf ein Klistier (Einlauf) ein.
- Verwenden Sie, wenn nötig, zusätzlich Abführmittel (Laxantien) wie Lactulose, Macrogol, Domperidon etc.
- Erlernen Sie Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR).
Tipps bei MS-bedingter Stuhlinkontinenz:
- Meiden Sie blähende bzw. den Darm anregende Lebensmittel (Kohl, Zwiebeln, Knoblauch, Vollkornbrot, Müsli, Hülsenfrüchte etc.).
- Sorgen Sie für eine regelmäßige und kontrollierte Entleerung des Darms z. B. mit einem Klistier oder der TAI (transanale Irrigation – über den Anus wird Flüssigkeit in den Darm gefüllt und durch das zusätzliche Volumen nach einer bestimmten Einwirkzeit der Stuhl abgeführt).
- Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten in die Technik des Beckenbodentrainings einführen.
- Verwenden Sie bei Bedarf aufsaugende Mittel (Adsorbentien) wie medizinische Kohle-Tabletten.
- Setzen Sie ergänzend auch Analtampons als zusätzliches Hilfsmittel ein.