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Nein. Es gibt sehr viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS), bei denen der Krankheitsverlauf relativ milde ist und die auch Jahre und Jahrzehnte nach Beginn der Erkrankung noch uneingeschränkt gehfähig sind.

Das für viele Außenstehende noch vorherrschende Bild, alle Menschen mit MS würden im Rollstuhl enden, ist definitiv falsch. Und wird immer falscher, mit jedem weiteren Fortschritt in der Behandlung.

Im Übrigen bedeutet das Angewiesensein auf einen Rollstuhl auch längst nicht immer einen Dauerzustand. Viele Betroffene benötigen nur in bestimmten Krankheitsphasen diese Hilfe.

Es ist völlig normal, Angst davor zu haben, im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein. Nichts ist dann mehr, wie es war und die Diagnose MS alleine will auch erstmal verdaut werden. Aber hier können wir Ihnen Ihre Sorgen ganz definitiv nehmen. Nur eine geringe Anzahl Erkrankter ist auch tatsächlich langfristig auf einen Rollstuhl angewiesen.

Weshalb überhaupt Rollstuhl?

Die MS ist eine meist schubförmig verlaufende Krankheit, bei der es zwischen den Schüben zu einer mehr oder weniger kompletten Rückbildung der Symptome kommt. Bei einer geringen Anzahl von Patienten gehen die Beschwerden, wie Spastik oder Geh- und Sehstörungen, jedoch trotz Therapie nicht vollkommen zurück und bleiben bestehen, oftmals jedoch in abgeschwächter Form. Über die Jahre kann sich daher eine fortbestehende Gehstörung entwickeln.

Dies ist jedoch eher selten und selbst wenn es zu einer Gehstörung kommt, heißt das noch lange nicht, dass Sie automatisch einen Rollstuhl benötigen. Viele Betroffene können mit etwas Unterstützung, zum Beispiel mit einem Stock, gut gehen. Manche bevorzugen den Komfort eines Rollstuhls, zumindest bei längeren Exkursionen.

Werde ich einen Rollstuhl brauchen?

Verständlicherweise fragen Sie sich sicher, wie die Erkrankung bei Ihnen verlaufen wird, wenn Sie kürzlich die Diagnose MS erhalten haben. Das lässt sich leider nicht vorhersehen, aber die meisten Betroffenen haben einen deutlichen Rückgang der Symptome in den Zeiten zwischen zwei Schüben. Es ist sehr selten, dass ein einziger Schub so schwer verläuft, dass ein Rollstuhl auf Dauer notwendig wird.

Etwas anders kann es im akuten Schub aussehen. Manchmal wird eine stationäre Aufnahme notwendig, wenn Sie einen akuten Schub haben. Dann kann es sein, dass Sie im Rollstuhl zu Terminen gebracht werden, bis Sie sich besser fühlen. Erschrecken Sie darüber nicht, das ist nur temporär. Das Ziel jeder Behandlung ist immer, Sie wieder so fit zu machen, dass Sie auf eigenen Beinen stehen und gehen können. Wenn Sie dies also lesen, nachdem Sie die Diagnose einer MS erhalten haben, versuchen Sie, sich nicht den Kopf über die Notwendigkeit eines Rollstuhles zu zerbrechen. Die Chancen stehen sehr gut, dass Sie diesen nicht brauchen werden.

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Kommentare: Archiv

Rollstuhl
2020-03-30 20:39:20, Carla
Habe seit 18 Jahren MS, und keine einzige Behinderung. Das geht in meinem Fall auch ohne Therapie. Vielleicht könnten Sie in dem Artikel auch mal auf unbehandelte Verläufe eingehen? Das kann neudiagnostizierten Patienten Mut machen! Danke!

MS
2019-11-05 10:55:45, Andy
Ich habe 2016 die Diagnose bekommen. Seitdem geht es Monat für Monat schlechter. Mittlerweile Rollator.

Multiple Sklerose
Montag, den 30. Januar 2017 um 20:39 Uhr, Moni Merschilz
Ich selbst habe 1999 die Diagnose bekommen. Es laufen sehr viele Menschen rum, die bei einem MRT sicher als MS-ler bezeichnet würden, aber keinerlei Einschränkungen haben. Der Rollstuhl ist für mich nur ein Hilfsmittel, das ich ab und zu verwende, aber wichtig ist, immer wieder raus zu kommen. Wenn man sich die Kräfte einteilt, bin ich der Meinung, man kann es auch länger rausziehen, bis man evtl. einen benötigt. Ich selbst leite auch einen Stammtisch in Neustadt an der Weinstraße von der DMSG. Alles Gute, Moni

Endet eine MS zwangsläufig im Rollstuhl?
Mittwoch, den 25. Januar 2017 um 18:34 Uhr, Klaus
Ich habe PPMS, diangnostiziert im UKE Hamburg im Frühjahr 2003. Da war ich 45 Jahre alt. Die Gehfähigkeit verschlechterte sich binnen 8 Jahren so sehr, dass ich seit 2012 einen Aktivrollstuhl mit Elektroantrieb benutzen muss. Im gleichen Jahr erhielt ich eine Erwerbsminderungsrente und arbeite am Schreibtisch noch 5 Stunden täglich. Ich hoffe, dass es noch lange so bleibt. Aber heute gehe ich freihändig keinen Meter mehr.

MS
Donnerstag, den 20. Oktober 2016 um 21:52 Uhr, helmut wolter
mein Bruder ist zum Pflegefall geworden

Der Beitrag macht Mut!
Freitag, den 19. Februar 2016 um 21:10 Uhr, rollstuhlkaufen24.de
Habe persönlich im Freundeskreis keinen mit MS, jedoch hast du vollkommen recht! Der medizinische Fortschritt schafft die Grundlage für viele Patienten, wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Das ist bei einer Menge anderer Krankheiten ähnlich und es wird stetig besser. Finde deinen Beitrag echt gelungen und hoffe die Leser ziehen daraus auch etwas Mut!

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jennifer Moore, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie / medizinische Fachautorin

Dr. med. Jennifer Moore
Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • medizinische Fachautorin für den Pschyrembel
  • Vizepräsidentin einer Krankenversicherung im Bereich Gesundheitsmanagement

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Jennifer Moore, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie / medizinische Fachautorin

Haupt-Autorin
Dr. med. Jennifer Moore
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