Heilpflanzen als Ergänzung bei Multipler Sklerose
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- Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 09. Juni 2022 07:17
Gibt es wirksame Heilpflanzen gegen die Multiple Sklerose? Diese Frage stellen sich viele der Betroffenen angesichts der oft sehr nebenwirkungsreichen Medikamente der Schulmedizin.
Die erste Antwort lautet: Es gibt noch keine Heilpflanze, die eine ebenbürtige Wirkung in großen Studien nachweisen konnte. Es gibt allerdings auch kaum derartige Studien, denn das Interesse der Sponsoren, sprich der Pharmaindustrie, an den Heilpflanzen ist eher gering - damit lässt sich halt kaum Geld verdienen.
Die zweite Antwort lautet: In den letzten Jahren haben sich einige Heilpflanzen in wissenschaftlichen Untersuchungen als sehr vielversprechend im Kampf gegen chronisch-entzündliche Prozesse erwiesen. Darunter Arzneipflanzen wie Aronia und Katzenkralle, die bisher eher unbekannt waren. Darunter mit Weihrauch aber auch eine Heilpflanze, die ihre Wirkung bei Multipler Sklerose bereits in einer Studie beweisen konnte.
Welches Potential haben antientzündliche Arzneipflanzen bei der Multiplen Sklerose?
Die schulmedizinischen Arzneimittel zielen bei der MS nahezu alle auf eine Eindämmung der überschießenden Immunreaktion im Körper ab. Ob nun Kortison, Interferone oder die modernen Immunmodulatoren - alle diese Medikamente wirken antientzündlich und sind auf diese Weise ein Versuch, die chronischen Entzündungsprozesse im Körper aufzuhalten. Heilen können sie die MS nicht.
Die Forschung zielt derzeit vor allem darauf ab, die entzündlichen Prozesse im Körper besser zu verstehen - um dann mit noch gezielteren Medikamenten in die Immunreaktionen eingreifen zu können. Letztlich geht es ja bei der MS um eine gestörte oder fehlgeleitete Abwehrreaktion.
Aber genau das, nämlich immunologische Entzündungsprozesse im Körper eindämmen - das können einige Arzneipflanzen auch. Die Inhaltsstoffe dieser Pflanzen haben zum Teil ebenfalls antientzündliche und immunmodulierende Effekte. Das heißt nicht, dass sie Medikamente und herkömmliche Therapien bereits komplett ersetzen können. Vielmehr geht es darum, das eine durch das andere sinnvoll zu ergänzen, um die MS so effektiv wie möglich zu bekämpfen. Nun aber konkret zu einigen Arzneipflanzen, die bei MS etwas ausrichten können.
Weihrauch
Für die therapeutischen Effekte des Weihrauchs werden bestimmte Inhaltsstoffe, die sogenannten Boswelliasäuren verantwortlich gemacht. Sie wirken antientzündlich, indem sie bestimme Botenstoffe und Abwehrvorgänge im Körper eindämmen. Genauer gesagt hemmen sie ein Enzym, das die Bildung von Entzüdungsbotenstoffen, den Leukotrienen, vorantreibt. Damit wirken sie Ähnlich wie manche Medikamente, die ebenfalls gegen Entzündungen eingesetzt werden, aber oft erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen.
Eine erste Studie, in der ein Weihrauch-Extrakt gegen MS eingesetzt wurde, lieferte sehr hoffnungsvolle Ergebnisse: Die Schübe gingen zurück, ebenso die Zahl und die Größe der Entzündungsherde, wie MRT-Aufnahmen zeigten. Darüber hinaus wurde der Verlust von Hirnsubstanz gebremst. Auch wenn die Effekte im Einzelnen noch nicht genau verstanden sind und weiterhin Forschungsbedarf besteht, scheint Weihrauch großes Potential zu besitzen.
Katzenkralle
Die Katzenkralle, eine südamerikanische Kletterpflanze, enthält bestimmte stickstoffhaltige Verbindungen, sogenannte Alkaloide, die das Immunsystem stimulieren. Sie regen Abwehr- und Fresszellen an, sich gegen Eindringlinge zur Wehr zu setzen und sie unschädlich zu machen.
Und das zeitigt Erfolge: Bei einigen Autoimmunerkrankungen zeigten sich in Studien bereits entsprechende therapeutische Effekte. Die zahlreichen Inhaltsstoffe der Katzenkralle wie Alkaloide, Glykoside, Sterole, Flavonoide und Terpenoide scheinen ausgeprägte antientzündliche Wirkungen zu entfalten. Damit ist die Katzenkralle ein sehr aussichtsreicher Kandidat im Kampf gegen die MS.
Salbei
In eine ganz ähnliche Richtung wirken die Inhaltsstoffe des Salbeis. Bedeutsam sind hier vor allem die Ursolsäuren und Carnosolsäuren, die im Salbei enthalten sind. In verschiedenen Erhebungen wurden positive Effekte des Salbeis auf Entzündungsprozesse und übrigens auch Tumorzellen festgestellt.
Aroniabeeren
Aroniabeeren sind Meister im Abfangen von Sauerstoffradikalen, die dem Körper in größerer Menge Schaden zufügen können. Sie entstehen bei verschiedenen Stoffwechselvorgängen, werden aber auch durch schädliche Umwelteinflüsse von außen aufgenommen. Und das zahlt sich ganz konkret aus. Denn mit ihrer Abfangtechnik wirken die pflanzlichen Substanzen auch bei Autoimmunerkrankungen antientzündlich.
Komplettpaket Narodin
Unser kleiner Ausflug hat eines gezeigt: Die Natur hält einiges bereit im Kampf gegen Multiple Sklerose Das sind nur vier Beispiele für Heilpflanzen, die bei Multipler Sklerose als Therapeutikum oder zumindest unterstützende Maßnahme besitzen. Es gibt noch einige mehr, wie zum Beispiel Kurkuma. Besonders effektiv sind die vorgestellten Naturstoffe in Kombination. Ein Präparat, das alle kombiniert, ist Narodin.
Quellen:
Katzenkralle:
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- Dreifuss AA et al.: Antitumoral and antioxidant effects of a hydroalcoholic extract of cat's claw (Uncaria tomentosa) (Willd. Ex Roem. & Schult) in an in vivo carcinosarcoma model. J Ethnopharmacol. 2010 Jul 6;130(1):127-33.
- García Prado E et al.: Antiproliferative effects of mitraphylline, a pentacyclic oxindole alkaloid of Uncaria tomentosa on human glioma and neuroblastoma cell lines. Phytomedicine. 2007 Apr;14(4):280-4.
- Rinner B et al.: Antiproliferative and pro-apoptotic effects of Uncaria tomentosa in human medullary thyroid carcinoma cells. Anticancer Res. 2009 Nov;29(11):4519-28.
- Rizzi R et al.: Mutagenic and antimutagenic activities of Uncaria tomentosa and its extracts. J Ethnopharmacol. 1993 Jan;38(1):63-77.
- Santos Araújo Mdo C et al.: Uncaria tomentosa-Adjuvant Treatment for Breast Cancer: Clinical Trial. Evid Based Complement Alternat Med. 2012;2012:676984.
Weihrauch:
- Gupta I, Parihar A, Malhotra P, Singh GB, Lüdtke R, Safayhi H, Ammon HP: Effects of Boswellia serrata gum resin in patients with ulcerative colitis. 1997
- Gerhardt H, Seifert F, Buvari P, Vogelsang H, Repges R: Therapy of active Crohn disease with Boswellia serrata extract H15. 2001.
- Holtmeier W, Zeuzem S, Preiss J, Kruis W, Böhm S, Maaser C, Raedler A, Schmidt C, Schnitker J, Schwarz J, Zeitz M, Caspary W: Randomized, placebo-controlled, double-blind trial of Boswellia serrata in maintaining of Crohn's disease: good safety profile but lack of efficacy. 2011
Aronia:
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- Gasiorowski K et al.: Antimutagenic activity of anthocyanins isolated from Aronia melanocarpa fruits. Cancer Lett. 1997 Oct 28;119(1):37-46.
- Kedzierska M et al.: Chemotherapy modulates the biological activity of breast cancer patients plasma: the protective properties of black chokeberry extract. Food Chem Toxicol. 2013 Mar;53:126-32.
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- Lala G et al.: Anthocyanin-rich extracts inhibit multiple biomarkers of colon cancer in rats. Nutr Cancer. 2006;54(1):84-93.
- Sharif T et al.: Aronia melanocarpa juice induces a redox-sensitive p73-related caspase 3-dependent apoptosis in human leukemia cells. PLoS One. 2012;7(3):e32526.
- Yaneva MP et al.: Evaluation of the immunomodulatory activity of Aronia in combination with apple pectin in patients with breast cancer undergoing postoperative radiation therapy. Folia Med (Plovdiv). 2002;44(1-2):22-5.
Salbei:
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