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Was sind typische Anzeichen für eine Fibromyalgie? Kommen Übergewicht und Depressionen als Auslöser infrage? Wie sieht die Behandlung aus und ist die rheumatische Erkrankung heilbar? Diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Fibromyalgie beantworten wir im folgenden Beitrag.

Definition

Was ist eine Fibromyalgie?

Die Fibromyalgie zählt zu den rheumatischen Erkrankungen. Sie wird auch als "funktionelles somatisches Syndrom" bezeichnet.

Was eine Fibromyalgie (lat. fibra: "Faser", griech. mys: "Muskel", griech. algos: "Schmerz") genau ist, ist gar nicht so leicht zu sagen. Das sieht man schon allein daran, wie viele verschiedene Fachgesellschaften an der aktuellen Leitlinie zu der Erkrankung beteiligt sind. Da wären neben den Rheumatologen die Neurologen und Orthopäden sowie Vertreter der Physikalischen Medizin. Daneben reden auch noch Psychiater und Psychosomatiker mit.

Versuch einer Definition

Sie alle nähern sich dem schwer greifbaren Krankheitsbild eher indirekt über die Beschreibung der wichtigsten Kernsymptome, zusammengefasst in einem Syndromkomplex. Ein Syndrom ist eine Einheit aus bestimmten Beschwerden, die in ihrer Kombination typisch und charakteristisch für bestimmte Erkrankungen sind.

Viele psychische Störungen werden hauptsächlich über solche Symptomkomplexe beschrieben, aber z.B. auch das häufige Reizdarmsyndrom. Analog sprechen Mediziner lieber von einem Fibromyalgiesyndrom (FMS).

Demnach lässt sich die Fibromyalgie folgendermaßen definieren:

  • Sie ist ein Symptomkomplex (Syndrom) aus einzelnen, für sich genommen unspezifischen Symptomen, die in ihrer Konstellation charakteristisch sind.
  • Kennzeichnend sind chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen sowie Druckschmerzhaftigkeit.
  • Kernsymptome sind weiterhin Schlafstörungen, Müdigkeit und körperliche/geistige Erschöpfung.

Typische Beschwerden ohne greifbare Ursache

Manchmal ist beim FMS von einem sogenannten funktionellen somatischen Syndrom die Rede. Mit dieser Bezeichnung sind zwar wiederum nicht alle Experten glücklich; sie lässt jedoch immerhin einen recht weiten Interpretationsspielraum und legt die Erkrankung hinsichtlich ihrer Ursachen und Entstehungsmechanismen nicht fest.

Unter dem Fibromyalgiesyndrom (FMS) als einem funktionellen somatischen Syndrom versteht man:

  • einen typischen körperlichen Beschwerdekomplex
  • mit definierter Zeitdauer
  • ohne ursächlich erklärende, greifbare körperliche Faktoren (z.B. Entzündungen, veränderte Laborwerte)

Ausschlussdiagnose Fibromyalgie

Man kann sich der Fibromyalgie auch von der entgegengesetzten Seite her nähern, indem man sich über den Ausschluss anderer Erkrankungen langsam an sie heranpirscht. Bei der Diagnosestellung ist es wichtig, mögliche organische Ursachen auszuschließen. Ein FMS kann zwar neben weiteren beispielsweise rheumatischen oder neurologischen Erkrankungen bestehen, muss aber klar von ihnen abgegrenzt werden. Erst wenn die entsprechenden Untersuchungen keine wegweisenden Ergebnisse zeigen, kann die sogenannte Ausschlussdiagnose FMS gerechtfertigt sein.

Abzugrenzen ist das Fibromyalgiesyndrom außerdem von "somatoformen Schmerzstörungen" bzw. "Somatisierungsstörungen", sprich von körperlichen Beschwerden ohne eine organische Erklärung. Wenngleich viele Betroffene auch psychisch stark belastet sind, darf die Fibromyalgie außerdem nicht mit einer depressiven Störung verwechselt werden.

International eine Muskel-Skelett-Erkrankung

Um Sie vollends zu verwirren, sei zum Schluss noch erwähnt, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrer internationalen Klassifikation die Fibromyalgie bei den Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes dem Unterkapitel "Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes, anderenorts nicht klassifiziert" zuordnet.

Die Fibromyalgie ist ein hoch komplexes Krankheitsbild, das die Mediziner und natürlich die Betroffenen weiterhin vor große Herausforderungen stellt.

Ursachen

Was sind die Ursachen einer Fibromyalgie?

Die Ursachen des Fibromyalgiesyndroms (FMS) sind bis heute nicht geklärt. Eine Rolle spielen vermutlich biologische und psychische Faktoren sowie der Lebensstil.

Auch wenn Ärzte und Wissenschaftler nach wie vor im Dunkeln tappen bei der Frage, welche Ursachen sich hinter der komplexen Erkrankung verbergen und sogar zum Teil uneinig darüber sind, wie sie überhaupt zu definieren ist, gibt es zumindest einige Hinweise und Vermutungen. So lassen sich bestimmte Zusammenhänge zu manchen Befunden erkennen.

Viele Vermutungen, wenig Gewissheit

Auf der biologisch-körperlichen Ebene spielen etwa rheumatisch-entzündliche Erkrankungen eine Rolle, die eventuell eine Fibromyalgie begünstigen könnten. Gleichzeitig muss die Erkrankung strikt von anderen rheumatischen Krankheitsbildern abgegrenzt werden.

Entscheidend könnte auch eine genetische Veranlagung sein. So hat man bestimmte Genvarianten (Polymorphismen) entdeckt, die mit einem Fibromyalgiesyndrom (FMS) assoziiert sein könnten. Außerdem fallen bei Betroffenen immer wieder erniedrigte Vitamin-D-Spiegel auf. Auch hier könnte also ein möglicher Zusammenhang bestehen.

Die Rolle der Psyche und des Lebensstils

Bekannt ist zudem, dass die Erkrankung eng mit psychischen Belastungsfaktoren verbunden ist. So sind Betroffene mit FMS beispielsweise anfälliger für Depressionen, wie auch umgekehrt Menschen mit Depression leichter eine Fibromyalgie entwickeln.

Schließlich geht man davon aus, dass auch die Umwelt und der Lebensstil eine Rolle spielen und manche Risikofaktoren somit von außen beeinflussbar sind.

Zusammengefasst könnten der Fibromyalgie folgende Ursachen zugrunde liegen:

  • biologisch: entzündlich-rheumatische Erkrankungen, Genpolymorphismen, Vitamin-D-Mangel
  • psychisch: Depressionen, Erfahrung körperlicher und sexueller Gewalt
  • Rauchen, Übergewicht, mangelnde körperliche Aktivität

Störungen im Nervensystem

Unklar ist auch, was sich bei der Erkrankung im Körper genau abspielt und wie es zu den Beschwerden kommt. Auch hier kursieren bislang lediglich Hypothesen, die anhand von Untersuchungen jedoch zum Teil recht gut belegt sind.

Demnach scheinen folgende Abläufe bei der Entstehung einer Fibromyalgie relevant zu sein:

  • veränderte Schmerzverarbeitung und Sensibilisierung auf Schmerzreize
  • Mangel an Neurotransmittern (Botenstoffe im Gehirn)
  • Störung des vegetativen Nervensystems
  • reduzierte Dichte an kleinen Nervenfasern in der Haut

In Studien zeigten sich u.a. bestimmte Veränderungen der Hirnstruktur und -funktion, die in speziellen MRT-Aufnahmen beobachtet wurden. Diese Auffälligkeiten könnten auf eine Veränderung der Schmerzleitung und -verarbeitung hindeuten.

Mangel an Serotonin

Weiterhin fiel den Forschern auf, dass bei Betroffenen mit Fibromyalgie manche zentralen Botenstoffe reduziert bzw. weniger gut verfügbar sind. So könnte etwa der Neurotransmitter Serotonin, der auch bei depressiven Störungen eine wichtige Rolle spielt, mit der Entwicklung der Erkrankung in Zusammenhang stehen.

Recht neu ist das Konzept der sogenannten Kleinfaserpathologie. Wissenschaftler fanden bei einigen Erkrankten eine verminderte Dichte bestimmter Nervenfasern in der Haut sowie der Hornhaut im Auge. Allerdings finden sich diese Befunde auch bei anderen Erkrankungen wie z.B. dem Morbus Parkinson. Umgekehrt sind sie nicht bei allen Menschen mit FMS nachweisbar.

Biologie, Psyche und Soziales

Inwieweit all diese Auffälligkeiten wirklich ursächlich zum Fibromyalgiesyndrom beitragen, ist völlig unklar. Zusammenhänge sagen noch lange nichts über ein kausales Verhältnis aus.

Einigkeit besteht allerdings heutzutage darin, dass der Fibromyalgie ein sogenanntes biopsychosoziales Modell zugrunde liegt. Das heißt, zu einer gewissen Veranlagung kommen körperliche Veränderungen und seelische Belastungen, die zu chronischen Schmerzen, Schlafproblemen und Erschöpfung  beitragen und sie aufrechterhalten können. Dabei überwiegen bei jedem einzelnen Betroffenen je unterschiedliche Aspekte. Die Fibromyalgie steht damit am Ende einer ganzen Reihe an auslösenden bzw. begünstigenden Faktoren.

Symptome

Welche Symptome sind typisch für die Fibromyalgie?

Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) hat drei Hauptsymptome:

  • chronische Schmerzen an mehreren Körperstellen
  • Schlafstörungen
  • starke Müdigkeit bzw. Erschöpfung

Kein Körperteil bleibt verschont

Chronisch bedeutet, dass die Betroffenen seit mindestens 3 Monaten von Schmerzen geplagt werden. Sie sitzen oft im Nacken oder Rücken, außerdem im Bereich des Brustkorbs sowie an Armen und Beinen.

Es gibt bestimmte Triggerpunkte (tender points), die auf gezielten Druck äußerst empfindsam reagieren. Sie gelten nach den neuesten Kriterien allerdings nicht mehr als diagnostisch wegweisend, können dem Arzt aber wichtige Hinweise geben.

Auch andere körperliche Beschwerden sind nicht selten. Ob Magen-Darm-Trakt, Herz, Lunge, Harnwege – die Fibromyalie lässt kein Organsystem aus.

Erschöpfung von Körper und Seele

Der Schlaf ist ein weiterer wunder Punkt. Abends schlafen Betroffene typischerweise schlecht ein (Einschlafprobleme), oder sie liegen nachts wach und können nicht mehr einschlafen (Durchschlafprobleme). Oft wird der Schlaf auch schlicht als nicht erholsam empfunden, so dass sich Menschen mit Fibromyalgie morgens wie gerädert fühlen.

Hinzu kommt eine ausgeprägte Erschöpfung, weit über das übliche Maß hinaus. Sowohl die körperlichen als auch die geistigen Kräfte schwinden. Antrieb und Leistungsfähigkeit lassen nach, man wird vergesslicher und kann sich weniger gut konzentrieren.

Auch die Seele bleibt nicht unberührt von den chronischen Dauerschmerzen. Viele Betroffene sind bedrückt und niedergeschlagen, fühlen sich innerlich unruhig und nervös. Sie reagieren überempfindlich auf Reize von außen; Hör-, Seh- und Geruchseindrücke werden überdeutlich und unangenehm.

Der lange Weg bis zur Diagnose

So bunt das Beschwerdebild beim FMS ist, so schwer ist die Erkrankung greifbar. Oft dauert es lange, bis die Diagnose feststeht. Viele sind nach einer monatelangen Odyssee von Arzt zu Arzt erleichtert, endlich einen "Namen" für ihre Probleme zu haben.

Die Bewertung der einzelnen Symptome kann zusätzlich erschwert sein, wenn sich die Fibromyalgie im Rahmen von anderen Erkrankungen entwickelt bzw. zusätzlich auftritt. Oft geht sie mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen einher, ist aber auch nicht selten mit seelischen Krankheiten assoziiert. Dann kann es schwierig sein, die einzelnen Beschwerden voneinander abzugrenzen.

Beschwerden ernst nehmen

So unspezifisch, wenig charakteristisch und sprunghaft die Symptome auch sein mögen, die Betroffenen bilden sie sich nicht nur ein. Auch wenn die Hintergründe und die Entstehungsmechanismen des FMS noch weitgehend unklar sind, gibt es doch deutliche Anzeichen für eine komplexe Störung und Fehlregulation von Nerven und anderen Körperfunktionen.

Wenn Sie über längere Zeit entsprechende Beschwerden haben, scheuen Sie sich daher nicht, einen Arzt aufzusuchen und sich gründlich untersuchen zu lassen.

Schmerzen am ganzen Körper: Habe ich Fibromyalgie?

Schmerzen sind eines der Hauptsymptome bei der Fibromyalgie. Die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen ist allerdings nicht leicht.

Fibromyalgie hat viele Gesichter

Schmerzen kennt jeder, und auch chronische Beschwerden sind vielen Menschen nur allzu vertraut. Beim einen meldet sich der Rücken immer wieder zu Wort, beim nächsten ist es der Bauch, der regelmäßig zwickt, und wieder ein anderer wird durch stetig wiederkehrende Kopfschmerzen geplagt.

Menschen mit Fibromyalgie sind oft von all diesen Symptomen gleichzeitig betroffen. Hinzu kommen weitere Probleme wie Schlafstörungen, Erschöpfung, mangelnde Konzentration und eine psychische Labilität. Kurzum, hinter so ziemlich jedem Symptom kann theoretisch eine Fibromyalgie stecken.

Chronisch und an ganz bestimmten Stellen

Es ist daher gar nicht so einfach, Schmerzen am ganzen Körper einzuordnen und zur richtigen Diagnose zu gelangen. Dennoch haben Ärzte einige handfeste Kriterien, mit denen sich die Diagnose zumindest erhärten lässt. Anhand von Fragebögen zu Schmerzen und weiteren Symptomen werden Ihre Beschwerden eingegrenzt und beurteilt, ob sie auf eine Fibromyalgie hindeuten.

Die Schmerzen bei der Fibromyalgie sind grundsätzlich:

  • chronisch
  • generalisiert

Chronisch bedeutet, dass sie seit mindestens drei Monaten bestehen. Generalisiert meint, sie müssen in vier von fünf definierten Körperregionen auftreten:

  • linker Schultergürtel und Ober-/Unterarm
  • rechter Schultergürtel und Ober-/Unterarm
  • linke Hüfte und Ober-/Unterschenkel
  • rechte Hüfte und Ober-/Unterschenkel
  • Hals und Rücken

Was es noch sein kann

Beim Arzt bekommen Sie eine Skizze, in der Sie genau einzeichnen sollen, wo Sie Schmerzen haben. Außerdem bekommen Sie einen Fragebogen, in dem Sie eingehend zu sämtlichen Beschwerden befragt werden. Neben den Muskel- und Gelenkschmerzen am Bewegungsapparat sind auch Kopf- und Bauchschmerzen typisch für die Fibromyalgie. Für alle betroffenen Körperregionen vergeben Sie je nach Schmerzstärke unterschiedliche Punktwerte. Die Auswertung der Fragebögen führt schließlich zur Diagnose.

"Schmerzen am ganzen Körper" können aber auch andere Ursachen haben. Viele rheumatologische Erkrankungen äußern sich ähnlich. Vor allem Muskelschmerzen werden außerdem oft durch Medikamente ausgelöst. Auch eine Entzündung (Myositis) kann dahinterstecken. Nicht zuletzt wird zudem ein Vitamin-D-Mangel mit ähnlichen Beschwerden in Verbindung gebracht.

All diese sogenannten Differentialdiagnosen müssen bedacht und ausgeschlossen werden, bevor eine Fibromyalgie sicher diagnostiziert werden kann.

Behandlung

Wie wird eine Fibromyalgie behandelt?

Die Therapie des Fibromyalgiesyndroms (FMS) setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen:

  • Aufklärung, Schulung
  • physikalische Therapie
  • psychologische Therapie
  • Medikamente

Sie sind der Therapeut

Entscheidend bei der Behandlung der Fibromyalgie sind in erster Linie Sie selbst. Da die Erkrankung nicht heilbar ist, gilt es, die Beschwerden so gut wie möglich zu lindern und Ihnen auch mit FMS ein aktives, selbstbestimmtes Leben und einen weitgehend uneingeschränkten Alltag zu ermöglichen. Da das durchaus eine Lebensaufgabe ist, die Sie immer wieder vor Herausforderungen stellen kann, ist es umso wichtiger, dass Sie die Therapie selbst in die Hand nehmen.

Dazu müssen Sie zunächst einmal wissen, womit Sie es überhaupt zu tun haben. Dazu dienen spezielle Schulungen, die von einigen Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen, aber auch von niedergelassenen Ärzten und Therapeuten angeboten werden. Hier lernen Sie das Krankheitsbild des Fibromyalgiesyndroms kennen und bekommen einen Einblick in die Möglichkeiten der Behandlung und des Umgangs mit der Erkrankung.

Für jeden die richtige Behandlung

Die Auswahl der einzelnen Verfahren richtet sich nach Ihren ganz individuellen Vorlieben sowie nach den Möglichkeiten, die Ihnen wohnortnah zur Verfügung stehen.

Ein weiterer Aspekt ist der Schweregrad der Erkrankung. Bei der Fibromyalgie wird je nach Beschwerden ein abgestuftes Behandlungsverfahren empfohlen:

  • leichte Formen: regelmäßige körperliche Bewegung
  • schwere Formen: zusätzlich gezieltes körperbezogenes Training, multimodale Therapie, evtl. vorübergehend Medikamente
  • ungünstige Verläufe mit schweren Begleitsymptomen und starken Beeinträchtigungen im Alltag: multimodale Behandlung im Rahmen einer tagesklinischen oder stationären Betreuung

Bleiben Sie in Bewegung

Bewegung ist das A und O der Behandlung, auch wenn Ihnen vor lauter Schmerzen oft gar nicht danach ist. Gerade dann ist es wichtig, den Teufelskreis aus Schmerz, Inaktivität und zunehmender psychischer Belastung zu durchbrechen. Bei den einzelnen Therapieverfahren gibt es eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten, so dass für jeden etwas dabei sein müsste, womit er sich regelmäßig und dauerhaft anfreunden kann.

Die Basis bildet ein leichtes Ausdauertraining. Das kann z.B. Walking, Radfahren, Schwimmen oder Aquajogging sein. Wenn Sie sich eines davon aussuchen und sich 2-3 Mal pro Woche 30-40 Minuten lang dazu durchringen, haben Sie schon viel erreicht. Ein günstiger Nebeneffekt: Sie knüpfen evt. Kontakte, kommen mit Anderen ins Gespräch und treffen je nach Gruppe vielleicht sogar Menschen mit derselben Erkrankung, mit denen Sie sich austauschen können.

Wenn Sie stärkere Beschwerden haben, kommen weitere gezielte Verfahren in Frage. Dazu gehören etwa:

  • Gymnastik
  • Funktionstraining (physio- und ergotherapeutische Übungen)
  • Herz-Kreislauf-Training
  • Krafttraining
  • meditative Bewegungstherapien wie Tai Chi, Qi-Gong, Yoga

Kombi aus unterschiedlichen Verfahren

Unter einer sogenannten multimodalen Therapie versteht man die Kombination von Ausdauertraining mit Entspannungsverfahren und/oder verhaltenstherapeutischen Maßnahmen. Psychologische Verfahren und Verhaltenstherapie zielen darauf ab, bestimmte Techniken zu erlernen, mit denen Sie besser mit den Schmerzen umgehen und angemessen darauf reagieren können. Psychotherapie kann zudem bei starker seelischer Belastung bzw. psychischen Begleiterkrankungen hilfreich und entlastend sein.

Ergänzend können im Einzelfall und je nach Vorlieben weitere therapeutische Maßnahmen sinnvoll sein. Dazu gehören etwa Wärmeanwendungen, Entspannungs- und Imaginationsverfahren, Akupunktur und Musiktherapie. Dazu liegen zwar keine ausreichenden Daten und Langzeitstudien vor; es spricht aber nichts dagegen, dass Sie solche Angebote ausprobieren und beibehalten, wenn Sie Ihnen guttun.

Bitte keine Schmerzmittel!

An Medikamenten stehen in erster Linie Wirkstoffe aus der Substanzklasse der Antidepressiva zur Verfügung. Wenn Sie sich jetzt fragen, warum Sie gegen Ihre Schmerzen Psychopharmaka einnehmen sollen, sei an dieser Stelle erwähnt, dass Antidepressiva auch schmerzmodulierend wirken und das Ein- und Durchschlafen erleichtern.

Klassische Schmerzmittel wie Aspirin, Paracetamol oder Novalgin werden dagegen nicht empfohlen. Es ist nicht nachgewiesen, dass sie irgendeinen positiven Nutzen haben. Bekannt sind dagegen jede Menge Nebenwirkungen, die vor allem bei einer längerfristigen Einnahme auftreten.

Auch nicht hilfreich

Auch andere Verfahren, die zum Teil angepriesen und von den Betroffenen auf der Suche nach Hilfe und Entlastung ausprobiert werden, können nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand nicht empfohlen werden.

Zu den nicht empfohlenen Maßnahmen bei der Fibromyalgie gehören u.a.:

  • lokale Injektion von Wirkstoffen
  • Laser- und Magnetfeldtherapien
  • hyperbare Sauerstoffbehandlung
  • Massage
  • transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
  • komplementäre und alternative Verfahren
  • Quadrantenoperation im Bereich der Tender Points (Schmerzpunkte)

Wie Sie sehen, ist die Behandlung der Fibromyalgie komplex und durchaus eine Lebensaufgabe, die Sie wie die Erkrankung auch begleiten wird. Wenn Sie für sich die passenden Maßnahmen herausgefunden haben und vielleicht sogar ein wenig Freude daran haben, können Sie jedoch aktiv auf die Beschwerden einwirken und selbstbestimmt mit der Erkrankung umgehen.

Welche Medikamente sind bei Fibromyalgie wirksam?

Bei der Fibromyalgie können in erster Linie Antidepressiva, Antikonvulsiva oder auch Antipsychotika wirksam sein.

Bei der Behandlung des komplexen Fibromyalgiesyndroms (FMS) nehmen Medikamente allerdings keinen vorrangigen Stellenwert ein. Bei leichten Formen eines FMS wird ausschließlich Ausdauertraining empfohlen. Nur bei starken Beschwerden können Arzneimittel ergänzend sinnvoll sein – allerdings immer nur für eine befristete Zeit.

Gezielter Einsatz von Medikamenten

Die Nebenwirkungen der einzelnen Substanzen sind zum Teil nicht unerheblich, auch wenn die Dosierung meist gering ist. Da die Fibromyalgie selbst keine gefährliche Erkrankung in dem Sinn ist, dass sie die Lebenserwartung beschränkt, ist eine medikamentöse Behandlung, die unter Umständen mehr Schaden anrichtet als die Erkrankung selbst, umso gründlicher abzuwägen. In vielen Studien hat sich außerdem gezeigt, dass Medikamente den nicht-medikamentösen Therapieverfahren meist nicht überlegen bzw. sogar weniger wirksam sind.

Aber natürlich gibt es Situationen und Zeiten, in denen Betroffene so starke Beschwerden haben, dass sie schnell Hilfe brauchen. Wer sich vor lauter Schmerzen nicht mehr bewegen kann, ist auch zu Training und Gymnastik nicht fähig. Dann muss der akute Schmerz zunächst durchbrochen werden.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Für die medikamentöse Therapie des FMS stehen grundsätzlich verschiedene Substanzklassen zur Verfügung. Die meisten zählen zu den Psychopharmaka, was Sie vielleicht wundert oder irritiert.

Diese Mittel greifen in das Neurotransmittersystem ein, verändern also die Konzentration bestimmter Botenstoffe im Gehirn. Damit wirken sie nicht nur bei psychischen Erkrankungen, sondern können auch Schmerzen lindern oder den Schlaf unterstützen und werden oftmals allein für diesen Zweck eingesetzt. Allerdings wirken sie, etwas höher dosiert, eben auch bei Depressionen oder Angststörungen, die nicht selten mit einer Fibromyalgie einhergehen. Insofern sind sie bei der Erkrankung gleich in mehrfacher Hinsicht sinnvoll.

Antidepressiva: nicht nur gegen Depressionen

Bei der Behandlung der Fibromyalgie werden primär folgende Medikamente empfohlen:

  • Amitryptilin: Antidepressivum aus der Gruppe der Trizyklika
  • Duloxetin: Antidepressivum aus der Gruppe der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI)
  • Pregabalin: Antikonvulsivum/Antiepileptikum

Amitriptylin ist in Deutschland zwar nicht explizit für das FMS zugelassen, wohl aber für die Behandlung von chronischen Schmerzen. Auch Duloxetin hat keine Zulassung für die Fibromyalgie, kann aber bei zusätzlich bestehender Depression oder einer generalisierten Angststörung verordnet werden. Das gilt auch für Pregabalin, das sowohl bei neuropathischen Schmerzen als auch bei einer Angststörung bewährt ist.

Daneben können beim Fibromyalgiesyndrom andere Arzneimittel eingesetzt werden:

Nicht zu empfehlen

Womöglich fragen Sie sich schon die ganze Zeit, wieso man nicht einfach klassische Schmerz- und Schlafmittel gibt. Da die Mechanismen, die bei der Fibromyalgie die Beschwerden auslösen, jedoch andere sind als bei "normalen" Schmerzen oder Verletzungen, bringen diese Arzneimittel außer Nebenwirkungen nicht viel und werden daher explizit nicht empfohlen.

Es gibt eine ganze Reihe an Medikamenten, die beim FMS nicht eingesetzt werden sollen. Dazu gehören:

Keine Dauerbehandlung

Wenn Ihr Arzt Ihnen Medikamente zur Linderung akuter Beschwerden verschrieben hat, muss die Behandlung regelmäßig hinterfragt und der Erfolg überprüft werden. In den ersten beiden Wochen stehen mögliche Nebenwirkungen im Vordergrund. Nach etwa 2-4 Wochen kann auch die Wirksamkeit beurteilt werden. Wenn sich die Beschwerden nach 4 Wochen nicht gebessert haben oder die Nebenwirkungen überwiegen, sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Aber auch wenn Sie von der Therapie profitieren, sind die Medikamente nicht als Dauerlösung gedacht. Spätestens nach einem halben Jahr sollten Sie sie zusammen mit Ihrem Arzt wieder reduzieren und schließlich ganz absetzen.

Möglichst nie unterbrechen sollten Sie dagegen die regelmäßige Bewegung und körperliche Aktivität. Ausdauer- und Krafttraining, Gymnastik und ggf. gezielte physiotherapeutische Übungen begleiten Sie Ihr Leben lang, wenn Sie an Fibromyalgie erkrankt sind. Sie bilden die Basis der Behandlung.

Helfen Schmerzmittel bei Fibromyalgie?

Nein. Klassische Schmerzmittel wie Paracetamol, Aspirin® und Novalgin® sollten bei Fibromyalgie nicht eingenommen werden.

Schmerz ist nicht gleich Schmerz

In Studien schneiden entzündungshemmende NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) beim Fibromyalgiesyndrom (FMS) nicht gut ab. Sie sind bei rheumatischen Erkrankungen und anderen Entzündungsreaktionen durchaus geeignet und fester Bestandteil der Therapie.

Bei der Fibromyalgie hat der Schmerz jedoch andere Ursachen, die im Einzelnen noch nicht vollständig verstanden sind. Die Erkrankung spricht aber definitiv nicht gut auf klassische Schmerzmittel an.

Mehr Nebenwirkung als Wirkung

Medikamente wie Ibuprofen, Diclofenac und ASS können allerdings erhebliche Nebenwirkungen haben. Vor allem der sensible Magen-Darm-Trakt wird oft beeinträchtigt. Durchfall, Übelkeit und Bauschmerzen sind die Folge. Es kann aber auch zu Blutungen und Geschwüren im Verdauungstrakt kommen. Daneben werden Leber, Niere und das Herz-Kreislauf-System in Mitleidenschaft gezogen. Das Blutbild kann sich verändern, der Blutdruck ansteigen. Vor allem langfristig sind die Arzneimittel daher grundsätzlich kritisch zu hinterfragen.

Auch stärkere Schmerzmittel wie Opioide werden beim FMS nicht empfohlen. Sie greifen an zentralen Schmerzrezeptoren im Gehirn an, können aber wiederum bei der Fibromyalgie wenig ausrichten. Lediglich Tramadol, das in Deutschland zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen zugelassen ist, kann kurzfristig gegeben werden, wobei auch hier ein klarer Wirkungsnachweis fehlt. Daher wird der Wirkstoff in der aktuellen Leitlinie des FMS nicht explizit empfohlen.

Opioide haben ebenfalls ihre Kehrseite und führen zu Verstopfung und Übelkeit, höher dosiert auch zu Benommenheit. Außerdem können sie abhängig machen und sind daher generell mit Bedacht einzusetzen.

Geeignete Mittel gegen die Schmerzen beim FMS

Auch wenn gängige Schmerzmittel bei der Fibromyalgie nicht anschlagen, gibt es Mittel und Wege, die Beschwerden wirksam zu bekämpfen. Es mag zwar für Sie ungewöhnlich klingen, aber auch manche Psychopharmaka wirken schmerzlindernd und helfen außerdem bei Schlafproblemen. Daher sind Medikamente wie Amitryptilin oder Duloxetin tatsächlich die einzigen, die in den Leitlinien weitgehend einhellig empfohlen werden.

Die effektivsten Schmerzbekämpfer beim FMS sind jedoch nicht Medikamente, sondern Aktivität, Bewegung und auch psychotherapeutische Unterstützung. Tatsächlich haben sich diese Maßnahmen in zahlreichen Studien bewährt und sind bei den Hauptsymptomen Schmerz, Müdigkeit und Lebensqualität am besten wirksam.

Und das alles ganz ohne Nebenwirkungen. Ausdauer- und Krafttraining, Dehnübungen und Gymnastik schaden dem Körper nicht, im Gegenteil. Mit der entsprechenden Anleitung richtig ausgeführt sollten sie nicht nur bei Menschen mit Fibromyalgie regelmäßig auf der To-do-Liste stehen.

Fibromyalgie: Aktuelle Behandlungsmöglichkeiten auf einen Blick

Das Fibromyalgie-Syndrom ist schwierig zu behandeln. Eine Heilung gelingt so gut wie nie, es geht also vor allem darum, die chronischen Schmerzen in den Muskeln, Gelenken und Knochen zu lindern. Hier gibt es mittlerweile aber immerhin einige erfolgversprechende Möglichkeiten, wie ein Experte unlängst auf einer Fachtagung erläuterte.

Folgende medikamentöse Behandlungsansätze kommen in Betracht:

  • Amitriptylin
    Ein Antidepressivum. Wirkt in einer Tagesdosis von 10-50 mg vor allem gegen die Müdigkeit und Niedergeschlagenheit, lindert aber auch die Schmerzen.
  • Pregabalin
    Ein Anti-Krampf-Mittel. Wirksam bei einer Dosis von 300-450 mg täglich. Lindert die Schmerzen, verbessert den Schlaf und die Lebensqualität.
  • Duloxetin
    Ein Antidepressivum. Bisher nur in den USA zur Behandlung der Fibromyalgie zugelassen.
  • Milnacipran
    Ein Antidepressivum. Bisher nur in den USA zur Behandlung der Fibromyalgie zugelassen.

Folgende nicht-medikamentöse Behandlungsansätze kommen in Betracht:

  • moderates Ausdauertraining
  • Verhaltenstherapie (lernen, mit den Schmerzen umzugehen)
  • Ganzkörper-Wärmebehandlung (z.B. Biosauna oder Ganzkörperbad) als ergänzende Behandlung

Fibromyalgie: Bewegung besser als Pillen

Bei der Fibromyalgie, einem rheumatischen Schmerz-Syndrom, das immer mehr an Häufigkeit zunimmt, hilft Bewegung sehr viel besser als Medikamente. Das berichten jetzt Schmerzforscher der Universität Heidelberg, die die Studien dazu unter die Lupe genommen haben.

Ursachen unklar, Behandlung schwierig

Die Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung des Bewegungssystems. Sie ist erst seit kurzem als eigenständiges Krankheitsbild identifiziert worden und gibt in vielerlei Hinsicht Rätsel auf. Die Ursachen sind völlig unklar und oft wird die Fibromyalgie lange gar nicht erkannt. Und wenn doch, dann ist sie schwer zu behandeln, weil die anhaltenden Schmerzen fast den ganzen Körper befallen: Nacken, Rücken, Brust, Bauch oder Gelenke. Je nach Schwere der Erkrankung können auch Schlafstörungen, Erschöpfung, Reizmagen und Reizdarm auftreten. Und wenig verwunderlich: Auch psychische Beschwerden wie Depression oder Angst sind häufige Begleiterscheinungen der Fibromyalgie.

Die beste Therapie: Sport und Yoga

Die Heidelberger Schmerzexperten haben jetzt aber herausgefunden, dass bei Fibromyalgie Bewegung oft mehr bringt als Schmerzmittel. Sie analysierten Daten von Ärzten aus ganz Deutschland. Dabei haben die eingesetzten Schmerzmedikamente langfristig kaum Erfolg gebracht. Bei den meisten hätten die Nebenwirkungen den Nutzen überwogen. Eine Besserung wurde dagegen häufig mit leichten Antidepressiva erzielt. Aber das ist natürlich keine Ursachenbehandlung und kann nur für einen kurzzeitigen Einsatz empfohlen werden. Auch mit Homöopathie und Reiki (will die Selbstheilungskräfte durch Aktivierung der "Lebensenergie" steigern) wurde bisher keine Wirkung nachgewiesen.

Zu einer tatsächlichen Linderung der Beschwerden hat nach den Studien aber regelmäßige körperliche Bewegung geführt. Die Schmerzexperten empfehlen ein individuell angepasstes Ausdauer- und leichtes Krafttraining. Zum Beispiel 30 Minuten schnelles Spazierengehen, Walking oder Fahrradfahren zwei- bis dreimal die Woche. Auch Entspannungs- und Psychotherapie-Verfahren werden als sinnvoll bewertet. So haben sich Tai Chi und Yoga bei der Behandlung der Fibromyalgie schon häufiger bewährt.

Prognose

Ist eine Fibromyalgie heilbar?

Nein, das Fibromyalgiesyndrom (FMS) ist nicht heilbar, lässt sich aber durchaus beeinflussen.

Lernen, mit Fibromyalgie zu leben

Obwohl den Beschwerden beim FMS keine organische Krankheit zugrunde liegt, haben Betroffene oft ihr Leben lang Probleme und werden immer wieder von Schmerzen geplagt, die so ziemlich den gesamten Körper betreffen können. Da keine greifbaren Störungen dahinterstecken und die Mechanismen der Schmerzentstehung nach wie vor weitgehend unklar sind, gibt es keine kausalen Behandlungsansätze, die die Erkrankung an der Wurzel packen und sie heilen können.

Das heißt aber nicht, dass Sie und Ihre Ärzte bzw. Therapeuten ihr machtlos gegenüberstehen. Es gibt eine ganze Reihe an therapeutischen Maßnahmen und ergänzenden Verfahren, mit denen Sie selbst auf die Beschwerden und den Verlauf der Erkrankung einwirken können. Viele Betroffene kommen, wenn Sie für sich das Richtige herausgefunden haben, langfristig gut mit der Erkrankung zurecht und können ihren Alltag weiterhin meistern.

Ziel: Alltagsbewältigung und Lebensqualität

Die Behandlung der Fibromyalgie zielt dabei auf folgende Aspekte:

  • Linderung der Beschwerden
  • Erhalt bzw. Verbesserung der Funktionsfähigkeit im Alltag
  • Aufrechterhaltung und Stärkung der Lebensqualität

Um der Erkrankung die Stirn bieten zu können, müssen Sie selbst gut informiert sein und die Behandlung aktiv in die Hand nehmen. Sie sollten sich solche Verfahren heraussuchen, die Ihnen liegen, die praktikabel für Sie sind und die Sie langfristig in Ihren Alltag integrieren können.

Wichtig ist auch der Austausch mit anderen Betroffenen. Dabei merken Sie zum einen, dass Sie nicht alleine mit der Erkrankung sind, und bekommen zum anderen nützliche Impulse und Anregungen.

Derart gewappnet spricht nichts dagegen, dass Sie auch mit und trotz Fibromyalgie ein ausgefülltes, selbstbestimmtes Leben führen.

Ist meine Lebenserwartung durch die Fibromyalgie eingeschränkt?

Nein. Die Fibromyalgie geht mit Schmerzen und anderen Beschwerden einher und kann für die Betroffenen eine starke Belastung sein. Gefährlich und lebensverkürzend ist sie allerdings nicht.

Echte Beschwerden ohne objektiven Schaden

Das sogenannte Fibromyalgiesyndrom (FMS), unter dem man die zahlreichen Beschwerdekomplexe zusammenfasst, ist keine organische Erkrankung im Sinne einer gestörten Organfunktion. Sie gilt vielmehr als funktionelles Syndrom.

Damit sind Beschwerden gemeint, die sich nicht anhand von objektiven Untersuchungsbefunden wie Laborwerten oder bildgebenden Verfahren erhärten lassen. Gleichwohl sind sie keineswegs nur eingebildet oder rein psychisch bzw. psychogen. Die Beschwerden sind real und äußern sich konkret an bestimmten Strukturen und Organen, auch wenn diese objektiv unversehrt sind.

Das macht den Umgang mit der Erkrankung nicht leichter, entlastet Sie aber vielleicht zumindest in der Hinsicht, dass die Erkrankung an sich "harmlos" ist. So sehr die Gelenke, Muskeln und Sehnen, Bauch und Kopf auch schmerzen – sie sind intakt und somit nicht gefährdet. Entsprechend ist auch Ihre Lebenserwartung durch die Fibromyalgie nicht eingeschränkt.

Die Folgen können gravierend sein

Dennoch ist das Fibromyalgiesyndrom ernst zunehmen, da es durchaus relevante negative Auswirkungen haben kann. So kann z.B. die Lebensqualität durch die andauernde Belastung stark beeinträchtigt sein. Manchen Betroffenen fällt es schwer, einen adäquaten Umgang mit der Erkrankung im Alltag zu finden und sich ausreichend zu distanzieren. Einige ziehen sich zurück und nehmen immer weniger am Leben teil – ein fataler Teufelskreis kommt in Gang.

Wenn die Erwerbsfähigkeit, die Teilhabe am Leben und die Selbstversorgung in Gefahr sind, sollten teil- oder vollstationäre Rehabilitationsmaßnahmen eingeleitet werden, um den Betroffenen trotz der Beschwerden zu einem aktiven, selbstbestimmten Leben zu verhelfen.

Relevante Komorbiditäten

Manchmal bleibt es nicht alleine bei einer Fibromyalgie. Sie geht gar nicht selten mit anderen, manifesten Erkrankungen einher. Dazu gehören etwa entzündlich-rheumatische Krankheitsbilder, aber auch psychische Störungen, die sich oft im Verlauf in Folge der zunehmenden Belastung entwickeln.

Diese Erkrankungen können sich durchaus negativ auf die Lebenserwartung auswirken. Umso wichtiger ist es, sie zu erkennen und adäquat zu behandeln.

Quellen:

  • 15. Internationales Wiener Schmerzsymposium
  • Medizinische Universitätsklinik Heidelberg

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Kommentare: Archiv

Bewegung
2017-05-06 08:04:43, Simone
Leichte Bewegung hilft auf jeden Fall ein wenig, aber schnelles Spazieren gehen verursacht erneute Schmerzschübe am nächsten Tag. Und dann kann man gar nicht mehr laufen. Ich kann echt nur leichte, regelmäßige Bewegungen machen, um nicht steif zu werden. Das ist dann fatal.

Medikamente zur Linderung der Fibromyalgie
2014-11-28 21:11:35, Armgard Düster
Alle Medikamente verlieren auf Dauer bei Fibromyalgie ihre Wirkung, hinterlassen aber ihre Nebenwirkungen. Das bedeutet erneute Medikamenteneinnahme gegen diese Nebenwirkungen. Auch Bewegung ist ein guter Vorschlag, aber im fortgeschrittenen Stadium ist ein noch so leichtes Ausdauertraining nicht mehr durchführbar. Die Fibromyalgie kündigt sich bei vielen Menschen schon in der Kindheit oder Jugend an, wird aber nicht als solche erkannt - sie ist eben schwierig zu diagnostizieren. Es wäre wichtig die Ursache zu erforschen. Ein Fingerzeig wäre die Phosphat-Theorie von Dr. St. Amand. Auch hier wieder keine klar ersichtliche und sofort beweisbare Theorie. Aber ein Anhaltspunkt und eine Möglichkeit der Ursachenforschung. Seine empfohlene Guaifenesintherapie wird in Eigenverantwortung (letzter Strohhalm für viele Betroffene) durchgeführt und es sind bei vielen Fibromyalgikern wesentliche Verbesserungen zu verzeichnen. Ich hoffe auf Forschungsergebnisse auch in Deutschland, die diesen Patienten Erleichterung und die Rückkehr ins normale Leben ermöglichen. Ich bin selber betroffen und grüße alle, die dieses lesen herzlich. Armgard Düster

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
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  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Eva Bauer
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  • Universitätsklinik Freiburg
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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
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  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
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  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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