Quetiapin (Seroquel): Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 21. Oktober 2021 12:15
Wie wirkt Quetiapin (Seroquel®) bei Schizophrenie? Was muss ich bei der Einnahme beachten und welche Nebenwirkungen können bei der Behandlung auftreten? Diese und weitere Fragen beantworten wir in folgendem Beitrag.
Wirkung
Wie wirkt Quetiapin (Seroquel) bei Schizophrenie?
Quetiapin, auch bekannt unter dem Handelsnamen Seroquel®, ist ein gängiges Medikament nicht nur bei Schizophrenie. Sein breites Wirkspektrum macht es auch bei anderen psychiatrischen Erkrankungen beliebt.
Aktiv an mehreren Stellen
Dabei wirkt Quetiapin in erster Linie über eine Blockade von Histamin, aber auch von Serotonin, Dopamin und Adrenalin. Das sind alles Botenstoffe, die im Gehirn und im übrigen Körper zahlreiche Prozesse steuern.
Dopamin gilt als hauptverantwortlich für die Symptome einer Schizophrenie. Da Betroffene aber oft nicht nur unter den klassischen Beschwerden wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen leiden, können auch andere Wirkungen auf andere Rezeptoren nützlich sein. So sorgt die Hemmung von Histamin beispielsweise dafür, dass man etwas gedämpft und müde wird. Gerade zum Einschlafen ist das für viele hilfreich. Auch bei starker Anspannung und innerer Erregung ist Quetiapin eine gute Wahl.
Nicht nur bei Schizophrenie wirksam
Zugelassen ist Seroquel® neben der Schizophrenie auch für bipolare Erkrankungen, und zwar in beide Richtungen. Als einziges Antipsychotikum kann es sowohl bei manischen als auch bei depressiven Phasen gegeben werden. Bei rein depressiven Störungen, bei denen ein Antidepressivum allein nicht ausreicht, kann Quetiapin unterstützend verabreicht werden (sogenannte Augmentationstherapie).
Und schließlich deutet sich in Studien an, dass der Wirkstoff auch bei entsprechenden Symptomen im Rahmen eines Morbus Parkinson, einer Demenz, einer Persönlichkeitsstörung wie auch bei ausgeprägten Zwangserkrankungen und schweren Panikstörungen helfen kann. Hierfür hat Seroquel® allerdings noch keine Zulassung.
Bei alledem ist das Medikament recht gut verträglich. Insbesondere die bei vielen Antipsychotika so gefürchteten Bewegungsstörungen sind unter Quetiapin sehr selten.
Ein- bis zweimal täglich schlucken
Die Tabletten werden etwa eine Stunde vor einer Mahlzeit eingenommen und müssen im Ganzen geschluckt werden. Bei Einschlafproblemen bietet sich die Gabe direkt vor dem Schlafengehen an. Es gibt Filmtabletten, die zweimal täglich genommen werden, sowie retardierte Tabletten, bei denen eine einmalige Gabe am Tag ausreicht.
Die Dosierung ist je nach Krankheitsbild sehr unterschiedlich. Grundsätzlich sollte die Behandlung mit einer geringen Dosis begonnen und langsam gesteigert werden. Bei der Schizophrenie pendelt sich die Menge meist auf etwa 300 mg bis 450 mg täglich ein. 750 mg sollten in der Regel nicht überschritten werden.
Zusammenfassend kann man Quetiapin eine gute und oft sehr konstante Wirkung bescheinigen, die das Medikament auch für eine Langzeittherapie prädestiniert. Ob es im Einzelfall ausreichend wirkt und vertragen wird, muss jeder für sich ausprobieren.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen verursacht Quetiapin (Seroquel)?
Quetiapin gehört zu den atypischen Antipsychotika. Es wirkt zwar nicht ganz so stark antipsychotisch wie manche herkömmlichen Medikamente, ist aber vielfältig einsetzbar und in der Regel gut verträglich.
Wenig Einfluss auf Beweglichkeit und Hormone
Die neueren, sogenannten atypischen Substanzen wirken insgesamt zielgenauer und verursachen vor allem weitaus weniger Bewegungsstörungen als die klassischen Antipsychotika.
Unter den Neulingen (die mittlerweile auch nicht mehr ganz jung sind) sticht Seroquel® besonders positiv heraus. Das Risiko für Muskelkrämpfe, Versteifungen oder eine quälende Sitzunruhe ist hier sehr gering. Auch andere unangenehme Nebenwirkungen wie sexuelle Funktionsstörungen oder Zyklusunregelmäßigkeiten bei Frauen, die durch hormonelle Veränderungen ausgelöst werden können, kommen unter dem Medikament so gut wie nicht vor.
Ganz harmlos und unschuldig ist aber auch Quetiapin nicht. Es ist und bleibt ein Wirkstoff, der in den Gehirnstoffwechsel eingreift. Die einzelnen Wirkungen lassen sich dabei nicht eins zu eins voneinander trennen und die individuellen Reaktionen darauf schon gar nicht vorhersagen. Insofern kann manch einer auch Probleme mit dem Medikament bekommen.
An erster Stelle: Müdigkeit
Meist beklagen Betroffene eine starke Müdigkeit und Benommenheit. Dazu muss man allerdings sagen, dass dieser Effekt manchmal gerade auch gewollt ist und nicht von allen als unangenehm empfunden wird. Wer innerlich stark aufgewühlt, vielleicht auch ängstlich ist und nicht mehr gut schlafen kann, dem tut ein gewisser Abstand und eine Einschlafhilfe oft gut.
Was die einen als Nebenwirkung verstehen, ist für andere also eher segensreich. Außerdem treten Müdigkeit und Sedierung primär am Anfang der Behandlung auf. Nach zwei Wochen legen sie sich meist wieder.
Ohne an dieser Stelle das gesamte Nebenwirkungsprofil von Seroquel® aufzählen zu wollen, haben wir Ihnen eine kleine Auswahl an häufigen Begleiterscheinungen zusammengestellt.
Im Einzelnen sind das u.a.:
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Kraftlosigkeit
- gesteigerter Appetit und Gewichtszunahme
- Mundtrockenheit
- Verstopfung
- Herzrasen
- Gereiztheit
- Veränderung des Blutbilds, der Blutfette und der Schilddrüsenwerte
Das Gewicht kann zunehmen
Das leidige Thema Gewicht ist bei Quetiapin leider nicht ganz irrelevant. In 2 bis 3 Monaten bringen manche Betroffene 1,5 bis 3 kg mehr auf die Waage. Auch die Blutwerte können sich dahingehend negativ verändern, die "schlechten" Fette ansteigen und die "guten" abfallen. Für viele kommt das Medikament daher längerfristig nicht in Frage.
Im Einzelfall heißt es aber: ausprobieren. Es handelt sich bei der obigen Aufzählung lediglich um mögliche bzw. wahrscheinliche Folgen. Wie Sie persönlich auf das Medikament reagieren, lässt sich im Vorfeld nicht sagen.
Kreislaufprobleme bei Therapie mit Seroquel meist nur anfänglich
Wenn Sie von Ihrem Arzt das Medikament Seroquel verschrieben bekommen haben, sollten Sie wissen, dass es als Begleiterscheinung anfänglich nicht selten zu Blutdruckabfall und Kreislaufstörungen kommen kann. Insbesondere bei Lagewechsel – beispielsweise dem Aufstehen nach dem Sitzen – resultiert daraus häufig ein Schwindelgefühl.
Gut zu wissen, dass diese Nebenwirkung meist auf den Therapiebeginn während der Dosissteigerung beschränkt bleibt. Nichtsdestotrotz sollten Sie es während dieser Zeit bewusst ruhig angehen lassen. Ungewohnte Kreislaufprobleme können ansonsten schnell zu Stürzen führen.
Einnahmeverbot
Wann darf Seroquel (Quetiapin) nicht eingenommen werden?
Wirkliche Verbote für die Verordnung von Quetiapin gibt es nicht. Bei manchen Vorerkrankungen oder auch in Kombination mit anderen Medikamenten ist allerdings Vorsicht geboten.
Aufgepasst bei Herz- und Lebererkrankungen
Vor allem die Leber muss ausreichend funktionieren, um den Wirkstoff verarbeiten zu können. Ansonsten kann die Wirkung deutlich stärker ausfallen, oder die Substanz tummelt sich über eine lange Zeit im Körper. Bei schweren Lebererkrankungen muss der Arzt daher gut abwägen und die Dosis ggf. reduzieren.
Auch wer anfällig für einen niedrigen Blutdruck ist oder an einer Durchblutungsstörung des Herzens bzw. des Gehirns leidet, ist mit Seroquel® nicht unbedingt gut bedient. Das Medikament kann den Blutdruck weiter senken und so zu Schwindel bis hin zur kurzzeitigen Bewusstlosigkeit führen. Auf jeden Fall sollte Quetiapin bei entsprechendem Risiko vorsichtig eindosiert und die Betroffenen gut überwacht werden.
Weiterhin müssen Krampfanfälle in der Vorgeschichte berücksichtigt werden.
Zu viel des Guten
Seroquel hat eine dämpfende und sedierende Wirkung. Oft ist das gewollt; gerade bei starker Unruhe, Anspannung und Schlafproblemen kann eine gewisse Abschirmung kurzzeitig Entlastung bringen. Allerdings kann sich diese Wirkung zusammen mit anderen Medikamenten, die ebenfalls müde machen, verstärken. Auch Alkohol kann den Effekt potenzieren.
Seroquel verträgt sich nicht mit jedem Antibiotikum
Manche Antibiotika und Pilzmittel werden auf demselben Weg abgebaut wie Quetiapin. Die Substanzen können sich daher in die Quere kommen und sich gegenseitig beeinflussen. Während Antibiotika die Wirkung von Seroquel verstärken, hemmen andere Präparate wie manche Mittel gegen Epilepsie oder auch Johanniskraut die Wirkung des Antipsychotikums.
Gründlicher Check vor der Behandlung
All das muss Ihr Arzt gut im Auge behalten, bevor er Ihnen Quetiapin verschreibt. Bei allen Antipsychotika müssen vor Beginn der Therapie verschiedene Routineuntersuchungen wie eine Blutentnahme und ein EKG erfolgen, um mögliche Risiken auszuschließen. Außerdem ist es wichtig, dass Ihr Arzt alle Medikamente kennt, die Sie einnehmen, um Wechselwirkungen abschätzen zu können.
Quellen:
- Beipackzettel Quetiapin - 1 A Pharma® 50 mg Retardtabletten (2020). Herausgeber: 1 A Pharma GmbH. www.gelbe-liste.de.
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