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Zu wenig Vitamin D kann auf Dauer unserer Gesundheit schaden. Ab wann spricht man von einem Mangel? Wie entsteht Vitamin D eigentlich? Und was können wir tun, um unseren Vitamin-D-Produktion zu verbessern? Im folgenden Artikel gehen Ärzte auf diese und viele weitere Fragen ein.

Daten und Fakten

Haben wir wirklich einen Mangel an Vitamin D?

Ja. Zumindest im Schnitt. Zu dieser Erkenntnis ist im Jahr 2012 das in Berlin ansässige Robert-Koch-Institut (RKI) gelangt, das wichtigste Bundesinstitut in Sachen Krankheitsüberwachung und -vorbeugung.

Das RKI bezieht sich auf große, repräsentative Studien. Dabei wurden über 10.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 17 Jahren sowie über 4.000 Erwachsene im Alter von 18 bis 79 Jahren auf ihren Gesundheitszustand untersucht. Dabei wurde auch der Vitamin-D-Gehalt im Blut bestimmt (genauer gesagt von der Vorstufe 25-Hydroxyvitamin-D). Als kritische Untergrenze wurde ein Wert von 50 nmol/l definiert.

Auf dieser Grundlage ergab sich bei der Mehrheit der Untersuchten ein Mangel an Vitamin D – mit vor allem im Winter sehr niedrigen Blutwerten.

Wer hat einen Vitamin-D-Mangel?

Einen Vitamin-D-Spiegel unterhalb des Grenzwerts wiesen insgesamt auf:

  • 62% der Jungen
  • 64% der Mädchen
  • 57% der Männer
  • 58% der Frauen

Im Winter wiesen einen Vitamin-D-Spiegel unterhalb des Grenzwerts auf:

  • Kleinkinder: ca. 50%
  • Jugendliche: über 80%
  • Erwachsene: über 60%

Selbst im Sommer hatten noch einige Subgruppen einen Vitamin-D-Mangel: 75% der älteren Frauen und 65% der jugendlichen Migranten.

Weitere Ergebnisse der Studie:

Faktoren mit negativem Einfluss auf den Vitamin-D-Spiegel sind bei allen Untersuchten:

  • Wintersaison
  • geringe körperliche Aktivität bzw. wenig Spielen im Freien

Ferner ergaben sich folgende Ergebnisse:

  • hohes Risiko für unzureichende Vitamin-D-Spiegel bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
  • niedrigere Vitamin-D-Spiegel bei Männern mit Insulin-behandeltem Diabetes
  • niedrigere Vitamin-D-Spiegel bei Frauen mit Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder nicht-Insulin-behandeltem Diabetes

Die RKI-Forscher resümieren, dass niedrige Vitamin-D-Werte in der deutschen Bevölkerung häufig sind, vor allem bei älteren Frauen sowie bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie schlagen vor, über geeignete Vorbeugemaßnahmen zur Verbesserung des Vitamin-D-Status zu diskutieren.

Wissenswertes

Was hat die Sonne mit Vitamin-D-Mangel zu tun?

UV-Licht spielt bei der Bildung von Vitamin D eine wichtige Rolle. Reicht die Sonneneinstrahlung auf die Haut nicht aus, wie etwa im Winter in den nördlichen Breiten Europas, steht dem Körper eventuell nicht genügend Vitamin D zur Verfügung.

Ältere Menschen haben prinzipiell ein höheres Risiko für einen Vitamin-D-Mangel. Denn bei gleicher UV-Bestrahlung bilden sie deutlich weniger Vitamin D als Jüngere.

Um die Bildung des Vitamins zu gewährleisten, empfehlen Experten, das Gesicht und die Arme eine halbe Stunde pro Tag der Sonnenbestrahlung auszusetzen. Wichtig: Holen Sie sich deswegen keinen Sonnenbrand. Auch indirektes Sonnenlicht hilft schon.

Mangelt es auf Dauer sowohl an Sonnenbestrahlung als auch an der Zufuhr von Vitamin D über die Ernährung, kann man die Einnahme eines Vitamin-D-Präparats erwägen.

Wann liegt ein Vitamin-D-Mangel vor?

Der gegenwärtig beste, aber nahezu auch einzige frühzeitige Hinweis auf einen Vitamin-D-Mangel ist ein zu niedriger Blutwert. Dafür muss eine Vorstufe von Vitamin D im Blutserum bestimmt werden, das 25-OH-Vitamin-D3. Das ist noch Konsens im wissenschaftlichen und gesundheitsbehördlichen Expertenkreis.

Bei den als kritisch erachteten Grenzwerten sieht es schon anders aus. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sieht in Übereinstimmung mit dem amerikanischen Institute of Medicine und dem Food and Nutrition Board weiterhin einen Blutwert oberhalb von 20 ng/µl (50 nmol/l) als ausreichend an. Nicht so eine zunehmende Zahl renommierter und ernstzunehmender Experten und Institutionen. Deren Bewertung der hinsichtlich des Vitamin-D-Versorgungsstatus sieht eher so aus:

Die alternativen Richtwerte

  • < 11 ng/ml (27,5 nmol/l): ernste Gefahr für Knochenerkrankungen (Rachitis bei Säuglingen und Kleinkindern bzw. Osteomalazie bei Erwachsenen)
  • < 20 ng/ml (50 nmol/l): langfristig gesundheitsgefährdender Mangel (nicht zwangsläufig Knochenschäden)
  • 20-30 ng/ml (50-75 nmol/l): relativer Mangel
  • 30-60 ng/ml (75-150 nmol/l): gute und sichere Versorgungslage
  • > 88 ng/ml (220 nmol/l): Überversorgung
  • > 150 ng/ml (375 nmol/l): Vergiftungsgefahr
  • >280 ng/ml (700 nmol/l): ernste Störungen des Kalziumstoffwechsels zu erwarten

Ein schwerer akuter oder chronischer Vitamin-D-Mangel macht sich auch durch verschiedene Anzeichen bemerkbar. Dabei sind hochgradige Mangelzustände, die sicht- und spürbar auf die Knochen gehen, hierzulande glücklicherweise recht selten. Sie sind aber offenbar nur die Spitze des Eisbergs, wie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen immer mehr verdeutlichen. Eines sehr massiven Eisbergs, der wohl viele unterschiedliche Erkrankungen umfasst.

Ursachen

Warum führt starkes Übergewicht zu einem Vitamin-D-Mangel?

Übergewichtige haben im Schnitt weniger Vitamin D im Blut als ihre normalgewichtigen Zeitgenossen. Das haben Studien ergeben. Vitamin D ist bekanntermaßen fettlöslich und wird im Fettgewebe gespeichert. Manche Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass es dort bei Menschen mit Übergewicht mehr oder weniger "gefangengehalten" wird und nicht mehr in voller Gänze für den Körperkreislauf zur Verfügung steht.

Kontroverse Debatte

Andere Wissenschaftler halten die Beweislage für diese Vermutung für nicht zwingend genug. Eine andere Erklärung lautet, dass durch die Erhöhung von Körpermasse ein Verdünnungseffekt für das Vitamin D zustande kommt. Gleichzeitig vergrößert sich die Hautfläche nicht in proportionaler Weise. Soll heißen: Die körpereigene Produktion von Vitamin D in der Haut reicht für die Körpermasse nicht mehr ganz aus. Die Aufrechterhaltung eines bedarfsgerechten Vitamin-D-Spiegels ist dann erschwert.

Aufgrund von genetischen Untersuchungen wird zudem vermutet, dass Menschen mit genetischer Veranlagung für Übergewicht auch ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel haben.

Abnehmen oder Zufuhr von außen

Die gesundheitsrelevanten Konsequenzen aus dem bisherigen Kenntnisstand lauten:

  • Durch die Korrektur eines Vitamin-D-Mangels lässt sich zwar das Übergewicht nicht wegkriegen, wohl aber der gesundheitliche Gesamtzustand fördern.
  • Umgekehrt kann das Abnehmen dabei helfen, einen bestehenden Vitamin-D-Mangel zu beheben. Die positiven Auswirkungen von mehr Vitamin D betreffen unter anderem den Kalziumstoffwechsel, die Infektabwehr und allgemein das Immunsystem, aber auch die Vorbeugung vor Krebs- und Herzerkrankungen. Und dazu kommen noch all die weiteren Vorteile des Normalgewichts.

Vitaminpillen

Wie verändert die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten den Blutspiegel?

Diese Frage stellen sich nicht nur immer mehr Gesundheitsinteressierte, sondern auch viele Ärzte. Eine grobe Faustformel dafür lautet: Die einmalige Einnahme von 10.000 IE Vitamin D3 erhöht bei einem 70 kg schweren Erwachsenen den Serumspiegel um etwa 1 ng/ml. Und zwar von 25-Hydroxy-Vitamin-D3, das ist die Vitamin-D-Vorstufe, die man im Blut messen kann.

Und was passiert bei einer Extra-Portion?

Im Jahr 2011 erschien im Fachblatt Anticancer Research eine US-amerikanische Studie, die diese Frage noch mal von einer anderen Seite beleuchtet. Nämlich: Was bringt eine zusätzliche Zufuhr von 1.000 IE Vitamin D pro Tag über einen längeren Einnahmezeitraum?

Über einen Zeitraum von 5 Jahren wurden die Angaben von 3.600 Personen zur Vitamin-D-Ergänzung analysiert. Außerdem wurden ihre Blutspiegel alle 6 Monate bestimmt. Den Ergebnissen zufolge hängt die Änderung des Blutspiegels stark vom Ausgangswert ab, was mit Blick auf die körpereigenen Regulationsmechanismen gut nachvollziehbar ist.

Effekte in Zahlen

Für eine zusätzliche Zufuhr von 1.000 IE Vitamin D pro Tag wurden folgende Änderungen des Blutspiegels ermittelt:

Ausgangswert von 25-OH-Vitamin-D3
im Blut
Anstieg des Blutspiegels bei Einnahme
von 1.000 IE Vitamin D/Tag um
10 ng/ml (25 nmol/l) 11 ng/ml (27,5 nmol/l)
30 ng/ml (75 nmol/l) 8 ng/ml (20 nmol/l)
50 ng/ml (125 nmol/l) 5 ng/ml (12,5 nmol/l)
über 96 ng/ml (240 nmol/l) 1,6 ng/ml (4 nmol/l)

Quellen:

  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., verfügbar unter: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/?L=0

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
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  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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