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Was sind typische Symptome einer Neurodermitis? Wie werden die Ekzeme behandelt, welche Hautpflege ist empfehlenswert? Kann die Erkrankung von allein wieder verschwinden? Im folgenden Beitrag beantworten wir alle wichtigen Fragen zum atopischen Ekzem.

Grundlagen

Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis ist eine chronische Hauterkrankung, die häufig bereits im Kindesalter beginnt. Oft besteht eine familiäre Veranlagung. Typisch sind stark juckende Hautareale an den Beugeseiten der Gelenke (z.B. Ellenbeuge und Kniekehle) und am Handrücken. Umweltfaktoren und Stress können die Neurodermitis verschlimmern oder einen Schub auslösen.

Basiswissen

Was ist der Unterschied zwischen einer Neurodermitis und einem atopischen Ekzem?

Es gibt keinen Unterschied, sondern nur viele verschiedene Namen für ein- und dieselbe Krankheit:

  • Neurodermitis
  • atopisches Ekzem
  • endogenes Ekzem
  • atopische Dermatitis
  • Neurodermitis disseminata
  • Neurodermitis diffusa
  • Neurodermitis constitutionalis
  • Neurodermitis atopica
  • konstitutionelles Ekzem
  • Prurigo Besnier
  • Asthmaprurigo
  • Asthmaekzem
  • Beugenekzem
  • neurogene Dermatose
  • neuropathisches Ekzem
Woher stammt der Name "Neurodermitis"?

Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Bezeichnung „Neurodermitis“ geht auf die frühere Vermutung zurück, dass eine Nervenentzündung Ursache der Hauterkrankung sei. Dies gilt zwar mittlerweile als widerlegt, dennoch ist es bei der weit verbreiteten Verwendung des Begriffs geblieben.

Die Synonyme „atopisches Ekzem“ oder „endogenes Ekzem“ bringen den heutigen Wissensstand zum Ausdruck: „Atopisch“ kommt vom altgriechischen Wort atopía („Ortlosigkeit“, „nicht zuzuordnen“) und steht im modernen medizinischen Sprachgebrauch für „überempfindlich“. Das Wort Ekzem (ekzema = „Aufgegangenes“, „ich brenne“) charakterisiert den äußeren Zustand der Haut und „endogen“ („von innen“) die innere Ursache.

Ursachen

Was kann eine Neurodermitis auslösen?

Die Anlage, überhaupt Neurodermitis bekommen zu können, ist meist schon genetisch verankert. Aber unabhängig von der Veranlagung gibt es dann auch immer Faktoren, die entweder das erstmalige Auftreten oder einen erneuten Krankheitsschub auslösen.

In vielen Fällen sind solche Auslösefaktoren bestimmte Allergene. Also Substanzen, die bei entsprechender Veranlagung eine allergische Reaktion auslösen können. Ein Neurodermitis-Schub wird also nicht selten durch Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Nahrungsmittelallergene ausgelöst. Das illustriert auch die enge Verwandschaft zwischen Allergien und der Neurodermitis. Auch wenn die Ursachen beider Erkrankungen nach wie vor nicht endgültig geklärt sind, kann man mit Sicherheit sagen, dass eine Allergie und eine Neurodermitis nur zwei verschiedene Ausdrucksformen ein und derselben Störung sind. Nicht umsonst wird die Neurodermitis im medizinischen Fachjargon ja auch atopisches Ekzem genannt (Atopie = allergische Reaktion).

Weitere Auslöse-Faktoren: Wetter, Psyche, Kleidung

Neben den Allergiestoffen gibt es aber auch noch weitere typische Auslösefaktoren für eine Neurodermitis. Keiner dieser Faktoren ist ein Muss, keiner tritt bei jedem Betroffenen in Erscheinung, aber in der statistischen Gesamtbetrachtung sind die folgenden Faktoren auffällig häufig beteiligt:

  • abgelaufene Infektionen im Vorfeld
  • Klimawechsel (z.B. plötzlich sehr hohe Luftfeuchtigkeit)
  • psychische Belastungssituationen (Kummer, Stress, Ängste)
  • bestimmte Kleidungsstoffe (auffällig oft eher rauhe Stoffe)

Neurodermitits: Ansteckungsgefahr und Krankheitsrisiko

Kann jedes Kind eine Neurodermitis bekommen?

Prinzipiell schon. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings höher, wenn ein oder beide Elternteile eine Allergie oder eine Neurodermitis hatten oder haben. Es gibt dabei offenbar nicht das eine Allergie-Gen, sondern ein Zusammenwirken mehrerer genetischer Faktoren, die eine individuelle Neigung zur Allergieausprägung (atopische Diathese) bedingen.

Ist Neurodermitis ansteckend?

Nein. Es handelt sich ja um eine den Allergien ähnliche Erkrankung, in der es zu Überempfindlichkeitsreaktionen im Körper kommt. Erreger wie Bakterien oder Viren, die übertragen werden könnten, sind nicht im Spiel.

Leider reagieren einige Eltern anderer Kinder aufgrund der Hauterscheinungen mit Abstandsgeboten, weil sie befürchten, dass sich ihre Kinder anzustecken. Das ist aber Unsinn.

Veranlagung und Gene als Auslöser der Neurodermitits

Wird Neurodermitis vererbt?

Es gibt zwar nicht das "Neurodermitis-Gen", genetische Faktoren spielen bei der Entstehung der Neurodermitis aber eine große Rolle. Dabei sind Neurodermitis und Allergien als ein Gesamtkomplex zu sehen. Vererbt wird also weniger die Neurodermitis selbst oder eine bestimmte Allergie, sondern insgesamt die Veranlagung, eine allergische Erkrankung oder eben Neurodermitis zu bekommen.

Wenn zum Beispiel Vater und Mutter beide eine Allergie oder Neurodermitis haben, ist die Wahrscheinlichkeit für das Kind, ebenfalls eine solche Erkrankung zu bekommen, sehr hoch – ohne dass vorhersehbar ist, ob es nun eine Pollenallergie, Hausstauballergie oder Neurodermitis wird.

Die Gene allein erklären nicht alles

Allerdings müssen auch noch andere Faktoren bei der Entstehung beteiligt sein, denn nicht jedes Kind mit allergischen Eltern ist betroffen. Und andersherum bekommen auch Kinder Allergien oder Neurodermitis, bei denen beide Eltern nicht allergisch sind. Vermutet werden auch psychische Ursachen und Umweltfaktoren.

An diesen Formulierungen wird schon deutlich, dass die genauen Ursachen der Neurodermitis trotz ihrer Häufigkeit noch weitgehend ungeklärt sind. Fest steht, dass es sich um eine Zivilisationserkrankung handelt – in der Dritten Welt sind Neurodermitis und Allergien wesentlich seltener.

Papa und Mama mit Neurodermitis: Wie hoch ist das Risiko für das Kind?

Die Wahrscheinlichkeit für ein Kind, eine Neurodermitis zu bekommen, ist zwar deutlich erhöht, wenn auch die Eltern damit zu kämpfen haben (oder hatten). Aber das bedeutet nicht, dass es so kommen muss. Selbst in diesem genetisch ungünstigsten Fall kann es sein, dass Ihr Kind keine Probleme mit der Haut hat.

Insgesamt lässt sich aber nicht wegdiskutieren, dass bei der Entstehung der Neurodermitis die erbliche Komponente eine große Rolle spielt. Ist also ein Elternteil betroffen, nimmt die Wahrscheinlichkeit für die Kinder relevant zu. Haben Mutter und Vater damit zu kämpfen, steigt das Risiko für das Kind naturgemäß noch mehr an. In Zahlen sieht das so aus: Hat ein Elternteil Neurodermitis, steigt die Wahrscheinlichkeit für das Kind von normalerweise etwa 10-15% auf etwa 20% (die Studiendaten sind hier sehr uneinheitlich). Haben Papa und Mama Neurodermitis, steigt das Risiko auf 45%. Das ist viel, aber es sind keine 100%.

Eng verwandt: Neurodermitis und Allergien

Dabei muss man die Neurodermitis immer auch im Verbund mit Allergien sehen, denn Heuschnupfen, eine Hausstauballergie oder eben eine Neurodermitis sind alles nur Ausprägungen ein und derselben Störung: nämlich einer Neigung des Immunsystems zur überschießenden Reaktion auf äußere Reize und Fremdstoffe. Man vererbt seinen Kindern demnach keine Neurodermitis, sondern eher die Neigung zur allergischen Reaktion. Kinder von Eltern mit Neurodermitis können also, wenn sie denn überhaupt betroffen sind, auch einen Heuschnupfen oder eine Insektenallergie bekommen.

Welche Gene spielen bei Neurodermitits eine Rolle?

Zu der Vielzahl möglicher Gene, bei denen die Forscher eine Beteiligung am Entstehungsprozess von Allergien vermuten, zählen u.a. ADAM33, GPRA und IL1RN. Das wird Ihnen jetzt nicht viel sagen (und uns auch nicht), aber es zeigt, dass es sich hier wirklich eher um eine Gen-Kombination handelt. Und die ist bis heute nur in Bruchteilen überhaupt bekannt.

Erkrankungsalter und Häufigkeit

Stimmt es, dass die Häufigkeit der Neurodermitis immer mehr zunimmt?

Ja. Die Neurodermitis (auch atopisches Ekzem genannt) ist schon heute die mit Abstand häufigste Hauterkrankung bei Babys und Kindern. Sie ist sogar eine der häufigsten Kinderkrankheiten überhaupt. Und leider nimmt die Häufigkeit eher zu.

Geschätzt wird, dass etwa 12–15% aller Kinder ein atopisches Ekzem bekommen. Der sogenannte Milchschorf kann das erste Symptom sein. Die gute Meldung: Nicht jeder Milchschorf und nicht jedes Säuglingsekzem wird zu einer ausgewachsenen, lang anhaltenden Neurodermitis.

Kann eine Neurodermitis bei Kindern auch erst im Vorschulalter oder Schulalter beginnen?

Ja. Zwar beginnt die Neurodermitis, wenn sie denn auftritt, meist früher. Typisch ist der Milchschorf oder das Säuglingsekzem als erstes, frühes Symptom.

Allerdings gibt es auch durchaus Fälle, in denen die Neurodermitis erst im Vorschulalter oder sogar noch später das erste Mal in Erscheinung tritt.

Vorbeugung

Wie schütze ich mein Kind vor Neurodermitits?

Allgemein gilt Stillen in den ersten 4–6 Lebensmonaten als wichtigste Vorbeugemaßnahme. Auch eine staubarme und trockene Wohnung soll sich günstig auswirken.

Neuere Studien lassen allerdings Zweifel aufkommen, ob Stillen wirklich vor Neurodermitis schützen kann, insbesondere wenn die Mutter auch an der Krankheit leidet.

Studien zur Vorbeugung

Macht Stillen mein Kind krank?

Kinder, die gestillt werden, bekommen weniger Allergien, Asthma und eben auch Neurodermitis, so der allgemeine Wissensstand. Doch nun deuten neuere Studien an, dass das wohl eher ein Irrtum war.

Neurodermitis via Muttermilch?

Den Anfang machte Anfang des Jahrtausends eine große deutsch-britische Studie, in der die Daten von über 50.000 Kindern analysiert wurden. Dabei wurde festgestellt, dass das Neurodermitis-Risiko der Kinder keineswegs davon abhing, ob die Mama gestillt hatte oder nicht. Im Gegenteil, es gab in Subanalysen Hinweise darauf, dass Stillen die Neurodermitis-Gefahr sogar erhöht.

Letzteres gilt offenbar in jedem Fall, wenn die Mutter selbst eine Neurodermitis hat. Das hat eine andere Untersuchung gezeigt. Nach heutigem Wissensstand scheinen stillende Mütter mit Neurodermitis oder Asthma ihre Veranlagung an den Nachwuchs nicht nur über die Gene, sondern auch über die Muttermilch weiterzugeben.

4 Monate statt 6 Monate

Allerdings ändert das natürlich nichts an den vielen weiteren positiven Wirkungen des Stillens. Deshalb lautet nun die aktuelle Empfehlung von Kinderärzten: Mütter mit Neurodermitis sollten nur 4 Monate lang stillen und ihre Babys danach mit probiotischer HA-Milch versorgen. Fangen Sie mit der Beikostfütterung zwischen dem 4. und spätestens 6. Lebensmonat an.

Bauernhof-Umgebung schützt vor Neurodermitis

Mütter, die ihre Schwangerschaft in der Nähe von Nutztieren oder Katzen verbringen, scheinen damit ihre Kinder vor Allergien und Neurodermitis zu schützen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Universität Zürich.

Schon länger ist bekannt, dass eine Bauernhofumgebung für Kinder günstig ist, was das Allergie-Risiko angeht. Je ländlicher die Umgebung, desto weniger Allergien. Als Grund dafür sehen Wissenschaftler die Bakterien, die sich auf einem Bauernhof herumtreiben. Ein früher Kontakt mit dieser "Flora" scheint Kindern und deren Immunsystem gut zu tun.

Die Schweizer Wissenschaftler haben diesen Effekt nun auch für die Mütter und in Bezug auf Neurodermitis nachweisen können. Über 1.000 Kinder aus fünf europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich und Finnland) wurden in die Analyse eingeschlossen. Die Kinder von Müttern, die während ihrer Schwangerschaft regelmäßigen Kontakt mit Nutztieren oder Katzen hatten, erkrankten in den ersten beiden Lebensjahren signifikant seltener an einer Neurodermitis (die ja ähnliche Entstehungsmechanismen hat wie eine Allergie).

Symptome

Welche Hauterscheinungen sind typisch für Neurodermitis?

Rauhe Wangen, kleine Ekzeme. Ist das eine Neurodermitis? Mit zunehmender Häufigkeit und damit auch Popularität von Allergien und Neurodermitis nehmen auch die Ängste der Eltern zu. Allerdings ist längst nicht jedes Ekzem bei Kleinkindern eine Neurodermitis.

Erste Anzeichen: trockene Haut und Milchschorf

Es ist zwar richtig, dass sehr trockene Haut und der sogenannte Milchschorf (krustige, schuppende Beläge am Kopf im Haarbereich) Vorboten einer Neurodermitis sein können. Aber oftmals handelt es sich hier auch um völlig harmlose und vorübergehende Hautirritationen. Eine Neurodermitis wird erst dann wahrscheinlich, wenn sich anhaltende Ekzeme bilden, die zudem stark jucken.

Die Neurodermitis (atopisches Ekzem) kann sich durchaus unterschiedlich äußern, es gibt aber einige sehr charakteristische Hautsymptome:

  • trockene, gerötete, schuppende Hautstellen unterschiedlicher Größe
  • meist viele Kratzspuren
  • evtl. nässend, auch Bläschen oder Eiterpusteln möglich
  • häufig betroffen: Ellenbeugen (innere Seite vom Unterarm), Kniekehlen, Handgelenke, Knöchel, Nacken, Gesicht
  • je nach Schwere am gesamten Körper möglich
  • häufig besonders nächtlicher Juckreiz

Meist reicht ein Blick

Die Diagnose Neurodermitis lässt sich bei der klassischen Variante normalerweise recht einfach stellen. Ein erfahrener Arzt kommt rasch auf die richtige "Blickdiagnose". Die Hautveränderungen, die durch die wiederkehrenden Entzündungen an den (fast) immer gleichen Körperstellen auftreten, sind nämlich in der Regel sehr typisch. Gerade eine chronische Neurodermitis zeigt einige charakteristische Auffälligkeiten.

Kennzeichnend für die befallenen Hautareale (z. B. Beugen, Hals/Nacken) sind dann meist folgende Merkmale:

  • Lichenifikation: Die Hautstruktur ist flächenhaft verdickt und die Oberflächenfelderung vergröbert, die Hautelastizität ist vermindert und die Hautfurchen sind vertieft.
  • Pachydermie: Die tiefer liegende bindegewebige Lederhaut ist an entsprechender Stelle verhärtet und verdickt. Gelegentlich wird hierbei auch der Begriff "Elefantenhaut" verwendet.

Die Haut ist häufig leicht gerötet, feinschuppig und im akuten Entzündungsschub auch mal nässend. Eindrücklich ist dieses Erscheinungsbild vor allem bei Kleinkindern, wo der Kontrast zwischen der weichen, unbefallenen Haut und der betroffenen, wie stark gealtert wirkenden Haut besonders ins Auge fällt.

Gut zu wissen: Diese entzündungsbedingten Hautveränderungen bilden sich unter Therapie allesamt zurück.

Symptome nach Lebensalter: vom Baby bis zum Erwachsenen

Woran erkenne ich eine Neurodermitis bei meinem Baby?

Erstes Anzeichen für eine Neurodermitis im Babyalter ist meist ein roter, juckender Ausschlag auf der Kopfhaut. Dieser wird auch Milchschorf genannt. Im weiteren Verlauf "wandert" die Neurodermitis häufig weiter, die Ekzeme treten dann eher im Gesicht, auf Armen und Beinen (meist nur die Rückseiten) und im Windelbereich auf.

Diese Eigenschaft der Neurodermitis, ihr Erscheinungsbild im Laufe des Älterwerdens zu verändern, bleibt auch danach erhalten.

Im übrigen gibt es aber bei Babys auch häufig kleinere Hautirritationen, die nichts mit Neurodermitis oder anderen Hautkrankheiten zu tun haben und nach gewisser Zeit wieder verschwinden. Eine wirklich sichere Diagnose kann nur der Hautarzt stellen.

Wie äußert sich eine Neurodermitis im Kleinkindesalter?

Während die Neurodermitis bei Babys eher die Kopfhaut und später Gesicht, Windelregion und Rückseiten der Arme und Beine betrifft, verändert sich das Erscheinungsbild ab dem zweiten Lebensjahr in der Regel. Nun treten die Ekzeme eher in den Gelenksregionen auf: vor allem in Arm- und Kniebeugen, aber auch an Hand- und Fußgelenken.

Auch der Hals ist häufiger betroffen, während Gesicht und Kopfhaut in diesem Alter meist Ekzem-frei bleiben.

Da die Ekzeme meist stark jucken und es schwierig ist, die kleinen Kinder immer vom Kratzen abzuhalten, wird mit der Zeit die Haut in den betroffenen Bereichen oft dicker und rauer.

Neurodermitis-Zeichen an Augen und Ohren

Bei einigen Kindern mit Neurodermitis beobachtet man unter den Augenlidern eine Art Furche, man nennt das auch doppelte Unterlidfalte. Andere Kinder entwickeln Hauteinrisse im Bereich der Ohrläppchen oder haben auffällig trockene Lippen. Solche begleitenden "Zeichen" können die Neurodermitis-Diagnose zwar verdichten, sie sind aber keineswegs beweisend, zumal sie auch fehlen oder auf eine ganz andere Ursache zurückgehen können. Bei einem kleinen Hauteinriss am Ohrläppchen ohne weitere Auffälligkeiten muss man also nicht gleich davon ausgehen, dass das Kind Neurodermitis hat.

Wie äußert sich eine Neurodermitis bei älteren Kindern und Erwachsenen?

Das Erscheinungsbild der Neurodermitis verändert sich im Laufe des Älterwerdens. Bei Babys und Kleinkindern sind andere Hautareale betroffen als im Jugend- und Erwachsenenalter.

Bei Jugendlichen und Erwachsenen kann das Ekzem am ganzen Körper auftreten. Am häufigsten betroffen sind jedoch die Beugeseiten der Arme und Beine, aber auch Hals und Rumpf.

Klassisches Aussehen

Die Haut in den betroffenen Arealen ist meist trocken, verdickt (durch das dauerhafte Kratzen) und rot gefleckt. Die Fachärzte benutzen in diesem Zusammenhang auch die Begriffe "Lichenifikation" (vergröberte Oberflächenfelderung) und "Pachydermie" (verhärtete und verdickte Lederhaut). Gelegentlich wird hierbei auch der Begriff "Elefantenhaut" verwendet.

Die Ausbreitung der juckenden Stellen kann übrigens stark schwanken. Allerdings weiß man auch, dass nicht selten bestimmte Auslöser dafür mitverantwortlich sind. So können beispielsweise Ketten, Halstücher, Schals oder Kleideretiketten die Haut am Nacken und Hals so stark reizen, dass es zu einem Entzündungsschub kommt. Wie Sie sicherlich aus eigener Erfahrung wissen, verläuft die Neurodermitis generell eher in Schüben als gleichmäßig.

Auch Hände und Füße betroffen

Bei Erwachsenen äußert sich die Neurodermitis auch gerne mal isoliert nur an den Händen und/oder Füßen als "dyshidrosiformes, atopisches Ekzem". Typisch für diese Erscheinungsform der Neurodermitis sind stark juckende, kleine, wasserklare Bläschen. Diese zeigen sich hauptsächlich entlang der Fingerseitenkanten, im Bereich der Handinnenflächen und der Fußsohlen.

Im Rahmen eines atopischen Hand- und Fußekzems kann es gelegentlich zu Komplikationen kommen mit nässenden, bakteriell superinfizierten Wunden, oder es kommt zur Umwandlung in ein stark verhornendes Ekzem mit schmerzhaften, tiefen Einrissen (hyperkeratotisch-rhagadiformes, atopisches Ekzem). Beide Verlaufsformen erfordern in der Regel eine zeitnahe hautfachärztliche Behandlung.

Lassen Sie sich beraten

Gerade die Lokalisation an Füßen und Händen kann zu großen Einschränkungen im Alltag und Beruf führen, da durch das Ekzem sowohl das Greifen als auch das Gehen deutlich erschwert ist.

Nehmen Sie solche Varianten der Neurodermitis also nicht auf die leichte Schulter, sondern lassen Sie sich von Ihrem Hautarzt behandeln und beraten. Häufig kann man den Krankheitsprozess nämlich bereits durch bestimmte vorbeugende Verhaltensmaßnahmen steuern und beispielsweise schwere Verläufe bzw. längere Arbeitsunfähigkeitszeiten verhindern.

Juckreiz, ähnliche Krankheiten und Neurodermitis-Zeichen

Ist der Juckreiz auch schon bei Babys und Kleinkindern vorhanden?

Leider ja. Der Juckreiz kann für die Kleinen so quälend sein, dass sie sich die betroffenen Hautareale immer wieder aufkratzen.

Manchmal entsteht daraus ein richtiger Teufelskreis, weil die aufgekratzten Stellen womöglich noch von Bakterien besiedelt werden und sich noch mehr entzünden (und dann noch mehr jucken). Deshalb sind mitunter juckreizstillende Salben so wertvoll, weil sie diesen Teufelskreis durchbrechen können.

Achtung: Nicht jedes Ekzem bei Kleinkindern ist eine Neurodermitis

Rauhe Wangen, kleine Ekzeme. Ist das eine Neurodermitis? Mit zunehmender Häufigkeit und damit auch Popularität von Allergien und Neurodermitis nehmen auch die Ängste der Eltern zu. Allerdings ist längst nicht jedes Ekzem bei Kleinkindern eine Neurodermitis.

Erste Anzeichen: trockene Haut und Milchschorf

Es ist zwar richtig, dass sehr trockene Haut und der sogenannte Milchschorf (krustige, schuppende Beläge am Kopf im Haarbereich) Vorboten einer Neurodermitis sein können. Aber oftmals handelt es sich hier auch um völlig harmlose und vorübergehende Hautirritationen. Eine Neurodermitis wird erst dann wahrscheinlich, wenn sich anhaltende Ekzeme bilden, die zudem stark jucken.

Hat mein Kind Neurodermitis? Gibt es einen Test für zuhause?

Es gibt ein paar typische Anzeichen, die bei Kindern mit Neurodermitis häufig zu finden sind. Allerdings ist keines dieser Anzeichen (siehe unten) beweisend. Sie können vorhanden sein, müssen es aber nicht. Einen klassischen Test zum Nachweis einer Neurodermitis gibt es also nicht.

Eines dieser typischen Neurodermitis-Zeichen ist der sogenannte weiße Dermographismus. Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich folgendes: Wenn man mit einem spitzen Gegenstand über die Haut streicht, entsteht normalerweise eine Rötung, also ein roter Streifen. Bei vielen Menschen mit Neurodermitis entsteht stattdessen eine weißliche Verfärbung der Haut. Aber wie gesagt: Nicht bei jedem ist das der Fall, und auf der anderen Seite gibt es auch Menschen ohne Neurodermitis, die einen weißen Dermographismus aufweisen.

Weitere Neurodermitis-Zeichen können sein:

  • blasse Haut um den Mund herum
  • auffallend tiefe Hautlinien in den Handflächen
  • spärliche, ausgedünnte Augenbrauen zur Seite hin
  • sehr raue Haut, v.a. an den Armen im Bereich der Oberarme
  • Risse am Ohrläppchen
  • Risse an den Mundrändern

Aber auch hier gilt: Beweisend ist keines dieser Anzeichen, oft genug fehlen sie auch.

Behandlung

Was ist die beste Gesamtstrategie bei der Behandlung der Neurodermitis?

Die Neurodermitis betrifft zwar äußerlich "nur" die Haut, eine effektive Behandlung muss aber umfassender sein, als nur den Juckreiz der Haut zu stillen oder allein auf eines der immer wieder angepriesenen "Wundermittel" zu setzen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass eine gute Gesamtstrategie immer auf mehreren Behandlungswegen beruhen sollte:

Hört sich alles sehr selbstverständlich an, ist es aber nicht. Viele Betroffene setzen z.B. zu stark auf Medikamente und übersehen dabei, dass diese nur die Beschwerden lindern, nicht aber die Auslöser beseitigen können. Das gelingt eher mit einer gesunden und positiven Gefühlslage und der Vermeidung von Allergenen.

Hautpflege

Neurodermitis: Worauf sollte man bei der Körperpflege achten?

Im Prinzip sollte man mit Neurodermitis möglichst alles meiden, was die Haut unnötig reizt. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber gerade in Sachen Körperpflege gibt es schon einige Anregungen, die sich ohne nennenswerte Einschränkung der Lebensfreuden umsetzen lassen.

Ein Beispiel: Parfümierte Wasch- und Pflegeprodukte. Ob nun Seifen, Badezusätze oder Hautcremes: Verzichten Sie lieber auf alles, was stärker parfümiert ist. Der Effekt dieser künstlichen Aromen wird sowieso überschätzt. Außerdem sind alle Waschlotionen oder Hautpflegeartikel besser, die frei von Konservierungsstoffen sind.

Am besten rückfettend, ohne Seifenanteil

Ideale Hautwaschmittel sind rückfettende Waschlotionen, am besten ohne Seifenanteil. Sie sorgen für die wichtige Befeuchtung der Haut und sind zudem besser geeignet, den sauren ph-Wert der Haut zu erhalten, weil sie selbst ph-neutral sind. Gängige Seifen und Duschgele sind hingegen meistens alkalisch, also eben gerade nicht sauer.

Ein guter Wirkstoff, um den Feuchtigkeitsgehalt der Haut hochzuhalten, ist auch Harnstoff. Harnstoffhaltige Cremes sind somit bei Neurodermitis in aller Regel gut geeignet. Nur bei akut entzündeter Haut muss man etwas aufpassen, weil Harnstoff beim Auftragen auf offene Hautstellen brennen kann.

Im Zweifel fragen Sie ruhig auch mal in der Apotheke nach, die solche Pflegeartikel in aller Regel vorrätig haben. Apotheker, die sich nicht nur als gewinnmaximierende Medikamentenverkäufer verstehen, rühren solche Mixturen sogar selbst an. Nur der Preis kann ein Problem sein. Aber auch das ist von Apotheke zu Apotheke unterschiedlich.

Wissenswertes zur Hautpflege

Wann sind zur Hautpflege eher Salben und Ölbäder geeignet?

Im Gegensatz zu den stärker wasserhaltigen Hydrogelen, Lotionen und Cremes basieren Salben und Ölbäder vor allem auf Fett. Sie dichten die Haut ab und schützen sie vor Austrocknung.

Salben und Ölbäder sind deshalb vor allem zur Vorbeugung bei sehr trockener Haut und generell im Winter geeignet.

Wann sind zur Hautpflege vor allem Hydrogele, Lotionen und Cremes geeignet?

Im Gegensatz zu Salben und Ölbädern enthalten Lotionen, Cremes und Hydrogele mehr Wasser als Fett. Hydrogele bestehen sogar nur aus Wasser (in Gel-Form), Lotionen enthalten sehr wenig Fett. Cremes sind schon fettreicher, allerdings im Vergleich zu Salben immer noch eher wasserhaltig.

Diese eher wasserbasierten Hautpflegemittel wirken vor allem kühlend und trocknend. Sie sind besonders gut geeignet auf roter, entzündeter Haut und generell im Sommer. Oft lindern sie auch den Juckreiz.

Was sind geeignete Hautpflege-Maßnahmen außerhalb des akuten Schubs?

Wichtig bei Neurodermitis ist die tägliche Hautfettung. Das gilt auch, wenn gerade keine akuten Hautreizungen vorliegen, weil eine gute und regelmäßige Hautpflege auch dem Wiederauftreten von neuen Krankheitsschüben vorbeugen kann.

Empfohlen werden vor allem rückfettende Cremes und Lotionen. Auch rückfettende Ölbäder sind sinnvoll. Es geht bei der Hautpflege im wesentlichen darum, der meist chronisch trockenen Haut entgegenzuwirken.

Wenn Sie bei den zahllosen angebotenen Hautpflege-Produkten unsicher sind, für welches Sie sich entscheiden sollen, kann Sie auch der Apotheker beraten oder Ihnen sogar selbst ein Hautpflegeprodukt zubereiten.

Neurodermitis mit nässendem Hautausschlag: Sollte man die Stellen trocken halten?

Nein! Es gilt hier als medizinisches Regel „feucht auf feucht“: Behandeln Sie die nässenden Stellen mit wasserhaltigen Cremes oder feuchten Umschlägen (auch Farbstofflösungen).

Heilpflanzen zur Hautpflege: Nachtkerze und Bittersüß

Wie wirkt Nachtkerzenöl bei Neurodermitis?

Das Öl soll den Hautzustand bei Neurodermitis bessern. Nachtkerzenöl ist reich an Gamma-Linolensäure; es wird vermutet, dass ein Mangel an dieser Fettsäure die Hautkrankheit fördert. Wird nicht ausreichend Gamma-Linolensäure mit der Nahrung aufgenommen, kann die Einnahme von Nachtkerzenöl in Form von Tabletten eine Alternative sein.

Was bewirkt Bittersüß bei Neurodermitis?

Bittersüß ist ein in der Naturmedizin schon lange bekanntes Nachtschattengewächs, das entzündungshemmend wirkt. Es enthält den Wirkstoff Solasodin.

Bittersüß kann bei Neurodermitis im akuten Stadium lindernd auf die entzündeten Hautareale wirken. Zudem enthält die Pflanze Gerbstoffe, die bei Neurodermitis und insbesondere nässenden Ekzemen ebenfalls hilfreich sind (trocknende Wirkung).

Allerdings ist Naturmedizin nicht immer gleichbedeutend mit ungefährlich. Bittersüßstengel-Extrakte enthalten mitunter auch sogenannte Alkaloide, die in größerer Menge giftig sind. Deshalb sollte dieses pflanzliche Heilmittel nur im akuten Stadium und über einen kurzen Zeitraum aufgetragen werden.

Salben und Cremes zur Behandlung

Welche Salben helfen bei Neurodermitits?

Eine ganze Reihe an Substanz, aufgetragen auf die Haut, können bei Neurodermitits Linderung verschaffen. Hierzu gehören:

Alles rund um Salben und Co.: Teer, Schieferöl, Elidel, Protopic, Gerbstoffe und Zink

Wann sind bei Neurodermitis Hautpflegemittel mit Teer oder Schieferöl sinnvoll?

Hautpflegemittel mit Teer und Schieferölen werden heute etwas seltener eingesetzt als früher. In akuteren Stadien wirken sie entzündungshemmend. Zudem lindern beide Wirkstoffe den Juckreiz. Allerdings riechen sie recht unangenehm und verursachen mit ihrer schwarzen Farbe leicht Flecken auf der Kleidung.

Beide Wirkstoffe sind somit eher ungeeignet für die tägliche Behandlung im Alltag. Zuhause, ohne empfindliche Kleidung im betreffenden Hautbereich, können sie aber in aktiven Entzündungsstadien gut helfen.

Für wen sind Pimecrolimus (Elidel) oder Tacrolimus (Protopic) geeignet?

Auch diese sogenannten Calcineurin-Hemmer wirken gegen die Entzündung und den Juckreiz der Haut. Bereits Kinder ab dem 3. Lebensjahr können mit Elidel® und Protopic® behandelt werden. Der Vorteil der Medikamente ist, dass sie – anders als Kortison – nicht zu einer Verdünnung (= Atrophie) der Haut führen. Beide Substanzen werden empfohlen, wenn z.B. eine lange Behandlungsdauer oder Lokalisation der Neurodermitis im Gesicht gegen den Einsatz von Kortison spricht.

Allerdings haben die Calcineurin-Hemmer nicht nur positive Eigenschaften. Sie stehen nämlich in Verdacht möglicherweise Hautkrebs auszulösen.

Was bewirken Gerbstoffe bei Neurodermitis?

Zubereitungen mit Gerbstoffen werden vor allem zur Abheilung von leicht entzündeten Ekzemen eingesetzt. Die in Apotheken erhältlichen Gerbstoff-Präparate werden zuhause in Wasser aufgelöst und mit nassen Umschlägen auf die Haut aufgetragen.

Durch die Gerbstoffe selbst, aber auch durch die Verdunstungseffekte der kühlen Umschläge wird die Austrocknung der Ekzeme gefördert.

Alternativ können Sie auch schwarzen Tee verwenden, der viele Gerbstoffe enthält. Einfach den Tee lange ziehen lassen (mindestens 10 Minuten), danach kühlen und daraus einen kalten Umschlag machen, den Sie auf die Ekzeme auftragen.

Was bewirken Zink-haltige Hautpflegemittel bei Neurodermitis?

Hautpflegemittel mit Zinkzusatz werden eher in akuteren Stadien eingesetzt, vor allem wenn nässende Ekzeme auftreten. Zink wirkt antientzündlich und zudem trocknend, insbesondere dann, wenn die Pflegemittelgrundlage wasserhaltig ist.

Cremes und Salben mit Kortison, Antibiotika und bei Entzündungen

Wann werden Kortison-haltige Salben empfohlen?

Im akuten Schub, das heißt, wenn der Hautausschlag und Juckreiz sehr stark sind, ist Kortison das Mittel der Wahl. Der Wirkstoff lindert die Entzündungsreaktion der Haut. Allerdings eignet sich Kortison nicht als Dauertherapie, da sonst Nebenwirkungen auftreten können. Auch sollte die Behandlung nicht abrupt abgesetzt, sondern über 1–2 Wochen allmählich reduziert werden.

Viele Kortison-Präparate sollten nicht im Gesicht, an der Kopfhaut oder um die Augen herum aufgetragen werden. Am besten lesen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments; dort finden Sie alle Informationen für eine sichere Anwendung Ihres Arzneimittels.

Was ist von "kortisonfreien" Salben zu halten, die es im freien Handel gibt?

Leider ist der Werbeslogan "kortisonfrei" oft genug gelogen. Es gibt gleich mehrere Beispiele für sogenannte kortisonfreie Salben oder Cremes gegen Neurodermitis, bei denen Untersuchungen unabhängiger Institute gezeigt haben, dass sehr wohl Kortison enthalten ist.

Diese Präparate werden dann zwar auf gesetzlichen Druck hin umdeklariert, aber neue Übeltäter folgen garantiert.

Wenn Sie derartige Präparate außerhalb der Apotheke kaufen, z.B. über einen Direktvertrieb im Internet, fragen Sie vorher genau nach, welche Stoffe in der Salbe enthalten sind. Wenn die Angaben lückenhaft sind, lassen Sie lieber die Hände davon. Und selbst in der Apotheke sollten Sie genau nachfragen. Denn auch hier ist Umsatz das vorrangige Ziel und gerade Müttern, die sich um Ihr Kind mit Neurodermitis sorgen, lässt sich oft relativ einfach die eine oder andere Salbe mehr verkaufen, wenn es denn nur nach "Natur" klingt.

Kortison hat viele Namen

Leider heißt Kortison nicht immer Kortison. Wenn Sie eine kortisonfreie Salbe haben wollen, ist es also gar nicht so einfach, das zu prüfen. Dexamethason, Prednisolon und viele andere – alles Wirkstoffe auf Kortison-Basis. Ein "on" hinten erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Kortison-Wirkstoff handelt. Aber fragen Sie sicherheitshalber auf jeden Fall konkret nach.

Und dann noch etwas ganz anderes: Eine übertriebene Kortison-Angst ist auch nicht immer gut. Zwar haben Kortison-Präparate in der Tat keinen heilenden Effekt, sondern unterdrücken nur die Symptome. Auf der anderen Seite tun sie letzteres aber meist sehr effektiv. Und bei zeitweiser, äußerer Anwendung sind keine schlimmen Nebenwirkungen zu befürchten. Also betrachten Sie den Werbeslogan "kortisonfrei" auch immer etwas kritisch.

Wie kann man die entzündete Haut bei Neurodermitis vor Infektionen schützen?

Im akuten Stadium einer Neurodermitis, wenn die Haut stark entzündet und rissig ist, steigt auch das Infektionsrisiko an den betroffenen Hautstellen. Deshalb wird von vielen Ärzten empfohlen, in diesen Phasen den Hautpflegemitteln ein Antiseptikum als Entzündungsschutz zuzumischen. Der Apotheker kann Ihnen entsprechende Lotionen oder Cremes zubereiten.

Haben Sie offene Hautstellen, können auch Bäder mit Kaliumpermanganat desinfizierend wirken. Kaliumpermanganat hat als Badzumischung einen stark austrocknenden Effekt. Deshalb sollten Sie Ihre Haut nach einem solchen Bad gut eincremen.

Wann ist bei Neurodermitis eine Behandlung mit Antibiotika sinnvoll?

Bei sehr hartnäckigen Neurodermitis-Schüben mit aufgekratzter, offener Haut besteht immer auch die Gefahr der Infektion. Zwar können auch Viren und Pilze solche wunden Hautstellen infizieren, meistens sind es aber Bakterien, die die Eintrittspforte nutzen. Einer der häufigsten bakteriellen Übeltäter heißt Staphylococcus aureus.

In Einzelfällen notwendig

Wenn sich eine solche "Super-Infektion" (= bereits entzündetes Gewebe wird nochmals befallen) sehr heftig entwickelt und durch die üblichen Hautpflegemaßnahmen nicht einzudämmen ist, kann eine antibiotische Behandlung nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig sein. In der Regel genügt dann die örtliche Anwendung mit einer antibiotischen Salbe oder Creme, was zugleich die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen verringert. In sehr ausgeprägten Fällen müssen mitunter aber auch Antibiotika in Tablettenform eingenommen werden.

Was man dabei aber nicht verschweigen darf: Antibiotika werden immer wieder als Auslöser einer Neurodermitis diskutiert. Bewiesen ist das zwar nicht. Aber einen zurückhaltenden Einsatz insbesondere von Tabletten rechtfertigt es allemal. Zumal bei zu häufiger Anwendung Resistenzen der Keime drohen.

Tabletten zur Behandlung

Wann wird Ciclosporin bei Neurodermitis empfohlen?

Ist die Neurodermitits sehr stark ausgeprägt und auch mit Salben und Cremes nicht unter Kontrolle zu bringen, müssen gegebenenfalls Medikamente eingenommen werden. Ein Wirkstoff der hier oft zum Einsatz kommt ist Cyclosporin. Das Arzneimittel hilft nicht nur bei Neurodermitis, sondern auch bei anderen Autoimmunkrankheiten wie Schuppenflechte oder Colitis ulcerosa. Cyclosporin bremst das Immunsystem und kann die Hautkrankheit eindämmen.

Gibt es Tabletten gegen den Juckreiz?

Ja, bei starkem Juckreiz können sogenannte Antihistaminika wie Loratadin oder Cetirizin Abhilfe schaffen. Die Tabletten bekämpfen quälenden Juckreiz wenn eine Therapie mit Salben und Cremen nicht ausreicht. Sie hemmen den körpereigenen Botenstoff Histamin, der bei allergischen Reaktionen und auch bei der Neurodermitis vermehrt ausgeschüttet wird und für einen Teil der Symptome verantwortlich ist.

UV-Therapie

Was ist eine UV-Phototherapie bei Neurodermitis?

Eine Behandlung mit UV-Licht kann sich positiv auf die Neurodermitits auswirken. Die Lichtstrahlen lindern die Hautreizung und auch den Juckreiz.

3–5 mal die Woche erhalten Betroffene die Phototherapie. Die Lichtstrahlen werden von speziellen Lichtmaschienen erzeugt. Somit wird sichergestellt, dass die Strahlung eine optimale Wellenlänge hat.

Manchmal wird die Lichttherapie durch das Medikament Psoralen ergänzt. Das Präparat, das als Salbe auf die Haut aufgetragen oder als Tablette eingenommen wird, erhöht die UV-Empfindlichkeit der Haut. 

Besonderheiten bei Kindern

Wie unterscheidet sich die medikamentöse Neurodermitis-Behandlung bei Kindern von der bei Erwachsenen?

Die Arzneimitteltherapie von Kindern mit Neurodermitis unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der der Erwachsenen. Folgende Punkte sind allerdings beachtenswert:

Äußere Behandlung

  • Wirkungen und Nebenwirkungen der äußerlich angewandten Medikamente treten insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern schneller auf, da ihre Haut die Wirkstoffe besser aufnimmt. Deshalb werden ihnen hauptsächlich moderne Glukokortikoide (Kortison-Präparate) mit hohem therapeutischem Wirkungsgrad verschrieben, bei deren vorschriftsmäßiger Anwendung kaum Nebenwirkungsgefahren bestehen.
  • Für besonders empfindliche Hautstellen wie Gesicht, Achselhöhle oder Leistengegend bevorzugen viele Kinder- und Hautärzte sogenannte Calcineurin-Hemmer (Pimecrolimus, Tacrolimus), die erst seit 2002 zugelassen sind. Ein erhöhtes Krebsrisiko bei äußerlicher Anwendung ist sehr unwahrscheinlich, aber nicht endgültig geklärt.
  • Als unbedenklich für kleine und große Kinder bei äußerlicher Anwendung gelten Lauromacrogol gegen Juckreiz sowie Gerbstoffe und Schieferöle gegen Entzündungen.
  • Behandlungen mit UV-Licht kommen eigentlich erst ab 12 Jahren in Betracht, sind aber manchmal die letzte sinnvolle Behandlungsalternative.

Tabletten

  • Zur innerlichen Behandlung bei schwerer, hartnäckiger Neurodermitis sind nur Antihistaminika und Glukokortikoide zugelassen. Auf ihren Einsatz verzichten die meisten Ärzte aber bei Kindern wegen der schnell einsetzenden Nebenwirkungen. Trotz fehlender Zulassung gilt vielmehr Ciclosporin (im „off label“-Gebrauch) als erste Wahl. Allerdings nur, wenn es gar nicht anders geht und nach gründlicher Untersuchung von Allgemeinzustand und Nierenfunktion. Das potenzielle Krebsrisiko ist bei jungen Patienten besonders problematisch. Die Kurzzeit-Intervall-Therapie mit geringstmöglicher Dosis ist individuell abzustimmen.

Worauf achten bei Infektionen und Tabletten

Was sollte ich über Hautinfektionen bei Neurodermitis wissen?

Eine häufige Komplikationsgefahr bei Kindern mit Neurodermitis besteht in der Infektion der Ekzeme mit Bakterien oder Viren:

  • Bakterielle Infektionen zeigen sich anfangs meist durch eitrige Pusteln oder Bläschen. Die Grindflechte kommt am häufigsten vor, ist ansteckend, verläuft bei Kindern schwerer als bei Erwachsenen und wird mit Antibiotika behandelt.
  • Eine Herpes-Infektion (Eczema herpeticatum) muss mit antiviralen Medikamenten behandelt werden, da eine Ausbreitung über die gesamte Haut, Fieber und gefährliche Nervenentzündungen drohen.
  • Dellwarzen sind prinzipiell harmlos, können aber auf andere Hautstellen übergreifen und sollten deshalb vom Hautarzt unter lokaler Betäubung entfernt werden.
Welches Immunsuppressivum ist zur innerlichen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Neurodermitis zugelassen?

Keines. Auch Cyclosporin ist in Deutschland nicht zur innerlichen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Neurodermitis zugelassen.

Bei schweren, hartnäckigen Verläufen wird dennoch sein Einsatz als „erste Wahl“ empfohlen. Dieses therapeutische Überschreiten der Zulassungsgrenze – die bei an sich geeigneten Arzneimitteln vor allem mit den pharmaindustriellen Marktgegebenheiten zu tun hat – nennt man „off label use“.

Kinder mit Neurodermitis: Was tun bei Juckreiz und Kratzen?

Wie kann ich mein Kind vom Kratzen abhalten?

Ob nun bei Neurodermitis, anderen Ekzemen oder Windpocken: Wenn ein kleines Kind starken Juckreiz hat, ist das für Eltern wie Kinder oft zum Verzweifeln. Denn neben dem quälenden Juckreiz kann man die Kleinen ja noch nicht mit Vernunft dazu überreden, nicht zu kratzen. Aber durch das Kratzen wird die Haut immer wieder auf's Neue gereizt, so dass fast so etwas wie ein Teufelskreis ensteht.

Was also tun? Sie ahnen es vermutlich schon: Es bringt absolut nichts, dass Sie Ihrem Kind das Kratzen verbieten. Ein Verbot würde das Kratzen nur fördern, da es keine Alternativen für das durch den Juckreiz erzwungene Reaktionsmuster bietet.

Bestes Gegenmittel: Baumwollhandschuhe. Im akuten Schub möglichst durchgehend. Und fest zugemacht, also nicht leicht abstreifbar. Damit kratzen sich Ihre Kleinen zwar immer noch, aber die Haut wird wesentlich weniger aufgekratzt.

Darüber hinaus lindern natürlich auch antientzündliche Salben und Cremes den Juckreiz.

Weitere hilfreiche Tipps sind:

  • kühlende feuchte Umschläge (kein Eis!)
  • Streicheln der juckenden Stellen
  • leichtes Reiben (z.B. mit sog. Kratzklötzchen)
  • Ablenkung
  • Kurzhalten der Fingernägel
  • sorgfältiges Eincremen abends vor dem Schlafengehen
  • nächtliches Tragen leichter Baumwollhandschuhe
  • leichte Schlafanzüge, die bis zum Hals geschlossen sind
  • keine zu warmen Bettdecken, da Wärme den Juckreiz verstärk
Was sind Kratzklötzchen?

Kratzklötzchen sind Hilfsmittel in der Behandlung von starkem Juckreiz bei Kindern, insbesondere bei Neurodermitis. Es handelt sich um kleine Holzklötzchen, die mit Leder oder einem ähnlichen glatten Stoff bespannt sind und als Hautersatz dienen. Auf diesen Klötzchen kann Ihr Kind seine unbändige Kratzlust ohne Schaden walten lassen, wobei wissenschaftlich erwiesenermaßen das Gehirn diese Ersatzhandlung als Kratzen wahrnehmen und der Juckreiz nachlassen kann.

Welche Tricks helfen gegen den Juckreiz?

Es gibt ein paar Tricks, mit denen Ihr Kind versuchen kann, den Juckreiz zu lindern, ohne sich die Haut aufzukratzen. Dabei wird das Kratzen sozusagen nur vorgetäuscht:

  • anders „kratzen“: Pusten, Drücken oder Beklopfen kann bei leichten Juckanfällen helfen.
  • woanders „kratzen“: Massieren oder vorsichtiges Kneifen der gesunden Haut neben den juckenden Stellen hilft zuweilen.
  • etwas Anderes kratzen: Interessanterweise kann auch ein mit glattem Stoff oder Leder bezogenes Klötzchen als Hautersatz dienen. Wie Verhaltenspsychologen gezeigt haben, nimmt das Gehirn auch diese Ersatzhandlung als Kratzen wahr, woraufhin der Juckreiz nachlassen kann.
Kind kratzt trotz Verbot immer wieder Neurodermitis-Stellen auf: Was tun?

Das Schlimmste an einer Neurodermitis ist für ein Kind der Juckreiz. Und auch für die Eltern. Denn bei jedem Kratzen des Kindes kommen gleich zwei Sorgen zusammen: Zum einen leidet man innerlich mit, wenn man sieht, wie das Kind gegen den quälenden Juckreiz ankämpft. Zum anderen muss man es ja eigentlich unterbinden, weil jedes Kratzen die Haut nur noch wunder macht. Aber wie verhindert man das Kratzen?

Bei Babys und sehr kleinen Kindern kann man sich oft noch mit Baumwollhandschuhen behelfen, die zwar nicht das Kratzen, aber immerhin das Wundkratzen verhindern. Aber bei älteren Kindern ist man mit derartigen Mitteln machtlos. Was also tun? Natürlich sollten Sie immer versuchen, dem Kind zu erklären, dass das Kratzen nicht hilft, sondern eher schadet. Allerdings ist der Juckreiz oft so heftig, dass sich ein Vierjähriger einfach nicht beherrschen kann. Er kratzt also trotzdem. Und dann? Verbieten? Bestrafen?

Cool bleiben: Verbote bringen nichts

Dazu gibt es eine klare Empfehlung: Springen Sie nicht auf und verbieten das Kratzen ("Aber Jonas, Du weißt doch, dass Du nicht kratzen sollst."). Lassen Sie es dann einfach geschehen, auch wenn es schwerfällt. Denn mit einem hektischen Reagieren auf das Kratzen trainieren Sie Ihrem Kleinen unbewusst an, dass er (oder sie) Ihre volle Aufmerksamkeit gewinnt, wenn er sich kratzt. Hört sich befremdlich an, aber dann kratzt Ihr Kind irgendwann mehr wegen Ihnen als wegen des Juckreizes. Bleibt man hingegen während einer solchen Kratzattacke ruhig und reagiert eher positiv in kratzfreien Perioden und wendet sich gerade dann verstärkt zu, dann lernt Ihr Kind unbewusst, dass Zuwendung nicht vornehmlich durch Kratzen hervorgerufen wird.

Tipps zur Ernährung und Kleidung

Dürfen Kinder mit Neurodermitis alles essen?

Die Notwendigkeit einer Neurodermitis-Diät gibt es normalerweise nicht. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind Süßigkeiten, salzige und scharfe Speisen sowie Fertiggerichte nur in geringen Mengen zu sich nimmt.

Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass etwa 30% der Kinder mit Neurodermitis auch eine Nahrungsmittelallergie entwickeln, die dann diätetische Maßnahmen zur Vermeidung dieses Allergens im Speiseplan erfordert. Deshalb sollten Sie einen entsprechenden Allergie- bzw. Unverträglichkeitsverdacht unbedingt ärztlich abklären lassen. Wenn Ihr Kind dann eine Diät einhalten muss, sollten Sie immer wieder durch vorsichtiges Ausprobieren das Weiterbestehen der Allergie prüfen, ggf. mindestens alle 1–2 Jahre. Und das auch durch eine Testung in der Arztpraxis, da Allergien im Kindesalter (und auch später) durchaus wieder verschwinden können.

Welche Art von Kleidung ist für Kinder mit Neurodermitis am besten?

Vermeiden Sie Kleidung, die die Haut reizt. Wolle und synthetische Faserstoffe sind eher ungünstig. Am besten sind Kleidungsstücke aus reiner Baumwolle.

Achten Sie insbesondere bei Kleinkindern darauf, dass auch Mützen, Schals, Handschuhe und Strumpfhosen nicht aus Wolle oder Kunstfasern bestehen. Neben Baumwolle ist übrigens Seide eine gute und natürliche Alternative für neurodermitische Haut.

Tricks & Tipps zum Outfit

Es gibt aber durchaus noch weitere Aspekte, auf die man bei der Kleiderauswahl des Kindes mit einem atopischen Ekzem achten sollte.

Alltägliche Anzieh-Tipps bei bestehender Neurodermitis:

  • Vermeiden Sie kratzende Nähte und Etiketten, die in die Wäsche eingenäht sind.
  • Lassen Sie Ihr Kind die Wäsche ggf. "auf links" tragen, störende Nähte liegen dann außen und können die Haut nicht mehr reizen.
  • Waschen Sie neue Kleidungsstücke vor dem Tragen, so lassen sich weitere mögliche Hautreizungen zusätzlich vermeiden.
  • Kaufen Sie eher helle Unterwäsche für Ihr Kind. Dunkle Farbstoffe führen öfter zu Hautirritationen.
  • Lassen Sie Ihr Kind eher luftige, lockere Kleidung tragen. Enge Kleidungsstücke scheuern nicht nur stärker, sondern sorgen auch für vermehrtes Schwitzen und somit für mehr Juckreiz.

Mit Silber gegen die Mikroben

Bei einer chronischen Neurodermitis Ihres Kindes sollten Sie ggf. zusätzlich spezielle silbernitrathaltige Wäsche in Erwägung ziehen. Die in den Textilen verarbeiteten Silberfäden wirken antibakteriell, keimreduzierend, temperaturausgleichend und fördern die Verdunstung von Körperfeuchtigkeit.

Gerade zur Nacht, wenn die Kinder am stärksten unter dem Juckreiz leiden, kann das Tragen von Unterwäsche, Schlafanzügen und/oder Fäustlingen mit einem Silber- und Seidenanteil durchaus sinnvoll sein. Die Kombination beider Materialien wirkt sowohl antientzündlich als auch kühlend und beruhigend.

Einen Haken gibt es allerdings: Die Kosten für Textilien mit einem hohen und somit wirkungsvollen Silberanteil sind nicht zu unterschätzen. Fragen Sie aber ruhig mal bei Ihrer Krankenkasse nach, ob diese Sie eventuell unterstützen kann.

Kindern mit Neurodermitis: der richtige Umgang 

Kind mit Neurodermitis: Warum ist es so wichtig, der Krankheit nicht zu viel Aufmerksamkeit zu widmen?

Wenn das eigene Kind mit einer Neurodermitis zu kämpfen hat, will man als Mama und Papa vor allem eines: Helfen. Also die Beschwerden lindern, so gut es irgendwie geht. Das ist natürlich und das ist selbstverständlich auch gut so, aber trotzdem sollten Sie aufpassen, dass Sie es mit Ihrer Fürsorge nicht übertreiben. Klingt befremdlich, aber im folgenden lesen Sie, warum sich ein zu viel des Kümmerns auch negativ auswirken kann.

Braucht mein Kind mit Neurodermitis besonders viel Aufmerksamkeit?

Für die Entwicklung Ihres Kindes ist es wichtig, dass die Neurodermitis nicht zur Hauptsache des Lebens wird. Dass sich im Alltag nicht immer alles darum dreht. Dass nicht ständig darüber geredet wird. Denn sonst besteht die Gefahr, dass Ihr Kind sich vor allem über die Erkrankung definiert: "Ich bin anders als die Anderen, ich habe ein Problem, ich habe Neurodermitis". Eine solche Selbstwahrnehmung sollten Sie unbedingt verhindern. Das führt dann nämlich im Umkehrschluss nicht selten dazu, dass Ihr Kind die Hautprobleme in gewisser Weise benötigt. Weil sich dann garantiert jemand kümmert. Die juckende Haut wird dann unbewusst zu einem Mittel, um Zuwendungen zu bekommen.

Wie kann man dem entgegenwirken? Schenken Sie ihm Ihre Zuwendung und Liebe unabhängig von der Erkrankung und im gleichen Maße, wie wenn es völlig gesund wäre. Stellen Sie im Alltag andere Dinge in den Vordergrund. Dinge, die das Kind auch ausmachen, auf die es stolz ist. Dass es so toll rennen kann, lesen kann, musizieren kann. Machen Sie diese Dinge zu dem, was Ihr Kind ausmacht, und nicht die Neurodermitis.

Mitleid schadet mehr als dass es nützt

Aber noch aus einem anderen Grund ist eine überbordende Fürsorge eher schädlich. Behütet und verhätschelt man sein Kind zu sehr, wird es große Schwierigkeiten haben, eine starke Persönlichkeit zu entwickeln. Zum einen brauchen Kinder für ihre Entwicklung neben Ihrer Liebe auch klare Regeln und Grenzen. Und die werden durch zu viel an Mitleid und Umsorgung oft aufgeweicht.

Zum anderen haben Kinder ein feines Gespür für die Gefühlswelt Ihrer Eltern. Und wenn sie wegen der Neurodermitis ständig mit Mitleid, Sorgen und Schuldgefühlen konfrontiert werden, die sich eindeutig auf die Neurodermitis beziehen, sind eigene Schuldgefühle nicht mehr fern. Dann wird die Neurodermitis endgültig zur Hauptsache im Leben. Verhindern Sie das! Helfen Sie Ihrem Kind bei der Linderung der Beschwerden, aber behandeln Sie die Hautprobleme ansonsten eher als lästige Nebensache.

Krankes Kind nicht bevorzugen

Außerdem dürfen sich gesunde Geschwister keinesfalls zurückgesetzt fühlen. Gemeinsame Aktivitäten im Familienkreis sind in aller Regel besser als eine übervorsichtige und übermäßig fokussierte Betreuung des kranken Kindes. Versuchen Sie daher, alle mit der gleichen Aufmerksamkeit zu behandeln, auch wenn es manchmal schwerfallen mag.

Verstärkt zuviel Aufmerksamkeit der Eltern dem Kind gegenüber den Juckreiz?

Nicht ein Zuviel an Aufmerksamkeit kann zum Problem bei Kindern mit Neurodermitis werden, sondern deren falsche Gewichtung.

Schenken Sie Ihrem Kind ganz bewusst in der kratzfreien Zeit Ihre Zuwendung, und nicht erst dann, wenn es sich kratzt. Sonst kann dieses selbstschädigende Verhalten zum Druckmittel werden und verfestigt sich auch unabhängig vom körperlichen Juckreiz.

Prognose

Kann eine Neurodermitis von selbst wieder verschwinden?

Ja. Das tut sie sogar recht häufig. Allerdings gibt es keine Garantie, der individuelle Verlauf ist derart unterschiedlich, dass Vorhersagen praktisch unmöglich sind.

Tatsache ist: Zumindest eine Abschwächung der Beschwerden und eine deutliche Verlängerung der schubfreien Phasen sind eher die Regel als die Ausnahme. Hat die Neurodermitis im Kindesalter begonnen, ist eine solche Besserung oft schon im Laufe des Heranwachsens oder aber in jungem Erwachsenenalter spürbar.

Im Erwachsenenalter sind 70% beschwerdefrei

Mehr als zwei Drittel (ca. 70%) der Kinder mit Neurodermitis haben als Erwachsene keine Symptome mehr. Ein Teil von ihnen entwickelt allerdings stattdessen Symptome anderer allergischer Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma.

Was man aber auch sagen und wissen muss: In manchen Fällen verschwindet die Neurodermitis auch nicht. Zumindest nicht völlig. Und selbst bei mehr oder minder komplettem Verschwinden der Neurodermitis bleibt die Haut in der Regel ein Leben lang relativ empfindlich. Sie reagiert beispielsweise heftiger auf äußere oder innere Reize. Zu 100% wird man das Problem also selten los. Allerdings ist das dann kein Vergleich mehr mit heftigen Neurodermitis-Schüben.

Folgen der Neurodermitis bei Kindern: Asthma und Allergien

Stimmt es, dass Kinder mit Neurodermitis später häufig Asthma bekommen?

Tatsächlich ist das Asthmarisiko bei Kindern mit Neurodermitis größer. Fast 40% aller Kinder, die bereits als Säuglinge an Neurodermitis leiden, erkranken im späteren Leben an Asthma.

Vor allem betroffen sind Kinder, die allergisch gegen Gräserpollen und Hausstaubmilben reagieren.

Bekommen Kinder mit Neurodermitis auch häufiger Allergien?

Leider ja. Die Neurodermitis ist ja selbst eine autoimmune, also im weitesten Sinne allergische Erkrankung. Daher auch die gebräuchlichen Begriffe/Synonyme atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis. Atopie ist der medizinische Fachausdruck für die Neigung zu Überempfindlichkeiten, also zu allergischen Reaktionen.

Kinder mit Neurodermitis müssen nicht zwingend andere Allergien bekommen. Die Wahrscheinlichkeit ist bei ihnen aber etwas höher als bei Kindern ohne Neurodermitis.

Wissenswertes

Stimmt es, dass Menschen mit Allergien oder Neurodermitis häufig dunkle Augenränder haben?

Es gibt eine ganze Reihe an kleinen Merkmalen, die bei lange bestehenden Allergien entstehen können – aber nicht entstehen müssen. Dazu gehören auch dunkle Augenränder, kleine Furchen um die Augen oder rissige Ohrläppchen.

Es gibt noch viele weitere solcher Allergie-Merkmale, die allerdings längst nicht bei jedem Menschen mit Allergie oder Neurodermitis auftreten – und wenn, dann oft sehr dezent.

Hilft eine Hyposensibilisierung bei Neurodermitis?

Eher nicht. Bei bestimmten Allergie-Formen ist die Hyposensibilisierung (auch: spezifische Immuntherapie) zwar sehr erfolgversprechend. Aber dafür braucht es ein möglichst isoliertes Allergen, auf das man die Behandlung ausrichten kann, also einen bestimmten Allergie-Auslöser. Der liegt aber bei Neurodermitis meist gar nicht vor.

Ziel einer Hyposensibilisierung ist es, das überreagierende Immunsystem schrittweise an die als Allergen „missinterpretierte“ Substanz zu gewöhnen. Dafür wird in langsam ansteigenden Dosen der jeweilige Allergie-Stoff gespritzt.

Mit einem Erfolg dieses Ansatzes ist nur zu rechnen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, die vor allem den Allergietyp und die Identifizierung bestimmter Allergene betreffen. Da es sich bei der Neurodermitis üblicherweise um ein breites Allergenspektrum handelt, ist die Hyposensibilisierung hier nicht besonders aussichtsreich. Zwar kann probeweise ein Versuch bei günstig anmutender Ausgangslage versucht werden. Für eine klare Empfehlung dieser Methode reichen die gesicherten Erkenntnisse bislang aber nicht aus.

Noch ein Extra-Tipp:
Wussten Sie, wie wichtig Mikronährstoffe für Ihre Gesundheit sind?
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

  • Journal of Allergy & Clinical Immunology
  • Monatsschrischt Kinderheilkunde 148 (2000), 343 - 347. Journal Pediatrics 134 (1999), 27 - 32.
  • Asgari MM, Tsai A, Avalos L, Sokil M, Quesenberry CP. Association Between Topical Calcineurin Inhibitor Use and Keratinocyte Carcinoma Risk Among Adults With Atopic Dermatitis. JAMA Dermatol. 2020;156(10):1066–1073. doi:10.1001/jamadermatol.2020.2240
  • Tennis, P., Gelfand, J. and Rothman, K. (2011), Evaluation of cancer risk related to atopic dermatitis and use of topical calcineurin inhibitors. British Journal of Dermatology, 165: 465-473. www.wiley-online-library.com.
  • Sterry W, Paus R. Venerologie, Allergologie, Phlebologie, Andrologie. Thieme Verlag. (2000).
  • Moll I. Dermatologie. Thieme Verlag. (2005).

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Kommentare: Archiv

Juckreiz
Freitag, den 13. März 2020 um 22:19 Uhr, Domi
Ich bin jetzt 16 Jahre alt und habe letzten Sommer das erste Mal eine trockene Hautstelle im Nacken gehabt, die nicht gejuckt hat. Die ging auch von alleine weg. Seit einer Woche habe ich diese aber wieder, auch auf dem Innenellenbogen, die teilweise jucken. Kann Neurodermitis auch erst im Jugendalter kommen? Hatte ich als Kind nie. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zu wenig trinke.

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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