Gentianaviolett: Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Montag, 03. Mai 2021 18:17
Was ist Gentianaviolett? Welche Rolle spielt der Wirkstoff bei Hautproblemen? Im folgenden Beitrag beantworten wir Fragen dazu.
Überblick
Was ist Gentianaviolett?
Gentianaviolett ist eine violett-farbene Flüssigkeit. Das Medikament hat Tradition. Es ist bereits seit über 100 Jahren in Gebrauch und wird zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt. Es ist etwas aus der Mode geraten, da die stark färbenden Eigenschaften auf Haut und Kleidung häufig als störend empfunden werden. Auch der Verdacht, Gentianaviolett könnte krebserregend sein, und mögliche Nebenwirkungen (z.B. Wundheilungsstörungen) haben nicht zur Popularität des Präparates beigetragen.
Wirkung
Gegen welche Krankheiten wirkt Gentianaviolett?
Der Farbstoff wirkt gegen zahlreiche Krankheitserreger. Aufgepinselt auf die Haut hilft er gegen Pilzkrankheiten und Bakterien. Gentianaviolett wirkt sogar gegen den Keim MRSA, der gegen die meisten Antibiotika resistent ist. Selbst Parasiten wie die Erreger der Chargas-Krankheit werden durch den Wirkstoff abgetötet.
Angewandt wird Gentianaviolett unter anderem bei:
- infizierten Ekzemen
- Hautpilz
- Nagelpilz
- Fußpilz
- Windelsoor
- Mundsoor
- Intertrigo (= Entzündung in Hautfalten, oft besiedelt von Hefe-Pilzen)
Ist Gentianaviolett ein pflanzlicher Wirkstoff?
Nein, Gentianaviolett ist ein synthetisch hergestellter Triphenylmethan-Farbstoff. Allein seiner violetten Farbe wegen erhielt diese, auch als Kristallviolett bezeichnete Substanz den Namen Gentianaviolett.
Denn die Gattung Enzian wird in der botanischen Fachsprache “Gentiana” genannt. Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Gentianaviolett kann in seltenen Fällen folgende Begleiterscheinungen auslösen:
- Haut- und Schleimhautreizung
- Haut-und Schleimhautnekrose (= Absterben von behandelten Hautarealen)
- Überempfindlichkeitsreaktion
- Hemmung der Wundheilung
Ist Gentianaviolett krebserregend?
Das kann man zwar “im Internet lesen”, trotzdem ist es so nicht ganz richtig. Fakt ist, dass Gentianaviolett zu den Stoffen mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung zählt und damit der EU-Gefahrenkennzeichnung unterliegt.
Die krebserzeugende Wirkung wurde bisher allerdings nur im Tierversuch nach oraler Applikation, also Zuführung über den Mund mit Aufnahme durch das Verdauungssystem, festgestellt. Fraglich ist deshalb, ob dann beispielsweise bei äußerlicher Anwendung in geringer Menge als Pinseltinktur auch eine potentielle Krebsgefahr besteht.
Gentianaviolett hat sich im praktischen Einsatz, z.B. bei Windelsoor und anderen Hautpilzerkrankungen, durchaus bewährt. Der Grund dafür, weshalb der Farbstoff – zumindest in Deutschland – heute immer weniger von Ärzten verschrieben wird, liegt weniger an dessen umstrittener Krebsgefahr, als vielmehr an seiner stark färbenden Eigenschaft.
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Quellen:
- Pona A, Quan EY, Cline A, Feldman SR. Review of the use of gentian violet in dermatology practice. Dermatol Online J. 2020 May 15;26(5):13030/qt79g6z0cf. PMID: 32621695.
- Maley AM, Arbiser JL. Gentian violet: a 19th century drug re-emerges in the 21st century. Exp Dermatol. 2013;22(12):775-780. doi:10.1111/exd.12257