Hashimoto-Thyreoiditis: Symptome, Behandlung und Prognose
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- Erstellt: Dienstag, 17. April 2018 10:02
- Aktualisiert: Samstag, 23. Januar 2021 09:59
Was ist eine Hashimoto-Thyreoiditis? Welche Symptome sind typisch? Muss ich bei einer Hashimoto-Thyreoiditis lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen? Wie soll ich mich am besten ernähren? Diese und weitere Fragen zur Hashimoto-Thyreoiditis beantworten wir Ihnen im folgenden Beitrag.
Grundlagen
Was ist eine Hashimoto-Thyreoiditis?
Häufigste Schilddrüsen-Entzündung
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse und die häufigste Ursache für eine (nicht angeborene) Schilddrüsenunterfunktion. Die Erkrankung wird mitunter auch chronische lymphozytäre Thyreoiditis genannt. Der berühmtere Name der Krankheit geht auf den japanischen Arzt Hakaru Hashimoto zurück, der die Erkrankung im Jahr 1912 zum ersten Mal beschrieb.
Es trifft meist Frauen
Es gibt ganz unterschiedliche Formen von Schilddrüsen-Entzündungen. Der "Hashimoto", wie man die Erkrankung auch einfach nennt, ist die mit Abstand häufigste. Im Gegensatz zu den anderen Formen ist ihr Verlauf chronisch und fällt anfangs oft gar nicht auf.
Betroffen sind meist Frauen zwischen 30 und 50 Jahren. Bei ihnen tritt die Erkrankung etwa neun mal häufiger auf als bei Männern.
Zunächst Schilddrüsenüberfunktion
Am Anfang entwickelt sind häufig zunächst eine Überfunktion der Schilddrüse. Das liegt daran, dass durch die Entzündungsreaktion Schilddrüsenzellen geschädigt werden und daraufhin ihre Hormone, die sie bereits hergestellt haben, ausschütten. Meist verspüren die Betroffenen dabei aber noch gar keine Symptome, so dass die Erkrankung oft ein reiner Zufallsbefund ist. Im Gegensatz zu anderen Entzündungen ist ein Hashimoto auch nicht schmerzhaft.
Es kann aber zu Beginn der Erkrankung durchaus auch zu den entsprechenden Beschwerden einer Überfunktion kommen. So kann sich ein Kropf bilden, Betroffene können sich unruhig und nervös fühlen, an Gewicht verlieren und Schweißausbrüche bekommen.
... dann Unterfunktion
Im weiteren Verlauf führt die Autoimmunerkrankung aber fast immer zu einer Unterfunktion der Schilddrüse, also einem Mangel an Schilddrüsenhormonen. Wenn nämlich die Schilddrüsenzellen durch den Entzündungsprozess erst einmal zerstört sind, können sie natürlich auch keine Hormone mehr bilden. Spätestens jetzt machen sich Symptome bemerkbar, und zwar die einer Unterfunktion, wie z.B. Müdigkeit, trockene Haut und Kälteempfindlichkeit.
Die Krankheit kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich verlaufen. In einigen Fällen kann auch der ganze Körper von der Entzündung betroffen sein. Bei einer Verbindung zu anderen Autoimmunerkrankungen können entsprechend weitere Beschwerden auftreten. Mit der entsprechenden Behandlung lässt sich die Erkrankung zwar nicht heilen, aber in der Regel gut in den Griff bekommen.
Ursachen und Auslöser
Symptome
Welche Symptome verursacht eine Hashimoto-Thyreoiditis?
Die Krankheit bleibt oft lange Zeit unbemerkt, da sie vor allem zu Beginn oft kaum Beschwerden verursacht. Sie kann ganz zufällig entdeckt werden oder sich allenfalls mit einem beginnenden Kropf bemerkbar machen.
Überschwemmung mit Hormonen
Am Anfang können aber auch kurzzeitig Symptome auftreten, die für eine Schilddrüsenüberfunktion typisch sind. Im Rahmen akuter Entzündungsattacken nämlich ist es möglich, dass Gewebezellen in der Schilddrüse angegriffen werden und platzen. Die in ihnen gespeicherten Schilddrüsenhormone gelangen dann mit einem Mal ins Blut.
Weitere Symptome
Des Weiteren kann die Entzündung zu einer Verkleinerung oder einer Vergrößerung der Schilddrüse führen. Wächst die Schilddrüse nach außen, kann sich ein Kropf bilden, der unter Umständen zu Schluckbeschwerden und einem Kloßgefühl im Hals führt.
Außerdem: Da die Hashimoto-Thyreoiditis oft mit anderen Autoimmunkrankheiten einhergeht, die ihrerseits weitere Beschwerden verursachen, können noch viele andere Symptome auftreten. Zu diesen sogenannten assoziierten Erkrankungen gehört z.B. der Diabetes mellitus vom Typ 1, die Sprue/Zöliakie oder die Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt. Häufig leiden Menschen mit Hashimoto auch unter einem unerfüllten Kinderwunsch.
Behandlung
Wie behandelt man eine Hashimoto-Thyreoiditis?
Hashimoto-Betroffene müssen sich auf eine lebenslange Therapie mit Hormontabletten einstellen. In der Anfangsphase kann auch eine kurzzeitige Therapie mit Medikamenten erforderlich sein, die die Schilddrüse hemmen.
Am Anfang oft zu viele Hormone
Hashimoto ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Schilddrüsengewebe angreift und zerstört. Dies führt dazu, dass sich die Schilddrüsenzellen entzünden.
In manchen Fällen kann es zu Beginn der Erkrankung zu einer Überfunktion der Schilddrüse kommen, die auch Leckhyperthyreose genannt wird. Dabei platzen die entzündeten Schilddrüsenzellen, und die darin gespeicherten Hormone gelangen unkontrolliert ins Blut. Zudem werden vom Immunsystem Antikörper produziert, die sich an bestimmten Rezeptoren festsetzen können und diese zur Produktion von Schilddrüsenhormonen stimulieren. Die Erkrankung kann daher kurzfristig eine Überfunktion der Schilddrüse bewirken.
Die Überfunktion ist allerdings meist nur vorübergehend und kann mit Schilddrüsen-hemmenden Medikamenten (sogenannte Thyreostatika wie Carbimazol und Thiamazol) behandelt werden.
Von der Über- zur Unterfunktion
Im Laufe der Erkrankung nimmt die Entzündung wieder ab und damit auch die unkontrollierte Hormonfreisetzung. Dies führt meistens dazu, dass sich aus der ursprünglichen Überfunktion eine Unterfunktion entwickelt und plötzlich zu wenige Hormone vorhanden sind.
Generell lässt sich sagen, dass eine Hashimoto-Thyreoiditis die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion ist und fast immer irgendwann zu einem Hormonmangel führt. Die fehlende Menge an Schilddrüsenhormonen muss dann in Form von Tabletten – durch die Einnahme künstlich hergestellter Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin) – ersetzt werden.
Was bringen Thyreostatika bei Hashimoto?
Thyreostatika sind wichtige Medikamente zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion. Sie hemmen die Hormonbildung in der Schilddrüse und gleichen damit den entgleisten Hormonhaushalt wieder aus. Menschen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis müssen sie zu Beginn der Erkrankung unter Umständen eine Zeit lang einnehmen.
Welche weiteren Therapieoptionen gibt es bei der Hashimoto-Thyreoiditis?
Keine entzündungshemmenden oder immunsuppressiven Medikamente
Im Gegensatz zu anderen Autoimmunerkrankungen, die oft mit entzündungshemmenden Substanzen (Kortison) und sogenannten Immunsuppressiva, die das körpereigene Abwehrsystem unterdrücken, behandelt werden, ist eine solche Therapie bei der Hashimoto-Thyreoiditis nicht angebracht. Diese Substanzen haben zum Teil tatsächlich erhebliche Nebenwirkungen, die von Hashimoto-Betroffenen aber nicht zu befürchten sind.
Operation nur in Ausnahmefällen
Auch eine Operation ist in der Regel nicht erforderlich. Besteht der Verdacht auf eine bösartige Erkrankung, kann sie notwendig werden. Auch bei schweren Krankheitsverläufen mit starkem Wachstum der Schilddrüse, das zu mechanischen Komplikationen im Halsbereich führt, ist eine Operation zu erwägen. Die Schilddrüse wird dabei teilweise oder ganz entfernt. Insgesamt kommt es aber nur selten dazu.
Was kann ich gegen einen Hashimoto-Schub tun?
Gegen einen Hashimoto-Schub gibt es leider kein Universalheilmittel, genauso wenig lässt er sich verhindern. Allerdings können Betroffene versuchen, etwas gegen die unangenehmen Beschwerden zu tun.
Schub ist nicht gleich Schub
Von einem Krankheitsschub spricht man dann, wenn Symptome an manchen Tagen verstärkt auftreten und anschließend wieder nachlassen. Wie genau sich ein solcher Schub äußert, ist jedoch individuell sehr unterschiedlich. Meist sind es Kombinationen aus verschiedenen Beschwerden, die einen Schub definieren. Dabei können sowohl Symptome einer Unter- wie auch einer Überfunktion auftreten.
Bei dieser Fülle an verschiedenen Möglichkeiten wird verständlich, dass es keine einheitlichen Therapiemaßnahmen geben kann.
Bieten Sie dem Schub die Stirn
Jeder Betroffene sollte grundsätzlich gut mit Schilddrüsenhormonen eingestellt sein. Es gibt aber daneben noch weitere "Vorsichtsmaßnahmen", die jeder einzelne treffen kann.
Es ist nämlich bekannt, dass bestimmte äußere Faktoren einen Schub begünstigen können. Insbesondere Spiegelschwankungen anderer Hormone, allen voran die Sexual- und Stresshormone, können sich negativ auswirken. Auch der Speiseplan und der Konsum von Genussmitteln beeinflussen die Schubrate.
Wenn Sie daher auf ein paar Dinge achten, können Sie einen Schub lindern oder ihm manchmal sogar vorbeugen, so dass er gar nicht erst ausbricht. Folgendes können Sie versuchen:
Ernährung
Hashimoto: Muss ich meine Ernährung umstellen?
Wenn der Arzt bei Ihnen die Diagnose "Hashimoto-Thyreoiditis" gestellt hat, heißt das nicht, dass Sie Ihre Ernährung von einem Tag auf den anderen radikal umstellen müssen. Sie sollten sich allerdings an einige Regeln halten, denn die Symptome und der Verlauf der Erkrankung können durch eine bewusste Ernährung verbessert werden.
Kleine Umstellung, große Wirkung
Wie bei nahezu jeder Erkrankung ist der individuelle Verlauf auch bei der Hashimoto-Thyreoiditis von zahlreichen Faktoren abhängig. Das macht ihn zwar in gewisser Hinsicht unberechenbar. Das Gute daran ist aber, dass er auch von außen zu beeinflussen ist. Jeder Erkrankte hat es daher ein Stück weit selbst in der Hand, wie er mit der Erkrankung umgeht und sie in seinen Lebenswandel einbezieht.
Dabei spielt das Thema Ernährung eine ganz entscheidende Rolle. Gerade beim Hashimoto können Sie viel bewirken, wenn Sie ein paar Dinge beherzigen. Folgendes sollten Sie in Ihrer Ernährung beachten:
Was darf man bei Hashimoto nicht essen?
Wenn Sie unter eine Hashimoto-Thyreoiditis leiden, sollen Sie Kost vermeiden, die den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen lässt. Folgende Nahrungsmittel sollten Sie so gut wie möglich reduzieren:
- Weißmehlprodukte (Weizen): Brot, Brötchen, Croissant, Toast, Nudeln, Kuchen, Kekse, Pizza etc.
- Zucker: Kuchen, Schokolade, Süßigkeiten, Kekse, Trockenfrüchte, süße Limonaden und Säfte (und auch nicht so viel Obst essen wegen des Fruchtzuckers)
- bestimmte Gemüsesorten: Brokkoli, Grünkohl und Rosenkohl zum Beispiel enthalten Enzyme, die die Schilddrüse belasten.
- jodreiche Lebensmittel: Man geht davon aus, dass hohe Joddosen (Jodexzesse) die Krankheit ungünstig beeinflussen.
- Sojaprodukte, da sie die Funktion und Aktivität der Schilddrüsenhormone zusätzlich einschränken können
Einfach ausprobieren
Oft kann auch das Weglassen (oder Einschränken) von Milch und Milchprodukten wie Käse, Quark, Joghurt, Sahne sowie von Nachtschattengewächsen (Kartoffeln, Tomaten, Auberginen) eine Verbesserung der Symptome bewirken. Einige Lebensmittel enthalten außerdem eine Vielzahl an Allergenen und können Unverträglichkeitsreaktionen (Allergien bzw. Pseudoallergien) auslösen. Dazu gehören zum Beispiel Eier, Nüsse, Hülsenfrüchte, Fisch/Meerestiere und Kaffee.
Wichtig: Jeder Hashimoto-Betroffene muss selber ausprobieren, ob das Meiden bestimmter Lebensmittel zu einer Verbesserung seiner Beschwerden führt oder nicht. Zudem empfiehlt es sich, eine professionelle Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen.
Genießen ist weiterhin wichtig
Zu guter Letzt: Niemand sollte sich sklavisch an irgendwelche Essensvorschriften halten. Ab und zu kann man sich auch mal etwas gönnen. Denn wie gesagt: Auch das allgemeine Wohlbefinden spielt eine entscheidende Rolle für den Verlauf jeder Erkrankung
Prognose und Verlauf
Ist eine Hashimoto-Thyreoiditis heilbar?
Nein, eine Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht heilbar. Die Erkrankung führt langfristig fast immer zu einer Schilddrüsenunterfunktion, da die Schilddrüsenzellen aufgrund der chronischen Entzündung zunehmend zerstört werden. Mit Hormonen ist die Krankheit aber gut zu behandeln. Die Beschwerden lassen sich bei einer optimalen Einstellung der Hormonbehandlung vollständig beheben. Auch die drohenden Folgen für den gesamten Organismus, die der Mangel der lebenswichtigen Schilddrüsenhormone mit sich bringt, können dadurch vermieden werden.
Unaufhaltsamer Untergang
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich der Körper irrtümlicherweise gegen die eigene Schilddrüse richtet und sie schädigt. Durch die andauernde Entzündung, die dadurch ausgelöst wird, sind die Zellen irgendwann so zerstört, dass sie nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone herstellen können. Das kann so weit voranschreiten, dass das Gewebe letztlich verhärtet oder verkümmert.
Diesen Prozess können auch Hormontabletten nicht aufhalten. Sie können zwar die Schilddrüsenunterfunktion beheben, indem sie den Hormonhaushalt normalisieren; heilen können sie die zugrundeliegende Autoimmunkrankheit und den damit verbundenen Zelluntergang jedoch nicht.
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, Hormone und Stoffwechsel. Online unter www.endokrinologie.net (Zugriff am 31.05.2019).
- Deutsches Schilddrüsenzentrum. Online unter www.deutsches-schilddruesenzentrum.de (Zugriff am 31.05.2019).
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S2k-Leitlinie: Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis. Stand 06/2016. Online unter https://www.awmf.org (Zugriff am 31.05.2019).