Schilddrüsenhormontabletten (Thyroxin): Wirkung und Nebenwirkungen
- Aktualisiert: Mittwoch, 03. März 2021 16:59
Wie wirken Schilddrüsenhormontabletten? Was ist der Unterschied zwischen Schilddrüsenhormonen und L-Thyroxin? Was muss ich bei der Einnahme beachten? Welche Nebenwirkungen sind möglich? Im folgenden Beitrag finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen zu Schilddrüsenhormontabletten.
Wirkung
Wie wirken Schilddrüsenhormontabletten (L-Thyroxin)?
Levothyroxin oder kurz L-Thyroxin (T4) ist ein Hormon, das natürlicherweise in unserer Schilddrüse gebildet wird. Für die Anwendung als Medikament wird es synthetisch hergestellt. Grob vereinfacht kann man sagen, dass das Schilddrüsenhormon den Energiestoffwechsel ankurbelt. Wem es daran fehlt, der wird schlapper, um es mal sehr salopp zu formulieren.
Die Aktivator-Hormone: Thyroxin und Trijodthyronin
Aber nun etwas genauer: Thyroxin ist die Vorstufe für ein weiteres Schilddrüsenhormon, das Trijodthyronin (T3). Beide Schilddrüsenhormone werden für die Regulation zahlreicher Vorgänge im Körper benötigt, insbesondere für den Energiestoffwechsel. Aber auch im Protein-, Kohlenhydrat-, Lipid-, Nukleinsäure- und Vitaminstoffwechsel mischen sie mit. Sie beeinflussen damit neben dem Grundumsatz auch Vorgänge in Magen und Darm, Herz und Kreislauf sowie Nervensystem und Psyche. Das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln steuern sie ebenfalls. Entsprechend vielfältig sind die möglichen Symptome einer mangelhaften Bildung von körpereigenem Thyroxin.
Wie wirken sich Schilddrüsenhormontabletten auf das Gewicht aus?
Die regelmäßige Einnahme von Hormonpräparaten kann einer Gewichtszunahme bei Schilddrüsenunterfunktion entgegenwirken. Begleiterscheinung einer Schilddrüsenunterfunktion ist die Verlangsamung des Stoffwechsels. Der Energieumsatz sinkt ab.
Das heißt, weniger Energie (Kalorien) werden verbraucht. Wer genauso viel Nahrung wie vor der Erkrankung aufnimmt, wird kontinuierlich zunehmen und sich sehr wahrscheinlich über die Gewichtszunahme wundern. Wie viel man an Gewicht zunimmt, lässt sich nicht vorhersagen. Dies hängt vor allem auch von der sportlichen Aktivität und dem generellen Essverhalten des Betroffenen ab.
Gewichtsverlust durch Hormonpräparate
Eine Behandlung mit Schilddrüsenhormontabletten kann dazu beitragen, dass man wieder an Gewicht verliert. Durch die regelmäßige Einnahme der Präparate normalisiert sich der Hormonhaushalt langsam, da die fehlenden Hormone durch künstliche ersetzt werden. Nach längerer kontinuierlicher Einnahme der Tabletten kommt der Stoffwechsel wieder in Schwung, wodurch das Gewicht sinkt. Natürlich aber wird nur das Gewicht abgebaut, das durch die Unterfunktion bedingt ist.
In seltenen Ausnahmefällen kann sich der Appetit durch die Einnahme von Schilddrüsentabletten auch erhöhen. Ist dies der Fall, sollte man unbedingt Rücksprache mit dem behandelten Arzt halten.
Es kann dauern
Achtung: Zu Beginn der Therapie kann sich die Gewichtszunahme weiter fortsetzen. Das liegt daran, dass die Dosis bei einer Hormontherapie nur langsam gesteigert werden sollte, bis die individuell richtige Dosierung gefunden wurde. Das kann bis zu vier Monate dauern.
Oft auch stimmen die Laborwerte mit dem subjektiven Befinden nicht überein. Das heißt, obwohl sich die Werte bereits verbessert haben, klagt der Betroffene weiterhin über typische Beschwerden. Eine Hormonersatztherapie erfordert daher immer sehr viel Geduld, sowohl vom Betroffenen als auch vom Arzt.
Wann werden Schilddrüsenhormontabletten eingesetzt?
Hauptanwendungsgebiet: Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Präparate mit L-Thyroxin werden in erster Linie als Ersatz (Substitution) des natürlichen Hormons verschrieben, wenn dieses nicht mehr ausreichend arbeitet. Also zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion. Eine solche Unterfunktion ist nicht selten und muss meist lebenslang behandelt werden. Hypothyreose nennen das die Ärzte.
Seine volle Wirksamkeit entfaltet das von außen zugeführte Hormon dabei nicht sofort. In der Regel dauert es bis zu drei Wochen nach Beginn der Einnahme, bis der volle Effekt erreicht ist.
Auch zur Kropf-Behandlung
Zu weiteren Anwendungsgebieten von Thyroxin zählen:
- die Behandlung einer gutartigen Vergrößerung der Schilddrüse (bekannt als Kropf, medizinisch: benigne Struma)
- die autoimmun bedingte Hashimoto-Thyreoiditis (eine Schilddrüsen-Entzündung)
- und spezielle Fälle einer Schilddrüsenüberfunktion
Um den Sinn einer Kropf-Behandlung mit Thyroxin zu verstehen, muss man etwas tiefer einstiegen. Ein Kropf, also eine vergrößerte Schilddrüse entsteht in der Regel durch Jodmangel. Jod wird von der Schilddrüse benötigt, damit sie Schilddrüsenhormone herstellen kann. Fehlt es an Jod in der Ernährung, führt das dazu, dass die Schilddrüse ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen kann. Sie reagiert darauf, in dem sie sich vergrößert, um den Mangel an Hormon irgendwie auszugleichen. Das ist lobenswert, reicht aber nicht aus. Besser ist, der Körper bekommt wieder mehr Jod zugeführt.
Und warum dann Thyroxin? Wenn man zusätzlich zum Jod auch noch Thyroxin als Medikament zu sich nimmt, bekommt die Schilddrüse gemeldet: "Es ist genug Hormon da". Dann hört sie auf, wie irrwitzig zu schuften und sich dadurch zu vergrößern.
Weitere Einsatzgebiete von Thyroxin
Thyroxin kommt außerdem zum Einsatz bei:
- Operationen an der Schilddrüse
- nach einer Radiojodtherapie
- bösartigen Tumoren
- einem Test (Suppressionstest) zur Untersuchung der Schilddrüsenfunktion
Bekannt ist, dass Thyroxin auch missbräuchlich von Übergewichtigen mit normaler Schilddrüsenfunktion als Schlankheitspille eingesetzt wird. Davon ist angesichts der möglichen Nebenwirkungen dringend abzuraten. Todesfälle aufgrund von Überdosierungen sind bei diesem Medikament ebenfalls bekannt.
Einnahme
Was muss ich bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen beachten?
Schilddrüsenhormone müssen je nach Ursache nur vorübergehend oder aber lebenslang eingenommen werden. Dabei ist es wichtig, sich an einige Vorgaben zu halten, um den Körper optimal mit den lebensnotwendigen Hormonen zu versorgen.
Nebenwirkungen
Können Schilddrüsenhormontabletten Nebenwirkungen haben?
Schilddrüsenhormon-Tabletten sind normalerweise gut verträglich und verursachen bei richtiger Dosierung keine Nebenwirkungen. Ist die Dosis jedoch falsch eingestellt, können die typischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion auftreten.
Es ist nicht ganz einfach, die richtige Dosis an Hormonen zu finden. Jeder Mensch benötigt individuell ganz unterschiedliche Mengen der wichtigen Botenstoffe. Denn jeder Organismus arbeitet etwas anders.
Und dann kommt es auch darauf an, wie aktiv jemand ist. Ein Leistungssportler, der seinen Körper regelmäßig auf Hochtouren bringt und einen hohen Energieumsatz hat, benötigt weit mehr Schilddrüsenhormone als ein Büroangestellter.
Langsam an die richtige Dosis herantasten
Gerade in der Phase der Eindosierung kann es daher immer wieder zu Schwankungen des Hormonspiegels kommen, verbunden mit den entsprechenden Beschwerden.
Eine Überfunktion der Schilddrüse äußert sich beispielsweise durch Herzklopfen und Herzrhythmusstörungen, Hitzegefühl und Schwitzen sowie Zittern, innere Unruhe und Schlaflosigkeit. Bei einer Unterfunktion hingegen sind Erschöpfung und Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und eine trockene Haut typisch.
Daher sollten Sie Ihre Schilddrüsenwerte in regelmäßigen Abständen vom Arzt überprüfen lassen. Für die richtige Dosiseinstellung ist insbesondere der TSH-Wert von Bedeutung.
Sie sollten sich wohlfühlen
Wichtig: Sollten nach der Einnahme von Levothyroxin Nebenwirkungen auftreten, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen. Meist besteht die Gefahr, dass anfänglich mehr Hormone als benötigt eingenommen werden, da sich der Körper erst langsam an die veränderte Stoffwechsellage gewöhnen muss. Die Dosis muss dann eventuell für einige Tage verringert werden oder die Einnahme der Tabletten ganz abgebrochen werden.
Sobald die Nebenwirkungen wieder abgeklungen sind, kann die Behandlung erneut erfolgen – dann allerdings mit einer geringeren Anfangsdosis. Neben dem bloßen Laborwert ist es immer auch wichtig, wie Sie sich fühlen. Die Einstellung Ihrer persönlichen "Wohlfühldosis" kann mehrere Wochen bis Monate dauern.
Was tun bei einer Überdosierung von L-Thyroxin?
Es kann recht leicht passieren, zu viel (oder auch zu wenig) L-Thyroxin zu erwischen. Gerade zu Beginn der Behandlung muss die individuell passende Dosis erst gefunden werden. Außerdem braucht der Körper eine Weile, um sich an die Hormonzufuhr von außen zu gewöhnen.
Ab zum Arzt!
Ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen äußert sich etwa in Unruhe, einem schnellen Pulsschlag, Schlafproblemen und Durchfällen, den typischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion. Wenn Sie diese Beschwerden bei sich bemerken, sollten Sie zeitnah Ihren Arzt aufsuchen und mit ihm die weitere Behandlung besprechen. Er wird Ihnen Blut abnehmen und Ihre Schilddrüsenwerte bestimmen. Ein erhöhter T3-Wert ist ein Hinweis auf eine Überdosierung.
Ggf. wird der Arzt die Dosis von L-Thyroxin eine Zeit lang reduzieren oder das Medikament ganz absetzen, bis sich die Blutwerte wieder normalisiert und Sie keine Beschwerden mehr haben. Nach einer erneuten Kontrolluntersuchung kann die Behandlung anschließend vorsichtig fortgeführt werden.
Keine Angst vor Überdosierung
Wenn Sie mal etwas zu viel Schilddrüsenhormone eingenommen haben, ist das in der Regel kein Grund zur Panik. Eine sogenannte thyreotoxische Krise, die tatsächlich lebensbedrohlich ist, entwickelt sich erst bei einer wirklich starken Überdosierung oder im Rahmen von anderen Erkrankungen.
Und: Zu wenig Schilddrüsenhormone sind im Gegenzug ebenso schädlich. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre Tabletten regelmäßig wie vom Arzt verordnet einnehmen. Die Kunst dabei ist wie so oft, das richtige Maß zu finden.
Quellen:
- Rote Liste, Patienteninfoservice: L-Thyroxin, online unter www.patienteninfo-service.de (zuletzt abgerufen am 23.09.2019).
Kommentare
mir geht es ähnlich, jahrelang immer wieder Episoden der Unzufriedenheit und der Versuch, mit irgendwelchen Mitteln eine Lösung des Problems zu finden, und dann dazu Ärzte/innen, die wenig oder mit Achselzucken auf meine Probleme reagiert haben.
Letztendlich war und ist für mich die richtige Einstellung der Werte zu finden und zumindest manchmal das Gefühl zu haben, sich wohl zu fühlen.
Ich kann nur sagen, nicht aufgeben, immer wieder näher an das Problem zu kommen, die richtige Einstellung des Medikamentes zu finden, dann wird es besser, einen guten Endokrinologen finden und regelmäßig die Schilddrüsenwerte messen lassen und somit Stück für Stück an das Ziel zu gelangen.