Warum mangelt es vielen Deutschen an Jod? Reicht die Nahrung aus, um genügend des Spurenelements aufzunehmen? Und welche Gefahr birgt eine Überdosierung an Jod? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Thema Jod und Jodmangel beantworten wir Ihnen im folgenden Beitrag.
Jod-Bedarf
Wie viel Jod braucht man täglich?
Jod ist ein Spurenelement, das der Körper nicht selbst herstellen und nur in sehr geringen Mengen speichern kann. Die Schilddrüse benötigt es jedoch als essentiellen Bestandteil zur Hormonproduktion. Daher ist es wichtig, das Spurenelement mit der täglichen Nahrung aufzunehmen.
Richtwert für Erwachsene: 200 Mikrogramm täglich
Wie viel Jod ein Mensch braucht, hängt unter anderem vom Alter ab. Außerdem benötigen Schwangere und stillende Frauen etwas mehr Jod. Um den Körper mit ausreichend Jod zu versorgen, sollten Erwachsene 200 Mikrogramm Jod am Tag zu sich nehmen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Kinder, Jugendliche, Erwachsene sowie Schwangere und Stillende folgende Jodzufuhr pro Tag:
Säuglinge: Jodbedarf (in Mikrogramm) pro Tag
- 0 bis unter 4 Monate: 40
- 4 bis unter 12 Monate: 80
Kinder: Jodbedarf (in Mikrogramm) pro Tag
- 1 bis unter 4 Jahre: 100
- 4 bis unter 7 Jahre: 120
- 7 bis unter 10 Jahre: 140
- 10 bis unter 13 Jahre: 180
- 13 bis unter 15 Jahre: 200
Jugendliche und Erwachsene: Jodbedarf (in Mikrogramm) pro Tag
- 15 bis unter 19 Jahre: 200
- 19 bis unter 25 Jahre: 200
- 25 bis unter 51 Jahre: 200
- 51 bis unter 65 Jahre: 180
- 65 Jahre und älter: 180
Schwangere: 230
Stillende: 260
Deutschland: Jodmangelgebiet
Viele Menschen können den täglichen Jodbedarf nicht decken. Das liegt unter anderem daran, dass Lebensmittel, die aus Deutschland stammen, von Natur aus auf eher jodarmen Böden wachsen. Außerdem kommen in vielen Haushalten jodreiche Lebensmittel (wie z. B. Fisch) nur selten auf den Tisch. Daher leidet etwa ein Drittel aller Erwachsenen und Jugendlichen in Deutschland unter einem Jodmangel, der zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann.
Jod ist vor allem für die Funktion der Schilddrüse wichtig. Ein Mangel an Jod führt meist zu einer Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf) und kann verschiedene Beschwerden wie Schluck- und Atembeschwerden, Müdigkeit oder eine Gewichtszunahme auslösen. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen kann ein Jodmangel gefährlich sein, da in der Folge zu wenig Schilddrüsenhormone hergestellt werden können. Diese beeinflussen jedoch viele Stoffwechselprozesse, u. a. das Wachstum und die Gehirnentwicklung von Kindern.
Wie man die Jodzufuhr verbessern kann
Der tägliche Jodbedarf lässt sich in der Regel durch eine ausgewogene Ernährung (und die Verwendung von jodiertem Speisesalz) decken. Wer einem Jodmangel (und damit einem Kropf oder einer Schilddrüsenunterfunktion) vorbeugen möchte, sollte öfter zu jodhaltigen Lebensmitteln greifen:
- Milch und Milchprodukte (täglich)
- Seefisch, Meeresfrüchte, Algen (ein- bis zweimal pro Woche)
- Fleisch und Eier (regelmäßig, in Maßen)
- Zum Kochen und Zubereiten von Speisen ausschließlich jodiertes Speisesalz verwenden
- Öfters jodierte Nahrungsmittel wie Brot und/oder Mineralwasser verwenden
- Pflanzliche Lebensmittel (Getreide und Getreideprodukte) enthalten hingegen nur wenig Jod. Nennenswerte pflanzliche Jodlieferanten sind u. a. Brot, Champignons, Brokkoli, Erdnüsse, Spinat, Kürbiskerne und Äpfel.
Was noch zu beachten ist
Wichtig: Auch das Rauchen sowie der Verzehr bestimmter pflanzlicher Lebensmittel, die jodhemmende Substanzen enthalten (wie verschiedene Kohlarten oder Bohnen), können einen bereits bestehenden Jodmangel begünstigen. Während der Schwangerschaft oder der Stillzeit, in der Frauen einen erhöhten Jodbedarf haben, können auch Jodid-Tabletten eine ausreichende Versorgung sicherstellen.
Jodmangel
Wie kann man einen Jodmangel vermeiden?
Eine der gesündesten Vorbeugemaßnahmen gegen Jodmangel und eine vergrößerte Schilddrüse ist viel Fisch zu essen. Meeresfisch. Denn der enthält viel Jod. Eine andere Methode ist, Jodsalz statt normalem Speisesalz zu verwenden.
Heute mehr Jod in der Nahrung als früher
Allerdings enthalten heutzutage auch viele normale Lebensmittel Zusätze an Jodid: zum Beispiel viele Fleischwaren, Milchprodukte oder auch Brot. Auch Fertiggerichte und die Speisen in Kantinen sind häufig jodiert. Somit ist die Gefahr, im Jodmangelgebiet Deutschland einen Kropf zu entwickeln, mittlerweile deutlich geringer als noch vor hundert Jahren.
Im Zweifel kann man natürlich auch Jodid-Tabletten einnehmen. Übertreiben sollte man es mit der Jodzufuhr allerdings auch nicht: Der Körper benötigt für eine optimale Versorgung etwa 200 µg Jod täglich, ab 500 wird es dann aber schon schädlich.
Plötzlich gesteigerte Jodzufuhr kann auch zum Problem werden
Außerdem gibt es Hinweise, dass nach einer längeren Zeitspanne einer Jodunterversorgung die plötzliche vermehrte Zufuhr, zum Beispiel über jodiertes Salz oder Jod-Tabletten, sogar zu Problemen führen kann. Untersuchungen aus Österreich zeigen, dass dort nach der Einführung der "Jodsalz-Pflicht" die Häufigkeit bestimmter Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse zugenommen hat, unter anderem der Morbus Basedow.
Die schlagartige Zunahme der Jodzufuhr kann auch zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen. Das hängt damit zusammen, dass sich nach längerer Minderversorgung mitunter knotige, autonome Schilddrüsenareale bilden (die unter anderem zur Vergrößerung der Schilddrüse beitragen). Kommt nun plötzlich Jod in Mengen in den Körper, neigen diese Areale zur Überproduktion, weil sie von den üblichen hormonellen Regelmechanismen der Schilddrüse weniger gut kontrolliert werden.
Es gilt also, bei einer neu beginnenden "künstlichen" Jodzufuhr mit Bedacht vorzugehen.
Auch die Schilddrüse hat ein Lager
Was man dabei auch wissen sollte: Die Schilddrüse kann etwa 10 Milligramm Jod speichern. Dieser Vorrat hält gut drei Monate vor. Es ist also nicht so, dass ein kurzfristiges Versorgungstief gleich zu Problemen führt.
Quellen:
- https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/
- Fernsehbericht ORF: steiermark.orf.at
- Baltisberger, Minder, Bürgi. European Journal of Endocrinology. 132, Nr. 5, 1995, S. 546–549.