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Was ist Morbus Basedow für eine Krankheit? Wieso verändern sich die Augen und welche weiteren Symptome gibt es? Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um Morbus Basedow finden Sie im folgenden Beitrag.

Definition

Was ist ein Morbus Basedow?

Hinter dem Namen verbirgt sich eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die vom Körper selbst ausgelöst wird. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für eine Überfunktion der Schilddrüse und muss behandelt werden.

Beim Morbus Basedow stimulieren körpereigene Antikörper die Schilddrüse. Dadurch werden massenweise Hormone gebildet, was zu den typischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion führt. Warum sich der Körper gegen sich selbst wendet, ist unklar. Vermutlich gibt es genetische Einflüsse. Aber auch äußere Faktoren können die Erkrankung zum Ausbruch bringen.

Wissenswertes

Wie kommt es zum Namen der Erkrankung?

Ein gewisser Carl Adolph von Basedow, im 19. Jahrhundert als Hausarzt in Merseburg tätig, beschrieb eine für die Erkrankung charakteristische Konstellation bestimmter Symptome. Nach ihm ist die Schilddrüsenkrankheit benannt, jedenfalls im deutschen Sprachraum. Denn eigentlich war der Ire Robert James Graves seinem deutschen Kollegen bereits einige Jahre früher zuvorgekommen. Im englischsprachigen Raum firmiert die Erkrankung daher unter dem Namen Graves' Disease.

Wer ist besonders häufig von der Erkrankung betroffen?

Der Morbus Basedow tritt typischerweise zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf und betrifft meist Frauen. Dabei bilden sich körpereigene Abwehrstoffe (Antikörper), die die Schilddrüse stimulieren und zu einem Hormonüberschuss führen. Warum es zu dieser Fehlregulation kommt, ist bis heute nicht geklärt.

Dicker Hals, große Augen, schneller Puls: Wie fällt der Morbus Basedow auf?

Die Hyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse) beim Morbus Basedow kann sich ganz unterschiedlich äußern. Meist vergrößert sich das Organ und wird knotig umgebaut, zu erkennen an einem Kropf, der sich am Hals bildet. Es gibt allerdings auch Krankheitsverläufe ohne eine solche Struma, wie die Vergrößerung auch genannt wird.

Daneben können weitere Symptome einer Überfunktion auftreten. Die von Herrn von Basedow bzw. seinem irischen Zeitgenossen beschriebene typische Konstellation umfasst neben einer Struma einen schnellen Herzschlag (Tachykardie) und ein charakteristisches Hervortreten der Augäpfel (Exophthalmus). Dazu kann es kommen, wenn auch die Bindegewebszellen in der Augenhöhle betroffen sind und von den Antikörpern angeregt werden. Das Gewebe um das Auge herum dehnt sich dann aus und schiebt das Auge nach außen. Entzündliche Reaktionen hinter dem Auge können diesen Prozess noch verstärken.

Übrigens tritt dieses Phänomen bei Rauchern um einiges häufiger auf. Es ist daher dringend zu raten, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn Sie das irgendwie schaffen!

Merke:

Die typische Symptomtrias beim Morbus Basedow umfasst:

  • Struma
  • Tachykardie
  • Exophthalmus

Dieses klinische Bild kann so ausgeprägt sein, dass der geschulte Blick des Arztes allein damit die Diagnose stellen kann. (Man nennt solche unverwechselbaren Befunde daher auch „Blickdiagnose“.) Zusätzlich werden jedoch immer noch Laborwerte bestimmt, die die Schilddrüsenfunktion widerspiegeln. Manchmal können auch die verantwortlichen Antikörper selbst nachgewiesen werden.

Ist ein Morbus Basedow gefährlich?

Ja, mit einer Schilddrüsenüberfunktion ist nicht zu spaßen. Eine Hyperthyreose muss behandelt werden, da sie dramatische Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben kann. Die Schilddrüsenhormone steuern nämlich zahlreiche Prozesse in unserem Körper und halten den Stoffwechsel in Gang. Gerät das sensible Hormonsystem aus dem Gleichgewicht, kann das für den Betroffenen sehr unangenehme Folgen haben.

Beim Morbus Basedow gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. In der Regel werden zunächst Medikamente eingesetzt, die die Schilddrüse in ihrer Funktion hemmen und die vermehrte Hormonausschüttung damit drosseln. Diese sogenannten Thyreostatika gibt man ca. ein Jahr lang. Danach setzt man sie ab und beobachtet, was passiert. Bei etwa 50% der Betroffenen nämlich heilt die Erkrankung in dieser Zeit vollständig aus.

Andernfalls muss die Therapie jedoch fortgesetzt werden. Je nach Verlauf kommen jetzt auch andere Verfahren zum Einsatz. Neben einer lokalen Bestrahlung der Schilddrüse (Radiojodtherapie) kann auch eine Operation notwendig werden, bei der die Schilddrüse entweder ganz oder teilweise entfernt wird.

Ursachen

Morbus Basedow: Was kann die Ursache sein?

Die eigentliche Ursache der Erkrankung ist nach wie vor ungeklärt. Fest steht, dass beim Morbus Basedow das körpereigene Immunsystem Abwehrstoffe bildet, die das Schilddrüsengewebe irrtümlich angreifen.

Die Folge ist eine dauerhafte Entzündung der Schilddrüse und eine überschießende Produktion von Hormonen. Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch liegen die Hintergründe für die Fehlregulation des Immunsystems beim Morbus Basedow weitgehend im Dunkeln.

Was dadurch im Einzelnen ausgelöst wird, versteht man dagegen schon besser. Wissenschaftler haben zudem herausgefunden, was noch zur Entstehung der Erkrankung beitragen und den weiteren Verlauf beeinflussen kann.

Wenn der Freund zum Feind wird

Beim Morbus Basedow setzten sich Antikörper des Abwehrsystems an bestimmten Rezeptoren (den sogenannten TSH-Rezeptoren) auf den Schilddrüsenzellen fest und regen das Organ dazu an, vermehrt Hormone (T3 und T4) zu produzieren.

Das ist auch der Grund dafür, wieso die meisten Betroffenen unter einer Schilddrüsenüberfunktion leiden. Es bilden sich außerdem insgesamt mehr Schilddrüsenzellen, weshalb das Organ sich vergrößert.

Da Bindegewebszellen in der Augenhöhle und am Schienbein einen ähnlichen Rezeptor wie die Schilddrüsenzellen besitzen, können auch sie vom Angriff des Immunsystems betroffen sein. Das Bindegewebe vermehrt sich an diesen Stellen dann ebenfalls.

Das Schienbein schwillt an, und in der Augenhöhle werden die Augäpfel immer weiter nach außen gedrängt. Dieser Vorgang wird noch verstärkt durch entzündliche Reaktionen und führt schließlich zum typischen Bild der hervortretenden Augen (Exophthalmus) beim Morbus Basedow.

Wird Morbus Basedow vererbt?

Der Morbus Basedow tritt häufig spontan und ohne erkennbaren Grund auf. Häufig zeigt sich auch eine Kombination mit einer anderen Autoimmunerkrankung, wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 1 oder Rheuma.

Außerdem wird eine erblich bedingte Veranlagung für die Krankheit vermutet. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit, an Morbus Basedow zu erkranken, ist erhöht, wenn bereits ein naher Verwandter von der Krankheit (oder einer anderen Autoimmunerkrankung) betroffen ist.

Stress und andere Faktoren: Welchen Einfluss hat der Lebensstil?

Mediziner gehen davon aus, dass auch schwere Belastungssituationen (Stress oder traumatische Erlebnisse) zum Ausbruch der Krankheit führen können. Darüber hinaus kann womöglich auch das Rauchen die Krankheit auslösen oder den Verlauf verschlimmern.

Vor allem das Hervortreten der Augen hängt eng mit dem Rauchen zusammen. Bei Rauchern ist das Risiko dafür 8-fach erhöht! Außerdem sind Frauen, die oft hormonellen Schwankungen unterliegen, häufiger betroffen als Männer.

In vielen Fällen bricht die Erkrankung auch während einer Schwangerschaft aus. Dies veranschaulicht die enge Verbindung und Wechselwirkung der verschiedenen Hormonsysteme im Körper.

Symptome

Welche Symptome sind typisch für den Morbus Basedow?

Beim Morbus Basedow stimulieren körpereigene Antikörper die hormonbildenden Zellen, wodurch es zu einer übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen kommt (Schilddrüsenüberfunktion, medizinisch: Hyperthyreose). Der Körper läuft sozusagen ständig auf Hochtouren. Wie sich das im Einzelnen äußert, kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.

Drei charakteristische Symptome

Für die Erkrankung sind besonders drei Symptome ganz charakteristisch. Sie treten oft in Kombination miteinander auf und werden auch als "Mersebuger Trias" bezeichnet. Der Ort Merseburg geht auf den Entdecker der Krankheit Carl Adolph von Basedow zurück, der dort als Arzt tätig war. In seiner Praxis beobachtete er folgende Symptomkonstellation immer wieder:

  • Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf, Struma)
  • hervortretende Augäpfel (endokrine Orbitopathie)
  • Herzrasen

Schwirrende Schilddrüse

Der Kropf kommt dadurch zustande, dass die Schilddrüsenzellen durch die gebildeten Antikörper aktiviert werden. Dadurch produzieren sie mehr Hormone und vermehren sich auch insgesamt. So brauchen sie irgendwann mehr Platz und machen sich im Hals breit.

Oft ist der Kropf beim Morbus Basedow außerdem sehr gut durchblutet. Wenn der Arzt bei der Untersuchung sein Stethoskop zückt und Ihnen an den Hals legt, kann er die Strömungsgeräusche des Blutes als leises Schwirren wahrnehmen.

Große Augen: unangenehm und schmerzhaft

Ebenso überaktiv wie die Schilddrüsenzellen werden auch bestimmte Bindegewebszellen hinter dem Auge. Sie werden nämlich ebenfalls von den Antikörpern stimuliert, da sie einen ähnlichen Rezeptor besitzen wie die Schilddrüsenzellen. Dies führt zum zweiten Phänomen, das dem Mediziner Basedow aufgefallen ist: den hervortretenden Augäpfeln.

Im Gesamtbild spricht man hier auch von einer sogenannten endokrinen Orbitopathie, also einer Erkrankung der Augenhöhle, die hormonell bedingt ist. Dazu gehört neben den herausstechenden Augäpfeln auch eine Entzündungsreaktion mit Befall der Augenmuskeln.

Für den Betroffenen kann das sehr unangenehm sein. Er kann die Augen nicht mehr gut bewegen und sieht oft Doppelbilder. Außerdem verschlechtert sich die Sicht insgesamt, hinter den Augen kann ein schmerzhafter Druck entstehen, und auf Licht reagieren die Augen äußerst empfindlich.

Das Herz muss kräftig pumpen

Das Herzrasen ist eine Folge des angekurbelten Stoffwechsels. Die Schilddrüse regelt sämtliche Energie- und Stoffwechselvorgänge in unserem Körper. Gerät sie, wie beim Morbus Basedow, außer Kontrolle, heizt sie dem Organismus ordentlich ein. Das Herz hat dann mehr zu pumpen, um den angestrengten Körper ausreichend mit Blut und den darin enthaltenen Nährstoffen zu versorgen.

Man kann sich vorstellen, dass dieser Zustand auf Dauer sehr ermüdend wird. Entsprechend erschöpft fühlen sich viele Betroffene.

Kunterbuntes Bild einer Überfunktion

Ansonsten kann sich die Erkrankung bei jedem ganz unterschiedlich äußern. Die klassischen Symptome können auch ausbleiben und stattdessen andere Beschwerden im Vordergrund stehen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Wärmeempfindlichkeit und verstärktes Schwitzen
  • Unruhe und Reizbarkeit
  • Schlafprobleme
  • Zittern der Hände oder Finger
  • Herzrhythmusstörungen
  • erhöhter Blutdruck
  • Gewichtsabnahme trotz gesteigertem Appetit
  • Durchfall
  • Haarausfall
  • Muskelschmerzen und Muskelschwäche
  • geringeres Lustempfinden
  • Impotenz
  • Veränderungen im Menstruationszyklus

Diese Beschwerden sind generell für eine Schilddrüsenüberfunktion charakteristisch. Speziell beim Morbus Basedow bilden sich zudem in seltenen Fällen Wassereinlagerungen am Schienbein, manchmal auch am Unterarm und im Schulterbereich. Ähnlich wie im Augapfel kann nämlich auch hier das Gewebe anschwellen. Allerdings tritt dieses sogenannte Myxödem bei weniger als 5% der Betroffenen auf.

Diagnostik

Welche Untersuchungen erwarten mich beim Arztbesuch?

Nach einem ausführlichen Erstgespräch, in dem der Arzt sich die einzelnen Beschwerden genau schildern lässt, wird er die Schilddrüse abtasten, um ihre Größe und Beschaffenheit zu überprüfen. Stellt er dabei auffällige Veränderungen fest, wird er weitere Untersuchungen veranlassen.

Blutuntersuchung

Anhand des Bluttests kann der Arzt erkennen, ob eine Überfunktion der Schilddrüse vorliegt. Der Morbus Basedow gilt als häufigste Ursache einer solchen sogenannten Hyperthyreose.

Bei der Erkrankung ist im Blut üblicherweise eine zu große Menge an Schilddrüsenhormonen (T3 und T4) vorhanden, während der TSH-Wert zu niedrig ist. Das liegt an einem Rückkopplungsmechanismus, über den die Schilddrüsenfunktion reguliert wird. TSH stimuliert die Bildung von T3 und T4.

Wenn zu wenig Hormone vorhanden sind, wird mehr TSH produziert. Gibt es hingegen wie beim Morbus Basedow Schilddrüsenhormone im Überfluss, wird die Produktion von TSH entsprechend gehemmt.

Zudem sind bei der basedowschen Krankheit typischerweise Antikörper (sogenannte TRAK oder TPO-Antikörper) im Blut nachweisbar, welche die Schilddrüse zu einer übermäßigen Hormonproduktion anregen.

Wird immer eine Schilddrüsen-Sonographie gemacht?

In der Regel ja. Nach der Blutuntersuchung wird der Arzt standardmäßig eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) der Schilddrüse vornehmen. Anhand der Untersuchung kann er die genaue Lage, Form, Größe und Struktur der Schilddrüse begutachten.

Zudem kann er mithilfe der sogenannten Dopplersonographie feststellen, ob die Schilddrüse verstärkt durchblutet wird. Bei Morbus Basedow kommt es üblicherweise zu einer verstärkten Durchblutung des Schilddrüsengewebes, welche sich oft schon bei der Tastuntersuchung erkennen lässt.

Der Arzt spürt dann ein Vibrieren am Hals. Legt er sein Stethoskop direkt an die Schilddrüse, kann er das strömende Blut auch als ein Schwirren hören.

Was ist eine Schilddrüsen-Szintigraphie?

Bei Verdacht auf die Basedowsche Krankheit ist eine Schilddrüsen-Szintigraphie sinnvoll. Durch die Untersuchung kann der Arzt noch genauer feststellen, welche Störung der Schilddrüse vorliegt.

Bei der Schilddrüsen-Szintigraphie erhält der Betroffene eine geringe Menge des schwach radioaktiven – aber ungefährlichen – Präparates Technetium gespritzt. Es wird ähnlich wie Jod von der Schilddrüse aufgenommen. Generell gilt: Je aktiver die Schilddrüse ist, desto mehr Technetium wird von den Schilddrüsenzellen aufgenommen.

Nachdem der Arzt das Mittel verabreicht hat, kann er mit einem Detektor die von der Schilddrüse ausgehende radioaktive Strahlung am Hals messen. Nimmt die Schilddrüse das Präparat auf und verteilt es gleichmäßig auf das gesamte Gewebe, deutet das auf einen Morbus Basedow mit Schilddrüsenüberfunktion hin. Wird das radioaktive Mittel hingegen an einzelnen oder mehreren Stellen (sogenannten heißen Knoten) verstärkt aufgenommen, deutet das eher auf eine Schilddrüsenautonomie hin.

Wird das radioaktive Mittel hingegen an einzelnen oder mehreren Stellen (sogenannten heißen Knoten) verstärkt aufgenommen, deutet das eher auf eine Schilddrüsenautonomie hin.

Welche weiteren Untersuchungen können notwendig werden?

Um herauszufinden, was es mit einem Kropf auf sich hat und die genaue Zusammensetzung der Geschwulst aufzuklären, kann der Arzt auch eine Feinnadelbiopsie der Schilddrüse verordnen.

Weitere Untersuchungen

Bei schwerer Augenbeteiligung können zudem ein Augenultraschall (Orbitasonographie), eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich sein.

Behandlung

Wie wird ein Morbus Basedow behandelt?

Die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow wird mit sogenannten Thyreostatika behandelt. Sie gleichen den gestörten Hormonhaushalt aus, indem sie die Schilddrüse in ihrer Funktion drosseln. Oft reguliert sich die Erkrankung nach einer Weile von alleine wieder. Ansonsten muss die Schilddrüse operiert oder mit einer Radiojodtherapie behandelt werden.

Was bringen Thyreostatika beim Morbus Basedow?

Ziel der medikamentösen Therapie mit Thyreostatika beim Morbus Basedow ist es, den Überschuss an Schilddrüsenhormonen zu hemmen. Dadurch bessern sich auch die typischen Beschwerden der Überfunktion. Daneben kann die Medikamenteneinnahme eine spontane Rückbildung (Remission) der Erkrankung bewirken.

Höchst unangenehm: Beschwerden einer Überfunktion

Der Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fehlgeleitet ist und das körpereigene Schilddrüsengewebe angreift. Es bilden sich Abwehrstoffe (Antikörper), die sich an bestimmte Rezeptoren (sog. TSH-Rezeptoren) binden und die Schilddrüse dazu stimulieren, vermehrt Hormone zu produzieren.

Folglich kommt es zu einer Schilddrüsenüberfunktion, bei der die Schilddrüse mehr Hormone herstellt, als sie eigentlich sollte. Betroffene bekommen das in Form von Symptomen einer Hyperthyreose wie Unruhe, Nervosität, Schweißausbrüche und Durchfälle zu spüren. Außerdem gibt es weitere Beschwerden, die für den Morbus Basedow ganz typisch und spezifisch sind. Klassisch ist eine Kombination aus einem Kropf, einem schnellen Puls und einem Hervortreten der Augäpfel (Exophthalmus).

Linderung, aber keine Heilung

Um die übermäßige Hormonbildung zu hemmen, werden Thyreostatika (Schilddrüsenhormon-Blocker) eingenommen. Zu den Medikamenten, die bei Morbus Basedow verordnet werden, zählen:

  • Thiamazol
  • Carbimazol
  • Propylthiouracil (PTU)

Sie können die übermäßige Bildung von Schilddrüsenhormonen allerdings nur kurzzeitig unterdrücken und müssen immer wieder eingenommen werden.

Begleitend zur Behandlung mit Thyreostatika können sogenannte Betablocker eingenommen werden, um die Beschwerden (wie Herzrasen, erhöhter Blutdruck, Zittern etc.), die häufig mit einer Schilddrüsenüberfunktion einhergehen, zu lindern. Hilfreich bei einem Exophthalmus, der zu Lichtempfindlichkeit führen und auch schmerzhaft sein kann, sind vorbeugende Maßnahmen wie das Tragen einer Sonnenbrille oder das Benetzen der Augen mit künstlicher Tränenflüssigkeit und Augensalben.

Ablauf der Behandlung und alternative Möglichkeiten

Wie lange kann Morbus Basedow mit Medikamenten behandelt werden?

Thyreostatika, die bei Morbus Basedow eingesetzt werden, hemmen die Schilddrüse bei der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Sie sollten aber nur für eine bestimmte Dauer eingenommen werden, da sie häufig zu Nebenwirkungen führen. Eine medikamentöse Therapie erfolgt in der Regel für zwölf bis maximal 18 Monate.

Auch Betablocker, die bei Bedarf zusätzlich zur thyreostatischen Therapie eingenommen werden können, sind keine Dauerlösung. Sie verlangsamen den Energiestoffwechsel (und damit auch Herz- und Pulsrate), der bei einer Schilddrüsenüberfunktion ständig auf Hochtouren läuft, und können viele Symptome verbessern. Ähnlich wie die Thyreostatika wirken aber auch sie nur vorübergehend.

Ausgang fifty-fifty

Wenn die Medikamente nach ein bis eineinhalb Jahren abgesetzt werden, wird beobachtet, was passiert. In etwa 50% der Fälle kehren die Beschwerden nicht wieder zurück. Einen solchen Verlauf nennt man auch "Spontanremission".

Wie es dazu kommt und warum die einen zu den Glücklichen zählen, die anderen nicht, ist nicht geklärt. Bei der anderen Hälfte nämlich flammen die Symptome nach Absetzen der Medikamente erneut auf. Dann sollte unbedingt eine andere Therapieform in Erwägung gezogen werden. Denn unbehandelt kann eine Überfunktion der Schilddrüse zu Herzrhythmusstörungen führen und sogar lebensbedrohlich werden.

Wichtig: In wiederum etwa 50% der Fälle, bei denen eine spontane Remission eingetreten ist, kehren die Beschwerden nach einiger Zeit wieder zurück. Auch nach einem solchen "Rückfall" sollte auf ein anderes Behandlungsverfahren zurückgegriffen werden, da die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Remission nur mehr sehr gering ist.

Wann ist eine Radiojodtherapie oder Operation notwendig?

Aufgrund der vielen Nebenwirkungen sind die thyreostatischen Medikamente nicht zur Langzeittherapie geeignet und sollten maximal ein bis eineinhalb Jahre eingenommen werden. In einigen Fällen klingt die Erkrankung nach dieser Zeit von selbst wieder ab. Das muss bei jedem Betroffene individuell ausprobiert werden, indem die Präparate nach einer Weile abgesetzt werden (Auslassversuch).

In über 50% der Fälle kehrt die Erkrankung danach allerdings wieder zurück. Besonders bei Kindern ist die Zahl der Krankheitsrückfälle relativ hoch (etwa 70-80%), sodass eine erneute medikamentöse Behandlung notwendig wäre. Von einer weiteren Therapie mit Thyreostatika ist jedoch meist abzuraten.

Endgültig: Radiojodtherapie oder Operation

Tritt keine spontane Besserung auf, muss daher auf andere therapeutische Maßnahmen zurückgegriffen werden, um die stetige Produktion der Schilddrüsenhormone zu stoppen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten:

Zur Behandlung des überaktiven Schilddrüsengewebes kommt entweder eine Radiojodtherapie zum Einsatz, bei der Teile des autonomen Gewebes mittels einer lokalen Bestrahlung zerstört werden, oder eine Operation, bei der das krankhafte Gewebe vollständig oder teilweise aus dem umliegenden, gesunden Gewebe herausgeschnitten wird. Diese Verfahren werden auch "definitive Therapie" genannt, weil sie die Symptome dauerhaft beheben. Welche Methode gewählt wird, muss individuell abgewogen werden und hängt auch von Ihren eigenen Präferenzen ab.

Ist der Verzehr jodreicher Lebensmittel dann gefährlich?

Ja, der übermäßige Verzehr jodreicher Lebensmittel kann bei Morbus Basedow tatsächlich gefährlich sein. Bei der Autoimmunerkrankung kommt es zu einer Überfunktion der Schilddrüse, das heißt, es werden zu viele Schilddrüsenhormone gebildet. Da eine jodreiche Ernährung die Produktion von Schilddrüsenhormonen zusätzlich ankurbelt, sollten Sie Lebensmittel, die größere Mengen Jod enthalten, meiden.

Nicht zu viel und nicht zu wenig

Jod ist ein lebenswichtiges Element. Die Schilddrüse benötigt es, um ausreichend Hormone bilden zu können. Der Hormonhaushalt unseres Körpers ist ein sehr sensibles System, das ständig im Gleichgewicht gehalten und an die Bedürfnisse des Organismus angepasst werden muss. Ein Zuviel an Hormonen ist ebenso ungünstig wie ein Zuwenig.

Beim Morbus Basedow ist dieses fragile Gleichgewicht aus den Fugen geraten. Die Schilddrüse produziert mehr Hormone als benötigt. Wird sie zusätzlich mit Jod "gefüttert", arbeitet sie noch eifriger.

Ihr neuer Speiseplan

Daher sollte die Schilddrüse nicht noch weiter angeregt werden. Hier einige Tipps, wie Sie selbst dazu beitragen können:

  • Zu den Lebensmitteln, die viel Jod enthalten, zählen vor allem Seefische, Muscheln (Meeresfrüchte) und Algen. Seefische und Meeresfrüchte sollten daher nur gelegentlich auf dem Speiseplan stehen und nicht in Übermaßen genossen werden. Auf den Verzehr jodhaltiger Algen sollten Sie vollkommen verzichten.
  • Um nicht unnötige Mengen an Jod aufzunehmen, sollte man außerdem kein jodiertes Speisesalz verwenden und kein jodhaltiges Mineralwasser trinken.
  • Da zur Herstellung von Fertigprodukten (z. B. Wurst, Milchprodukte, Käse) häufig jodiertes Speisesalz verwendet wird, sollten Sie zudem darauf achten, nicht zu oft zu Fertiglebensmitteln zu greifen. Es empfiehlt sich, möglichst immer mit frischen Lebensmitteln zu kochen. Das ist im Übrigen grundsätzlich ratsam, auch für kerngesunde Menschen.
  • Und schließlich: Jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel (Brausetabletten, Pillen, Kapseln), Kontrastmittel und Wunddesinfektionsmittel sowie Medikamente, die Jod enthalten, dürfen nur eingeschränkt verwendet werden. Ihr Arzt wird Sie hierüber aufklären und Ihre Medikamente ggf. umstellen.

Quellen:

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Autoren unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Nina Schratt-Peterz, Ernährungsberaterin / medizinische Fachautorin

Nina Schratt-Peterz
Ernährungsberaterin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien
    Berufliche Stationen:
  • Online-Redakteurin für die jameda GmbH
  • Ernährungsberaterin in München

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des Artikels
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / Chefredakteur

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
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  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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