Abführmittel: Wirkung und Nebenwirkungen
- Aktualisiert: Sonntag, 24. Januar 2021 12:46
Worauf muss man bei Einnahme von Abführmitteln achten? Gibt es besondere Risiken? Mehr dazu in diesem Kapitel. Im Menü finden Sie weitere Beiträge.
Wirkung
Warum helfen Abführmittel bei Verstopfung?
Es existieren ganz verschiedene Wirkmechanismen, je nachdem, welches Präparat Sie anwenden.
Viele Wege führen zum Ziel
Einige stimulieren die Darmbeweglichkeit, andere binden Wasser und Elektolyte an sich. Der Darminhalt wird folglich weicher und nimmt an Volumen zu. Wiederum andere Präparate fördern zusätzlich den Einstrom von Wasser und Elektroyt-Salzen in das Darminnere. Auch die Gleitfähigkeit des Stuhlganges kann durch bestimmte Arzneimittel gebessert werden.
Ein weiterer Effekt ist die Förderung des Defäkationsreflexes (der Darm entleert sich reflexartig, wenn eine größere Menge Stuhl in den Enddarm gelangt).
Welche Abführmittel gibt es?
Zahlreiche unterschiedliche Präparate befinden sich auf dem Markt. Und alle bringen auf eine etwas andere Weise die Verdauung wieder in Gang.
Einläufe und Gleitmittel
Einläufe oder Klistiere (z.B. mit Gleitmitteln wie Paraffin oder Glyzerin) werden über den Enddarm eingeführt. Die Wirkstoffe kleiden den Darm mit einem Film aus und die zugeführte Flüssigkeit fördert den Entleerungsreflex.
Salze
Abführmittel wie Glaubersalz, Bittersalz oder Karlsbader Salz binden Wasser an sich und fördern so die Darmentleerung nach einigen Stunden.
Quellmittel
Quellende Wikstoffe zählen zu den schonendsten Abführmitteln. Weizenkleie, Flohsamen und Leinsamen sind berühmte Vertreter dieser Gattung.
Viel zu trinken ist besonders wichtig, denn sonst wirken sie nicht. Die pflanzlichen Produkte binden Wasser an sich und quellen im Darm auf. Der Darminhalt wird dadurch gleitfähiger und der Toilettengang sanft erleichtert.
Allerdings ist etwas Geduld gefragt, denn sie wirken nicht sofort. Eine regelmäßige, vorbeugende Anwendung bringt den größten Erfolg.
Macrogol
Auch dieses abführende Arzneimittel wird häufig angewandt. Sein Effekt beruht auf der Bindung von Wasser.
Zuckerstoffe
Zucker wie Lactulose und Sorbit binden ebenso Flüssigkeit, wirken aber nur bei leichter Verstopfung und können Blähungen als unangenehmen Nebeneffekt mit sich bringen.
Stimulantien
Die Medikamente Bisacodyl (Dulcolax®) und Natriumpicosulfat (Laxoberal®) zählen genauso wie pflanzliche Präparate mit Sennesblätter und Aloe zu den Stimulantien. Sie verhindern, dass Wasser und Elektrolyte von der Darmschleimhaut aufgenommen werden und fördern deren Einstrom zurück ins Darmlumen. Zusätzlich steigern sie die Darmbeweglichkeit. Mit der Zeit kann es allerdings zu einem Gewöhnungseffekt kommen. Das heißt, die Abführmittel wirken nicht mehr ausreichend.
Bisacodyl kann übrigens auch als Klistier über den Enddarm gegeben werden.
Prokinetika
Insbesondere auf die Darmmotilität wirken Prokinetika. Der Wirkstoff Prucaloprid (Resolor®) bringt den Darm wieder auf Trab und hilft, wenn andere abführende Maßnahmen versagt haben.
Sind Abführmittel aus der Natur die bessere Wahl?
Besonders abführende Substanzen aus der Natur erfreuen sich grosser Beliebtheit. Sennesblätter und Aloe stehen Abführmitteln aus dem Labor in nichts nach. Sie wirken natürlich und bestimmt auch viel sanfter als ihre chemischen Verwandten. Oder vielleicht doch nicht?
Einnahmetipps
Kann ich Abführmittel zusammen mit Speisen und Getränken nehmen?
Grundsätzlich ist es ratsam, Abführmittel nicht zusammen mit Milchprodukten zu einzunehmen (das gilt übrigens für viele Medikamente). Am besten ist es, Sie schlucken die Mittel mit Wasser. Vor allem zu Quellstoffen sollten Sie genügend Flüssigkeit zu sich nehmen, sonst bilden sich möglicherweise Klumpen, die die Verstopfung verstärken.
Zu viel Lakritze kann den Kaliumspiegel senken
Vorsicht ist bei Produkten geboten, die Glycyrrhizin enthalten. Dazu gehört vor allem Lakritze. Glycyrrhizin beeinflusst die Hormonproduktion der Nebenniere und damit auch den Elektrolythaushalt. Wenn Sie viel Lakritze essen, kann es sein, dass der Körper Kalium verliert (Experten gehen davon aus, dass das – je nach Sorte – schon ab einem Verzehr von 50 bis 100 Gramm Lakritze täglich passieren kann). Wird dieser Effekt durch Abführmittel noch verstärkt (das gilt vor allem, wenn Sie die Mittel zu lange oder in zu hohen Dosen nehmen), kann es u.a. zu Herzrhythmusstörungen kommen.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Diverse Nebenwirkungen können von abführenden Substanzen ausgehen. Je nach Präparat kann der Mineralien- und Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht geraten. So kann z.B. ein Kaliummangel die Folge sein. Auch ist ein Gewöhnungseffekt keine Seltenheit, besonders wenn die Arzneimittel oder pflanzlichen Präparate dauerhaft eingenommen werden.
Von Quellstoffe wie Leinsamen oder Flohsamen geht kaum eine Gefahr an Nebenwirkungen aus, vorausgesetzt, Sie trinken ausreichend dazu.
Krebsgefahr durch Abführmittel
Studien haben gezeigt, dass Menschen, die dauerhaft Abführmittel nehmen, häufiger an Krebs erkranken als andere. Aber Vorsicht! Wie bei vielen Studien ist es wichtig, genau hinzuschauen. Denn unklar bleibt, ob das Krebsrisiko tatsächlich mit den Abführmitteln zusammenhängt, oder ob die Übeltäter nicht eher andere sind.
Wir haben die Details für Sie, damit Sie sich selber eine Meinung bilden können:
Auswirkungen auf andere Medikamente
Was müssen Diabetiker beachten?
Wer mit Typ 2-Diabetes gelegentlich oder gar regelmäßig zu Abführmitteln greift, muss wissen, dass Antidiabetika dadurch deutlich abgeschwächt werden können. Die Folge kann eine ungewollte Steigerung des Blutzuckers mit der Möglichkeit der Überzuckerung und im schlimmsten Fall ein hyperglykämisches Koma sein.
Alle Antidiabetika betroffen
Das Risiko einer ungewollten Abschwächung gilt praktisch für alle als Tabletten eingenommene Diabetes-Medikamente. Egal ob Sie also z.B. Glimepirid Stada®, Metformin AL® oder Glucobay® einnehmen – die gleichzeitige Einnahme von Laxantien (abführenden Arzneimitteln) sollten Sie möglichst vermeiden und lieber versuchen, den Darm mit Hausmitteln (Dörrobst, viel trinken, Vollkorn, Milchzucker etc.) wieder auf Trab zu bringen.
Wenn es trotzdem nicht ohne geht, achten Sie in der Zeit bitte besonders auf mögliche Zeichen einer Überzuckerung und lassen Sie den Blutzucker ggf. öfters kontrollieren.
Quellen:
- Müller-Lissner, S. (2009) Obstipation – Pathophysiologie, Diagnose und Therapie. Online unter www.aerzteblatt.de (Zugriff am 02.09.2020).
- Bornand, D. (2020) Vergleich Laxantien. Online unter www.unispital-basel.ch (Zugriff am 02.09.2020).