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Wie wirkt Kurkuma bei der Colitis ulcerosa? Stimmt es, dass es damit seltener zu einem akuten Schub kommt? Ist die Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen? Antworten auf diese Fragen finden Sie im folgenden Beitrag.

Wirkung

Auf welche Weise wirkt Kurkuma gegen Colitis ulcerosa?

Der Pflanzenstoff Curcurmin aus der Curry-Pflanze hemmt die Aktivität bestimmter Enzyme (wie Cyclooxygenase-2, Lipoxygenase und NO-Synthase), die bei Entzündungsprozessen im Körper ausgeschüttet werden. Er stärkt dadurch das Immunsystem, wirkt entzündungshemmend und antioxidativ.

Hilfe in der Ruhephase und im akuten Schub

Wissenschaftliche Studien konnten schon Anfang der 1970er Jahre zeigen, dass Curcumin – zumindest im Tierversuch – sowohl bei akuten als auch bei chronischen Entzündungen hilft. In den letzten 10 Jahren folgten auch Studien an Betroffenen mit Colitis ulcerosa. Curcumin hat in mehreren Untersuchungen positive Effekte auf den Verlauf von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gezeigt.

Mittlerweile gibt es den wissenschaftlichen Nachweis, dass Curcumin eine Ruhephase (Remission) bei Colitis ulcerosa verlängern bzw. die Rückfallquote senken kann. Und auch im akuten Schub kann Kurkuma die Krankheitsaktivität reduzieren und die Symptome somit lindern.

Studien zu Kurkuma

Was gibt es neues aus der Forschung?

Wie wacker sich Kurkuma bislang unter den strengen Augen der Wissenschaft geschlagen hat, wollen wir Ihnen im Folgenden zeigen.

Kurkuma in wissenschaftlichen Studien

Was besagt die Doppelblindstudie aus Japan?

In einer japanischen Studie wurden 89 Colitis-Betroffene in zwei Gruppen eingeteilt. Alle erhielten die schulmedizinische Standardmedikation in Form von Sulfasalazin oder Mesalazin. Die eine Gruppe bekam zusätzlich täglich 2 g Curcumin, die andere ein Scheinmedikament. Der Witz dabei:

Wer was bekam, wussten weder die Betroffenen noch die verabreichenden Ärzte. Es handelte sich also um eine sogenannte plazebokontrollierte Doppelblindstudie. Diese Studien haben eine hohe wissenschaftliche Aussagekraft.

Deutlich weniger Rückfälle bei Curcumin-Gabe

Die Ergebnisse waren verblüffend: Von den 43 Probanden der Curcumin-Gruppe erlitten innerhalb von sechs Monaten lediglich 2 einen Rückfall, wohingegen in der Plazebo-Gruppe innerhalb dieses halben Jahres 8 von 39 von einem neuen Krankheitsschub betroffen waren.

Besseres Abschneiden bei Kontrolluntersuchungen

Auch die engmaschig durchgeführten Untersuchungsbefunde waren bei den Colitis-Betroffenen mit Kurkuma-Behandlung durchweg deutlich besser als bei den Vergleichspersonen.

Was passiert, wenn Kurkuma wieder abgesetzt wird?

Genau das wurde in der Studie im Anschluss untersucht. Nach sechs Monaten wurde die Curcumin-Gabe beendet und beide Gruppen nahmen nun lediglich wieder Mesalazin/Sulfalazin. Die Folge: Innerhalb des folgenden halben Jahres näherten sich die Rückfallquoten beider Kollektive allmählich wieder an. Das heißt, nach Abklingen der Curcumin-Wirkung fiel der weitgehende Schutz vor Rückfällen offenbar wieder weg.

Zu welchem Ergebnis kommt eine weitere Studie aus Israel?

Israelische Ärzte gingen in einer randomisierten Studie aus dem Jahr 2015 der Frage nach, ob Curcumin auch während eines Colitis-Schubes wirksam ist, also eine Remission herbeiführen oder wahrscheinlicher machen kann.

Curcurmin versus Plazebo

In die Untersuchung wurden 50 Probanden mit milder bis moderater, aber aktiver Colitis ulcerosa (akute Symptome) aufgenommen. Eine Gruppe erhielt Mesalazin plus Plazebo, die andere Hälfte statt Plazebo zusätzlich vier Wochen lang 3 g Curcumin.

In aktiver Krankheitsphase fördert Curcumin Remission

Auch hier gab es positive Ergebnisse: Während in der Plazebo-Gruppe nach einem Monat kein einziger Betroffener eine Remission erreichen konnte, waren es in der Curcumin-Gruppe über die Hälfte (54%).

Bessere Aussichten in der Koloskopie

Auch die Darmspiegelungen zeigten bei denjenigen, die Kurkuma-Kapseln erhalten hatten, relevante Verbesserungen: Bei 38% von ihnen zeigte die Koloskopie einen Krankheitsrückgang, in der Vergleichsgruppe mit Mesalazin plus Plazebo war das in keinem Fall nachweisbar.

Fazit: Hilft Kurkuma, oder doch nicht?

Die beiden Studien zeigten, dass Curcumin nicht nur die Rückfallrate bei Colitis ulcerosa senken, sondern auch die Entzündungsaktivität im Darm abschwächen und sogar aufheben kann – ganz ohne Nebenwirkungen.

Wie anerkannt ist die Anwendung von Kurkuma in der klassischen Schulmedizin?

Anerkennung in Leitlinien

Die positiven Studienergebnisse führten dazu, dass es Kurkuma sogar in die offiziellen ärztlichen Leitlinien zur Colitis ulcerosa geschafft hat. Hier wird dem Pflanzenstoff eine Wirkung sowohl in der Akutbehandlung (Remissioninduktion) als auch in der Ruhephase (Remissionserhaltung) bestätigt.

Das gilt jedoch ausdrücklich als Zusatzbehandlung. In den beiden Studien wurde Kurkuma zusätzlich zu den Arzneimitteln Mesalazin bzw. Sulfasalazin gegeben. Man spricht hier auch von einer komplementären Behandlung, bei der sich klassische Medikamente und Naturheilverfahren gegenseitig ergänzen. 

Schwerer Stand für Pflanzenstoffe

Eigentlich ist das eine große Bereicherung. Dennoch ist es nach wie vor ungewöhnlich, dass pflanzliche Wirkstoffe in den schulmedizinischen Leitlinien empfohlen werden. Das liegt vor allem daran, dass es oft an wissenschaftlichen Studien für die Phytomedizin mangelt.

Quellen:

  • Hanai H et al., Curcumin maintenance therapy for ulcerative colitis: randomized, multicenter, double-blind, placebo-controlled trial., Clin Gastroenterol Hepatol. 2006.
  • Lang A et al., Curcumin in Combination With Mesalamine Induces Remission in Patients With Mild-to-Moderate Ulcerative Colitis in a Randomized Controlled Trial., Clin Gastroenterol Hepatol. 2015.
  • Aktualisierte Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa 2011 – Ergebnisse einer Evidenzbasierten Konsensuskonferenz AWMF-Registriernummer: 021/009 Updated German Guideline on Diagnosis and Treatment of Ulcerative Colitis, 2011

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Quellen schon älter
Lieber Herr Sternberg,
kennen Sie denn eine aktuelle Quelle, die dem Gesagten Wichtiges hinzufügt? Quellen werden ja nicht automatisch dadurch besser, dass sie aktuell sind.
Ihr Navigator-Team
Quellenangaben
Hallo und guten Tag, in seiner Prägnanz ist der Beitrag ja sehr gut laienverständlich, vielen Dank. Jetzt kommt das ABER:
Können Sie auch auf aktuellere Quellen verweisen? Ihre Quellenangaben wirken auf mich ein wenig veraltet. Danke! Krischan Sternberg
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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Nina Schratt-Peterz, Ernährungsberaterin und medizinische Fachautorin

Nina Schratt-Peterz
Ernährungsberaterin und medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien
    Berufliche Stationen:
  • Online-Redakteurin für die jameda GmbH
  • Ernährungsberaterin in München

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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