Weiß ein Patient mit Schizophrenie, dass er krank ist?
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- Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 12. August 2021 12:13
Das ist nicht pauschal zu beantworten. Es kommt sehr auf die jeweilige Form der Erkrankung, das Stadium und die individuellen Symptome an. Meist ist es aber schwierig, den Betroffenen deutlich zu machen, dass sie eine Erkrankung haben.
Über allen Zweifel erhaben
Während eines akuten Schubes sollte man nicht auf Einsicht hoffen. Wer an einer Schizophrenie leidet, sich verfolgt und bedroht fühlt und womöglich Stimmen hört, die ihn zu bestimmten Taten aufrufen, lässt sich von niemandem weismachen, dass das, was er erlebt, nicht real ist. Es gehört zum Krankheitsbild dazu, dass die Betroffenen unverrückbar von dem überzeugt sind, was sie hören, sehen oder empfinden.
Und das ist durchaus verständlich. Stellen Sie sich einmal vor, jemand sagt Ihnen nach einem ganz normalen Tag, dass das, was sie heute erlebt haben, so gar nicht stattgefunden hat. Sie würden sich nicht weiter mit derart abwegigen Unterstellungen befassen und heftigen Einspruch erheben, wenn Ihr seltsames Gegenüber Sie womöglich drängen würde, sich ärztliche Hilfe zu suchen.
Der mühsame Gang zum Arzt
Das unmittelbare Erleben, das vom Gehirn vorgegaukelt wird, macht es so schwer, Betroffene einer dringend notwendigen Diagnostik zuzuführen. Es ist daher oft die schwierige Aufgabe von Verwandten oder Freunden, den Weg zum Arzt zu bahnen. Das erfordert Ausdauer und viel Fingerspitzengefühl. Es ist jedoch sehr wichtig und für den weiteren Verlauf entscheidend, möglichst rasch eine gründliche Diagnostik einzuleiten, zu der neben ausführlichen Gesprächen auch zahlreiche Untersuchungen gehören. Zu all dem müssen Betroffene oft mühsam gebracht werden.
Momente der Einsicht
Es kann aber durchaus auch Phasen außerhalb von akuten Episoden geben, in denen Ihr Verwandter oder Freund/Freundin einsichtiger ist. Entweder bestehen in dieser Zeit keine oder weniger Symptome oder andere als in den Akutphasen.
Man unterscheidet bei der Schizophrenie sog. Positiv- und Negativsymptome. Die Positivsymptome sind geprägt von einem Zuviel an innerem Erleben und Empfinden. Zu ihnen gehören Halluzinationen, Wahnvorstellungen und körperliche Erregungszustände. Wer akut darunter leidet, ist wenig offen für Argumente.
Negativsymptome dagegen gehen mit einem Mangel an Ausdruck, sozialem Rückzug oder auch Konzentrations- und Gedächtnisstörungen einher. Das kann für den Betroffenen so unangenehm sein, dass er selbst diesen Zustand verändern möchte und sich auf Hilfe einlässt. Genauso gut kann er sich aber auch noch weiter zurückziehen und immer weniger zugänglich werden.
Suchen Sie sich im Zweifelsfall ärztliche Hilfe und lassen sich beraten. Es gibt auch sozial-psychiatrische Dienste, an die man sich wenden kann und die weitere Unterstützung vermitteln.