Haupt-Autorin des Artikels
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin
Eine Stenose ist eine Verengung. Bei der Herzuntersuchung oder wenn die Durchblutung geprüft wird, bezieht sich der Begriff Stenose meist auf eine verengte Stelle im Blutgefäß. Der Begriff stammt wie so oft in der Medizin aus dem Lateinischen, Stenose=Verengung.
Hohlräume wie in Gefäßen können durch Ablagerungen an den Gefäßwänden oder Verstopfungen durch Blutgerinnsel teilweise oder vollständig verengt sein. Ab einem gewissen Grad der Verengung ist die Durchblutung des vom Gefäß versorgten Gewebes so stark eingeschränkt, dass es zu Beschwerden und schließlich Erkrankungen kommt. Beim Herz handelt es sich am häufigsten um die sogenannte koronare Herzkrankheit – und als schlimmste Folge den Herzinfarkt.
Beurteilung einer Stenose
Zur Beurteilung einer Stenose lassen sich der Grad der Verengung, die Beschaffenheit (Morphologie) sowie der Blutfluss in der Stenose heranziehen.
Grad-Einteilung einer Stenose
Der Grad der Stenose entspricht dem Anteil des nicht mehr durchbluteten Gefäßquerschnitts. Entscheidend ist nicht die Fläche des Querschnitts sondern der Längsdurchmesser. Die Einteilung der Grade folgt der Empfehlung der American Heart Association (AHA):
- Grad 0: Verengung ˂ 25%; unregelmäßige Wandkonturen im Gefäß, leichte, für die Durchblutung unbedeutende Verengung
- Grad I: Verengung 15-50%; noch geringgradige Verengung unter der kritischen Grenze
- Grad II: Verengung 50-75%; mittelgradige Stenose, es kommt zu – meist noch unkritischen – Durchblutungsstörungen
- Grad III: Verengung 75-90% und ˃90%; hochgradige Verengung oberhalb der kritischen Grenze, es droht vollständiger Gefäßverschluss und Herzinfarkt
- Grad IV: Verengung 100%; das Gefäß ist vollständig verschlossen
Die Angaben der Stenose erfolgen in Prozent des nicht mehr durchströmten Hohlraums (Lumens), etwa Lumenstenose 30-50%. Dann ist der Querschnitt des Gefäßes über kurze oder längere Strecken um 30 bis 50 Prozent vermindert, sodass der Teil des Herzmuskels, der von dem Gefäß versorgt wird, vermindert Blut erhält. Stenosen über 50% gelten als signifikant.
Beschaffenheit der Stenose
Stenosen lassen sich zusätzlich anhand von Länge, Form, Erreichbarkeit, Lage im Gefäß und anderen Merkmalen beschreiben. Dies bezeichnet man als Morphologie der Stenose. Häufige Angaben im Arztbrief betreffen die Länge der Stenose: Sie kann kurzstreckig (≤1 cm), längerstreckig (1-2 cm) und langstreckig (˃2 cm) sein.
Blutfluss im Bereich der Stenose
Eine weitere Klassifikation ermöglicht die Beschreibung des Blutflusses um die Stenose herum und darin.
das ist eine berechtigte Frage.
Die sogenannte Druckdrahtmessung (FFR) misst direkt, ob die Engstelle wirklich den Blutfluss behindert und dadurch die Durchblutung des Herzens gefährdet. Das ist entscheidend, um unnötige Stents zu vermeiden.
Studien zeigen: Viele „hochgradige“ Stenosen sehen gefährlich aus, sind es aber funktionell gar nicht. Ohne Druckdrahtmessung besteht die Gefahr der Überbehandlung (z.B. unnötiger Stent).
Darf man einen Stent setzen ohne Druckdrahtmessung?
In bestimmten Fällen ja – wenn eindeutige Symptome oder Befunde vorliegen, z.B. ganz klare Beschwerden unter Belastung (Brustschmerzen, Luftnot), bei passender Engstelle im Hauptgefäß.
Bei stabiler Angina pectoris (z.B. nur gelegentliche Beschwerden) wird laut Leitlinien eine funktionelle Prüfung (z.B. FFR) empfohlen, bevor man einen Stent setzt.
Fazit: Ein Stent ohne vorherige Druckdrahtmessung ist nur dann medizinisch vertretbar, wenn andere Befunde ganz eindeutig sind – sonst ist es nicht leitliniengerecht.
Was Sie tun können
Zweitmeinung einholen – Sie haben gesetzlich das Recht darauf, v.a. vor einem Eingriff wie einer Stentimplantation.
Fragen Sie konkret:
Warum wurde keine Druckdrahtmessung gemacht?
Wie sicher ist, dass die Engstelle wirklich Symptome verursacht?
Gibt es Alternativen zur Stentimplantation (z. B. medikamentös)?
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn
Gibt es ggf. eine medikamentöse Möglichkeit zur Auflösung der Verkalkung bei entsprechender Ernährung?
Ich wäre für eine Stellungnahme sehr dankbar!
Gösse 194 cm, Gewicht 90 kg, Diabetiker nach Whipple seit 29 Jahren.
MfG – Hans Milke
eine medikamentöse Auflösung von bereits bestehender Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) ist derzeit leider nicht möglich. Es gibt jedoch Maßnahmen, um das Fortschreiten der Verkalkung zu verlangsamen oder das Risiko für weitere Ablagerungen zu reduzieren. Welche Lebensstil-Anpassungen und Medikamente dafür in Betracht kommen, hängt aber von Ihren individuellen Faktoren ab (Diabetes-Status, Cholesterin, Blutdruck etc.) und sollte deshalb vom behandelnden Arzt beurteilt werden.
Zurück zu Ihrer Frage: Der geplante Eingriff ist wahrscheinlich der sicherste und effektivste Weg, Ihre Verengungen aufzulösen.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn