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Wie gefährlich ist eine Muskelbrücke (Myokardbrücke)? Was versteht man unter einer Muskelbrücke am Herzen? Wie stellt der Arzt fest, ob ich eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) habe? Und muss eine solche anatomische Variante behandelt werden?

Antworten auf diese und weitere Fragen zur Muskelbrücke (Myokardbrücke) finden Sie in folgendem Beitrag.

Basiswissen

Was ist eine Muskelbrücke (Myokardbrücke)?

Bei einer Muskelbrücke (Myokardbrücke) drückt der Herzmuskel von außen auf eine Teilstrecke eines Herzkranzgefäßes. Oft handelt es sich um einen Zufallsbefund ohne Beschwerden.

Herzkranzgefäße im Muskel

Myokardbrücken kommen gar nicht so selten vor. Die Angaben zu ihrer Häufigkeit in der Bevölkerung schwanken allerdings stark. Aber was hat man sich unter einer Brücke im Herzen genau vorzustellen?

Das Herz besteht aus einem Muskel mit vier Höhlen. Es wird über drei große Herzkranzgefäße mit frischem Blut und Sauerstoff versorgt. Sie heißen LAD (left anterior descending) beziehungsweise RIVA (ramus interventricularis), RCX (right circumflex) und RCA (right coronary artery).

Die Hauptadern liegen dabei dem Herzmuskel von außen an. Kleine Äste ziehen dann in und durch seine Wände und bringen das Blut zu den Zellen. Bei einer Myokardbrücke verläuft ein Teil des Gefäßes jedoch nicht auf, sondern unter beziehungsweise innerhalb der Herzmuskulatur.

Brustschmerzen sind selten

Die Herzmuskelzellen werden während der Entspannungsphase (Diastole) durchblutet. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Kranzgefäß, selbst wenn eine Muskelbrücke über ihm liegt, offen und frei durchgängig. Erst in der Pumpphase, beim Zusammenziehen des Herzens (Systole), kann die Myokardbrücke so ungünstig auf die Ader drücken, dass sie sie einengt. In der Regel aber, ohne Beschwerden auszulösen.

Lange ging man daher bei Myokardbrücken davon aus, dass es sich lediglich um eine gutartige angeborene Gefäßvariante handelt, die keiner weiteren Therapie bedarf. Es gibt aber doch Menschen, bei denen die Durchblutung eingeschränkt wird. Sie leiden unter Brustschmerzen (Angina pectoris), Luftnot oder auch Rhythmusstörungen. In schweren, aber sehr seltenen Fällen kann auch ein Herzinfarkt auftreten.

Ob eine Myokardbrücke die Durchblutung einschränkt und Beschwerden auslöst, hängt dabei auch davon ab, wie tief sie reicht, wie lang der betroffene Gefäßabschnitt ist und ob zusätzliche Gefäßveränderungen wie Knicke oder Schlenker ("kinking") oder eine koronare Herzkrankheit (KHK) vorliegen. Auch Bluthochdruck und verdickte Herzwände spielen eine Rolle.

Diagnose

Wie stellt der Arzt fest, ob ich eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) habe?

Eine Muskelbrücke können Mediziner zum Beispiel in einer Koronarangiographie (Katheteruntersuchung) nachweisen. Hier sehen sie, ob das Gefäß während der Pumpaktion des Herzens eingeengt wird. Ist der Befund eindeutig, sprechen sie von einem "systolischen Milking". Auch andere Untersuchungsmethoden wie Cardio-CT und Cardio-MRT können eingesetzt werden.

Behandlung

Wie wird eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) behandelt?

Eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) wird in der Regel mit Medikamenten behandelt. Voraussetzung ist, dass Sie Beschwerden haben. In schweren, aber seltenen Fällen kann auch eine Herz-Operation erforderlich sein. Stents (Gefäßgitterchen) werden eher zurückhaltend eingesetzt.

Behandlung mit Beta- und Kalziumkanalblockern

Wenn Sie unter Herzbeschwerden leiden, beginnen Ärzte meist zunächst eine Therapie mit Medikamenten. Hierzu gehören unter anderem Betablocker wie zum Beispiel Bisoprolol. Sie entschleunigen den Puls und verlängern die Entspannungsphase (Diastole) zwischen den einzelnen Herzschlägen. Die Zeit für die Durchblutung nimmt zu, die Schmerzen und Luftnot ab.

Neben Betablockern verschreiben Ärzte auch Kalziumkanalblocker wie Diltiazem. Sie führen zusätzlich zu einer Entspannung der Gefäßwand. Medikamente wie Nitroglycerin hingegen sollten Sie vermeiden. Wenngleich es bei Angina pectoris im Rahmen einer koronaren Herzkrankheit typischerweise hilft, kann es bei einer Muskelbrücke die Beschwerden verstärken.

Eine Operation ist selten notwendig

Sind alle konservativen (medikamentösen) Behandlungsmöglichkeiten erschöpft, der Leidensdruck aber noch groß, kann eine Bypass-Operation (Herzoperation) erforderlich sein. Hier wird aus einem körpereigenem Gefäßabschnitt (oft einer Vene aus dem Bein oder einer Arterie aus dem Brustkorb) ein Umgehungskreislauf für den Blutfluss gelegt. Manchmal können Mediziner die Muskelbrücke auch spalten (Myotomie).

Metallgitterchen, sogenannte Stents, wie Mediziner sie bei der koronaren Herzkrankheit bei Verkalkung der Gefäßwände einsetzen, sollten bei Muskelbrücken nur mit Vorsicht verwendet werden. Ihr Nutzen ist nicht sicher nachgewiesen. Zudem können nach einer Zeit sogenannte Stent-Thrombosen auftreten, Verschlüsse des Gefäßes im Stentbereich.

Wichtig: Grundsätzlich sollten alle begleitenden Erkrankungen wie ein Bluthochdruck oder eine zusätzliche koronaren Herzkrankheit ebenfalls optimal eingestellt und behandelt werden. Dies hat großen Einfluss auf das Ausmaß Ihrer Beschwerden. Welche der Therapieoptionen für Sie die richtige ist, entscheidet Ihr behandelnder Kardiologe, gegebenenfalls auch gemeinsam mit einem Herzchirurgen.

Quellen:

  • Böhm R, Niederseer D. Koronaranomalien und Muskelbrücken: Varianten, Therapieoptionen und Sport. 2019:26-28.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Muskelbrücke
Ich bin 80 Jahre und eigentlich ganz zufrieden mit meiner Gesundheit. Aber bei mir wurde zufällig schon vor ca. 35 Jahren bei einer Katheder-Untersuchung eine Muskelbrücke an der Aorta entdeckt. Ich hatte schon immer bei manchen Anstrengungen starke Luftnot und Drücken im Brustbereich. Damals wurde mir gesagt, dass ich mir vorstellen soll, ich presse einen Gartenschlauch mit beiden Händen zusammen, wodurch dann weniger Wasser durchfließen könne. Das würde genau so sein, wie bei meiner Muskelbrücke. Der Muskel würde die Aorta zudrücken, und es könnte kein richtiger Blutkreislauf erfolgen. Man könnte nichts daran machen und ich müsste froh sein, wenn ich mit 70 Jahren eine leere Plastiktüte einige Stufen hochtragen könnte. Die ganzen Jahre bin ich damit einigermaßen klargekommen, aber jetzt wird es zunehmend schlimmer. Ich kann keine 4 Treppenstufen ohne Pause laufen. Es wurden auch schon Katheder-Untersuchungen vorgenommen. Aber jedes Mal wurde nichts gefunden. Auch habe ich zuvor erklärt, dass damals die Brücke zufällig gefunden wurde. Die meisten Beschwerden habe ich, wenn ich mich bücke um etwas aufzuheben oder Unkraut rupfe. Jedes Mal wurde mir gesagt, dass es nicht sein kann, denn alle Untersuchungen werden ja im Liegen vorgenommen. Wenn ich erwähne, dass ich die Beschwerden beim Bücken habe, bekomme ich die Antwort, das wäre egal. Denn auch im Liegen müsste das auftreten.
Meine Frage:
Bin ich ein Sonderfall? Ich bin Handwerker und habe schon viele Dinge im Leben durch Zuhören erfahren und stelle mir immer die Arbeitsweise von Maschinen und allen Naturereignissen vor. Da gibt es auch Tausende abweichende Zustände. Und oft muss man sich an den Kopf greifen und denken wie ist es möglich, das doch zu begreifen? Ich kann mir vorstellen, dass, wenn ich mich bücke, mein Bauch (eigentlich normale Ausführung) zusammengepresst wird, die Muskeln an der Aorta angeregt werden und somit die Aorta zusammendrücken und dadurch weniger Blutdurchlass bleibt – so dass mir auch die Luft wegbleibt. Wenn ich mich aufrichte und 2-3 Minuten durchatme, bessert sich der Brustdruck. Auch ist es oft, dass ich dabei schweißgebadet bin. Nicht nur im Sommer, oft auch im Winter. Man sagt mir auch immer wieder, ich hätte danach einen feuerroten Kopf. Was soll ich den Ärzten noch sagen? Das Gleiche habe ich jetzt schon 5 Kardiologen erzählt, aber immer wieder kommt: Wir haben nichts gesehen.
Bin ich da auf dem falschen Dampfer? Oder können Sie sich so eine Situation vorstellen? Mir wurde damals gesagt, eine OP wäre lebensgefährlich und ich solle zufrieden sein, denn das wäre ja keine Krankheit. Ich glaube, dass das auch bei einer Aufregung verstärkt wird. Denn ich habe meine geliebte Frau mehr als 2 Jahre gepflegt, und ihr Tod und das Fehlen der Wärme macht mich fertig. Ich habe auch in den letzten 2 Jahren eine Spinal-OP und 2 Hüft-OPs, einhergehend mit einer schweren Wundentzündung, durchgelebt. Nun, wie kann ihre Antwort aussehen? Ich denke, wie in Ihrem Bericht erwähnt, wäre mit einem Stent doch eine kleine Besserung möglich, oder? Ich würde mich freuen, eine Antwort Ihrerseits zu bekommen. Meine Mail-Adresse: Helga.Herbert15@gmail.com
Hilfe durch Stent?
Hallo Herbert,
wie oben beschrieben, wird ein Stent bei der Muskelbrücke nur selten eingesetzt. Wenn Medikamente nicht ausreichend helfen, wird eher ein Bypass erwogen.
Wie auch immer, wir hier aus der Ferne können Ihnen unmöglich einen Rat geben. Wir kennen Sie und alle Begleitumstände ja nicht, jeder Tipp wäre da unseriös.
Mit der Bitte um Ihr Verständnis
Viele Grüße, J. Zorn vom Navigator-Team
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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Susanne Endres, Fachärztin für Innere Medizin

Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin

    Studium:
  • Freie Universität Berlin
    Berufliche Stationen:
  • Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin Reinickendorf
  • McGaw Medical Center of Northwestern University, Chicago

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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