Autorin des Artikels
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin
Wie gefährlich ist eine Muskelbrücke (Myokardbrücke)? Was versteht man unter einer Muskelbrücke am Herzen? Wie stellt der Arzt fest, ob ich eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) habe? Und muss eine solche anatomische Variante behandelt werden?
Antworten auf diese und weitere Fragen zur Muskelbrücke (Myokardbrücke) finden Sie in folgendem Beitrag.
Basiswissen
Was ist eine Muskelbrücke (Myokardbrücke)?
Bei einer Muskelbrücke (Myokardbrücke) drückt der Herzmuskel von außen auf eine Teilstrecke eines Herzkranzgefäßes. Oft handelt es sich um einen Zufallsbefund ohne Beschwerden.
Herzkranzgefäße im Muskel
Myokardbrücken kommen gar nicht so selten vor. Die Angaben zu ihrer Häufigkeit in der Bevölkerung schwanken allerdings stark. Aber was hat man sich unter einer Brücke im Herzen genau vorzustellen?
Das Herz besteht aus einem Muskel mit vier Höhlen. Es wird über drei große Herzkranzgefäße mit frischem Blut und Sauerstoff versorgt. Sie heißen LAD (left anterior descending) beziehungsweise RIVA (ramus interventricularis), RCX (right circumflex) und RCA (right coronary artery).
Die Hauptadern liegen dabei dem Herzmuskel von außen an. Kleine Äste ziehen dann in und durch seine Wände und bringen das Blut zu den Zellen. Bei einer Myokardbrücke verläuft ein Teil des Gefäßes jedoch nicht auf, sondern unter beziehungsweise innerhalb der Herzmuskulatur.
Brustschmerzen sind selten
Die Herzmuskelzellen werden während der Entspannungsphase (Diastole) durchblutet. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Kranzgefäß, selbst wenn eine Muskelbrücke über ihm liegt, offen und frei durchgängig. Erst in der Pumpphase, beim Zusammenziehen des Herzens (Systole), kann die Myokardbrücke so ungünstig auf die Ader drücken, dass sie sie einengt. In der Regel aber, ohne Beschwerden auszulösen.
Lange ging man daher bei Myokardbrücken davon aus, dass es sich lediglich um eine gutartige angeborene Gefäßvariante handelt, die keiner weiteren Therapie bedarf. Es gibt aber doch Menschen, bei denen die Durchblutung eingeschränkt wird. Sie leiden unter Brustschmerzen (Angina pectoris), Luftnot oder auch Rhythmusstörungen. In schweren, aber sehr seltenen Fällen kann auch ein Herzinfarkt auftreten.
Ob eine Myokardbrücke die Durchblutung einschränkt und Beschwerden auslöst, hängt dabei auch davon ab, wie tief sie reicht, wie lang der betroffene Gefäßabschnitt ist und ob zusätzliche Gefäßveränderungen wie Knicke oder Schlenker ("kinking") oder eine koronare Herzkrankheit (KHK) vorliegen. Auch Bluthochdruck und verdickte Herzwände spielen eine Rolle.
Diagnose
Wie stellt der Arzt fest, ob ich eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) habe?
Eine Muskelbrücke können Mediziner zum Beispiel in einer Koronarangiographie (Katheteruntersuchung) nachweisen. Hier sehen sie, ob das Gefäß während der Pumpaktion des Herzens eingeengt wird. Ist der Befund eindeutig, sprechen sie von einem "systolischen Milking". Auch andere Untersuchungsmethoden wie Cardio-CT und Cardio-MRT können eingesetzt werden.
Behandlung
Wie wird eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) behandelt?
Eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) wird in der Regel mit Medikamenten behandelt. Voraussetzung ist, dass Sie Beschwerden haben. In schweren, aber seltenen Fällen kann auch eine Herz-Operation erforderlich sein. Stents (Gefäßgitterchen) werden eher zurückhaltend eingesetzt.
Behandlung mit Beta- und Kalziumkanalblockern
Wenn Sie unter Herzbeschwerden leiden, beginnen Ärzte meist zunächst eine Therapie mit Medikamenten. Hierzu gehören unter anderem Betablocker wie zum Beispiel Bisoprolol. Sie entschleunigen den Puls und verlängern die Entspannungsphase (Diastole) zwischen den einzelnen Herzschlägen. Die Zeit für die Durchblutung nimmt zu, die Schmerzen und Luftnot ab.
Neben Betablockern verschreiben Ärzte auch Kalziumkanalblocker wie Diltiazem. Sie führen zusätzlich zu einer Entspannung der Gefäßwand. Medikamente wie Nitroglycerin hingegen sollten Sie vermeiden. Wenngleich es bei Angina pectoris im Rahmen einer koronaren Herzkrankheit typischerweise hilft, kann es bei einer Muskelbrücke die Beschwerden verstärken.
Eine Operation ist selten notwendig
Sind alle konservativen (medikamentösen) Behandlungsmöglichkeiten erschöpft, der Leidensdruck aber noch groß, kann eine Bypass-Operation (Herzoperation) erforderlich sein. Hier wird aus einem körpereigenem Gefäßabschnitt (oft einer Vene aus dem Bein oder einer Arterie aus dem Brustkorb) ein Umgehungskreislauf für den Blutfluss gelegt. Manchmal können Mediziner die Muskelbrücke auch spalten (Myotomie).
Metallgitterchen, sogenannte Stents, wie Mediziner sie bei der koronaren Herzkrankheit bei Verkalkung der Gefäßwände einsetzen, sollten bei Muskelbrücken nur mit Vorsicht verwendet werden. Ihr Nutzen ist nicht sicher nachgewiesen. Zudem können nach einer Zeit sogenannte Stent-Thrombosen auftreten, Verschlüsse des Gefäßes im Stentbereich.
Wichtig: Grundsätzlich sollten alle begleitenden Erkrankungen wie ein Bluthochdruck oder eine zusätzliche koronaren Herzkrankheit ebenfalls optimal eingestellt und behandelt werden. Dies hat großen Einfluss auf das Ausmaß Ihrer Beschwerden. Welche der Therapieoptionen für Sie die richtige ist, entscheidet Ihr behandelnder Kardiologe, gegebenenfalls auch gemeinsam mit einem Herzchirurgen.
Quellen:
- Böhm R, Niederseer D. Koronaranomalien und Muskelbrücken: Varianten, Therapieoptionen und Sport. 2019:26-28.
Herzliche Grüße
konkrete Behandlungs- oder Verhaltenstipps dürfen wir nicht geben, ohne Dich zu kennen. Aber gern ein paar allgemeine Informationen:
Sport:
Moderate körperliche Aktivitäten wie Walking, leichtes Jogging, Schwimmen und Radfahren sind in der Regel sicherer als hochintensive Übungen. Ein individuell abgestimmter Trainingsplan sollte in Zusammenarbeit mit Deinem Kardiologen oder Deiner Kardiologin erstellt werden. Achte auf Symptome wie Brustschmerzen, Kurzatmigkeit oder Schwindel während des Trainings. Wenn solche Symptome auftreten, solltest Du das Training abbrechen und einen Arzt konsultieren.
Sauna:
Der Besuch einer Sauna erhöht die Herzfrequenz und die Kreislaufbelastung, was theoretisch das Risiko einer vorübergehenden Koronararterienkompression bei einer Myokardbrücke erhöhen könnte. Wenn Du beschwerdefrei bist und der Kardiologe keine Bedenken hat, könnte der Saunabesuch in Ordnung sein. Es ist jedoch wichtig, auf Symptome wie Brustschmerzen oder Unwohlsein zu achten und die Sauna zu verlassen, wenn solche Symptome auftreten.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn
Meine Frage:
Bin ich ein Sonderfall? Ich bin Handwerker und habe schon viele Dinge im Leben durch Zuhören erfahren und stelle mir immer die Arbeitsweise von Maschinen und allen Naturereignissen vor. Da gibt es auch Tausende abweichende Zustände. Und oft muss man sich an den Kopf greifen und denken wie ist es möglich, das doch zu begreifen? Ich kann mir vorstellen, dass, wenn ich mich bücke, mein Bauch (eigentlich normale Ausführung) zusammengepresst wird, die Muskeln an der Aorta angeregt werden und somit die Aorta zusammendrücken und dadurch weniger Blutdurchlass bleibt – so dass mir auch die Luft wegbleibt. Wenn ich mich aufrichte und 2-3 Minuten durchatme, bessert sich der Brustdruck. Auch ist es oft, dass ich dabei schweißgebadet bin. Nicht nur im Sommer, oft auch im Winter. Man sagt mir auch immer wieder, ich hätte danach einen feuerroten Kopf. Was soll ich den Ärzten noch sagen? Das Gleiche habe ich jetzt schon 5 Kardiologen erzählt, aber immer wieder kommt: Wir haben nichts gesehen.
Bin ich da auf dem falschen Dampfer? Oder können Sie sich so eine Situation vorstellen? Mir wurde damals gesagt, eine OP wäre lebensgefährlich und ich solle zufrieden sein, denn das wäre ja keine Krankheit. Ich glaube, dass das auch bei einer Aufregung verstärkt wird. Denn ich habe meine geliebte Frau mehr als 2 Jahre gepflegt, und ihr Tod und das Fehlen der Wärme macht mich fertig. Ich habe auch in den letzten 2 Jahren eine Spinal-OP und 2 Hüft-OPs, einhergehend mit einer schweren Wundentzündung, durchgelebt. Nun, wie kann ihre Antwort aussehen? Ich denke, wie in Ihrem Bericht erwähnt, wäre mit einem Stent doch eine kleine Besserung möglich, oder? Ich würde mich freuen, eine Antwort Ihrerseits zu bekommen. Meine Mail-Adresse: Helga.Herbert15@gmail.com
wie oben beschrieben, wird ein Stent bei der Muskelbrücke nur selten eingesetzt.
Wie auch immer, wir hier aus der Ferne können Ihnen unmöglich einen Rat geben. Wir kennen Sie und alle Begleitumstände ja nicht, jeder Tipp wäre da unseriös.
Mit der Bitte um Ihr Verständnis
Viele Grüße vom Navigator-Team