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Ist Kinderwunsch mit Diabetes ein Problem?

Nein. Auch Frauen mit Diabetes können Kinder bekommen. Entscheidend ist aber, während der Schwangerschaft konsequent auf eine gute Blutzuckereinstellung zu achten. Und auch davor. Denn schon zum Zeitpunkt der Empfängnis sind Blutzuckerwerte im Normbereich sehr wichtig.

Auf die optimale Einstellung kommt es an

Wenn Sie schwanger werden, sollten Sie deshalb unbedingt gemeinsam mit dem Arzt sehr frühzeitig besprechen, wie Sie eine regelmäßige und sehr gewissenhafte Stoffwechselkontrolle sicherstellen. Letztlich kommt es hier vor allem auf Disziplin an.

Der Blutzucker schwankt mehr

Dazu muss man wissen, dass auch ein normalerweise gut eingestellter Blutzucker während der Schwangerschaft etwas verrückt spielen kann. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel kann es zu stärkeren Schwankungen kommen. Oft ist der Bedarf an Insulin erhöht, um Unterzuckerungen zu vermeiden. Der wichtigste Tipp: Vor und nach jeder Mahlzeit, vor dem Schlafengehen und zwei Mal pro Woche auch nachts konsequent den Blutzucker messen.

Nach der Geburt dreht sich das Bild übrigens komplett. Manchmal ist in den ersten Tagen nach der Entbindung überhaupt kein Insulin nötig. Auch das Stillen hat einen blutzuckersenkenden Effekt. Jetzt heißt es also eher, den Insulinbedarf nach unten anzupassen.

Was muss ich in der Schwangerschaft beachten?

Eine Schwangerschaft ist aufregend genug. Der Körper, und nicht zuletzt auch der Blutzucker, verändert sich laufend. Es gilt einiges zu beachten, damit Sie und Ihr Kind bestens durch diese besondere Zeit kommen.

Was bedeutet eine Schwangerschaft für meine Diabetes-Behandlung?

Wenn Sie als Diabetikerin gerne ein Kind bekommen möchten, ist das oberste Ziel aus medizinischer Sicht das Erreichen und die Aufrechterhaltung normaler Blutzuckerwerte. Das gilt bereits vor der geplanten Schwangerschaft und währenddessen bis zur Geburt natürlich erst recht.

In der Schwangerschaft erste Wahl: Humaninsulin

Optimal ist für diese Zeit die Behandlung mit Humaninsulin. Nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft gilt das auch für Frauen, die zuvor ihren Diabetes nur mit Ernährung und Tabletten (orale Antidiabetika) behandelt haben. Der Grund: Eine optimale Stoffwechseleinstellung gelingt am sichersten mit Insulin.

Tabletten schaden nicht dem Kind

Orale Antidiabetika mit Wirkstoffen wie Glibenclamid oder Metformin wirken nach derzeitigem Kenntnisstand zwar nicht schädlich auf die Leibesfrucht, kommen also auch in Betracht.

Dennoch, es ist zu beachten, dass damit nicht immer eine so gleichmäßige Blutzuckerkontrolle gelingt. Und als Faustregel gilt: Je höher der HbA1c-Wert (Blutwert zur Bestimmung des durchschnittlichen Langzeitblutzuckers), desto höher auch das Fehlbildungsrisiko.

Insulindosis an aktuelle Blutzuckerwerte anpassen

Noch ein paar Informationen: Wenn Sie mit Typ-1-Diabetes gut auf die kurzwirksamen Insulinanaloga Insulin aspart oder Lispro eingestellt sind, dürfen Sie diese weiter verwenden. Bei langwirksamen Insulinanaloga sollte jedoch aufgrund der bis dato unzureichenden Studienlage eine Umstellung auf Humaninsulin erfolgen.

Flexibilität ist gefragt

Wichtig ist, dass Ihre Insulintherapie laufend angepasst wird, falls einschneidende Veränderungen des Glukosestoffwechsels im Schwangerschaftsverlauf dies erforderlich machen sollten.

Muss man die Ernährung umstellen?

Während der ersten fünf Schwangerschaftsmonate ändert sich der Energiebedarf nicht. Auch mit Diabetes sollten Sie also nicht mehr essen als zuvor. Die Gewichtszunahme sollte in dieser Zeit nicht mehr als 1-3 kg betragen.

Da in den ersten Schwangerschaftsmonaten häufig Übelkeit und Erbrechen auftreten, kann es sogar zu einer vorübergehenden Gewichtsabnahme kommen. Das ist aber kein Problem für das ungeborene Kind, solange die Insulindosis gut angepasst und ggf. reduziert wird.

Maß halten ist besser

Generell sollte die Ernährung während der Schwangerschaft qualitativ gut sein, quantitativ eher bescheiden. Denn durch eine zu starke Gewichtszunahme wird die Einstellung des Blutzuckers erschwert. Besprechen Sie dieses Thema am besten auch mit Ihrem Diabetologen, Hausarzt oder Gynäkologen.

Führt das Schwangerschaftserbrechen zu Problemen?

Ja, das ist möglich. Wenn Sie während Ihrer Schwangerschaft unter starkem Erbrechen leiden, müssen Sie ggf. die Insulin- oder Tablettendosis reduzieren. Es kann durch das Erbrechen zu Hypoglykämien kommen. Dem können Sie entgegenwirken, in dem Sie z.B. in kleineren Mengen Coca Cola oder andere glukosehaltige Getränke zu sich nehmen.

Schadet eine schlechte Blutzuckereinstellung dem Fötus?

Ja. Vor allem in den ersten sechs bis acht Schwangerschaftswochen ist eine gute Blutzuckereinstellung sehr wichtig. Ein zu hoher Blutzucker in dieser Phase kann zu Missbildungen am Herzen oder zentralen Nervensystem führen.

Eine britische Studie beweist es:

Die Wissenschaftler analysierten rund 400.000 Schwangerschaften. Darunter waren 1.677 Schwangerschaften von Müttern mit Diabetes. Das Risiko für einen Geburtsfehler (v.a. angeborene Herzfehler und offener Rücken) lag bei den Schwangeren mit Diabetes bei 7%. Bei Frauen ohne Diabetes betrug es 2%.

Was den Ausschlag für das Auftreten von Geburtsfehlern entscheidend beeinflusste, war nach Erkenntnis der Studie der Blutzuckerwert am Tag der Zeugung und während der ersten sechs Wochen der Schwangerschaft. Aber zur Beruhigung: Die meisten Frauen mit Diabetes bekommen völlig gesunde Babys.

Bei guten Blutzuckerwerten droht keine Gefahr

Das sollte Sie nicht überängstlich machen oder gar von der Erfüllung des Kinderwunsches abhalten. Aber Sie müssen in dieser Zeit noch mehr als sonst auf Ihre Blutzuckereinstellung achten. Dann nämlich sei das Risiko für Geburtsfehler genauso gering wie bei jeder anderen Schwangeren auch.

Warum bekommen Mütter mit Diabetes manchmal so große Kinder?

Zum Glück kommt das heute immer seltener vor. Dass Mütter mit Diabetes deutlich zu große und zu schwere Babys zur Welt bringen, kann nur dann passieren, wenn der Blutzucker während der Schwangerschaft schlecht eingestellt war.

Die Folge: dicke Babys

Das Ungeborene produziert mehr Insulin als ihm gut tut, um den überschüssigen Blutzucker, der über das mütterliche Blut in den kindlichen Kreislauf gelangt, wieder loszuwerden. Insulin baut aber beim kleinen Baby im Bauch nicht nur Zucker ab, sondern lagert auch vermehrt Wasser und Fett ins Gewebe ein.

Komplikationen drohen

Zwar ist diese sogenannte Makrosomie selbst nicht gefährlich (außer, dass sie die Geburt erschwert), hat aber oft weitere kindliche Probleme zur Folge. Eine unzureichende Lungenreife oder starke Unterzuckerungen nach der Geburt ist keine Seltenheit.

Ist Stillen mit Diabetes erlaubt?

Ein klares Ja. Es wird sogar ausdrücklich empfohlen. Für das Kind besteht kein Risiko, da die Qualität der Muttermilch durch den Diabetes nicht beeinträchtigt ist. Im Gegenteil: Das kindliche Immunsystem wird gestärkt, und sowohl das Risiko für späteren Diabetes als auch späteres Übergewicht werden durch das Stillen sogar gesenkt.

Auch für die Mutter hat das Stillen Vorteile

Der Zuckerstoffwechsel der Mutter wird durch das Stillen positiv beeinflusst, oftmals sinkt dadurch sogar der Insulinbedarf.

Schadet der erhöhte Zuckeranteil der Muttermilch nicht dem Kind?

Ein etwas höherer Glukose-Gehalt der Muttermilch ist für das Kind kein Problem. Nur eine Unterzuckerung sollte vermieden werden.

Quellen:

  • Besonderheiten bei Schwangeren mit Diabetes Typ 1 und Typ 2. Herausgeber: Deutsche Diabetes-Hilfe. www.diabetesde.org.
  • Wie wirkt sich Diabetes auf Kinderwunsch und Schwangerschaft aus? Herausgeber: Helmholtz Zentrum München. www.diabinfo.de.

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
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    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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