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Wie entsteht Rheuma? Welchen Einfluss haben Vererbung und Stress auf die Gelenkerkrankung? Was bringt eine Rheuma-Diät und welche Medikamente verschaffen Linderung? Diese und viele weitere Fragen rund um das Thema rheumatische Arthritis beantworten wir in folgendem Beitrag.

Das Wichtigste zu Beginn

Einführung

Was ist Rheuma?

Im Volksmund versteht man unter Rheuma meist ein entzündliches Gelenkrheuma, medizinisch rheumatoide Arthritis oder chronische Polyarthritis genannt (Arthritis = Gelenkentzündung).

In der Medizin versteht man heute unter rheumatischen Erkrankungen aber noch viel mehr, nämlich allgemein solche Krankheiten, die an den Bewegungsorganen, also Gelenken, der Wirbelsäule, den Knochen, den Muskeln und den Sehnen, auftreten und fast immer mit Schmerz und häufig mit Bewegungseinschränkung verbunden sind. Neben der rheumatoiden Arthritis gibt es viele andere entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie z.B. die Bechterew-Erkrankung (med.: Spondylitis ankylosans).

Nicht nur die Gelenke

Rheumatische Krankheiten sind aber nicht immer mit einer Entzündung verbunden: Auch Osteoporose (Verminderung der Knochenmasse mit erhöhter Gefahr für Knochenbrüche) und Gelenkverschleiß mit Knorpelschaden (med.: Arthrose) gehören dazu.

Einige der rheumatischen Krankheiten betreffen nicht nur das Bewegungssystem, sondern auch die Haut, die inneren Organe oder das Nervensystem.

Rheuma: Fachbegriffe

Vorkommen

Ursachen

Woher kommt entzündliches Rheuma?

Entzündlich-rheumatische Krankheiten können durch Störungen im Immunsystem, wie bei den Autoimmunkrankheiten, durch Infektionen oder – wie bei der Gicht – durch Kristallablagerungen in Geweben hervorgerufen werden. Oft sind die Ursachen und Auslöser aber unbekannt.

Erbfaktoren spielen eine wichtige Rolle. Das bedeutet, wer nahe Verwandte mit chronischer Polyarthritis bzw. Rheumatoider Arthritis hat, der hat auch selbst ein höheres Risiko daran zu erkranken als Menschen ohne Verwandte mit dieser Krankheit. Bekannt ist auch, dass Raucher häufiger eine rheumatoide Arthritis bekommen als Nichtraucher.

Risikofaktoren Vererbung und Stress

Symptome

Woran erkenne ich, dass ich Rheuma habe?

Rheuma entsteht nicht über Nacht, es entwickelt sich meist ganz allmählich und schleichend. Und längst nicht immer tun sofort die Gelenke weh. Stattdessen ist das einzige Frühsymptom oft nur eine allgemeine Abgeschlagenheit, ein diffuses Krankheitsgefühl, ohne dass man so richtig weiß, was man hat.

Aber über kurz oder lang rücken dann schon die Gelenke in den Mittelpunkt, zumindest beim entzündlichen Gelenkrheuma. Oft schmerzen zunächst nur wenige Gelenke, z.B. an den Fingern. Dabei schwellen sie häufig an und werden rot und heiß. Schmerz, Schwellung, Rötung und Hitze deuten auf die Entzündung im Gelenk hin.

Symptom-Chamäleon

Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch-entzündliche Krankheit, die vor allem Ihre Gelenke betrifft, aber auch innere Organe wie zum Beispiel Lunge und Herz befallen kann. Ärzte sprechen daher von einer Systemkrankheit. Eine frühe Diagnosesicherung und ein rascher Therapiebeginn haben großen Einfluss auf den Behandlungserfolg.

Wenn einem alles weh tut, alle Gelenke, der ganze Körper schmerzen, ist es gar nicht so einfach zu wissen, woran es nun liegt. Die Beschwerden bei der rheumatoiden Arthritis können vorübergehend sein und immer mal wieder auftreten, oder sie halten länger an. Manchmal betreffen sie mehrere Gelenke, das Erscheinungsbild es hier sehr variabel.

Die Diagnose ist gar nicht so einfach

Eine Abgrenzung zu Arthrose-Erkrankungen oder auch zur Fibromyalgie ist nicht immer einfach. Für die Diagnosesicherung ist wichtig, wie viele Gelenke befallen sind und ob es eine alternative Diagnose gäbe.

Ein symmetrischer Befall, wenn zum Beispiel beide Hände rechts und links gleichzeitig geschwollen sind, kann sehr typisch sein. Außerdem spielt eine Rolle, wie lange die Beschwerden anhalten. Klassischerweise spricht man von einer Morgensteifigkeit, die mindestens 60 Minuten anhält und dann im Tagesverlauf besser wird.

Auch die Laborwerte sind wichtig. So gibt es unspezifische Entzündungswerte wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit BSG oder das CRP und spezifische Antikörper wie den Rheumafaktor und CCP-Antikörper, die oft beim Gelenkrheuma erhöht sind. Und schließlich kann ein Röntgenbild wegweisend sein, indem es Veränderungen im Gelenkspalt sichtbar macht.

In jedem Fall sollten Sie zum Hausarzt gehen, wenn Sie neu aufgetretene Probleme oder Schmerzen im Gelenksbereich bemerken, damit die Ursache rasch festgestellt werden kann. Handelt es sich um ein entzündliches Gelenkrheuma, ist nämlich ein früher Behandlungsbeginn günstig für den weiteren Verlauf.

Untersuchungen

Behandlung

Wann muss entzündliches Rheuma behandelt werden?

Natürlich ist der Umgang mit rheumatischen Beschwerden individuell sehr unterschiedlich und auch der Schmerzmittelbedarf schwankt von Person zu Person. Es gibt aber auch "objektive" Parameter, nach denen Rheumatologen eine Behandlungsbedürftigkeit beurteilen.

Nach Empfehlungen der Deutschen Rheumaliga sollte in folgenden Situationen auf jeden Fall eine Behandlung begonnen werden:

  • neu oder wiederholt aufgetretene weiche Schwellung eines oder mehrerer Gelenke

und zusätzlich eines der beiden folgenden Kriterien:

  • Morgensteifigkeit der Gelenke für mindestens 30 Minuten und mehr
  • erhöhte Entzündungswerte im Blut

Therapieoptionen: Medikamente, Kältetherapie und Co.

Was passiert, wenn ich keine Medikamente bei Rheuma nehme?

Auch wenn es lästig sein mag, dauerhaft Tabletten gegen die Gelenkerkrankung einzunehmen, sollten Sie dem Rat Ihres Arztes folgen. Denn wird Rheuma nicht behandelt, drohen gravierende Folgen: Die betroffenen Gelenke werden mit der Zeit weniger beweglich und schließlich völlig steif. Zudem können starke Schmerzen durch die Zerstörung der Gelenke auftreten.

Medikamente

Rheumamedikamente: Vor dem Essen, während der Mahlzeit oder nach dem Essen?

Der richtige Zeitpunkt der Einnahme von Medikamenten ist wichtig, nicht nur für die Wirksamkeit, sondern besonders auch für die Verträglichkeit.

Halten Sie sich bei Ihren Rheumamedikamenten an folgende Faustregel (nur einige wichtige aufgeführt):

  • Diclofenac: direkt nach der Mahlzeit
  • Ibuprofen: direkt nach der Mahlzeit
  • Kortison-Präparate: kurz vor der Mahlzeit
  • Methotrexat: halbe Stunde vor der Mahlzeit mit einem Glas Wasser
  • Säurehemmer (zum Schutz gegen Magenschäden durch andere Rheumamittel): zwischen den Mahlzeiten und nicht zusammen mit anderen Medikamenten

Medikamente: ASS, Voltaren und Co.

Kann man verschiedene rezeptfreie Rheuma-Schmerzmittel auch miteinander kombinieren?

Nein, das sollten Sie auf keinen Fall tun. Denn normalerweise lässt sich damit keine bessere Wirkung erzielen. Sehr wohl nimmt aber die Gefahr von Nebenwirkungen zu. Aus diesem Grund wird auch von Kombinationspräparaten (zwei oder noch mehr verschiedene Wirkstoffe in einer Tablette) abgeraten.

Die frei verkäuflichen Schmerzmittel oder Rheuma-Medikamente sind vor allem Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin® u.a.), Diclofenac (Voltaren® u.a.), Naproxen und Ibuprofen. Auch wenn man die ohne Rezept bekommt, heißt das nicht, dass sie ohne Bedenken in großen Mengen eingenommen oder kombiniert werden können.

Gefahr für den Magen

Eine gleichzeitige Einnahme verschiedener dieser Medikamente ist vor allem deshalb gefährlich, weil sie alle auf ähnliche Art und Weise wirken – und damit auch ähnliche Nebenwirkungen haben. Und die können sich bei zu hoher Gesamtdosis potenzieren. Vor allem Magenprobleme und eine erhöhte Blutungsneigung können auftreten.

Lassen Sie sich also trotz der Beschwerden nicht zu einer wilden Schmerzmittel-Mixtur hinreißen. Der Gedanke "Viel hilft viel" ist hier falsch. In Maßen und singulär eingesetzt führen die oben genannten Rheumamittel dagegen in den meisten Fällen zu einer guten Schmerzlinderung.

Biologika gegen Rheuma

JAK-Inhibitoren und Morphium

Was kann ich tun, um die Rheumamedikamente besser zu vertragen?

Häufig kann die Art der Einnahme helfen, Medikamente besser zu vertragen. Nehmen Sie nichtsteroidale Antirheumatika (Ibuprofen, Diclofenac usw.) am Ende der Mahlzeit ein, das schont den Magen.

Säurebindende Magenmittel sollten sie zwischen den Mahlzeiten und nie zusammen mit anderen Arzneimitteln einnehmen. Kortison-Präparate werden zur Mahlzeit eingenommen, falls Ihr Arzt es nicht anders empfiehlt. Bei einem Rheumaschub kann man die Morgendosis Kortison mit einem Glas Milch oder Joghurt schon abends ans Bett zu stellen und vor dem Aufstehen einnehmen.

Methotrexat wird eine halbe Stunde vor der Mahlzeit mit einem Glas Wasser eingenommen.

Sind die Rheumamedikamente Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen magenfreundlicher, wenn man sie als Zäpfchen nimmt?

Nein. Die Möglichkeit der Magenunverträglichkeit der NSAR (NSAR = nicht-steroidale Antirheumatika, z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, ASS, Aspirin®) besteht unabhängig vom Einnahmemodus.

Den potentiell schädlichen Effekt auf die Magenschleimhaut entfalten diese Mittel nämlich nicht vor Ort, also nicht direkt nach dem Schlucken. Das passiert erst, wenn sie vom Darm aufgenommen und in die Blutbahn geschickt wurden. Dann erst hemmen sie die Enzyme Cyclooxygenase I und II, was einerseits zur Schmerzlinderung führt, andererseits aber auch den natürlichen Schutz der Magenschleimhaut herabsetzt.

Fazit: Ob nun in Tablettenform oder als Zäpfchen zugeführt – was die Nebenwirkungen angeht, ist der Effekt der gleiche.

Medikamente bei Rheuma: Nebenwirkungen

Was bedeutet bei einem Rheuma-Medikament die Bezeichnung "retard"?

"Retard" bedeutet wörtlich übersetzt Verzögerung oder Verspätung. Wenn auf einem Medikament die Zusatzbezeichnung "retard" steht, heißt das immer, dass es sich um ein Präparat handelt, bei dem der Wirkstoff im Körper langsamer freigesetzt wird als normalerweise.

Im Falle von Rheuma-Medikamenten macht eine solche "Retard-Tablette" manchmal Sinn, weil die gängigen Wirkstoffe wie Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen zwar schnell wirken, aber nicht sehr lange. Bereits nach etwa vier Stunden lässt die Wirksamkeit wieder ab. Nimmt man dieselben Medikamente als "Retard-Tablette", wird der Wirkstoff nur ganz langsam aus der Tablettenhülle freigegeben und der schmerzlindernde Effekt hält deutlich länger an (setzt aber auch langsamer ein). Das kann vor allem nachts Sinn machen.

Naturheilkunde, Heilpflanzen und Vitamin C

Leben mit Rheuma

Soll ich mich bei Rheuma schonen?

Nein, Sie sollten – soweit möglich – aktiv bleiben. Das fördert die Beweglichkeit der Gelenke und regt den Knochenstoffwechsel an.

Unsere Knochen bauen sich unser ganzes Leben lang immer wieder auf, um und ab. Bewegt man sich nur noch wenig, überwiegt allerdings der Abbau: Die Knochendichte wird geringer, eine Osteoporose droht mit der Folge von Knochenbrüchen.

Bei einer rheumatoiden Arthritis ist diese Gefahr zusätzlich durch die Krankheit selbst und Medikamente wie Kortison erhöht. Deshalb ist Bewegung zur Stimulierung des Knochenaufbaus besonders wichtig. Auch wenn es manchmal Überwindung kostet.

Sport, Tai Chi und Rauchen

Ernährung mit Rheuma

Warum ist Fisch bei Rheuma gesund?

Fisch, insbesondere fetter Seefisch, enthält viele lebenswichtige (essentielle) Fettsäuren, die wir nicht selbst bilden können. Sie heizen die Entzündung im Körper nicht weiter an wie einige Fettsäuren aus Fleisch, Eiern und Wurst, sondern mildern sie ab.

Dazu gehören die Omega-3-Fettsäuren, z.B. Alfa-Linolensäure, Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). EPA und DHA sind auch Bestandteile der Fischöle, die in Kapselform als Nahrungszusatz angeboten werden. Übrigens: Auch Lein-, Walnuss-, Raps- und Sojaöl sowie grüne Gemüse enthalten Omega-3-Fettsäuren.

Mittelmeer-Diät, Fleisch und Fasten

Prognose

Stimmt es, dass man mit Rheuma auch ein höheres Risiko für Herzerkrankungen hat?

Entzündlich rheumatische Erkrankungen sind nicht nur mit Gelenkschäden, sondern auch mit einem deutlich erhöhten Risiko für Gefäßschäden am Herzen (kardiovaskuläres Risiko) verbunden. Der Grund: Die chronisch entzündliche Reaktion, die zu den rheumatischen Beschwerden führt, betrifft den ganzen Körper.

Deshalb ist die frühzeitige Behandlung von rheumatischen Erkrankungen auch für Herz und Gefäße sehr wichtig. Darüber hinaus sollten die bekannten Risikofaktoren für Arteriosklerose (die Gefäßverkalkung entsteht unter anderem durch Bewegungsmangel, Übergewicht und falsche Ernährung) konsequent ausgeschaltet werden.

Bei Rheuma ans Herz denken

Jedem Arzt ist klar, dass bei Patienten mit Diabetes das Risiko für Herzinfarkt und andere Herzerkrankungen deutlich erhöht ist. Wesentlich weniger bekannt ist, dass dies auch für Rheuma gilt. Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung ist das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, bei Patienten mit rheumatoider Arthritis um 65% erhöht.

Dies ist das Ergebnis einer großen Bevölkerungs-Studie aus Dänemark, vorgestellt auf dem Europäischen Rheumakongress 2010, in der die Daten von knapp 4 Millionen Menschen ausgewertet wurden. Zum Vergleich: Bei Menschen mit Diabetes war das Herzinfarkt-Risiko in derselben Studie um 73% erhöht.

Rheuma: Einfluss auf die Knochen

Quellen:

  • Dube et al. Cumulative Childhood stress and autoimmune diseases in adults. Psychosom.Med. 2009. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19188532
    Boscarino JA. Posttraumatic stress disorder and physical illness. Results from clinical and epidemiologic studies. Ann NY Acad Sci. 2004. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15677401
  • Berufsverband Deutscher Rheumatologen
  • American College of Rheumatology
  • Albrecht, K., Binder, S., Minden, K. et al. Systematisches Review zur Schätzung der Prävalenz entzündlich rheumatischer Erkrankungen in Deutschland. Z Rheumatol (2023).https://doi.org/10.1007/s00393-022-01305-2.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Blutwerte bei Rheuma
Hallo,
welche Werte gelten bei Rheuma, egal welcher Art, als erhöht? Und welche sollte man annehmen, wenn man das wissen möchte? CRP ist bei mir 0,3. Oder sagt der bei Rheumaerkrankungen nichts aus? Liebe Grüße, Betina.
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