Unter Schirmherrschaft der
Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V.
Navigator-Medizin.de
   X   

[Krankheiten von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Medikamente von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Diagnostik & Laborwerte von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Therapieverfahren von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Gesundheitsthemen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Symptome von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   
Suche

Wie viel schläft ein Baby normalerweise? Wie sollte es gebettet werden und hat das Einfluss auf die Gefahr des plötzlichen Säuglingstodes? Fragen zum Baby-Schlaf beantworten wir im folgenden Beitrag.

Schlafzeiten

Warum schlafen Babys in den ersten Wochen tagsüber mehr als nachts? 

Weil sie das so aus dem Mutterbauch gewöhnt sind. Das war während der Schwangerschaft nämlich genauso, weil die Bewegungen der Mutter den Fetus tagsüber in den Schlaf schaukelten. Die nächtliche Ruhe der Mutter ließ ihn häufiger aufwachen und strampeln.

Anfangs verhält sich der Schlaf-Wach-Rhythmus damit umgekehrt zu dem der Eltern, der Säugling schläft am Tage mehr als nachts. Mit 6 Wochen hat sich der neue Erdenbürger weitgehend umgestellt und kann in der Regel schon etwa 3-4 Stunden nachts hintereinander schlafen.

Insgesamt nennt man diese ersten sechs Lebenswochen auch Schlafalter. Weil deren hervorstechendstes Merkmal der Schlafbedarf des Neugeborenen ist.

Ist es sinnvoll, das Neugeborene bewusst wach zu halten, damit es anschließend länger ruht?  

Nein, das funktioniert (leider) nicht. Denn Babys weisen in den ersten drei Monaten ihres Lebens noch ein recht chaotisches Schlafmuster auf und können lange Wachzeiten nicht durch vermehrten Tiefschlaf ausgleichen.

Erst mit etwa 4 Monaten entwickeln sie eine erkennbare Schlafstruktur, bei der zunächst der Traum-Schlaf (REM-Phasen) dominiert.

Hinlegen und Betten

Wie bette ich mein Baby richtig?

Man hat festgestellt, dass die gleichmäßigen Atemgeräusche der Eltern einen positiven Einfluss auf die Atemregulation des Säuglings haben. Außerdem erleichtert die Nähe des Babys den Müttern das nächtliche Stillen. Deshalb wird empfohlen, im ersten Lebensjahr das Babybett im Elternschlafzimmer aufzustellen.

Bei dessen Ausstattung bedeutet weniger mehr, nämlich mehr Sicherheit durch „spartanische" Verhältnisse: Ihr Kind sollten Sie so betten:

  • im Schlafsack und ohne zusätzliche Decke
  • auf möglichst fester, luftdurchlässiger Matratze, die sich relativ wenig eindrücken lässt
  • ohne Kopfkissen, Fellunterlagen oder weiche Umpolsterungen (Nestchen)
  • ohne Kuscheltiere oder kleine Teile, die gefährlich für die Atemwege werden könnten

Baby ins Elternbett

Umstritten ist die Frage, ob man das Baby nicht gleich zu sich ins (Familien-) Bett holen soll oder darf. Für stillende Mütter kann das die Situation beim Stillen erleichtern, die auch für das kindliche Wohlbefinden wichtig ist.

Andererseits könnte die Schlafqualität der Eltern durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit auf Dauer gemindert sein. Zudem deuten wissenschaftliche Studien darauf hin, dass mit dem Schlafen im Familienbett ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Säuglingstod verbunden sein könnte.

Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Elternteil oder beide Raucher sind (was auch aus anderen Gründen dringend beendet werden sollte). Und auch, wenn das Baby Flaschennahrung erhält, ist es wohl im eigenen Bettchen neben dem Elternbett besser aufgehoben.

Wie helfe ich meinem Baby beim Einschlafen?

Einschlaf-Tipps und Einschlaf-Hilfen gibt es in Hülle und Fülle. Was bei Ihrem Sprössling am besten funktioniert, müssen Sie selbst herausfinden. Wichtig ist, dass Sie sich für das Zubettbringen Zeit nehmen. Hektik und Lärm sind keine geeigneten Rahmenbedinungen für das Einschlafen.

Förderlich sind dagegen beruhigende Berührungen und Bewegungen wie gleichmäßiges und rhythmisches Streicheln und Schaukeln. Auch Licht, Ton und Wärme helfen beim schlafvorbereitenden Beruhigen, durch Kombination wird der Effekt noch stärker (z.B. Lied vorsingen, Licht anlassen, Kind schaukeln).

Übrigens: Wie eine Studie ergab, wirkt das Vorspielen der mütterlichen Herztöne auf sehr junge Kinder außerordentlich beruhigend. Nehmen Sie Ihren Säugling ggf. stattdessen zu sich an die Brust, falls Sie Ihre Herztöne nicht in abspielbarer Version griffbereit haben …

Kurz vorm Schlafengehen die Brust

Zögern Sie die letzte Mahlzeit abends möglichst weit hinaus. Wenn Sie Ihr Baby stillen bzw. ihm die Flasche geben, bevor Sie selbst zu Bett gehen, sind Ihnen vermutlich mehr Stunden Schlaf gegönnt als sonst. Das Saugen an der Brust oder Flasche hält naturgemäß oft als „Beruhigungsmittel Nr.1“ her. Vom (regelmäßigen) Hinwegschlummern des Kindes beim Stillen ist allerdings eher abzuraten, da es auf diese Weise nicht lernen kann, von selbst einzuschlafen. Spätere Probleme werden so möglicherweise vorprogrammiert.

Ähnliches gilt, wenn Ihr Baby nachts unruhig wird: Nehmen Sie es nicht gleich hoch, sondern reden Sie ihm gut, also leise und beruhigend, zu. So bekommt Ihr Zögling die wichtige Gelegenheit, sich selbst zu beruhigen. Beschränken Sie den nächtlichen Windelwechsel auf das Nötigste, etwa wenn Ihr Kind wegen einer nassen Windel schreit oder einen wunden Po hat.

Schlafsack

Warum soll das Baby im Schlafsack liegen? 

Beim Schlafen sollte der Kopf Ihres Babys von nichts bedeckt werden, was einen Atemrückstau oder eine Überwärmung verursachen kann. Deshalb ist ein Schlafsack, dessen Halsumfang nicht größer als der Kopf des Kindes ist, besser geeignet als eine Decke, unter die der Säugling rutschen kann.

Die richtige Länge des Schlafsacks ermitteln Sie aus der Körpergröße minus der Kopflänge des Kindes plus 10-15 cm zum Wachsen und Strampeln. Der Schlafsack darf nicht zu breit sein, damit sich das Kind nicht darin verwickelt.

Sollten Sie dennoch eine Decke bevorzugen, dann achten Sie darauf, dass sie leicht ist und Ihr Baby nur bis zur Brust bedeckt. Seine Füße sollten gegen das Fußende des Bettchens stoßen, denn dann ist das Risiko gemindert, dass Ihr Kind unter die Decke rutscht.

Schutz vor plötzlichem Kindstod

Wie kann ich das Risiko minimieren?

Der sogenannte plötzliche Kindstod befindet sich auf dem Rückzug. Die verbesserte Vorsorge hat dazu geführt, dass die Zahl der Kinder, die scheinbar völlig grundlos im Schlaf sterben, sich von 1990 bis 2003 auf ein Drittel reduziert hat. Im Jahre 2001 lag die Gesamtzahl der Fälle in Deutschland bei etwas über 400.

Das ist eine sehr sehr erfreuliche Nachricht. Und ein Grund, die Vorsorge auch weiterhin ernst zu nehmen. Experten haben deshalb kürzlich noch einmal zusammengefasst, was Eltern tun können, um das Risiko noch weiter zu minimieren:

Besonders wichtig: "richtiges" Schlafen und rauchfreier Haushalt

  • Rauchen Sie nicht in der Wohnung.
  • Kinder sollten nie mit im Bett der Eltern schlafen, wenn diese Raucher sind oder Alkohol konsumiert haben.
  • Kinder im Alter über acht Wochen sollten generell nicht im Elternbett schlafen.
  • Säuglinge, die in Bauchlage schlafen oder liegen, haben ein erhöhtes Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben. Drehen Sie daher nie das Kind von der Seite auf den Bauch.
    Allerdings warnen wir auch vor übertriebenen Ängsten. Es gibt viele Babys, die sich von sich aus im Schlaf immer wieder auf den Bauch drehen. Deren Gefahr, deshalb zu sterben, ist absolut betrachtet, extrem gering.
  • Packen Sie Ihr Baby nachts nicht unter eine Decke, sondern in einen Schlafsack.
  • Die beste Schlafart für Ihr Baby: allein in seinem Bettchen, und das in einem Schlafsack.

Risikofaktoren und Mythen zum plötzlichen Kindstod

Hilt ein Schlafsack gegen "Plötzlichen Säuglingstod"?

Die beste Methode, dem "plötzlichen Kindstod" vorzubeugen, ist das Schlafen im Schlafsack. Darauf hat jetzt einmal mehr Prof. Christian Poets vom Universitätsklinikum Tübingen aufmerksam gemacht.

Aufklärung rettet Kinderleben

In den Niederlanden, wo eine konsequente Informationskampagne durchgeführt wurde, konnte die Zahl der ungeklärten Säuglingssterbefälle auf einen Todesfall pro 10.000 Säuglinge reduziert werden. Auch in Deutschland hat sich die Rate in den letzten Jahren halbiert, liegt aber immer noch bei 5-7 Fällen auf 10.000 Säuglinge.

Laut Poets ein klares Indiz dafür, dass auch hierzulande noch intensiver informiert werden muss. Denn zwar weiß niemand so genau, warum es eigentlich zum plötzlichen Kindstod kommt. Aber immerhin wissen wir, wie die (zum Glück geringe) Wahrscheinlichkeit noch einmal deutlich reduziert werden kann.

Tipps:

Neben dem Schlafen der Kleinen im Schlafsack (verhindert das Hochziehen der Bettdecke) gehören dazu auch das Schlafen auf dem Rücken, im eigenen Bett und außerdem komplett rauchfreie Wohnungen.

Warum kann ein Schnuller vor plötzlichem Kindstod bewahren?

Schlafen mit dem Schnuller soll das Risiko eines plötzlichen Kindstodes um 90% senken. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, in der die Schlafbedingungen von Kindern, die an plötzlichem Kindstod gestorben waren, mit denen gesunder Kinder verglichen worden waren.

Die schützende Wirkung des Schnullers geht nach Ansicht der Wissenschaftler auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen verhindert der Nuckel, dass die Kinder ihr Gesicht zu tief in eine Bettdecke oder ähnliches vergraben können. Dazu nützlich ist vor allem ein größerer Griff am Schnuller. Zum anderen scheint das unbewusste "Nuckeln" im Schlaf auch einen direkten Schutzeffekt zu haben. Möglicherweise aktiviert das Saugen bestimmte Gehirnareale, die für die Atmung zuständig sind.

Schlafen auf dem Bauch senkt das Risiko eines plötzlichen Kindstods: Was ist davon zu halten?

Dass Babys möglichst nicht auf dem Bauch schlafen sollten, um das Risiko für den plötzlichen Kindstod zu minimieren, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Doch nun packen US-Kinderärzte noch einen drauf: Auch vor Infektionen scheinen die Säuglinge besser gefeit zu sein, wenn sie auf dem Rücken schlafen.

Infektionen durch warmen Atem

Rund 14.000 Babys wurden in einer Studie während des ersten Lebensjahres beobachtet. Diejenigen Babys, die in der Regel auf dem Rücken oder auf der Seite schliefen, hatten im Schnitt deutlich weniger Infektionsbeschwerden wie Fieber, Husten, verstopfte Nase oder Mittelohrentzündungen verglichen mit den "Bauchschläfern". Die Forscher vermuten, dass die Wärme des eigenen Atems in Bauchlage das Entstehen von Infektionen begünstigt.

Was die Wissenschaftler nicht beantworten, ist, wie man ein Kind ab dem sechsten Monat daran hindern soll, sich nachts auf seine Lieblingsseite zu drehen. Eltern von Bauchschläfern wissen, dass das praktisch unmöglich ist.

Quellen:

  • Leitlinienprogramm AWMF, verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/063-002l_S1_Pravention-des-ploetzlichen-Saeuglingstodes_2018-07.pdf
  • Leitlinienprogramm AWMF, verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/024-005l_S2k_Betreuung_von_gesunden_reifen_Neugeborenen_2012-10-abgelaufen.pdf

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentar schreiben

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

mehr Informationen


 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

mehr Informationen

Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

mehr Informationen

Navigations-Menü & weitere Artikel zum Thema Top

Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Haupt-Autor
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

mehr Informationen

 

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

mehr Informationen

 
Herzerkrankungen & Heilpflanzen

Navigator-Medizin.de
Sanfte Pflanzenkraft bei Krebs

Einige Studien weisen darauf hin, dass bestimmte Heilpflanzen ein erstaunliches krebshemmendes Potenzial besitzen.

Zeit für einen genaueren Blick.

Mehr dazu lesen
Sie hier!