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Wie kommt es zu einer Mittelohrentzündung? Woran kann man sie erkennen? Wie wird sie behandelt? Wann muss ich mit meinem Kind zum Arzt gehen? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten zur Mittelohrentzündung (Otitis media).

Häufigkeit

In welchem Alter sind Kinder besonders anfällig für eine Mittelohrentzündung?

40% aller Kinder erkranken bis zu ihrem 10. Lebensjahr mindestens einmal an einer Mittelohrentzündung (Otitis media). Sie ist damit nach der Erkältung die zweithäufigste Erkrankung und der häufigste Grund für einen Arztbesuch. Besonders häufig tritt eine akute Mittelohrentzündung im Alter zwischen einem halben und drei Jahren auf.

Mittelohrentzündungen im frühen Kindesalter

Was ist bei Mittelohrentzündung bei Säuglingen zu beachten?

Auch beim Säugling kann es leicht zu einer Mittelohrentzündung kommen. Manchmal beginnt das Ohr unvermittelt zu „laufen“ und hört auch ebenso rasch wieder auf. Eine sorgfältige Nachuntersuchung beim Kinderarzt ist dennoch angezeigt. Wichtig sind warme Kleidung und Mützchen, da es bei Säuglingen leicht zu Rückfällen mit unangenehmen Folgen kommen kann.

Erhöhen Luftschadstoffe durch Verkehr das Risiko für Mittelohrentzündungen?

Das wird vermutet, ja. Kinder, die in den ersten beiden Lebensjahren in erheblichem Maße mit Verkehrs-Schadstoffen in Berührung kommen, erkranken häufiger an Mittelohrentzündungen. Das wurde 2006 in einer deutsch-niederländischen Studie nachgewiesen.

Bisher wusste man, dass Rauchen in der Umgebung von Kleinkindern deren Risiko für eine Mittelohrentzündung erhöht. Ein Zusammenhang mit Luftschadstoffen und Feinstaub wurde zwar vermutet, der Nachweis aber gelang erst jetzt.

Als Erklärung führen die Wissenschaftler die Reizung der Flimmerhärchen in den oberen Atemwegen durch die Verkehrsabgase an. Sind diese geschädigt, kommt es häufiger zu Atemwegsinfekten. Und Infekte der oberen Atemwege wiederum gelten als Hauptursache für Mittelohrentzündungen.

Symptome

Was sind typische Beschwerden bei Mittelohrentzündung? 

Eine Mittelohrentzündung beim kleinen Kind ist manchmal gar nicht so einfach zu erkennen. Zum einen sieht man äußerlich nichts, zum anderen können Babys und kleine Kinder ihre Beschwerden ja in der Regel nicht beschreiben. Ungeachtet dessen gibt es typische Anzeichen und Symptome:

Symptome und Beschwerden bei einer Mittelohrentzündung:

  • pochende oder stechende Ohrenschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten hinter dem Ohr und im Kieferwinkel
  • Kopfschmerzen
  • oft keine Schmerzen mehr, falls das Ohr „läuft“

Bei Säuglingen:

  • fasst an das schmerzende Ohr
  • wirft den Kopf hin und her
  • möglicherweise aber auch nur: Fieber, Unruhe und Trinkschwäche

Achtung: Bei Säuglingen besteht grundsätzlich die Gefahr, dass die Entzündung auf den Warzenfortsatz hinter dem Ohr oder möglicherweise auf die Hirnhäute übergreift. Deshalb sollten Sie keine Zeit verlieren und mit Ihrem erkrankten Baby sofort zum Kinderarzt! Die Mittelohrentzündung selbst ist übrigens nicht ansteckend, die anfänglich meist bestehende Erkältung dagegen schon.

Mittelohrentzündungen bei Kindern - Risiken und Gefahren

Wie erkenne ich eine Mittelohrentzündung bei meinem Kind?

Besonders verdächtig für eine Mittelohrentzündung sind Ohrenschmerzen und Fieber nach einem vorangegangenen Schnupfen. Der Druck auf den vorderen Ohrknorpel löst typischerweise eine Abwehrreaktion Ihres Kindes aus („Tragus-Schmerz“).

Je nach Stadium und Verlauf der Mittelohrentzündung kann ein wässriges und oft blutiges, ggf. auch eitriges Sekret auf- bzw. austreten. Die Schmerzen dauern normalerweise ein bis zwei Tage an, wenn nachträglich das andere Ohr betroffen ist, auch länger.

Was ist der „Tragus-Schmerz“?

Bei Ihrem Kleinkind erkennen Sie Ohrenschmerzen an der Abwehr beim Druck auf den vorderen Ohrknorpel. Diese Reaktion wird Tragus-Schmerz genannt.

Das Ausbleiben dieses Druckschmerzes ist ein sicheres Indiz dafür, dass keine Mittelohrentzündung besteht. Wischt sich Ihr Sprössling dagegen ständig mit der Hand im Ohrbereich, spricht dies eher für Beschwerden im Mund.

Was ist eine Myringitis?

Die Entzündung des Trommelfells bezeichnen Mediziner als Myringitis. Sie wird in den meisten Fällen durch Bakterien oder Viren ausgelöst und tritt fast immer zusammen mit einer Mittelohrentzündung auf.

Der schlagartig einsetzende, ein bis zwei Tage anhaltende Ohrschmerz wird demzufolge auch meist von Hörstörungen und Fieber begleitet. Die infektiös bedingte Bläschenbildung auf der Trommelfellmembran ist sehr schmerzhaft, die spontane Abheilungstendenz dafür hoch. Behandelt wird wie bei der Otitis media, eventuell kommt ein manuelles Aufstechen der Bläschen in Betracht.

Wie gefährlich ist eine akute Mittelohrentzündung?

Zwar ist eine akute Mittelohrentzündung mit Fieber und Ohrenschmerzen eine häufige Ursache für durchwachte Nächte der Eltern, etwas Ernstes ist sie allerdings im Normalfall nicht. 8 von 10 Mittelohrentzündungen heilen folgenlos aus.

Dennoch gilt es, den Krankheitsverlauf aufmerksam zu beobachten, da in den restlichen Fällen Behandlungsbedarf mit Antibiotika oder sogar einem kleinen chirurgischen Eingriff besteht. Erfolgt das therapeutische Eingreifen nicht rechtzeitig, drohen Hörprobleme, die zu Lernschwierigkeiten bis hin zu einem Zurückbleiben in der Schule führen können.

Behandlung

Warum sollte man die Behandlung nicht hinauszögern?

Eine akute Mittelohrentzündung ist zwar unangenehm und fast immer mit stechenden und zum Teil pulsierenden Ohrenschmerzen verbunden. In der Regel aber heilt sie – und damit auch die lästigen Ohrgeräusche – bei rechtzeitiger Behandlung innerhalb von zwei Wochen wieder vollständig ab.

Durch das kleine Loch im Trommelfell, das durch den hohen Druck entsteht, kann der Eiter wieder nach außen abfließen. Meist lassen dann auch die Ohrenschmerzen schlagartig nach, und die Entzündung bildet sich zurück. Kann das Sekret jedoch nicht entweichen oder wird eine Mittelohrentzündung nicht therapiert, kann sie sich immer weiter ausbreiten und sogar zu einer Hirnhautentzündung oder einer Innenohrentzündung führen.

Abschwellende Nasentropfen und ggf. Antibiotika

Eine beginnende Mittelohrentzündung, die sich aus einem Schnupfen oder einer Erkältung entwickelt hat, lässt sich meist gut mit abschwellend wirkenden Nasentropfen oder Nasensprays behandeln. Bei einer akuten Mittelohrentzündung werden zusätzlich Antibiotika eingesetzt.

Ohrentropfen sind dagegen wenig wirksam, weil sie das Mittelohr in der Regel gar nicht erreichen. Außerdem kann der Arzt das Trommelfell dann nicht mehr so gut beurteilen. Von eigenen therapeutischen Manövern ist daher dringend abzuraten.

Behandlung von Mittelohrentzündungen - wichtig zu beachten

Soll man bei Mittelohrentzündung des Kindes zum Kinderarzt gehen?

Prinzipiell ja, die Behandlung und vor allem die absichernde Kontrolle einer Mittelohrentzündung gehören in die Hand des Arztes.

Zwar heilen die meisten Mittelohrentzündungen auch ohne Behandlung von selbst aus. Dennoch empfiehlt sich der Besuch beim Kinderarzt zur (Nach-) Untersuchung, um schwerwiegendere Ursachen auszuschließen, bestehende Erkrankungen (wie Schnupfen oder „vergrößerten Rachenmandeln“) mitzubehandeln und das Risiko für bleibende Schäden zu minimieren.

Wenn die Ohren länger „laufen“, Fieber und/oder Schmerzen anhalten und die altbewährten Hausmittel versagen, sind regelmäßige ärztliche Kontrollen notwendig.

Muss eine Mittelohrentzündung mit Antibiotika oder fiebersenkenden Mitteln behandelt werden?

Nein, nur in Ausnahmefällen ist bei einer unkomplizierten Mittelohrentzündung (Otitis media acuta) der Einsatz von Antibiotika erforderlich. Auch fiebersenkende Mittel sind für die Heilung normalerweise weder notwendig noch sinnvoll.

Die Unterstützung des Körpers in der Auseinandersetzung mit der Krankheit erfolgt meist besser durch viel Ruhe bzw. Schlaf, Wärme und ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Die Schmerzen können gut durch Auflage eines Kamillen- oder Zwiebelsäckchens gelindert werden.

Ungeachtet dessen sollten Sie bei ausgeprägten Beschwerden zur Sicherheit den Kinderarzt aufsuchen, allein schon, um Folgeerscheinungen wie schlechtes Hören auszuschließen.

Bringt die rasche Einlage eines Paukenröhrchens bei Mittelohrentzündung Vorteile?

Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) führt bei Kindern im Alter zwischen 1 und 3 Jahren in fast jedem dritten Fall zu einem Paukenerguss, der das Hörvermögen beeinträchtigt. Manchmal ist zur Behandlung ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig.

Dabei wird das gespannte Trommelfell durchstochen, um eine Abflussmöglichkeit für den Paukenerguss zu schaffen und für Druckentlastung zu sorgen. Das Einlegen eines sogenannten Paukenröhrchens soll zudem für eine ausreichende Belüftung des entzündeten Mittelohrs von der Rachenseite aus sorgen und die Bildung neuer Entzündungsherde verhindern.

Studie stellt Nutzen in Frage

Einer wissenschaftlichen Studie zufolge bringt das rasche Operieren allerdings keine Vorteile für die Kinder hinsichtlich ihrer geistigen und sprachlichen Entwicklung. Auch bei einer chronischen Otitis media wird deshalb zum Abwarten geraten und eine Operation erst empfohlen, wenn

  • trotz antibiotischer Behandlung auch nach sechs Monaten noch eine Entzündung besteht,
  • Fehlbildungen vorliegen oder
  • ein Hörverlust droht.

Nach der Behandlung

Ist ein Loch im Trommelfell gefährlich?

Normalerweise nicht. Wird das Trommelfell im Rahmen einer Ohrenentzündung (Otitis media) vom Arzt durchstochen oder kommt es zu einem eitrigen Durchbruch, heilt das Loch in der Regel von selbst wieder gut zu.

Nur sehr selten kommt es aufgrund einer angeborenen Schleimhautschwäche zu chronisch „laufenden“ Ohren.

Worauf muss ich nach einer Mittelohrentzündung achten?

Darf mein Kind trotz Paukenröhrchen schwimmen?

Ja, prinzipiell darf Ihr Kind nach überstandener (!) Mittelohrentzündung auch dann schwimmen, wenn es noch ein eingesetztes Paukenröhrchen im Trommelfell hat.

Allerdings sollte bis zum vollständigen Verschluss des Trommelfellschnitts kein Wasser in den Gehörgang gelangen, auch wenn die winzige Öffnung des Paukenröhrchens das Eindringen auch nur eines Wassertropfens ins Mittelohr eher unwahrscheinlich macht. Empfohlen werden Ohrenstopfen, fürs Haarewaschen auch die Abdichtung mit ölgetränkter Watte.

Mein Kind hört schlecht aufgrund der Mittelohrentzündung: Was tun?

Eine Mittelohrentzündung führt nicht selten zu einer akuten Schwerhörigkeit beim Kind, weil das Mittelohr von Schleim und Eiter verstopft ist. Damit daraus keine ernsthaften Folgen oder gar eine dauerhafte Schwerhörigkeit erwachsen, ist es wichtig, diesen Zustand nicht chronisch werden zu lassen. Allein wegen der Sprachentwicklung sollte eine länger andauernde Schwerhörigkeit beim Kind unterbunden werden.

Zunächst kann man versuchen, den Erguss im Ohr (Paukenerguss) konservativ zu beseitigen. Konservativ bedeutet hier: zurückhaltend, ohne Operation. Der Erguss sollte vor allem verflüssigt werden, damit eine Wiederaufnahme (Resorption) durch die Mittelohrschleimhaut möglich wird. Das kann bis zu 3 Monate dauern.

Als hilfreiche Mittel haben sich u.a. Sinupret®-Tropfen und der Otobar®-Ballon bewährt. Die homöopathische Empfehlung lautet Hydrastis D4 (3-6 Wochen lang dreimal täglich 1 Tablette lutschen).

Wenn eine kleine Operation unumgänglich wird

Wird mit diesen konservativen Maßnahmen nach 4-12 Wochen keine Besserung erzielt, eine Schwerhörigkeit bei Ihrem Kind aber weiter beobachtet, ist ein operativer Eingriff in Narkose erforderlich. Je nach individueller Situation werden dabei nur die vergrößerten Rachenmandeln, Polypen genannt, entfernt, oder zusätzlich bzw. als einzige Maßnahme der Erguss aus dem Mittelohr nach einem Einschnitt ins Trommelfell abgesaugt. Ob im Anschluss an den Trommelfellschnitt ein Paukenröhrchen eingelegt werden sollte oder nicht, ist umstritten und muss im Einzelfall in gemeinsamer Absprache mit dem Arzt entschieden werden.

Übrigens: Das Trommelfell kann bei einer Mittelohrentzündung auch spontan platzen bzw. einreißen. Dann hören die Schmerzen und die Schwerhörigkeit schlagartig auf, weil der Schleim bzw. Eiter abfließen kann. Zum Arzt müssen Sie dann aber trotzdem, um zu prüfen, ob eine operative Nachsorge erforderlich ist.

Quellen:

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Autor unseres Artikels
 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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