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Der Weihrauch (Boswellia serrata) hat in den letzten Jahren zunehmend Popularität erlangt als mögliches Anti-Krebs-Mittel. Aber stimmt das wirklich? Und wenn ja, bei welchen Krebsarten ist die Heilpflanze wirksam? Wir haben für Sie die Fakten recherchiert!

Heilpflanzen als ergänzende Maßnahme hoch im Kurs

Seit vielen Jahrzehnten ist die Medizin auf der Suche nach einem Schutz vor Krebs sowie wirksamen Behandlungsstrategien gegen Krebs. Etliche Fragen auf diesem Gebiet sind bisher unbeantwortet. Zwar gibt es inzwischen viele gute Behandlungsoptionen, immer neue Konzepte und Medikamente werden präsentiert.

Aber erstens ist der Fokus der Pharmaindustrie leider mehr auf Therapie und weniger auf Verhinderung gerichtet, zweitens sind Bestrahlung, Operation und Chemotherapie häufig belastend und haben teils starke Nebenwirkungen. Daher suchen Betroffene oft nach alternativen Möglichkeiten, beispielsweise aus der Welt der Pflanzen. Tatsächlich haben zahlreiche Naturstoffe ein erstaunliches Potential. Dazu zählt ganz besonders Weihrauch.

Zur Studienlage:

Studie zur Weihrauch-Wirkung bei Hirntumoren

Recht viele Studien und Daten gibt es zur Wirkung von Weihrauch bei Hirntumoren. Häufig bilden sich durch diese Tumoren Wasseransammlungen im Gehirn (Hirnödeme), die dann Druck auf die Gehirnstrukturen ausüben. Die Ödeme können aber auch als Nebenwirkung einer Strahlentherapie vorkommen. Und genau um diese Situation ging es in einer Studie in den Jahren 2008 und 2009 in der Abteilung für Strahlenheilkunde der Universität Freiburg. Daran nahmen insgesamt mehr als 40 Patienten teil, die entweder direkt Hirntumoren oder aber Hirnmetastasen hatten und bei denen das ganze Gehirn oder Teile davon bestrahlt wurden.

Hirntumor-Untersuchung: Design und Ergebnisse

Nun wurden zwei Gruppen gebildet, mit zufälliger Zusammensetzung. In der einen Gruppe bekamen die Patienten parallel zur Bestrahlung pro Tag 4.200 mg eines Boswellia-serrata-Präparates – also eines Extraktes, gewonnen aus dem Indischen Weihrauchbaum. In der anderen Gruppe wurden Scheinmedikamente (Placebos) ausgegeben. Weder die Probanden selbst noch die Ärzte wussten, wem welches Mittel verabreicht wurde. Während die Studie im Gange war, wurden neurologische und andere Symptome sowie die Kortisondosis dokumentiert. Außerdem sollten die Patienten anhand verschiedener Fragen ihre Lebensqualität beurteilen. Vor Beginn und nach Abschluss der Therapie wurde zudem eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Schädels gemacht.

Es zeigte sich, dass sich die Hirnödeme bei Teilnehmern, die ergänzend mit Weihrauch behandelt worden waren, stärker zurückgebildet hatten als in der Placebo-Gruppe. Interessant dabei: Normalerweise werden Kortisonpräparate eingesetzt, um die Ödeme zu reduzieren. In der Weihrauch-Gruppe war der Kortisonbedarf insgesamt niedriger als in der anderen Gruppe. Was die Lebensqualität anbelangt, gab es keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Auf die Weihrauch-Dosis kommt es an

Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass der Einsatz von Weihrauch-Präparaten sinnvoll ist, um Ödeme bei Hirntumoren zu vermeiden (Kirste et al. 2011). Allerdings fanden andere Wissenschaftler heraus, dass die Wirkung des Weihrauchs von der Menge abhängt. Sie verglichen, wie Patienten auf verschiedene Dosen reagierten. Am stärksten gingen die Ödeme bei einer Tagesdosis von 3 x 1.200 mg zurück, hier ließen auch die Symptome nach. Schon bei einer niedrigeren Dosis von 3 x 800 mg täglich war der Effekt deutlich geringer. Wurden nur 3 x 400 mg pro Tag verabreicht, veränderte sich das Ausmaß der Wasseransammlung gar nicht (Böker et al. 1997).ine hochwertige Kombination aus Weihrauch, Aronia, Katzenkralle & Co gegen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und Krebs findet sich beispielsweise in dem Präparat Narodin.

Krebszellen zerstören sich selbst

Andere Studien belegen zudem, dass Boswelliasäuren bei Hirntumoren (insbesondere beim sogenannten Glioblastom) den Prozess des programmierten Zelltodes anheizen. Man spricht hier auch von der „Apoptose“. Diese ist ein normaler und wichtiger Vorgang für alle Zellen, denn Zellen altern, sterben und können dann – was sehr sinnvoll ist – durch neue ersetzt werden. Allerdings widersetzen sich Krebszellen diesem System oft. Insofern ist es ein großer Vorteil, wenn Mittel wie Weihrauch die Tumorzellen dazu bringen, sich selbst zu zerstören (Schneider & Weller 2016; Winking et al. 2000).

Wirksamste Substanz: Boswelliasäure AKBA

Wie schaffen es die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren nun, die Hirnödeme abzubauen und die Krebszellen zu bekämpfen? Entscheidend ist offenbar, dass entsprechende Extrakte vor allem die Produktion von Leukotrienen drosseln. Diese Enzyme werden unter anderem für die Ödembildung verantwortlich gemacht. Der wirksamste Weihrauch-Inhaltsstoff ist die 3-Acetyl-11-keto-ß-Boswelliasäure, kurz AKBA. Diese spezielle Säure wird uns noch öfter begegnen, sie ist sozusagen ein Multitalent auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung. So soll sie beispielsweise das Tumorwachstum bremsen und zugleich den oben genannten Selbstzerstörungsprozess der Krebszellen fördern.

Bei Darmkrebs besonders effektiv in Kombination mit Curcumin

Diese Effekte scheinen auch beim Darmkrebs dazu beitragen zu können, dass die bösartigen Wucherungen im Zaum gehalten werden können. In experimentellen Versuchen wurde die Apoptose von Krebszellen verstärkt und zugleich der Wachstums- und Teilungsprozess der Zellen gehemmt. Besonders ausgeprägt war die Wirkung, wenn die schon erwähnte Boswelliasäure namens AKBA mit Curcumin kombiniert wurde (Toden et al. 2015). In einer anderen Untersuchung wurde Mäusen direkt AKBA verabreicht. Auch hier schrumpfte die Geschwulst. Darüber hinaus gab es noch einen wichtigen Aspekt: Die Boswelliasäure unterdrückte offenbar mit einigem Erfolg den Prozess, bei dem der Tumor in Leber, Lunge oder Milz streut (Yadav et al. 2011).

Gute Behandlungsergänzung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Bleiben wir im Verdauungstrakt: Jetzt geht es um die Bauchspeicheldrüse. Krebs in diesem Organ hat normalerweise eine sehr schlechte Prognose. Die üblichen Behandlungen wie Operationen, Chemo- und Strahlentherapie schlagen oft nicht an bzw. sind gar nicht erst möglich. Das Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, ist für Diabetiker erhöht. Deshalb untersuchten Forscher, welche Auswirkungen es auf das Krebs-Risiko hat, wenn der gängige Diabetes-Wirkstoff Metformin durch Boswelliasäuren ergänzt wird.

Tatsächlich war das Ergebnis – zumindest in Laborversuchen („in vitro“) – positiv: Die Kombination der beiden Substanzen ist nach Ansicht der Wissenschaftler ein vielversprechender Ansatz, um gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs vorzugehen (Snima et al. 2015). Ähnlich wie schon bei Hirntumoren fördert Weihrauch auch hier die Apoptose von Krebszellen und schränkt deren Lebensfähigkeit ein (Ni et al. 2012).

Positive Studien zu Brustkrebs, Leukämie und Blasenkrebs

Es gibt noch bei weiteren Krebsarten Hinweise darauf, dass Weihrauch-Präparate vorbeugend oder lindernd wirken können. Das gilt beispielsweise für Brustkrebs. Wissenschaftlern zufolge hemmen Boswelliasäuren Entzündungen und schützen das Brustgewebe (Pasta et al. 2015).

Antitumoröse Effekte wurden auch bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) beobachtet: Die sogenannten HL-60-Zellen wurden daran gehindert, zu wachsen und sich zu vermehren (Yuan et al. 2010; Jing et al. 1999).

Auf Blasenkrebs hatte Weihrauch ebenfalls eine günstige Wirkung. In einer Untersuchung wurden die Blasenkrebszellen durch entsprechende Mittel unterdrückt, während normale Zellen unbeeinträchtigt blieben (Frank et al. 2009).

Weihrauch hat sich bei vielen Krebstherapien bewährt

Um welche Krebsart es auch geht – es scheint also vor allem die Boswelliasäure AKBA zu sein, die recht erfolgreich gegen Tumorzellen kämpft. Das Weihrauchharz besteht aber aus sehr viel mehr Substanzen, nämlich aus rund 200. Es liegt also nahe, dass die ganze Angelegenheit ziemlich komplex ist. Insofern dürfte es spannend werden, welche Ergebnisse die Forschung noch hervorbringt. Aber schon jetzt kann Weihrauch in vielen Fällen eine gute Ergänzung zur Krebstherapie sein, natürlich immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt.

 

Quellen und Studien:
  • Böker DK, Winking M: Die Rolle von Boswelliasäuren in der Therapie maligner Gliome. 1997.
  • Frank MB, Yang Q, Osban J, Azzarello JT, Saban MR, Saban R, Ashley RA, Welter JC, Fung KM, Lin HK: Frankincense oil derived from Boswellia carteri induces tumor cell specific cytotoxicity. 2009.
  • Jing Y, Nakajo S, Xia L, Nakaya K, Fang Q, Waxman S, Han R: Boswellic acid acetate induces differentiation and apoptosis in leukemia cell lines. 1999.
  • Kirste S, Treier M, Wehrle SJ, Becker G, Abdel-Tawab M, Gerbeth K, Hug MJ, Lubrich B, Grosu AL, Momm F: Boswellia serrata acts on cerebral edema in patients irradiated for brain tumors: a prospective, randomized, placebo-controlled, double-blind pilot trial. 2011.
  • Ni X, Suhail MM, Yang Q, Cao A, Fung KM, Postier RG, Woolley C, Young G, Zhang J, Lin HK: Frankincense essential oil prepared from hydrodistillation of Boswellia sacra gum resins induces human pancreatic cancer cell death in cultures and in a xenograft murine model. 2012.
  • Pasta V, Gullo G, Giuliani A, Harrath AH, Alwasel SH, Tartaglia F, Cucina A, Bizzarri M: An association of boswellia, betaine and myo-inositol (Eumastós) in the treatment of mammographic breast density: a randomized, double-blind study. 2015.
  • Schneider H, Weller M: Boswellic acid activity against glioblastoma stem-like cells. 2016.
  • Snima KS, Nair RS, Nair SV, Kamath CR, Lakshmanan VK: Combination of Anti-Diabetic Drug Metformin and Boswellic Acid Nanoparticles: A Novel Strategy for Pancreatic Cancer Therapy. 2015.
  • Toden S, Okugawa Y, Buhrmann C, Nattamai D, Anguiano E, Baldwin N, Shakibaei M, Boland CR, Goel A: Novel Evidence for Curcumin and Boswellic Acid-Induced Chemoprevention through Regulation of miR-34a and miR-27a in Colorectal Cancer. 2015.
  • Winking M, Sarikaya S, Rahmanian A, Jödicke A, Böker DK: Boswellic acids inhibit glioma growth: a new treatment option? 2000.
  • Yadav VR, Prasad S, Sung B, Gelovani JG, Guha S, Krishnan S, Aggarwal BB: Boswellic acid inhibits growth and metastasis of human colorectal cancer in orthotopic mouse model by downregulating inflammatory, proliferative, invasive and angiogenic biomarkers 2011.
  • Yuan XY, Li YH, Qi ZH, Peng MY, Wan Z, Wang GP, Chen FP: Effect of acetyl-11-keto-β-boswellic acid on proliferation, apoptosis and cell cycle of human acute myeloid leukemia cell line HL-60. 2010.

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

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