Was ist der Unterschied zwischen Refluxkrankheit und Sodbrennen? Kann der Rückfluss des Magensaftes eine Ursache für Krebs sein? Und was sind die typischen Anzeichen für die Refluxkrankheit? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag.
Basiswissen
Was versteht man unter der Refluxkrankheit?
"Reflux" heißt Zurückfließen. Von der Refluxkrankheit sprechen Ärzte, wenn dauerhaft saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Das führt zu Schmerzen hinter dem Brustbein. Es handelt sich also im weitesten Sinne um chronisches Sodbrennen.
Woher kommt die Refluxkrankheit?
Eine Refluxkrankheit kann entstehen, wenn der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr richtig funktioniert, aber auch bei erhöhtem Druck im Bauchraum (z.B. Schwangerschaft). Fast immer kommen dann aber auch konkrete Auslöser wie zu üppiges Essen, Rauchen oder Alkohol hinzu. Wie auch beim vereinzelten Sodbrennen treten die Beschwerden bevorzugt nachts auf, weil dann die Schwerkraft den Mageninhalt nicht mehr unten hält.
Ist die Refluxerkrankung häufig?
Ja, die Refluxkrankheit betrifft etwa 15% der Allgemeinbevölkerung und führt oftmals zur Vorstellung beim Arzt. Sie kann jeden in jedem Alter treffen.
Ursachen
Woher kommt eine Refluxkrankheit?
Die Refluxkrankheit kann prinzipiell jeden treffen. Es gibt allerdings Risikofaktoren, die ein Entstehen begünstigen können. Hierzu gehören alle Erkrankungen oder auch Prozesse, die den Druck im Bauchraum erhöhen, also zum Beispiel Übergewicht oder ein Magengeschwür. Auch viele Schwangere leiden unter Sodbrennen, besonders im letzten Drittel der Schwangerschaft.
Darüber hinaus kann Alkohol- und Nikotinkonsum eine Refluxerkrankung hervorrufen. Auch fettes Essen oder der Genuss von sauren oder übermäßig süßen Speisen kann gemeines Sodbrennen auslösen. Das heißt nun natürlich nicht, dass Sie nicht ab und an mal schlemmen dürfen, allerdings sollte ein gelegentliches Über-die-Stränge-Schlagen im Rahmen einer insgesamt gesunden Lebensweise passieren, um unangenehme Nebeneffekte zu vermeiden.
Auch manche Medikamente können eine Refluxkrankheit auslösen oder verschlimmern, indem sie den Schließmuskel, der den Magen verschließt, entspannen und so das Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre erleichtern. Dazu gehören manche Beruhigungsmittel, Hormone zur Behandlung der Menopause und einige Herzmedikamente wie zum Beispiel solche, die den Kalziumhaushalt beeinflussen oder auch Nitropräparate wie Nitrospray.
Symptome
Was für Beschwerden verursacht eine Refluxkrankheit?
Bei der Refluxkrankheit kommt es zu einem ständigen Zurückfließen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Daher sind Schmerzen hinter dem Brustbein, also auf Höhe der unteren Speiseröhre, so etwas wie ein Leitsymptom. Meist äußert sich eine Refluxkrankheit im wesentlichen wie sehr häufiges Sodbrennen.
Weitere typische Anzeichen und Beschwerden sind:
- Auftreten der Schmerzen vor allem nachts bzw. im Liegen
- Druckgefühl im Brustbereich
- saures Aufstoßen oder auch normales "Rülpsen"; danach oft ein leicht salzig-saurer oder seifiger Geschmack im Mund
- Schluckbeschwerden
- Übelkeit und Erbrechen
Im Verlauf einer Refluxkrankheit kann es außerdem auch zu verstopften Nasennebenhöhlen, zu Husten oder sogar zu asthmatischen Beschwerden kommen. Das klingt zunächst vielleicht etwas befremdlich, aber der ständig hochlaufende saure Mageninhalt kann über den Mund- und Rachenraum auch in die oberen und unteren Atemwege gelangen und dort chronische Entzündungsreaktionen auslösen. Bei neu auftretender Sinusitis oder Asthma im Erwachsenalter, ohne dass eine Allergie vorliegt, muss immer auch an den Magen als mögliche Ursache gedacht werden.
Diagnostik
Wie wird die Refluxkrankheit diagnostiziert?
Der erste Schritt zur richtigen Diagnose ist, wie bei eigentlich allen gesundheitlichen Problemen, die Erhebung der Krankengeschichte. Lassen Sie Ihren Arzt wissen, wann die Symptome begonnen haben, wie häufig sie sind, ob sie sich verändert haben und so weiter. Sie sind hier der Experte und Ihre Schilderung hilft der schnellen Diagnosefindung – dann ist auch Besserung Ihrer Symptome in Sicht.
Meistens reicht die detaillierte Schilderung Ihrer Symptome und Beschwerden schon aus, um die Diagnose zu stellen. Anders sieht es aus, wenn etwas unklar ist oder wenn beunruhigende Symptome vorliegen.
Dies können zum Beispiel Fieber, Nachtschweiß oder ungewollter Gewichtsverlust sein. In diesem Fall wird der Arzt Ihre Beschwerden weiter abklären wollen.
Muss ich zur Magenspiegelung?
Falls Alarmsymptome wie Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust vorliegen, kann eine Magenspiegelung zum Einsatz kommen. Hierbei wird ein dünner Schlauch über die Speiseröhre in den Magen geschoben. So können eventuelle Schäden an der Speiseröhre und auch dem Magen gesehen werden.
Gelegentlich kann es sein, dass Ihr Arzt eine pH-Messung veranlasst. Hierbei wird geprüft, ob sich Säure in der Speiseröhre befindet, da dies eine Änderung des pH-Levels verursacht. Die Messung erfolgt über 24 Stunden.
Behandlung
Was kann ich tun, wenn ich eine Refluxkrankheit habe?
Ziel der Therapie der Refluxerkrankung ist, Ihre Symptome zu lindern und natürlich Folgeschäden zu verhindern. Man will vermeiden, dass sich Ihre Speiseröhre entzündet und zu weiteren Komplikationen führt.
Sie selbst können hier schon einiges tun, um sich Linderung zu verschaffen. Eine Erhöhung des Kopfendes des Bettes kann schmerzhaftes nächtliches Sodbrennen beenden. Wenn Sie nächtliche Symptome haben, vermeiden Sie spätabendliche Mahlzeiten. Auch der Verzicht auf fettige und schwere Speisen kann Ihre Beschwerden verbessern.
Darüber hinaus können Sie durch eine Gewichtsreduktion Ihre Symptome langfristig reduzieren. Durch ein verringertes Körpergewicht lässt der Druck auf den Bauch nach, wodurch weniger Säure nach oben in die Speiseröhre gepresst wird. Verzichten Sie zusätzlich auf Alkohol und Nikotin.
Hilfe, ich kann nachts nicht schlafen, weil ich Sodbrennen habe
Sodbrennen oder Reflux kann vermehrt nachts auftreten, weil die Magensäure durch das Liegen auf dem Rücken leichter in die Speiseröhre fließen kann. Das kann zu teilweise starken Schmerzen führen, die das Schlafen unmöglich machen.
Hier können Sie selbst etwas tun: Wenn möglich erhöhen Sie das Kopfteil Ihres Bettes, das macht es der Magensäure schwerer Ihre Speiseröhre zu erreichen. Verzichten Sie spätabends auf deftiges Essen und andere Substanzen, die bei Ihnen Sodbrennen auslösen. Auch Medikamente, die die Magensäure blockieren oder neutralisieren, helfen hier, wenn sie vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
Vorsichtig sollten Sie bei Schlafmitteln sein. Einige Mittel können einen Reflux verschlimmern. Daher lieber die Finger davon lassen, wenn sie nicht zwingend notwendig sind.
Arzneimittel bei Refluxerkrankung
Welche Medikamente helfen bei der Refluxkrankheit?
Hier muss man unterscheiden zwischen der Behandlung akuter Beschwerden und der Langzeittherapie. Bei akutem Sodbrennen helfen Medikamente, die Sie in der Apotheke ohne Rezept kaufen können, zum Beispiel Calcium- oder Aluminium-basierte Lösungen wie Maaloxan oder Gaviscon.
Bei länger bestehenden Symptomen kommen Protonenpumpenhemmer zum Einsatz. Hierzu gehören beispielsweise Omeprazol oder auch Pantoprazol. Diese Medikamente blockieren den Teil der Magenzellen, der Säure produziert. So vermindert sich die Menge an Magensäure, sodass weniger Säure in die Speiseröhre fließen kann. Die Arzneimittel können sowohl kurzfristig, also für etwa zwei Wochen, oder auch langfristig sinnvoll sein.
Muss ich mein Leben lang Medikamente nehmen?
In der Regel ist das nicht der Fall. Wenn Sie unter einer Medikation für etwa ein Jahr keine Symptome hatten, kann es sinnvoll sein, die Tabletten auszuschleichen und zu sehen, ob Ihre Beschwerden zurückkommen.
Es ist jedoch Vorsicht geboten: Ein plötzliches Absetzen kann zu vermehrter Säureproduktion führen, was Ihre Beschwerden verschlimmert. Daher sollten Sie Ihre Medikamente wie verordnet einnehmen und mit Ihrem Arzt sprechen, wann ein Ausschleichen okay ist.
Meine Medikamente helfen nicht – was nun?
Wenn die Medikamente und Änderung der Essgewohnheiten Ihnen keine Abhilfe verschaffen, kann es sinnvoll sein, die Beschwerden weiter abzuklären. Hierbei kommt dann eine Magenspiegelung zum Einsatz, um nachzusehen, ob es einen anderen Grund für Ihre Symptome gibt, zum Beispiel ein Magengeschwür. Je nachdem, was der Arzt bei der Untersuchung findet, wird Ihnen dann eine Behandlung empfohlen.
Kann es sein, dass ich operiert werden muss?
Eine Operation im Rahmen der Refluxkrankheit kann unter bestimmten Bedingungen sinnvoll sein. Alle anderen Therapieoptionen, wie Änderung der Lebensweise und Medikamente, sollten in der Regel aber erst ausgeschöpft werden.
Bei der Operation ist das Ziel, den Übergang zwischen Speiseröhre (Ösophagus) und Magen zu unterstützen, damit die Magensäure es schwerer hat, in den Ösophagus zu fließen. Hierbei wird meistens – vereinfacht gesagt – ein Teil des Magens um die untere Speiseröhre gewickelt. Hierdurch wird der Übergang verengt und der Schließmuskel unterstützt. Die Operation wird in aller Regel in der Schlüssellochtechnik durchgeführt, sodass Sie keine großen Narben davontragen.
Komplikationen und Risiken
Kann die Refluxkrankheit weiter fortschreiten?
Ja, das ist möglich. Wenn über einige Zeit hinweg Säure in die Speiseröhre fließt, entstehen dort kleine Verletzungen, auch Läsionen genannt, die dann vernarben können oder in manchen Fällen auch zu bösartigen Erkrankungen führen können.
Gelegentliches Sodbrennen ist normalerweise harmlos. Wenn Sie allerdings regelmäßig Symptome verspüren, lassen Sie sich durchchecken, damit Sie eine schnelle Besserung erreichen können.
Gibt es Spätfolgen?
Das Problem an der Refluxkrankheit sind nicht nur die unangenehmen, zum Teil sogar richtig heftigen Schmerzen. Unterm Strich noch gefährlicher sind die Langzeitfolgen. Denn durch die ständige Reizung der Innenwände im Bereich der unteren Speiseröhre kann es zu einer chronischen Entzündung der Schleimhaut kommen, die nach Jahren auch bösartig entarten kann. Deshalb muss eine Refluxkrankheit unbedingt behandelt werden – wenn möglich durch eine Bekämpfung der anatomischen Ursache, in jedem Fall aber durch Eliminierung der Auslöser (Essverhalten, Rauchen, Alkohol) und durch die Einnahme von Säurehemmern.
Da die Speiseröhre im Fach-Jargon Ösophagus heißt, bezeichnen Ärzte die Erkrankung übrigens auch oft – typisch unaussprechlich – als Refluxösophagitis (Ösophagitis = entzündete Speiseröhre).
Wissenswertes
Kann ich von der Refluxkrankheit Krebs bekommen?
Die ständige Reizung der Speiseröhre durch Magensaft kann zu Gewebsveränderungen führen. Diese können sich gelegentlich zu Krebsvorstufen und im Verlauf dann auch zu Krebs entwickeln. Das heißt aber längst nicht, dass jedes Sodbrennen ein Anzeichen von Krebs ist. Die Gewebsveränderungen entstehen in der Regel nach langjährigem schwerem Reflux. Daher ist es wichtig, dass Sie sich von Ihrem Arzt untersuchen lassen, wenn Sie Beschwerden haben, die über einen längeren Zeitraum bestehen. So kann Ihnen rasch geholfen werden und langfristige Komplikationen entstehen erst gar nicht.
Reflux bei Kindern und in der Schwangerschaft
Wie sieht es mit Reflux in der Schwangerschaft aus?
Viele Schwangere leiden unter Sodbrennen, besonders im letzten Trimenon. Das kommt daher, dass der Druck auf den Bauch erhöht durch die schwangere Gebärmutter ist. Dadurch wird die Magensäure leichter in die Speiseröhre gedrückt.
Es wird Sie sicherlich freuen zu hören, dass die Symptome nach der Geburt Ihres Babys von alleine weggehen. Weil die Zeit bis dahin jedoch lang werden kann, kann eine Therapie auch hier sinnvoll sein. Einige Medikamente gegen Sodbrennen sind auch in der Schwangerschaft sicher für Mutter und Kind. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen, was Sie einnehmen können und vor allem wie viel, damit Sie schnell Besserung verspüren.
Können auch Kinder an Reflux leiden?
Ja, das ist auch möglich. Insbesondere Säuglinge haben oftmals Reflux. Dies ist ein natürlicher Prozess, da der Schließmuskel des Magens erst noch reifen muss. Eine Therapie ist in der Regel nicht notwendig und in den meisten Fällen sind die Symptome für die Babys nicht störend oder schmerzhaft. Eine Therapie ist normalerweise nur in schweren Fällen notwendig, zum Beispiel wenn es zu Gewichtsverlust oder Schwierigkeiten beim Stillen kommt.
Für junge Eltern kann diese Situation jedoch schwierig sein, insbesondere wenn die Nachtruhe leidet. Sprechen Sie mit dem Kinderarzt, wenn Sie beunruhigt sind. Es kann auch helfen, zu wissen, dass diese Symptome zeitlich begrenzt und Teil eines natürlichen Reifungsprozesses sind.
Kann meine Ernährung mein Sodbrennen hervorrufen?
Ja, das ist generell möglich. Welche Nahrungsmittel ein unangenehmes Sodbrennen hervorrufen, ist jedoch individuell sehr unterschiedlich. Prinzipiell sollte auf zu Fettiges, zu Säurehaltiges, wie zum Beispiel Zitrusfrüchte, oder zu Süßes sowie Nikotin und Alkohol soweit wie möglich verzichtet werden. Auch Schokolade und Kaffee haben oft den Ruf, Sodbrennen zu verursachen, ebenso frittierte Speisen.
Wenn Sie gelegentlich unter Sodbrennen leiden, wissen Sie sicher, welche Nahrungs- oder Genussmittel Ihre Beschwerden hervorrufen. Meiden Sie diese soweit es geht und ernähren Sie sich ausgewogen und gesund, um dem lästigen Brennen vorzubeugen.
Refluxösophagitis: wichtige Begriffe
Was ist der Unterschied zwischen Sodbrennen und Refluxkrankheit?
Gelegentliches Sodbrennen hat fast jeder mal, vor allem nach einem Festmahl. Das ist in der Regel kein Grund zur Sorge und geht von allein wieder vorbei. Von einer Refluxkrankheit spricht man dann, wenn entweder schon Veränderungen an der Speiseröhre vorliegen oder aber die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt ist. Sodbrennen kann sehr schmerzhaft sein und wenn es über einen längeren Zeitraum besteht, die Lebensqualität sehr einschränken.
Was ist GERD?
GERD ist eine Abkürzung für GastroEsophageal Reflux Disease, also einen gastroösophagealen Reflux. Gastroösophageal bedeutet hier im einfachsten Sinne, dass Säure vom Magen (Gastrum) in die Speiseröhre (Ösophagus) fließt.
GERD ist daher ein anderes Wort für Refluxkrankheit.
Quellen:
- S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) (2014). www.awmf.org.