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Was genau ist eine Lungenembolie (Lungenarterienembolie)? Wann tritt diese Notfallsituation auf und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Diese und weitere Fragen zu den ersten Anzeichen und Beschwerden sowie Diagnostik und Therapie einer Lungenembolie beantworten wir im folgenden Beitrag.

Die Antwort auf die Frage nach möglichen Folgen einer Lungenembolie finden Sie hier.

Ursachen

Was passiert bei einer Lungenembolie?

Eine Lungenembolie bezeichnet den akuten Verschluss eines arteriellen Gefäßes der Lunge, meist durch einen fortgeschwemmten Blutpfropf (Embolus). Dieser stammt am häufigsten aus einer Thrombose der tiefen Bein- und Beckenvenen.

Der Verschluss von Lungenarterien durch den Blutpfropf führt zu einer akuten Unterversorgung des von diesem Gefäß versorgten Lungengewebes mit Blut. Bei Verschlüssen größerer Lungenarterien handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand. Das unterversorgte Lungengewebe wird ohne sofortige notärztliche Hilfe dauerhaft geschädigt. Auch dem rechten Herzen, das das Blut in die (verstopften) Lungen pumpt, drohen Schäden.

Welche Schweregrade werden bei der Lungenembolie unterschieden?

Vier Schweregrade werden bei der Lungenembolie unterschieden. Diese richten sich vor allem nach der Bedeutung für das rechte Herz und den Blutkreislauf:

  • Schweregrad I: Leichte Lungenembolie. 
    Die Betroffenen leiden unter vorübergehenden oder keinen Symptomen. Es ergeben sich keine bedrohlichen Konsequenzen für den Blutkreislauf.
  • Schweregrad II: Mäßige Lungenembolie. 
    Die Symptomatik ist unterschiedlich, die Folgen für den Blutkreislauf sind nachweisbar, aber nicht lebensbedrohlich.
  • Schweregerad III: Schwere Lungenembolie. 
    Schwere Symptome wie Atemnot und Pulsanstieg bis zum Kollaps, starke Beeinträchtigung des rechten Herzens, starke Durchblutungsstörung.
  • Schweregrad IV: Sehr schwere Lungenembolie mit der Folge eines Kreislaufstillstands und herzbedingtem Schock.

Ist eine Lungenembolie immer auf eine Thrombose zurückzuführen?

Nicht immer, aber oft. In 95% der Fälle liegt eine Thrombose der tiefen Bein- und Beckenvenen zugrunde. Selten sind andere Ursachen für die Embolie verantwortlich: Luft, Fett, Fruchtwasser, Zellen oder Fremdkörper können ein Lungengefäß auch verstopfen.

Aus welchen Venen stammen die Blutpfropfen (Thromben) bei einer Lungenembolie?

Häufigster Entstehungsort der Thromben, die zu einer Lungenembolie führen, sind wie gesagt die tiefen Bein- und Beckenvenen. Dabei kommt In 60% der Fälle der Embolus (Embolus = fortgeschwemmter Thrombus) aus dem Oberschenkel und zu 15-20% aus den Beckenvenen.

Ganz selten (weniger als 1% der Fälle) handelt es sich um Thromben aus dem Unterschenkel oder dem Arm-/Schulterbereich.

Kann einer Arm- oder Schulterthrombose eine Lungenembolie folgen?

Ja. Thrombosen der Arm- oder Schultervenen kommen allerdings viel seltener vor als Thrombosen der tiefen Bein- und Beckenvenen. Sie machen nur 1-4% aller Thrombosen aus. Bis zu ein Drittel der Betroffenen entwickelt dann allerdings eine Lungenembolie.

Die Behandlung gleicht grundsätzlich der von tiefen Bein- und Beckenvenenthrombosen. Dies gilt auch für die medikamentöse Blutgerinnungshemmung (Antikoagulation).

Weitere Ursachen

In welcher Phase einer Thrombose ist die Gefahr einer Lungenembolie besonders hoch?

Insbesondere in der Frühphase der Thrombose. Und am häufigsten bei Thrombosen in den tiefen Bein- oder Beckenvenen. Dann passiert es am ehesten, dass der Thrombus mit dem Blutstrom weggerissen wird und Gefäße der Lunge verlegt.

Deshalb ist die frühe Diagnose und Behandlung einer Thrombose so wichtig. Jede Verzögerung der Behandlung gefährdet den Betroffenen.

Wie kann es zu einer Lungenembolie mit Luft oder Fett kommen?

In den meisten Fällen entsteht eine Lungenembolie durch einen fortgespülten Blutpfropf (Thrombus). Aber auch eine Lungenembolie durch Luft ist möglich, wenn eine Luftblase über eine Vene in den Blutkreislauf eindringt.

Dies kann z.B. nach der Verletzung einer Vene im Rahmen einer Operation geschehen. Fettembolien können nach Verletzungen oder Unfällen entstehen, wenn fettreiches Gewebe Kontakt zur Blutbahn hat.

Lungenembolie als Folge einer Infektion?

Sogenannte Thromboembolien scheinen auch Folge einer Infektion sein zu können, so das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie. Dabei wurden Daten von rund 400 Frauen und Männern ausgewertet, die mit einer Thromboembolie ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. 52% hatten innerhalb von 90 Tagen vor dem Vorfall an einer Infektion gelitten.

Dass die Infektion wirklich mit der Thromboembolie in Verbindung stand, belegen laut den Autoren folgende Zahlen: Die ermittelte Rate der neu aufgetretenen Thromboembolien betrug bei vorherigen Infektionen 2,9. Wurde die Infektion in einem Krankenhaus erworben, stieg diese Zahl auf 6,9. Zum Vergleich: Bei bekannten Risikofaktoren wie einer Operation liegt sie bei 2,8, bei Bettlägerigkeit bei 4,2.

Stimmt es, dass man bei unklarer Ursache einer Lungenembolie auch an einen Tumor denken muss?

Ja. Ist keine Ursache für die Lungenembolie erkennbar, kann die Suche nach einer bösartigen Krankheit durchaus sinnvoll sein. Denn es ist bekannt, dass Krebs häufig mit Thrombosen und Embolien einhergeht.

Wenn es allerdings abgesehen von der Lungenembolie keine Anzeichen für eine Krebserkrankung gibt, ist eine Abklärung auch nicht ganz einfach. Um einen möglichen Tumor komplett auszuschließen, müsste man praktisch alles untersuchen, was weder logistisch noch medizinisch immer möglich ist.

Deshalb konzentriert man sich bei einer solchen Abklärung in der Regel auf einen Ausschluss der wichtigsten gefährdeten Regionen. Dazu gehören Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums, Darmuntersuchungen, gynäkologische und urologische Untersuchungen.

Symptome und Untersuchungen

Welche Beschwerden verursacht eine Lungenembolie?

In der Regel ist eine Lungenembolie ein akuter Notfall, der nicht zu übersehen ist. Das Ausmaß der Beschwerden hängt dabei vom Ort des Gefäßverschlusses ab. Je größer das Gebiet der unterversorgten Lunge dahinter, desto stärker sind in der Regel auch die Beschwerden.

Typische Symptome sind plötzliche Luftnot, Schmerzen beim Atmen und im Brustkorb, Herzrasen, Husten und blutiger Auswurf. Begleitend kommt es bei den Betroffenen häufig zu Todesängsten und starkem Schwitzen. Die Venen am Hals können gestaut sein und hervortreten. Auch Fieber und Bewusstlosigkeit sind möglich.

Aber nicht immer ist das Bild so dramatisch: Handelt es sich nur um eine ganz leichte Lungenembolie, kann diese in Einzelfällen sogar unbemerkt bleiben.

Typische Beschwerden bei einer Lungenembolie

Sind die Beschwerden einer Lungenembolie so charakteristisch, dass man sie sofort erkennt?

Nein, leider ist das oftmals nicht der Fall. Die bei einer Lungenembolie auftretenden Beschwerden können auch bei anderen Krankheiten vorkommen und sind deshalb nicht spezifisch oder charakteristisch für die Krankheit.

Sind die Beschwerden sehr ausgeprägt, führt dies erfahrene Ärzte allerdings in der Regel rasch zum Verdacht auf eine Lungenembolie. Insbesondere Zeichen wie Atemnot, Herzrasen, Angst, gestaute Halsvenen und bläuliche Hautfarbe sind hinweisend. Auch Atemgeräusche können den Verdacht auf eine Lungenembolie lenken. Bei schweren Embolien zeigen sich auch Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG).

Können die Beschwerden bei einer Lungenembolie auch ganz langsam entstehen?

Ja, das ist möglich. Löst sich das ursächliche Blutgerinnsel im Bein langsam und etappenweise ab, wird also auch das Lungengefäß nicht "auf einmal" verschlossen, können die Beschwerden auch langsam zunehmen bzw. schubhaft auftreten.

Symptome wie Atemnot, Brustschmerzen, Herzrasen, Angst, Husten, Fieber oder gestaute Halsvenen und bläuliche Hautverfärbung müssen nicht alle zusammen vorkommen und können auch über einen längeren Zeitraum entstehen und zunehmen.

Stimmt es, dass eine Lungenembolie manchmal nur einen leichten Husten verursacht?

Ja, auch das ist möglich. Allerdings nur dann, wenn es sich um eine kleine Embolie handelt bzw. nur ein kleines Lungengefäß verlegt ist.

Wenn keine oder nur geringe Beschwerden bestehen, lenkt das natürlich nicht unbedingt den Verdacht auf eine Lungenembolie. Deshalb machen viele Menschen kleinere Embolien durch, ohne dass diese bemerkt werden. Das ist insbesondere der Fall, wenn keine Risikofaktoren wie Krampfadern oder Thrombosen in der Vorgeschichte bekannt sind. Denn dann kommt auch der Arzt nicht unbedingt auf die Idee, dass hinter dem Husten eine Lungenembolie stecken könnte.

stumme Lungenembolie

Von einem stummen Verlauf einer Krankheit sprechen Mediziner, wenn es keine Krankheitszeichen oder Beschwerden gibt. Der Verlauf ist also asymptomatisch, so dass niemand auf die Idee kommt, der Betroffene sei krank. Bei der Lungenembolie ist das vor allem der Fall, wenn es sich um eine kleine Embolie handelt und nur ein kleines Lungengefäß verlegt ist.

Ist Atemnot auch drei Monate nach einer Lungenembolie noch normal?

Nein, normalerweise wird der Embolus (der verstopfende Pfropf) in der Lunge selbst bei großen Lungenembolien vom Körper aufgelöst (endogene Fibrinolyse). Das bedeutet, dass die betroffenen Gefäße wieder durchgängig sind und sich der Druck in der Lunge und die Organfunktion nach drei Monaten normalisiert bzw. erholt haben sollten.

Probleme entstehen, wenn das Blutgerinnsel nicht abgebaut, sondern umgebaut wird und im Lungengefäß verbleibt. Warum das bei einigen Betroffenen passiert, ist bislang unklar.

Bei einer anhaltenden oder sich verschlimmernden Atemnot auch noch Monate nach einer Lungenembolie sollten Lunge und Herz überprüft werden. Denn es könnte ich um eine Rechtsherzschwäche handeln. Oder auch um einen sogenannten Lungenhochdruck.

Es kann in einigen Fällen vorkommen, dass sich als Folge der Lungenembolie längerfristig ein Bluthochdruck im Lungenkreislauf und/oder eine chronische Rechtsherzbelastung mit der Folge einer Herzschwäche entwickelt.

Das Gefühl der Atemnot kann manchmal aber auch Ausdruck von Angst vor einer sich wiederholenden Embolie sein. Zunächst wird der Arzt aber immer nach körperlichen Ursachen der Atemnot fahnden.

Untersuchungen beim Arzt

Mit welchen Untersuchungen wird eine Lungenembolie festgestellt?

Auskultation: Was der Arzt mit seinem Stethoskop hört

Es gibt für den Arzt einige Befunde und Zeichen, die den Verdacht auf eine Lungenembolie aufkommen lassen. Von diesen Zeichen ist eines das Ergebnis des Abhörens mit dem Stethoskop (Auskultation). Einen Beweis liefert das Abhorchen aber nicht.

Bei einer Lungenembolie registriert der Arzt relativ oft folgendes:

  • bestimmte Atemgeräusche
  • eine schnelle Atmung
  • ein zu schneller Herzschlag
  • möglicherweise ein betonter zweiter Herzton

Der Arzt kann außerdem manchmal erweiterte Halsvenen als Zeichen einer oberen Einflussstauung feststellen. Und auch blaue Lippen können auf den Sauerstoffmangel hindeuten.

Bei 30-50% der Betroffenen lassen keines dieser Anzeichen feststellen. Die Lungenembolie bleibt quasi stumm.

Welche Blutuntersuchungen sind nötig?

Auch eine Blutuntersuchung allein ist nicht aussagekräftig genug, um eine Lungenembolie zu diagnostizieren oder auszuschließen. Im Zusammenhang mit weiteren Untersuchungen wie Bildgebungsverfahren aber deuten gewisse Ergebnisse auf das Vorliegen einer Lungenembolie hin.

So etwa kann die Sauerstoffsättigung im Blut herabgesetzt sein, was sich mit einer Blutgasanalyse feststellen lässt. Auch deutet die Erhöhung einiger Laborwerte auf eine Lungenembolie hin. Dies sind z.B. D-Dimere, Spaltprodukte, die bei der Bildung von Blutgerinnseln anfallen oder eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten, Leukozytose).

Andere Blutwerte steigen mit zunehmender Belastung des rechten Herzens an, eine typische Folge der Lungenembolie. Das sind die sogenannten Herz-Troponine. Bei stärkerer Herzbelastung mit vermehrtem Sauerstoffbedarf und einer folgenden Schädigung von Herzmuskelzellen nimmt ihr Anteil im Blut zu. Sind diese Enzyme in den Blutwerten nicht erhöht, spricht dies gegen ein erhöhtes Herzrisiko.

Darüber hinaus wird in der Diagnostik nach Lungenembolie auch häufig ein anderes Protein gemessen, das Natriuretische Peptid. Erhöhte Werten sprechen für eine Herzbelastung bzw. Herzschädigung und müssen genauer abgeklärt werden.

Ultraschalluntersuchung der Beinvenen

Eine Ultraschalluntersuchung der Beingefäße kann eine mögliche Thrombose der Beinvenen aufzeigen. Eine solche Thrombose ist häufig die Ursache für eine Lungenembolie.

Gelingt der Nachweis einer Thrombose, kann man auf weitere Untersuchungen bezüglich der Lungenembolie verzichten. Die Diagnose kann dann als gesichert gelten.

Muss immer ein CT gemacht werden?

In der Regel ja. Die Darstellung der Lungengefäße mit einer Computertomographie (CT-Angiographie, Spiral-CT) ist für den Nachweis einer Lungenembolie geeignet. In Kombination mit dem äußeren Erscheinungsbild und den Symptomen ist die Zuverlässigkeit der Untersuchung hoch, weshalb das CT eine wichtige Untersuchungsmethode bei Verdacht auf eine Lungenembolie ist.

In der Schwangerschaft müssen diese Untersuchungsmethoden zur Abklärung einer Lungenembolie sorgfältig abgewogen werden. Aber insbesondere bei ernsthaften Beschwerden und dringendem Verdacht auf eine Lungenembolie muss in jedem Fall abgeklärt werden, ob tatsächlich eine Embolie vorliegt. Im Zweifel sind deshalb auch Untersuchungsmethoden mit einer Strahlenbelastung gerechtfertigt.

Szintigraphie

Auch die Lungen-Szintigraphie (Ventilations-, Perfusions-Szintigraphie) ist in Verbindung mit einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs mitunter hilfreich. Damit wird die Durchblutung der Lunge sowie deren Belüftung untersucht. Allerdings ist bei etwa der Hälfte der Patienten keine sichere Aussage möglich.

Zeigen sich keine Auffälligkeiten, kann eine Lungenembolie praktisch ausgeschlossen werden. Auch ein positives Untersuchungsergebnis lässt relativ sicher die Diagnose einer Lungenembolie zu. Allerdings gibt es einen hohen Anteil nicht deutbarer Ergebnisse, so dass dann möglicherweise doch noch andere Verfahren angewendet werden müssen.

Andere Untersuchungsmethoden

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist eine neuere Untersuchungstechnik, die den Körper nicht mit radioaktiven Strahlen belastet. Dieses Verfahren ist jedoch nicht überall verfügbar und auch hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit nicht so gut untersucht wie die zuvor beschriebenen Untersuchungsverfahren.

Die Darstellung der Lungenarterien mit einer Kontrastmitteluntersuchung der Gefäße (Angiographie) kann eine Lungenembolie nachweisen oder ausschließen, wurde aber weitestgehend von moderneren Untersuchungsverfahren wie der Spiral-CT abgelöst.

Wann wird ein EKG (Elektrokardiographie) gemacht?

Ein EKG bei Verdacht auf eine Lungenembolie oder auch bei einer bereits nachgewiesenen Embolie gibt Auskunft über die aktuelle Situation des Herzens, das nach einer Embolie mehr oder weniger stark belastet sein kann.

Es können sich vor allem Zeichen der akuten Rechtsherzbelastung zeigen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung geben durchgeführte EKGs ebenfalls Auskunft über die Situation des Herzens und möglicher Komplikationen.

Behandlung

Wie kann eine Lungenembolie behandelt werden?

An erster Stelle steht die medikamentöse Blutgerinnungshemmung mit Heparin. Sie wird häufig noch vor der Bestätigung der Diagnose eingeleitet.

Verstopfte Lungenader

Eine Lungenembolie ist eine ernstzunehmender Erkrankung. Ein Blutgerinnsel verstopft dabei eine der Lungenarterien, die für die Sauerstoffaufnahme zuständig sind.

Zu 90% sind Lungenembolien Folge von Thrombosen (Gerinnseln) der tiefen Becken- bzw. Beinvenen. Sie können im Rahmen von längerer Immobilität wie nach größeren Operationen, Klinikaufenthalten oder Flugreisen auftreten. Manchmal führen auch Krankheiten wie Tumorleiden zu einer Dysbalance in der Gerinnungskaskade, so dass sich Thrombosen insgesamt leichter bilden können.

Durch die Lungenembolie wir zum einen die Versorgung des Körpers mit frischem Sauerstoff eingeschränkt, zum anderen steigt der Druck auf der rechten Herzseite, was wiederum Herz und Pumpkraft beeinträchtigen kann. In schweren Fällen kann eine Embolie tödlich verlaufen, meist tritt sie dabei in mehreren Schüben auf.

A&O der Therapie: Blutverdünnung

Um weitere Schübe und ein Wachsen des Thrombus zu verhindern, beginnen Mediziner so schnell wie möglich eine Blutverdünnung, damit das Blut geschmeidiger fließt. Das Gerinnsel selbst wird durch die blutverdünnenden Medikamente nicht abgebaut, das regelt der Körper mit der Zeit alleine.

Bei starkem Verdacht auf eine Lungenembolie verabreichen Ärzte in der Regel Heparin über die Vene, teils noch bevor die Diagnose zum Beispiel im Computertomogramm festgestellt wurde. Bestätigt sich der Verdacht, müssen Betroffene langfrisitg blutverdünnende Arzneimittel (Antikoagulation) einnehmen. Richtlinien geben für verschiedenen Fallkonstellationen an, wie lange die Medikation fortgeführt werden muss. Verschiedene Wirkstoffe sind auf dem Markt erhältlich.

Heparine, Marcumar und NOAKs

Sogenanntes unfraktioniertes Heparin verabreichen Ärzte direkt in die Vene. Es wird in bestimmten Situationen in der Klinik verwendet, zum Beispiel wenn die Nierenfunktion stark eingeschränkt ist, aber zu Hause nicht weiter gegeben. Daneben gibt es niedermolekulare Heparine, die als Fertigspritzen erhältlich sind und unter die Haut appliziert werden. Beispiele sind Mono-Embolex, Clexane, Fragmin oder Innohep. Sie werden unter Umständen nach der Entlassung eine Weile von den Betroffenen selbst gespritzt.

In Tablettenform stehen Wirkstoffe wie Marcumar und Falithrom zur Verfügung beziehungsweise seit mehreren Jahren neu sogenannte DOAKs/NOAKs (direkte bzw. neue orale Antikoagulantien). Marcumar und Falithrom greifen über Vitamin K in die Blutgerinnung ein und verlängern die Blutungszeit. In regelmäßigen Abständen muss ambulant der Quick bzw. INR-Wert kontrolliert werden. Er sagt aus, ob die eingenommene Dosis richtig ist.

Bei DOAKs/NOAKs sind hingegen in der Regel keine Laboranalysen notwendig. Auch sie verlängern die Blutungszeit, setzen aber an einer anderen Stelle der Gerinnungskaskade an. Zu ihnen gehören Stoffe wie Pradaxa, Xarelto, Lixiana und Eliquis. Wichtig ist, dass die Nierenfunktion vor der Gabe kontrolliert wird.

Auflösen von Gerinnseln in schweren Fällen

Schwere, akute Fällen einer Lungenembolie können für Betroffene lebensbedrohlich sein. Mediziner setzen dann in besonderen Fällen eine sehr starke Blutverdünnung (Lyse) an, die nicht komplikationsarm ist. Mittel wie Streptokinase oder Alteplase kommen dann in Kombination mit Heparin zum Einsatz. Sie lösen ein Gerinnsel tatsächlich auf.

Ultraschallmethoden und mechanische Verfahren, die einen Thrombus direkt entfernen sollen, sind letzte Möglichkeiten, die Medizinern zur Verfügung stehen. Es handelt sich um komplexe Methoden, die die Ärzte nur anwenden, wenn nichts hilft und das Leben eines Menschen durch eine Lungenembolie unmittelbar gefährdet ist.

Muss man mit einer Lungenembolie immer ins Krankenhaus?

Nein, wenn die Lungenembolie nur gering ausgeprägt und der Kreislauf stabil ist, ist auch eine ambulante Behandlung ohne zu erwartende Komplikationen möglich. Wichtig ist dafür aber auch, dass das Herz nachweislich gut arbeitet. Dann ist auch keine Bettruhe notwendig.

Zeigt sich aber eine Überlastung des rechten Herzens, ist ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt wichtig, damit die Funktion des Herzens überwacht werden kann.

Akutbehandlung

Wie wird eine Lungenembolie im akuten Stadium behandelt?

Besteht Verdacht auf eine Lungenembolie, erhalten die Betroffenen Sauerstoff, bei Bedarf Schmerzmedikamente, Flüssigkeit und eine blutgerinnungshemmende Behandlung über einen venösen Zugang.

Ab dem Schweregrad III ist eine sogenannte Thrombolyse notwendig, also die Einnahme von Medikamenten, um das Blutgerinnsel aufzulösen. In einigen Fällen, etwa wenn eine Thrombolyse nicht möglich oder zu gefährlich ist, kann der Embolus auch operativ oder über einen Katheter entfernt werden.

Stimmt es, dass der Thrombus in der Lunge bei einer Lungenembolie mit einem Katheter entfernt werden kann?

Ja, grundsätzlich gibt es diese Möglichkeit, sofern in der entsprechenden Klinik Ärzte arbeiten, die Erfahrung mit der Technik haben. Mit einem in die Lungenstrombahn vorgeschobenen Katheter kann der Thrombus entfernt oder möglicherweise mit bestimmten Substanzen aufgelöst werden.

Auch mit einer offenen Operation und dem Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine ist die Entfernung eines Thrombus möglich. Diese Verfahren sind aber allesamt für den Betroffenen belastend und die Wirksamkeit ist nicht gesichert. Welches Behandlungsverfahren bei der Lungenembolie zum Einsatz kommt, muss immer auch von den Risiken und dem Gesundheitszustand des Betroffenen abhängig gemacht werden.

Was bedeutet systemische Thrombolyse?

Die systemische Thrombolyse ist eine Behandlungsform bei Thrombose oder Lungenembolie. Die Betroffenen erhalten dabei ein Medikament über die Blutstrombahn, das den Thrombus verkleinern und auflösen kann.

Die verwendeten Wirkstoffe sind Streptokinase, Urokinase und Plasminogenaktivator. Eine Verkleinerung des Thrombus in der Lunge gewährleistet deren Durchblutung und schützt damit das rechte Herz vor einer Überlastung. Zu bedenken ist jedoch das erhöhte Blutungsrisiko nach Verabreichung dieser Substanzen.

Je nach Zustand des Betroffenen ist eine Hemmung der Blutgerinnung manchmal ausreichend. Welche Behandlung schließlich eingesetzt wird, hängt auch davon ab, wie stabil der Kreislauf des Betroffenen ist.

Im Einzelnen bedeutet das:

  • Kreislauf instabil, rechtes Herz überlastet: Dann sollte das Herz rasch entlastet werden. Ziel ist dann also eine Verkleinerung oder Entfernung des Thrombus. Deshalb eignet sich eine medikamentöse Auflösung des Thrombus.
  • Kreislauf stabil, rechtes Herz aber mit Überlastungszeichen: Hier wird ebenfalls häufig eine medikamentöse Auflösung des Thrombus angestrebt, jedoch nicht immer.
  • Kreislauf stabil, kein Anzeichen für Rechtsherzbelastung: Hier reicht meist eine Gerinnungshemmung wie bei einer Venenthrombose aus.
Wie bekämpft man die Schmerzen bei einer Lungenembolie?

Bestehen bei einer Lungenembolie Schmerzen, sollten diese auf jeden Fall mit Schmerzmedikamenten behandelt werden. Nicht geeignet ist allerdings Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®), da es gerinnungshemmend wirkt.

Das ist zwar bei einer Lungenembolie prinzipiell erwünscht. Allerdings werden dafür meist schon andere Blutverdünner gegeben und eine zusätzliche Einnahme von Acetylsalicylsäure würde diese Blutverdünnung beeinflussen und schwer kontrollierbar machen.

Viele Menschen mit einer Lungenembolie haben im übrigen überhaupt keine Schmerzen. Im ungünstigsten Falle bedeutet das, dass die Embolie nicht einmal bemerkt wird.

Können sich kleinere Blutgerinnsel in der Lunge auch wieder auflösen?

Ja, der Körper kann kleinere Blutgerinnsel in den Lungengefäßen mit der Zeit abbauen. Dies kann einige Wochen in Anspruch nehmen.

Bei größeren Gerinnseln, die ein Lungengefäß komplett verlegen, ist das aber nicht möglich, so dass das Gerinnsel anderweitig entfernt werden muss. In Frage kommt eine medikamentöse Auflösung, eine operative Entfernung oder eine Entfernung oder Auflösung mittels Kathetertechnik.

Wie sieht die Langzeitbehandlung nach einer Lungenembolie aus?

Die Langzeitbehandlung bei der Lungenembolie ist vor allem eine Vorbeugung. Sie zielt also auf die Vermeidung von Thrombosen und Embolien ab.

Blutverdünner, Stützstrümpfe und Nikotinverzicht

Wichtig ist eine gerinnungshemmende Behandlung mit Blutverdünnern (Antikoagulantien) wie Marcumar und Falithrom oder den sogenannten neuen/direkten oralen Antikoagulantien (NOAK/DOAK) wie Pradaxa, Xarelto, Lixiana oder Eliquis.

In 90% der Fälle kommt das Blutgerinnsel in der Lunge ursprünglich aus den tiefen Becken- oder Beinvenen, das heißt neben der Embolie liegt oft auch eine Beinvenenthrombose vor. Zusätzlich zur blutverdünnenden Medikation erhalten Sie dann angepasste Kompressionsstrümpfe. Wichtig ist weiterhin, dass Sie sich regelmäßig bewegen und langes Sitzen vermeiden, sobald die Ärzte dies erlauben.

Bei einigen Erkrankungen ist das Risiko einer Thrombose und Lungenembolie insgesamt erhöht. Unter Umständen muss also die zugrundeliegende Krankheit mitbehandelt werden. Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit von Thrombosen erhöhen, müssen ebenfalls ausgeschaltet werden. Hierzu gehört zum Beispiel der Nikotinverzicht.

Behandlung über mehrere Monate bis lebenslang

Wie lange Sie nach einer Lungenembolie Blutverdünner einnehmen müssen, richtet sich nach Ihrem Risiko, eine erneute Embolie oder Thrombose zu entwickeln. Die Zeiten variieren zwischen (drei bis) sechs Monaten und dauerhaft, also lebenslang, wenn Sie bereits mehrere Thrombosen hatten oder aufgrund einer Grunderkrankung ein deutlich erhöhtes Risiko haben.

Handelt es sich um das erste Ereignis einer Thrombose oder Lungenembolie und ist dieses auf einen vorübergehenden Risikofaktor wie eine Operation zurückzuführen, reicht meist eine dreimonatige Gerinnungshemmung aus. Dies gilt auch für Thrombosen des Unterschenkels ohne klare Ursache.

Bei Thrombosen des Oberschenkels ist die Blutverdünnung eher länger als drei Monate notwendig. Bei einer Thrombose aufgrund einer Erkrankung, zum Beispiel einer aktiven Krebserkrankung, beträgt die Behandlungsdauer drei bis sechs Monate.

Handelt es sich um ein wiederholtes Ereignis, gab es also schon vorher einmal eine Thrombose, kann eine lebenslange gerinnungshemmende Behandlung notwendig sein.

Prognose

Kann eine Lungenembolie auch sehr schwer oder gar tödlich verlaufen?

Ja, besonders wenn größere und/oder mehrere Gefäße der Lunge verlegt sind und viel Lungengewebe deshalb nicht mehr versorgt wird, kann es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommen.

Wie kommt es dazu? Aufgrund der Durchblutungsstörung der Lunge steigt der Widerstand der Lungengefäße an. Das rechte Herz, das venöses Blut in die Lungen pumpt, kommt dagegen irgendwann nicht mehr an. Die kann zu einer Überlastung des rechten Herzens führen, mit der Folge einer Rechtsherzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Rechtsherzversagen. Weitere Informationen zur Prognose nach einer Lungenembolie finden Sie hier.

Auch lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen kommen vor. Dringend erforderlich sind dann Wiederbelebungsmaßnahmen.

Gibt es Untersuchungen, mit denen sich die Risiken nach einer Lungenembolie abschätzen lassen?

Ja, es gibt verschiedene Untersuchungen, die der Abschätzung des Gesundheitsrisikos nach einer Lungenembolie dienen. Diese Untersuchungen sind auch wichtig, um die optimale Behandlung auszuwählen.

Als diagnostische Gradmesser dienen die körperliche Untersuchung, das Elektrokardiogramm (EKG), die Ultraschalluntersuchung des Herzens, bestimmte Blutwerte und die Mehrschicht-Computertomographie (Mehrschicht-CT). Mit diesen Untersuchungen werden vor allem die Risiken für das Herz, aber auch für die Lungen erfasst.

Wie häufig verläuft eine Lungenembolie tödlich?

Der Verlauf einer Lungenembolie hängt davon ab, welche Gefäße in der Lunge blockiert sind. Sind kleinere Gefäße betroffen, kann es vorkommen, dass überhaupt keine Beschwerden bestehen, der Vorfall also überhaupt nicht bemerkt wird. Auch die Auswirkungen sind dann weniger dramatisch.

Problematisch ist jedoch der Verschluss größerer Lungengefäße oder gar in zentralen Abschnitten der Lungengefäße. Dies kann zu einem schnellen Kreislaufversagen und zum Tod führen.

Eine Zahl verdeutlicht das: In Deutschland kommen jedes Jahr 30.000 Menschen durch eine Lungenembolie ums Leben.

Was sind die Ziele einer Reha nach einer Lungenembolie?

Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie hat Empfehlungen zur Rehabilitation von Patienten mit Gefäßerkrankungen publiziert. Demnach sollten in der Reha folgende Ziele verfolgt werden:

  • Verbesserung der Luftnot und der Lungenfunktion
  • Umgang mit einem möglichen Lungenhochdruck
  • Erlernen spezieller Trainingsmethoden bei tiefer Venenthrombose
  • Erlernen der Kompressionsbehandlung
  • Erlernen der Selbstmessung der Blutgerinnung
  • Begutachtung bezüglich der weiteren beruflichen Tätigkeit

Die Anschlussheilbehandlung muss außerdem eine Physiotherapie (Krankengymnastik) und Schulung zur INR-Selbstmessung (spezielle Blutgerinnungsmessung) beinhalten.

Quellen:

  • Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie. S2k Letlinie, Dt. Gesellschaft für Angiologie / Gefäßmedizin (Stand 2015).
  • Triggers of Hospitalization for Venous Thromboembolism, Circ. 2012;125:2092–2099

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Kommentare: Archiv

Lungenembolie und Herzvorkammerflimmern
Mittwoch, den 13. Februar 2019 um 14:38 Uhr, Franz Schneider
Ich habe seit meiner Behandlung Schwindelgefühle,ist das möglich?

Erkältung nicht allein schuld
Sonntag, den 26. April 2015 um 15:09 Uhr, Redaktion Navigator-Medizin
Hallo M.F., 
nein, davon allein nicht. Aber wenn schon eine Thrombose vorlag, dann kann der Infekt eine Art Auslöser sein. Etwas später wäre es dann aber vielleicht auch ohne den Infekt passiert. 
Viele Grüße und alles Gute 
Ihr Navigator-Team
 
Lungenembolie infolge einer starken Erkältung
Sonntag, den 26. April 2015 um 14:09 Uhr, M.F.
Kann eine Lungenembolie mit Rechtsherzschwäche auch von einer akuten Erkältung mit langanhaltendem Husten herrühren? 
 
Zustand nach Lungenembolien
Sonntag, den 12. April 2015 um 05:49 Uhr, Dietmar Ellermeier
Wenn sich durch mehrere Lungenembolie-Ereignisse, durch Thromben verursacht, diese Verstopfungen zu Narbengewebe umwandeln und nicht auflösen, nennt man das CTEPH chronisch thrombembolische pulmonalarterielle Hypertonie. Wenn möglich sollten die Verstopfungen durch eine PEA OP (am offenen Herzen) entfernt werden.
 

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Susanne Endres, Fachärztin für Innere Medizin

Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin

    Studium:
  • Freie Universität Berlin
    Berufliche Stationen:
  • Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin Reinickendorf
  • McGaw Medical Center of Northwestern University, Chicago

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Dr. med. Julia Hofmann
Ärztin und medizinische Fachautorin

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Dr. med. Susanne Endres, Fachärztin für Innere Medizin

Haupt-Autorin
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin

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