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Wie äußert sich eine IgA-Nephropathie? Was sollte man über Ursache und Behandlung wissen? Und wie stehen die Chancen, dass die Nierenerkrankung von selbst wieder verschwindet? Hier finden Sie Fragen und Antworten zur häufigsten Form der Glomerulonephritis.

Basiswissen

Was ist die IgA-Nephropathie?

Bei der IgA-Nephropathie handelt es sich um die häufigste Form der Glomerulonephritis in Deutschland. Der Name leitet sich von den Immunglobulinen des Typs A (IgA) ab, die bei dieser Form der Nierenerkrankung in hohen Konzentrationen in Gewebeproben der Niere nachgewiesen werden können. Die IgA-Nephropathie tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen und wird vor allem im jungen Erwachsenenalter nachgewiesen (Häufigkeitsgipfel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr).

Ursachen

Was verursacht die IgA-Nephropathie?

Kombination von Autoimmunerkrankung und Infektion

Als Ursache der IgA-Nephropathie wurde lange Zeit eine Autoimmunerkrankung angenommen. Inzwischen mehren sich jedoch die Hinweise, dass es sich um eine multifaktorielle Krankheitsentstehung handelt, d. h. mehrere Faktoren müssen zusammenkommen, damit es zum Ausbruch der Erkrankung kommt. Dazu gehört die Bildung von fehlerhaften IgA und die Entstehung von Autoantikörpern gegen diese Moleküle (möglicherweise ausgelöst durch eine Infektion mit Viren oder Bakterien). Diese beiden Komponenten lagern sich als Immunkomplexe in den Glomeruli ab.

Einfluss der Gene

Auch ein familiärer Faktor scheint eine Rolle zu spielen, da die Erkrankung in manchen Familien gehäuft auftritt. So weist etwa die Hälfte der Familienmitglieder eines an IgA-Nephropathie erkrankten Menschen ebenfalls einen erhöhten Blutspiegel des veränderten IgA auf – allerdings ohne manifeste Nierenkrankheit.

Symptome

Was sind die typischen Symptome der IgA-Nephropathie?

Die Symptome der IgA-Nephropathie können zum Teil sehr variieren. So kann der Urin blutig gefärbt sein (Hämaturie), ohne dass andere Beschwerden vorhanden sind. Dies ist bei etwa 50 % der Erkrankten der Fall: Bei ihnen kommt es nach einer Infektion der oberen Atemwege oder einer Magen-Darm-Entzündung wiederholt zu Episoden mit sichtbarer Hämaturie.

Blut und Eiweiß im Urin

Bei vielen Betroffenen finden sich jedoch nur geringe, mit bloßem Auge nicht erkennbare Blutbeimengungen im Urin, die oft nur zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Hausarzt entdeckt werden. Bei etwa einem Drittel der Erkrankten wird eine solche Mikrohämaturie mit nur geringen Eiweißspuren im Urin (Proteinurie) beobachtet. Eine Proteinurie kann, muss aber nicht vorliegen.

Erhöhter Blutdruck, Niereninsuffizienz und Co.

Gleiches gilt für Bluthochdruck und Zeichen einer Nierenfunktionsstörung (z. B. Anstieg von Kreatinin und Harnstoff im Blut). Auch Flankenschmerzen und Schmerzen beim Wasserlassen können auftreten.

Diagnose

Wie wird die IgA-Nephropathie diagnostiziert?

Um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine IgA-Nephropathie handelt, sind verschiedene Untersuchungen notwendig. Diese können vom Hausarzt oder von einem Nephrologen (= Facharzt für Nierenerkrankungen) veranlasst werden.

Urin- und Blutuntersuchung als erster Schritt

Zur Basisuntersuchung gehört eine Urinanalyse. Dabei wird überprüft, ob Blut und/oder Eiweiß vorhanden sind. Beides sollte in der Urinprobe eines gesunden Menschen kaum nachweisbar sein. Außerdem wird unter dem Mikroskop untersucht, welche Form die vorhandenen Blutkörperchen haben. Finden sich zu Zylindern zusammengepresste rote Blutkörperchen (sogenannte Erythrozytenzylinder) und abnorm geformte rote Blutkörperchen (dysmorphe Erythrozyten), kann dies auf eine IgA-Nephropathie hinweisen.

Weitere Anzeichen für die Erkrankung können ein erhöhter IgA-Spiegel im Blut (bei 50 % der Betroffenen vorhanden) und das Vorliegen eines nephrotischen Syndroms sein (erhöhte Eiweißausscheidung im 24-Stunden-Urin, Ödeme, erniedrigter Eiweißgehalt im Blut und erhöhte Blutfettwerte). Auch eine verminderte Kreatinin-Clearance in der Blutanalyse kann auf eine unzureichende Nierenfunktion hindeuten.

Diagnosesicherung durch Nierenbiopsie

Ihr Arzt wird anhand dieser Befunde und Ihrer Krankengeschichte entscheiden, ob weitere Schritte notwendig sind. So kann z. B. die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Niere der nächste Schritt sein, um die Diagnose einer IgA-Nephropathie zu sichern (Nierenbiopsie). Dabei können in den Nierenkörperchen IgA-Ablagerungen immunhistologisch nachgewiesen werden.

Therapie

Wie wird eine IgA-Nephropathie behandelt?

Die IgA-Nephropathie ist medikamentös leider nicht heilbar. Eine unterstützende Therapie mit ACE-Hemmern oder AT1-Rezeptorblockern wird jedoch empfohlen, falls ein erhöhter Blutdruck vorliegt. Bei erhöhter Eiweißausscheidung im Urin (mehr als 1 g Eiweiß im 24-Stunden-Sammelurin) kann eine Therapie mit Glukokortikoiden sinnvoll sein.

Selbsthilfe: Was kann ich selbst bei einer IgA-Nephropathie tun?

Es gibt unterstützende Maßnahmen, die den Verlauf der IgA-Nephropathie positiv beeinflussen können. Neben einer guten Blutdruckeinstellung und der Senkung erhöhter Blutfettwerte können Sie Ihren Nieren mit folgenden Lebensstiländerungen etwas Gutes tun:

  • Ernähren Sie sich salzarm (optimal weniger als 6 g pro Tag) und eiweißarm (ca. 0,8 g pro kg Körpergewicht): Verzichten Sie unbedingt auf Eiweißshakes oder proteinreiche Snacks, z. B. zum Muskelaufbau, denn überschüssiges Eiweiß erhöht den Wassergehalt im Körper und kann die Glomeruli schädigen.
  • Rauchen Sie nicht: Nikotinkonsum begünstigt die Entwicklung einer Niereninsuffizienz und erhöht das Risiko eines Nierenversagens bei IgA-Nephropathie um das Zehnfache.
  • Vermeiden Sie Medikamente, die den Nieren schaden können (z. B. NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac).
  • Treiben Sie Ausdauersport wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren (soll sich positiv auf die Erkrankung auswirken).
  • Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gemäß den Empfehlungen Ihres Arztes (eine übermäßige Trinkmenge hat keinen zusätzlichen positiven Effekt, sondern kann sogar zu einer Überwässerung führen).

Verlauf und Prognose

Verlauf, Heilung, Nierenversagen und Dialyse: Wie ist die Prognose der IgA-Nephropathie?

Die Erkrankung wird häufig nur zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt, da sie oft kaum Beschwerden verursacht. Der Krankheitsverlauf ist sehr variabel und reicht von einer kaum sichtbaren blutigen Verfärbung des Urins ohne weitere Einschränkungen bis hin zum Nierenversagen mit Dialysepflichtigkeit.

Erfreulicherweise bleibt aber die Nierenfunktion bei der Mehrzahl der Betroffenen (ca. 70 %) oft über Jahrzehnte stabil, vor allem wenn der Urin nur geringe Mengen roter Blutkörperchen enthält und die Nieren ansonsten normal arbeiten.

In 20 bis 30 % der Fälle kann es sogar zu einer Spontanheilung kommen.

Bei etwa 15 bis 30 % der Erkrankten schreitet die Nierenfunktionsstörung jedoch fort und führt bei etwa der Hälfte dieser Untergruppe im Laufe von 20 bis 25 Jahren zum totalen Nierenversagen und schließlich zur Dialysepflichtigkeit.

Quellen:

  • Herold, G. und Mitarbeiter. Innere Medizin. Ausgabe 2004.
  • IgA nephropathy - Symptoms, diagnosis and treatment (2013). BMJ Best Practice. https://bestpractice.bmj.com.
  • Al Dahouk S, Karges W. Nephrologie. Innere Medizin... in 5 Tagen. 2014:373–99. German. doi: 10.1007/978-3-642-41618-7_9. PMCID: PMC7123351. www.ncbi.nlm.nih.gov
  • Sommerer C. IgA-Nephropathie: Pathogenese, Klinik und Therapie (2020). Landesärztekammer Hessen. www.laekh.de.

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

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