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Weizengras und Krebs: Was ist gesichert?

Weizengras wird seit einigen Jahren immer wieder als mögliches Mittel gegen Krebs genannt. Dahinter stecken nicht nur Mutmaßungen, sondern diverse wissenschaftliche Studien, die einen solchen Effekt nahelegen. Wir haben die Faktenlage begutachtet und geben Ihnen hier einen Überblick.

Weizengras im Faktencheck

Die Diagnose Krebs schreckt auf, macht Angst, stellt das Leben auf den Kopf. In der Regel geht es dann los mit verschiedenen Behandlungen: Chemotherapie, Bestrahlung, Operation – das sind die gängigen Verfahren. Für viele Menschen stellt sich aber die Frage, was sie selbst tun können, welche Mittel es noch gibt.

Eine beliebte Alternative oder Ergänzung sind hier Naturheilmittel. Das ist nicht in jedem Fall zu empfehlen, es gibt aber durchaus pflanzliche Arzneistoffe, die Potential haben. Ein Beispiel ist Weizengras. Die Hinweise verdichten sich, dass diese grünen Halme möglicherweise vor Krebserkrankungen schützen oder diese bekämpfen können. Wir haben die vorliegenden Studien durchforstet und geben im folgenden eine Bestandsaufnahme.

„Grünes Blut“ leitet krebserregende Stoffe aus

Was ist nun das Besondere am Weizengras? Es ist sozusagen der Vorläufer des Weizens bzw. des Weizenkorns. Die Gräser sind knallgrün. In ihnen stecken viele Vitamine und Nährstoffe (sie geben dem reifenden Weizen normalerweise die nötige Energie).

Und die grüne Farbe verdeutlicht es schon: Die Halme sind außerordentlich reich an Chlorophyll. Kaum eine andere Pflanze kommt an den Chlorophyllgehalt des Weizengrases heran. Der Pflanzenfarbstoff wird auch als „grünes Blut“ bezeichnet, weil er dem menschlichen Blutfarbstoff Hämoglobin von der Struktur her verblüffend ähnlich ist. Dem Chlorophyll wird nachgesagt, es reinige das Blut und schwemme Schwermetalle sowie Umweltgifte (z.B. Pestizide) aus. Dadurch könnten krebsfördernde oder krebserzeugende Substanzen eliminiert werden.

Chlorophyll schützt vor Leberkrebs

Chlorophyll sorgt außerdem dafür, dass Aflatoxine ausgeleitet werden. Dabei handelt es sich um Stoffwechselprodukte, die von verschiedenen Schimmelpilzen gebildet werden. Aflatoxine tauchen vor allem in Nüssen und Trockenfrüchten, die aus dem außereuropäischen Ausland eingeführt werden, immer mal wieder auf und können die Leber schädigen. In einer Studie mit 180 Probanden in China zeigte sich, dass Chlorophyll den Aflatoxinen entgegenwirkt und auf diese Weise möglicherweise vor Leberzellkrebs (in der Fachsprache „Hepatozelluläres Karzinom“) schützen kann (Egner et al. 2001).

Teilung von Darmkrebszellen wird gehemmt

Auch im Darm verhindert Chlorophyll offenbar bösartige Wucherungen und macht Krebszellen den Garaus. So stellten Forscher in den Niederlanden in Laborversuchen fest, dass der grüne Pflanzenfarbstoff die Schleimhaut des Darms schützt und durch verschiedene Mechanismen das Darmkrebsrisiko senkt (de Vogel et al. 2005). US-Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Chlorophyll Darmkrebszellen daran hindert, sich zu teilen und damit weiter auszubreiten (Chimploy et al. 2009). Die grüne Substanz verfügt also offenbar über Eigenschaften, die Darmkrebs verhindern könnte sowie bei einer schon bestehenden Krebserkrankung die Therapie sinnvoll ergänzen könnte.

Radikalfänger merzen bösartige Zellen aus

Darüber hinaus enthält Weizengras eine Vielzahl an Antioxidantien. Diese fangen freie Radikale ab. Das ist ein weiterer Faktor, der vermutlich zur Vorbeugung von Krebs beiträgt. Denn ungebundene Radikale schaden – zumindest in größeren Mengen – Organen und Gewebe. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, ist bei zu vielen freien Radikalen offenbar ebenfalls erhöht. Freie Radikale entstehen bei vielen Stoffwechselvorgängen, das ist völlig normal und lässt sich nicht gänzlich verhindern. Allerdings treiben Umweltgifte, bestimmte Lebensmittel und Rauchen die Zahl mächtig in die Höhe. Deshalb sind Substanzen, die gegensteuern und die Angreifer abwehren, sehr gefragt.

Antioxidative Wirkung stärker als bei anderen Extrakten

Wissenschaftler untersuchten Weizengras nun gründlich auf seine antioxidativen Eigenschaften. In einer Laboruntersuchung kam heraus, dass die Halme unter bestimmten Bedingungen weitaus stärker antioxidativ wirken als viele andere natürliche Extrakte oder Gemüsesorten. Das alkoholbasierte Weizengras-Extrakt schnitt dabei besser ab als das auf Wasserbasis. Zudem wurden verschiedene Böden und Erntezeitpunkte getestet. Den höchsten Gehalt an Antioxidantien wiesen Weizengräser auf, die rund zwei Wochen in einem nährstoffreichen Boden gewachsen waren (Kulkarni et al. 2006).

Viele weitere Inhaltsstoffe machen die Gräser wertvoll

Einige besonders interessante Weizengras-Inhaltsstoffe haben Sie nun schon kennengelernt. Aber die Liste an Substanzen ist noch viel länger. Analysen haben ergeben, dass die Gräser insgesamt mehr als 100 Vitamine, Mineralstoffe, Enzyme und Aminosäuren enthalten. Bei den Vitaminen sind praktisch alle Varianten abgedeckt, auch Vitamin B12, das sonst eher in tierischen Produkten steckt, ist vorhanden. Darüber hinaus verfügt Weizengras über recht hohe Konzentrationen an Kalzium, Eisen und Magnesium; an Zink und Selen mangelt es ebenfalls nicht. Dazu kommen knapp 20 Aminosäuren. Einige dieser Stoffe, so heißt es, schützen auch vor Krebs oder reduzieren Nebenwirkungen einer Krebstherapie (z.B. Strahlenschäden).

Studie liefert gute Ergebnisse bei Brustkrebs

Es gibt also zahlreiche Hinweise darauf, dass Weizengras einiges gegen Krebs ausrichten kann – allerdings stammen die meisten Daten aus Versuchen mit Tieren oder im Reagenzglas.

Umso wichtiger ist eine Studie, die im Jahr 2007 in Haifa/Israel durchgeführt wurde. Testpersonen waren hier Frauen mit Brustkrebs. 60 Frauen, die sich einer Chemotherapie unterzogen, nahmen teil. Eine Gruppe wurde regulär behandelt. In der anderen Gruppe wurden die Patientinnen zusätzlich mit Weizengras-Saft versorgt. Davon nahmen sie während der ersten drei Zyklen der Chemotherapie täglich 60 ml.

Das Ergebnis: Weizengras kann die knochenmarksschädigenden Nebenwirkungen (sogenannte Myelotoxizität) der Chemotherapie reduzieren – und das, ohne die gewünschte Wirkung der Chemotherapeutika einzuschränken. Unerwünschte Wirkungen durch den Weizengras-Saft gab es zwar auch, sie waren aber nach Angaben der Autoren nur minimal. Am auffallendsten war Übelkeit, die bei einigen Probandinnen auftrat. Die Studienautoren sehen in Weizengras eine sinnvolle Ergänzung zur Chemotherapie (Bar-Sela et al. 2007).

Fazit

Zusammengefasst bedeutet das: Weizengras enthält eine Vielzahl an Vitalstoffen und weist einen außergewöhnlich hohen Gehalt an Chlorophyll auf. Dadurch sind die grünen Halme in vielerlei Hinsicht gesundheitsfördernd. Wichtiger noch ist aber ihr großes Potential, was die Vorbeugung und ergänzende Therapie von Krebserkrankungen anbelangt. Für eine endgültige Empfehlung fehlt es zwar noch an größeren Studien, die bisherigen Untersuchungsergebnisse lassen einen Versuch aber allemal gerechtfertigt erscheinen.

Übrigens brauchen Sie keine Bedenken zu haben, wenn Sie eine Glutenunverträglichkeit haben: Im Gegensatz zu Weizen und Weizenprodukten enthält das junge Weizengras kein Gluten und ist daher auch bei Zöliakie bzw. Sprue gut verträglich.

Quellen:

  • Bar-Sela G, Tsalic M, Fried G, Goldberg H: Wheat grass juice may improve hematological toxicity related to chemotherapy in breast cancer patients: a pilot study. 2007.
  • Chimploy K, Díaz GD, Li Q, Carter O, Dashwood WM, Mathews CK, Williams DE, Bailey GS, Dashwood RH: E2F4 and ribonucleotide reductase mediate S-phase arrest in colon cancer cells treated with chlorophyllin. 2009.
  • Egner PA, Wang JB, Zhu YR, Zhang BC, Wu Y, Zhang QN, Qian GS, Kuang SY, Gange SJ, Jacobson LP, Helzlsouer KJ, Bailey GS, Groopman JD, Kensler TW: Chlorophyllin intervention reduces aflatoxin-DNA adducts in individuals at high risk for liver cancer. 2001.
  • Kulkarni SD, Tilak JC, Acharya R, Rajurkar NS, Devasagayam TP, Reddy AV: Evaluation of the antioxidant activity of wheatgrass (Triticum aestivum L.) as a function of growth under different conditions. 2006.
  • de Vogel J, Jonker-Termont DS, van Lieshout EM, Katan MB, van der Meer R: Green vegetables, red meat and colon cancer: chlorophyll prevents the cytotoxic and hyperproliferative effects of haem in rat colon. 2005.

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
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  • Universitätsklinik Marburg
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  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Anna Brockdorff, Heilpraktikerin / medizinische Fachautorin

Anna Brockdorff
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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
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