Dronabinol (Cannabis): Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 16. März 2022 16:29
Kann Cannabis gegen Schmerzen verschrieben werden? Und übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung? Antworten auf diese Fragen lesen Sie im folgenden Beitrag.
Wirkung
Stimmt es, dass Cannabis gegen Schmerzen wirkt?
Ja, es gibt einige synthetisch hergestellte Cannabis-Abkömmlinge, für die ein schmerzlindernder Effekt nachgewiesen ist. Darunter auch das Dronabinol, das gegen schwere Schmerzen verschrieben werden darf.
Allerdings muss der Arzt dafür – ähnlich wie bei Opioiden (Morphin u.a.) – ein Betäubungsmittelrezept ausstellen.
Kein nennenswerter Effekt von Dronabinol auf den Verlauf von progredienter MS
Bei progredienter Multipler Sklerose kann das Cannabinoid Dronabinol offenbar keine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs bewirken. Dies ist das Ergebnis der sogenannten CUPID-Studie, die gerade im Fachblatt Lancet veröffentlicht wurde.
Hintergrund der Untersuchung waren vereinzelte wissenschaftliche Hinweise und Vermutungen, dass Cannabis nicht nur Symptome lindert, sondern auch ein Neuronen schützendes Potential besitzen könnte.
In dem Versuch wurden 498 Patienten zwischen 18 und 65 Jahren mit primärer oder sekundärer MS einbezogen. Nach einem Zufallsprinzip bekamen zwei Drittel der Teilnehmer über 36 Monate den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), während ein Drittel in diesem Zeitraum ein Plazebo bekam. Der Krankheitsverlauf wurde mithilfe sorgfältiger Untersuchungen, MRT-Aufnahmen sowie der Entwicklung der EDSS-Skala kontrolliert.
Die Ergebnisse aus den 27 teilnehmenden britischen MS-Zentren zeigten übereinstimmend, dass das Voranschreiten der Erkrankung durch Dronabinol nicht relevant vermindert werden konnte.
Kommentar zur Studie
Wenn es eine Studie in das äußerst renommierte Fachblatt Lancet schafft, hat sie meist „Hand und Fuß“. So ist am Studienaufbau auch nichts auszusetzen: multicenter, doppelblind, plazebokontrolliert, randomisiert…das sind in der Wissenschaft wichtige Kriterien für möglichst große Objektivität. Und mit fast 500 Teilnehmern ist sie auch durchaus aussagekräftig. Und endlich wird auch mal wieder die Therapierbarkeit der wissenschaftlich ja eher seltener untersuchten progredienten MS-Formen unter die Lupe genommen.
Umso ernüchternder sind natürlich die Ergebnisse! Man hätte sich andere, positivere Resultate gewünscht. Gerade, da Cannabis immer wieder auch von Forscherseite sogenannte neuroprotektive Eigenschaften nachgesagt werden. Eine umfassende krankheitsverzögernde Wirkung wäre nach dieser Studie demnach aber leider eher unwahrscheinlich.
Man muss allerdings sagen, dass Langzeitstudien über mehrere Jahre – gerade bei einem eher seltenen und sehr heterogenen Krankheitsbild – auch bei größter Sorgfalt immer fehleranfällig sind. Unregelmäßige Medikamenteneinnahme, verzögerte Untersuchungstermine, Ausscheiden aus diversen Gründen – all diese Faktoren sind über einen Zeitraum von 36 Monaten kaum gänzlich kontrollierbar. Ganz zu schweigen davon, dass man nicht weiß, wie sich die Krankheit in jedem Einzelfall ohne Behandlung entwickelt hätte. Vielleicht entfallen einem dann auch Effekte, die knapp unterhalb der erwarteten und erwünschten Wirkungen liegen.
Nichtsdestotrotz steht der wirkliche Durchbruch bei den progredienten Formen der Multiplen Sklerose aber ganz offenbar noch aus.
Verschreibung
Wird das Cannabis-Präparat Dronabinol als Schmerzmittel von den Krankenkassen erstattet?
Die schmerzlindernde Wirkung des Cannabis-Abkömmlings Dronabinol bei schweren Schmerzen ist zwar nachgewiesen und es darf auch vom Arzt (auf einem sogenannten Betäubungsmittelrezept) verschrieben werden.
Allerdings sind die Kassen nicht verpflichtet, die Kosten dafür zu übernehmen. Deshalb ist es bei einer geplanten Behandlung mit Dronabinol sinnvoll, sich vorher mit der Krankenkasse über die Kostenerstattung zu verständigen.
Quellen:
- FAQ-Liste zum Einsatz von Cannabis in der Medizin. Herausgeber: Bundesärztekammer. www.bundesaerztekammer.de.
- Effect of dronabinol on progression in progressive multiple sclerosis (CUPID): a randomised, placebo-controlled trial. The Lancet Neurology, 13 July 2013.