Die Frage ist durchaus berechtigt. Denn tatsächlich können beim Eindringen der Nadel zur Gewebeentnahme einzelne Zellen "herausgebrochen" werden und in die unmittelbare Umgebung gelangen.
Allerdings ist die Gefahr, dass es dadurch zu einer Ausbreitung der Krebserkrankung kommt, fast gleich null. Denn erstens fehlt den herausgesprengten Krebszellen die Fähigkeit, sich in der Umgebung einzunisten. Um Tochterherde bzw. Metastasen zu bilden, braucht offenbar selbst ein Tumor den normalen Weg ohne Einfluss von außen.
Zweitens könnten solche herausgelösten Krebszellen ja nur in der unmittelbaren Umgebung anwachsen, und wenn sich in der Gewebeprobe tatsächlich zeigt, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt, wird das komplette Gebiet bei der folgenden Operation mit großem Sicherheitsabstand entnommen.
Danke für Ihre Antwort.
es tut mir leid zu hören, dass Sie mit dieser Diagnose konfrontiert sind. Ihre Vermutung ist nachvollziehbar und verständlich – aber medizinisch und wissenschaftlich betrachtet lässt sich ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen einer früheren Brustbiopsie und einer späteren Krebserkrankung nicht belegen.
Eine Biopsie entnimmt eine kleine Gewebeprobe zur Diagnostik. Sie kann vorübergehend Reizungen, Hämatome, Verhärtungen oder Narbengewebe verursachen. In seltenen Fällen zieht sich das Gewebe ein – besonders bei hohlraumreichen oder fettreichen Arealen.
Eine Biopsie verursacht aber keinen Krebs. Das ist eine international medizinisch anerkannte Tatsache. Studien zeigen keine erhöhte Inzidenz von Brustkrebs durch vorangehende Biopsien. Es gibt keinen biologisch plausiblen Mechanismus, durch den das Anstechen von Gewebe (auch mehrfach) eine Krebszelle erzeugen oder bösartige Transformation auslösen würde.
Die zeitliche Nähe einer Biopsie und späteren Krebserkennung kann das Gefühl vermitteln, dass beides zusammenhängt. Tatsächlich ist es oft so: Die Biopsie wurde durchgeführt, weil das Gewebe auffällig war – vielleicht war zu dem Zeitpunkt schon eine Vorstufe eines Tumors vorhanden, die nicht erkannt wurde.
Für Ihre weitere Behandlung ist jetzt entscheidend, nach vorne zu schauen, vor allem mit einer sinnvollen Therapieplanung in einer damit vertrauten Klinik oder Praxis. Die Schuldfrage, warum der Krebs entstand, bringt Sie nicht weiter und ist auch fast nie mit Sicherheit zu beantworten.
Alles Gute, Dr. med. Jörg Zorn
Besten Dank für eine Antwort.