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Die entzündungshemmende Wirkung von Resveratrol ist schon länger bekannt. Jüngst haben Forscher einen konkreten Wirkmechanismus dafür entdeckt. Der Naturstoff, der v.a. im Rotwein, aber auch diversen Beeren enthalten ist, unterdrückt die Bildung von Entzündungsfaktoren. Wie das genau vor sich geht, ist etwas kompliziert, aber interessant.

Herstellung von Entzündungs-Botenstoffen wird behindert

Resveratrol ist chemisch ein Polyphenol-Abkömmling. Der Naturstoff dockt sich im Körper an ein Protein mit dem vertrauenserweckenden Namen KSRP (KH-type splicing regulatory protein) an und aktiviert es dabei. KRSP wiederum hat im Körper die Aufgabe, Entzündungsreaktionen zu unterdrücken. Das tut KSRP indem es die Herstellung mehrerer Entzündungs-Botenstoffe blockiert. Genauer gesagt behindert KSRP bei der Eiweißsynthese dieser Botenstoffe die Übersetzung von DNA in RNA. Werden diese Entzündungsstoffe nicht gebildet, können sie auch keine chronischen Entzündungsprozesse unterhalten.

Für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall spielen solche Entzündungsprozesse eine wichtige Rolle. Entsprechend groß sind die therapeutischen Hoffnungen, die in den Naturstoff Resveratrol gesetzt werden.

Resveratrol für Herz und Gefäße

Wie schützt Resveratrol vor Arteriosklerose und Herzinfarkt?

Das liegt vor allem an der antioxidativen Wirkung von Resveratrol. So verringert es das Risiko einer entzündlichen Veränderung der Gefäßwände. Resveratrol schützt unter anderem LDL-Cholesterin vor Oxidation. Oxidiertes LDL-Cholesterin wiederum gilt als ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Arteriosklerose.

Ursächlich für die Oxidation des LDL-Cholesterins sind dabei entzündlich veränderte Abschnitte der Arterienwände, in denen in Folge der Entzündung ein prooxidatives Milieu vorherrscht. Resveratrol wirkt antioxidativ und antientzündlich, indem es antioxidative Enzyme stimuliert und prooxidative hemmt.

Schutzschild für Gefäße und Herz

Resveratrol schützt außerdem das gefäßerweiternde NO (Stickstoffmonoxid) vor Oxidation und steigert so dessen Verfügbarkeit. Zudem wirkt es aktivierend auf Wachstumsfaktoren, wodurch beispielsweise nach einem Infarkt die Bildung neuer Blutgefäße (Kollateralgefäße) am Herzen stimuliert wird.

Genaueres dazu in einer Studie:

In einer kleinen Studie wurde unter täglicher Gabe von 400 mg Resveratrol eine Reduktion des entzündungsvermittelnden Botenstoffes Inteleukin-8, der von Gefäßwandzellen (Endothelien) gebildet wird, beobachtet. Ebenso konnte ein vermindertes Auftreten sogenannter Zelladhäsionsmoleküle, die immunologische Reaktionen an der Gefäßwand vermitteln, nachgewiesen werden. Resveratrol zeigte damit schützende Effekte gegen eine endotheliale Dysfunktion.

Resveratrol als Thrombose-Schutz?

Resveratrol hemmt auch das Zusammenkleben (Aggregation) der Thrombozyten (Blutplättchen) und beugt damit der Entstehung von Blutgerinnseln (Thromben) vor. Dabei wirkt es in erster Linie hemmend auf die Enzyme COX-1 (Cyclooxygenase-1) und 5-LOX (5-Lipoxygenase). COX-1 stimuliert über die Bildung von Botenstoffen (Thromboxan) die Thrombozytenaggregation und die Verengung von Blutgefäßen, während das Enzym 5-LOX die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe katalysiert.

Gleiche Wirkung wie Aspirin

Der thrombenhemmende Wirkmechnismus über COX-1 ist ähnlich dem der Acetylsalicylsäure (ASS). Studien haben ergeben, dass sich Resveratrol und ASS in ihrer Wirkung ergänzen. Außerdem schützt Resveratrol durch seine antioxidativen Eigenschaften die Thrombozyten vor oxidativen Schäden und fördert die Auflösung von Thromben nach der Blutstillung.

Die gefäßschützende Wirkung scheint sich also in den Experimenten bestätigt zu haben. Man muss jedoch bedenken, dass viele Studien nur an isolierten Geweben im Labor oder an Tieren erhoben wurden. Die Ergebnisse lassen sich nicht unbedingt eins zu eins auf einen lebenden Organismus bzw. den Menschen übertragen.

Habe ich ein geringeres Erkrankungsrisiko, wenn ich Rotwein trinke?

Allerdings gibt es auch viele epidemiologische und klinische Studien, in denen z.T. große Gruppen an Probanden miteinander verglichen wurden. Auch sie legen nahe, dass ein maßvoller Konsum von Rotwein das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall & Co reduziert und auch die Sterblichkeit senkt. Manche Wissenschaftler sprechen von einem 30% geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Schützt Rotwein sogar vor einem erneuten Herzinfarkt?

Eine Studie aus dem Rotweinland Frankreich zeigte sogar in der Nachbehandlung von Menschen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, positive Auswirkungen eines Gläschen Weins am Abend. Das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt sei bei gemäßigten Weintrinkern erniedrigt.

Quellen:

  • Barlow J: Components in grapes inhibit enzyme key to proliferation of cancer cells, Research News, Illinois News Bureau, März 2005.
  • Formica JV, Regelson W: Review of the biology of quercetin and related bioflavonoids. Food and Chemical Toxicology, Volume 33, Issue 12, December 1995, Pages 1061–1080.
  • Freedman JE et al: Select flavonoids and whole juice from purple grapes inhibit platelet function and enhance nitric oxide release. Circulation, 2001 Jun 12;103(23):2792-8.
  • Levi F et al.: Resveratrol and breast cancer risk. Eur J Cancer Prev., April 2005.
  • Liu K: Effect of resveratrol on glucose control and insulin sensitivity: a meta-analysis of 11 randomized controlled trials. The American Journal of Clinical Nutrition, 99(6):1510-9, doi: 10.3945/ajcn.113.082024.
  • Patel KR et al.: Sulfate Metabolites Provide an Intracellular Pool for Resveratrol Generation and Induce Autophagy with Senescence, Sci Transl Med. 2013 Oct 2;5(205):205ra133.
  • Zhang F: Anti-inflammatory activities of resveratrol in the brain: role of resveratrol in microglial activation. European Journal of Pharmacology, 636(1-3):1-7, doi: 10.1016/j.ejphar.2010.03.043.

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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