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In den 1990er-Jahren entwickelte sich ein reges Forschungsinteresse rund um das Thema Wein und seine mutmaßlich gesundheitsfördernde Wirkung. Seither erhitzt dieses als "französisches Paradoxon" in die Wissenschaft eingegangene Postulat die Gemüter.

Epidemiologische, also in der breiten Bevölkerung durchgeführte Studien legten nahe, dass unsere französischen Nachbarn trotz eines hohen Alkoholverbrauchs, einer recht fettreichen Ernährung und einem starken Zigarettenkonsum dennoch weniger oft einen Herzinfarkt erleiden und sogar etwas länger leben.

Die Diskussionen drehen sich dabei vor allem um das Resveratrol.

Zu den Inhaltsstoffen im Rotwein gibt es zahlreiche experimentelle Studien, die die Wirkung auf einzelne Zellen und biochemische Abläufe in unserem Körper untersuchen. Viele legen tatsächlich einen gefäßschützenden Effekt nahe.

Aber auch bei den Untersuchungen unter Realbedingungen gibt es einen Haken. Das zeigen allein schon die oft widersprüchlichen Ergebnisse. Sie kommen dadurch zustande, dass jeweils unterschiedliche Aspekte untersucht werden. Eine isolierte Betrachtungsweise birgt immer die Gefahr, andere Gesichtspunkte zu vernachlässigen bzw. eine Studie von vorne herein so anzulegen, dass das anvisierte Ergebnis wahrscheinlich ist.

Die Meinungen gehen teilweise auseinander

Das muss gar nicht unbedingt beabsichtigt und mutwillig sein. So gibt es manchmal auch einfach unterschiedliche Sichtweisen und Interpretationen von Ergebnissen. Ob z.B. die Herzen von Menschen mit moderatem Alkoholkonsum tatsächlich wegen des Alkohols gesünder sind oder ob nicht umgekehrt Menschen mit gesundem Herzen mehr Alkohol trinken als Kranke, darüber können manche Forscher trefflich streiten.

Auf die richtige Interpretation kommt es an

Auch mit dem vorhin beschriebenen "französische Paradoxon" ist es so eine Sache. Es zeigt zwar eine Korrelation, also eine bestimmte Wechselbeziehung; einen kausalen Zusammenhang, bei dem sich das eine unstreitig aus dem anderen ergibt, kann man daraus aber noch nicht ableiten.

Liegt der Effekt nicht im Wein, sondern in der Lebensweise?

Und dann muss man eben immer auch noch andere Aspekte berücksichtigen. Weintrinker, zumal moderate, sind in der Regel Genießer. Meist essen sie zu ihrem guten Schluck kein Fastfood in sich hinein, sondern achten auch bei der Ernährung auf Maß und Ausgewogenheit. Die Lebensführung könnte daher eine ebenso gute Erklärung für die gute Gesundheit der Weintrinker sein wie der Alkohol bzw. das Reservatrol.

Sie sehen also: Nach wie vor sind beim Thema Rotwein und Gesundheit noch viele Fragen offen. Wenn auch keine direkten Empfehlungen auszusprechen sind, gibt es aber doch gewisse Anhaltspunkte, an denen man sich als passionierter Weintrinker, der auch auf seine Gesundheit achtet, orientieren kann.

Genuss in Maßen ist angesagt

Gegen einen mäßigen Alkoholkonsum spricht mit Sicherheit nichts. Das bedeutet für Frauen eine Menge von 10 g pro Tag (entspricht einem Achtelliter Wein) und für Männer das doppelte (20 g bzw. ein Viertelliter). Wenn Sie dann noch zwei Tage in der Woche aussetzen, ist es optimal und schmeckt danach außerdem noch viel besser.

Auch nach einem Herzinfarkt

Ein solches Trinkverhalten können Sie auch nach einem überstandenen Herzinfarkt beibehalten. Allerdings sollten Sie beachten, dass Alkohol mit manchen Medikamenten wechselwirken kann. Wenn Sie regelmäßig Tabletten einnehmen, sollten Sie daher Ihren Alkoholkonsum grundsätzlich mit Ihrem Arzt besprechen.

Quellen:

  • Barlow J: Components in grapes inhibit enzyme key to proliferation of cancer cells, Research News, Illinois News Bureau, März 2005.
  • Formica JV, Regelson W: Review of the biology of quercetin and related bioflavonoids. Food and Chemical Toxicology, Volume 33, Issue 12, December 1995, Pages 1061–1080.
  • Freedman JE et al: Select flavonoids and whole juice from purple grapes inhibit platelet function and enhance nitric oxide release. Circulation, 2001 Jun 12;103(23):2792-8.
  • Levi F et al.: Resveratrol and breast cancer risk. Eur J Cancer Prev., April 2005.
  • Liu K: Effect of resveratrol on glucose control and insulin sensitivity: a meta-analysis of 11 randomized controlled trials. The American Journal of Clinical Nutrition, 99(6):1510-9, doi: 10.3945/ajcn.113.082024.
  • Patel KR et al.: Sulfate Metabolites Provide an Intracellular Pool for Resveratrol Generation and Induce Autophagy with Senescence, Sci Transl Med. 2013 Oct 2;5(205):205ra133.
  • Zhang F: Anti-inflammatory activities of resveratrol in the brain: role of resveratrol in microglial activation. European Journal of Pharmacology, 636(1-3):1-7, doi: 10.1016/j.ejphar.2010.03.043.

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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