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In Laborversuchen und am Tiermodell zeigte Resveratrol bei einer ganzen Reihe von Tumorarten bereits gute Ergebnisse. So konnte zum Beispiel die Tumorlast reduziert werden. Aber auch vorbeugend könnte die Substanz dafür sorgen, dass Krebs erst gar nicht ausbricht.

Noch ist allerdings nicht eindeutig geklärt, ob sich die beobachteten Effekte beim Menschen ebenso nachweisen lassen. Auch die Wechselwirkung mit Chemotherapeutika ist noch Gegenstand der Untersuchungen.

Wie kann Resveratrol bei Krebserkrankungen helfen?

Die bisherigen Forschungsergebnisse deuten auf verschiedene synergistische Wirkweisen des Resveratrols bei Tumoren hin, die sich gegenseitig ergänzen und positiv verstärken.

Resveratrol besitzt als Polyphenol (sekundärer Pflanzenstoff) starke antioxidative Eigenschaften. Es neutralisiert reaktive Sauerstoffspezies, die Schäden an der Erbsubstanz und tumorfördernde Mutationen hervorrufen können. Resveratrol schützt somit gesunde Zellen vor oxidativem Stress.

Gleichzeitig wirkt es antientzündlich durch die Hemmung entzündungsfördernder Enzyme. Da chronische Entzündungen entscheidend zur Tumorentstehung beitragen, wirkt Resveratrol damit der Bildung von Tumoren entgegen.

Krebserregende Stoffe einfach ausscheiden

Daneben gibt es Hinweise darauf, dass Resveratrol die Bildung des antioxidativ und entgiftend wirkenden Glutathions in der Leber anregt, ein wichtiger Bestandteil der Biotransformation. Darunter versteht man Stoffwechselvorgänge, die unlösliche und schädliche Stoffe so verändern, dass der Körper sie ausscheiden und damit wieder loswerden kann. So können auch krebserregende Stoffe im Rahmen der Biotransformation leichter in ausscheidbare Metaboliten überführt werden und dem Körper nichts mehr anhaben.

Kann Resveratrol auch direkt das Tumorwachstums hemmen?

Resveratrol scheint Krebszellen auch direkt anzugreifen. Eine mögliche Erklärung liegt in dem veränderten Zuckerstoffwechsel vieler Tumorzellarten, in denen Resveratrol tumorhemmende Effekte erzeugen kann. Gleichzeitig wird die Substanz in den entarteten Zellen verstärkt in Piceatannol umgewandelt, das ebenfalls das Tumorwachstum hemmt.

Resveratrol wirkt in Tumorzellen außerdem hemmend auf ein Protein (das sogenannte NFκB), das Gene aktiviert, die für das Überleben der bösartigen Zellen von entscheidender Bedeutung sind. Durch Hemmung von NFκB können diese Gene ihre zellschützende Wirkung nicht mehr entfalten, wodurch in Tumorzellen deren Apoptose (Zelluntergang) eingeleitet wird. Resveratrol wird daher zur Gruppe der NFκB-Inhibitoren gezählt, die auch für die medikamentöse Tumortherapie von großem Interesse sind.

Wie viel Resveratrol brauche ich für diese Wirkungen?

Mit Hilfe von experimentellen Versuchen konnte errechnet werden, dass eine Dosis zwischen 120 mg und 400 mg Resveratrol pro Tag zu diesen positiven Effekten führt. Resveratrol wird gut im Darm resorbiert, also über die Nahrung in den Körper aufgenommen.

„Weniger ist mehr“

Studien an Mäusen zur Wirksamkeit des Resveratrols bei Tumoren führten zu dem Ergebnis, dass entgegen der Erwartungen eine niedrigere Dosierung eine höhere Wirksamkeit zeigte. Dieses Ergebnis konnte durch Versuche an Zellkulturen bestätigt werden. Inwiefern diese Ergebnisse auf menschliche Tumorzellen übertragbar sind und welche Dosis dabei optimal ist, sollen klinische Studien zeigen.

Gelten die positiven Effekte für alle Krebsarten?

Nein, bei Menschen mit bestimmten Blutkrebsarten wurden unter hochdosierter Resveratrol-Therapie zum Teil lebensbedrohliche Nebenwirkungen, vor allem Nierenschäden, beobachtet. Auch bei anderen schweren Erkrankungen sollte die Einnahme immer im Vorfeld mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Da Resveratrol mit Östrogenrezeptoren interagiert, sollten Frauen, die Brustkrebs, Eierstockkrebs oder Gebärmutterkrebs haben oder hatten, auf resveratrolhaltige Nahrungsergänzungsmittel vorerst verzichten, bis die Wirkung des Resveratrols auf östrogensentive Tumoren besser erforscht und verstanden ist.

Keine Erfahrung bei schwangeren Frauen

Für die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit liegen bislang keine Erfahrungen vor. Auf alkoholhaltige Getränke wie Rotwein als Quelle für Resveratrol sollte in dieser Zeit aber natürlich ohnehin verzichtet werden.

Quellen:

  • Barlow J: Components in grapes inhibit enzyme key to proliferation of cancer cells, Research News, Illinois News Bureau, März 2005.
  • Formica JV, Regelson W: Review of the biology of quercetin and related bioflavonoids. Food and Chemical Toxicology, Volume 33, Issue 12, December 1995, Pages 1061–1080.
  • Freedman JE et al: Select flavonoids and whole juice from purple grapes inhibit platelet function and enhance nitric oxide release. Circulation, 2001 Jun 12;103(23):2792-8.
  • Levi F et al.: Resveratrol and breast cancer risk. Eur J Cancer Prev., April 2005.
  • Liu K: Effect of resveratrol on glucose control and insulin sensitivity: a meta-analysis of 11 randomized controlled trials. The American Journal of Clinical Nutrition, 99(6):1510-9, doi: 10.3945/ajcn.113.082024.
  • Patel KR et al.: Sulfate Metabolites Provide an Intracellular Pool for Resveratrol Generation and Induce Autophagy with Senescence, Sci Transl Med. 2013 Oct 2;5(205):205ra133.
  • Zhang F: Anti-inflammatory activities of resveratrol in the brain: role of resveratrol in microglial activation. European Journal of Pharmacology, 636(1-3):1-7, doi: 10.1016/j.ejphar.2010.03.043.

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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