Olanzapin (Zyprexa): Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Freitag, 10. Juni 2022 06:02
Wie wirkt Olanzapin (Zyprexa®) bei Schizophrenie? Was muss ich bei der Einnahme beachten und welche Nebenwirkungen können bei der Behandlung auftreten? Diese und weitere Fragen beantworten wir in folgendem Beitrag.
Wirkung
Wie wirkt Olanzapin gegen Schizophrenie?
Olanzapin (Zyprexa®) ist ein Neuroleptikum und wirkt vor allem gegen Psychosen, wie sie bei einer Schizophrenie auftreten können. Es hat einen stark dämpfenden Effekt. Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen, aber auch krankhafte Erregungszustände werden gelindert.
Diese Dämpfung von Nervenbahnen im Gehirn geht vor allem auf eine Hemmung des Botenstoffs Dopamin zurück. Genauer gesagt werden die Rezeptoren blockiert, über die Dopamin seine Wirkung entfaltet. Zwar ist Dopamin ein völlig normaler und sogar lebenswichtiger Botenstoff im Gehirn. Bei einer Psychose ist Dopamin aber auch an den verrückt spielenden Sinneswahrnehmungen beteiligt.
Wirkungen und Risiken von Olanzapin im Überblick
Stimmt es, dass Olanzapin auch stimmungsverbessernd wirkt?
Ja, Olanzapin beeinflusst auch noch einen anderen Botenstoff im Gehirn, nämlich Serotonin. Dadurch hat es einen zusätzlichen stimmungsaufhellenden Effekt. Da eine Schizophrenie häufig auch mit depressiven Verstimmungen einhergeht, ist diese Doppelwirkung durchaus von Bedeutung. Auch Konzentration und Gedächtnis werden durch den Serotonin-Effekt günstig beeinflusst.
Wegen der Wirkung sowohl auf Dopamin- als auch auf Serotonin-Rezeptoren zählt man Olanzapin zu den sogenannten atypischen Neuroleptika (weil es nicht ausschließlich dämpfend wirkt).
Welche Risiken muss ich bei der Behandlung bedenken?
Dem komplexen Wirkmechanismus von Olanzapin steht allerdings auch eine ganze Reihe möglicher Nebenwirkungen gegenüber. Auch wenn Olanzapin zu den moderneren Neuroleptika mit insgesamt besserer Verträglichkeit gehört, gibt es doch eine Reihe ernstzunehmender Risiken. Eine starke Gewichtszunahme gehört noch zu den harmloseren Nebenwirkungen, schwere und anhaltende Bewegungsstörungen (z.B. unkontrollierbare Zuckungen, auch im Gesicht) zu den schweren. Immerhin ist diese Gefahr deutlich geringer als bei den älteren Neuroleptika.
Wie für alle anderen moderneren Neuroleptika gilt also auch für Olanzapin: Es kann krisenhafte Zustände sehr effektiv auffangen oder sogar verhindern, aber diese Wirkung muss immer sorgfältig gegenüber den Risiken abgewogen werden. Vor allem ist während der Behandlung immer wieder eine kritische Hinterfragung notwendig, insbesondere dann, wenn stärkere Nebenwirkungen auftreten. Man darf aber auch nicht außer Acht lassen, dass die Eindämmung einer sehr heftigen Krankheitsphase mit schweren Psychosen auch von großer Bedeutung ist.
Wie gut wirkt Zyprexa gegen Psychosen und Schizophrenie?
Das ist pauschal nicht zu beantworten. Zyprexa® ist ein Neuroleptikum und grundsätzlich in der Lage, Symptome einer Psychose wie Wahnvorstellungen oder starke Erregungszustände einzudämmen. Der Wirkstoff Olanzapin hat über eine Dopamin-Hemmung im Gehirn einen stark dämpfenden Effekt.
Zugleich beeinflusst Olanzapin auch die sogenannten Negativ-Symptome einer Schizophrenie. Damit ist gemeint, dass Rückzugstendenzen und depressive Stimmung gebessert werden. Dies beruht auf einer zusätzlichen Beeinflussung des Botenstoffs Serotonin. Damit zählt Zyprexa® zu den atypischen Neuroleptika.
Keine sichere Vorhersage möglich
Wie gut allerdings das Medikament im Einzelfall wirkt, ist kaum vorauszusagen. Eine Besserung der Symptome der Schizophrenie ist nach den vorliegenden Studien wahrscheinlich, aber nicht garantiert. Außerdem stehen dem Nutzen auch mögliche Nebenwirkungen gegenüber, unter anderem eine Gewichtszunahme oder schwere Bewegungsstörungen. Ein wirkliches Urteil ist letztlich erst möglich, wenn man Olanzapin einige Wochen eingenommen hat.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können unter Olanzapin (Zyprexa) auftreten?
Die Liste der möglichen Nebenwirkungen von Olanzapin (Handelsname: Zyprexa®) ist lang, aber drei von ihnen sind wegen ihrer Häufigkeit und Bedeutung für den Alltag besonders relevant:
- eine starke Gewichtszunahme
- ausgeprägte Müdigkeit
- unkontrollierbare Bewegungsstörungen, auch im Gesicht
Nebenwirkungen von Olanzapin: Hintergrund und Häufigkeit
Wieso kommt es überhaupt zu Nebenwirkungen bei der Behandlung?
Zur Erklärung: Olanzapin hat im Gehirn einen stark dämpfenden Effekt. Über einen Einfluss spezieller Botenstoffe im Gehirn (Dopamin, Serotonin) werden typische Symptome einer Psychose wie Wahnvorstellungen oder starke Erregung gelindert. Zugleich hat das Medikament eine stimmungsaufhellende Wirkung. Dieser tiefgreifende Eingriff in die Schaltzentrale des Gehirns ist therapeutisch oft sehr wertvoll, geht leider aber auch mit dem Risiko verschiedener Nebenwirkungen einher, die im Einzelfall sehr schwerwiegend sein können.
Welche sind die häufigsten Nebenwirkungen von Olanzapin?
Bei mehr als 10% aller Behandelten kommt es zu:
- ausgeprägter Tagesmüdigkeit bei etwa 25% aller Behandelten
- Gewichtszunahme bei etwa 15-30% der Behandelten
- Bewegungsstörungen bei etwa 20% der Behandelten (unsicheres Gehen, Zuckungen, ungewollte Bewegungswiederholungen, Grimassenziehen u.a.)
- erhöhter Blutzuckerspiegel (in etwa 4% der Fälle
- erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin & Co)
- weitere hormonelle Funktionsstörungen, u.a. Anregung des Milchbildungshormons Prolaktin (äußert sich in Brustspannen)
Bei mehr als 1% aller Behandelten (Magen-Darm):
- Verstopfung
- Appetitmangel
- Übelkeit und Erbrechen
Bei mehr als 1% aller Behandelten (Herz-Kreislauf):
- sehr langsamer Puls oder auch Herzrasen
- Blutdruckschwankungen mit Gefahr der kurzzeitigen Ohnmacht
- Schwindel, Benommenheit
Bei mehr als 1% aller Behandelten (sonstige):
- trockener Mund (bei etwa 7% der Behandelten)
- Probleme mit dem Wasserlassen (erschwerter Harnabgang)
- Bewegungsdrang, Schwierigkeiten ruhig zu bleiben
- Störungen der Leberfunktion und der Schilddrüsenfunktion
Nutzen und Risiko sorgfältig abwägen
Eine vollständige Auflistung aller jemals dokumentierten Nebenwirkungen finden Sie im Beipackzettel. Unter den selteneren finden sich auch schwere Herzprobleme und Blutbildveränderungen.
Wichtig zu wissen ist, dass es auch beim Absetzen des Medikaments zu Nebenwirkungen kommen kann: Hier handelt es sich eher um Symptome der Übererregung wie starkes Schwitzen, Zittern, Schlaflosigkeit oder Angstzustände.
Letztlich gilt für Olanzapin damit das, was für alle anderen Neuroleptika (so heißen diese Schizophrenie-Medikamente) auch gilt: Nutzen und Risiken müssen sehr sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Weder eine Rosarot-Betrachtung noch eine Verteufelung des Arzneimittels sind der richtige Weg.
Wann nicht einnehmen
Wann darf Zyprexa (Olanzapin) nicht eingenommen werden?
Zyprexa® wird bei der Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen recht häufig eingesetzt, so dass es inzwischen eine langjährige Erfahrung mit dem gut wirksamen Medikament gibt. Aber nicht für jeden ist der Wirkstoff geeignet.
Olanzapin mischt im Gehirn einiges auf und beeinflusst eine ganze Reihe an Rezeptoren. Die Hauptwirkung besteht jedoch in der Drosselung von Dopamin, wodurch akute Psychosen wirksam abgefangen werden können. Aber auch längerfristig wird der Wirkstoff von einigen Betroffenen vertragen und leistet gute Dienste.
Vorsicht mit Olanzapin bei Schwangerschaft, Engwinkelglaukom und anderen Begleitumständen
Warum ist Olanzapin beim Engwinkelglaukom zu gefährlich?
Da Olanzapin bei der Wahl seiner Andockstellen nicht wählerisch ist, lässt es u.a. auch einen bestimmten Botenstoff nicht unberührt: das Acetylcholin.
Die sogenannte anticholinerge Wirkung von Zyprexa® verursacht nicht nur Nebenwirkungen wie Verstopfung und Mundtrockenheit, sondern kann auch den Augeninnendruck erhöhen. Damit kommt es für Menschen mit Risiko für ein Engwinkelglaukom nicht in Frage. Bei dieser Erkrankung erhöht sich der Druck im Auge, da die dort gebildete Flüssigkeit nicht mehr richtig abfließt. Anticholinerge Medikamente verstärken diesen Effekt und können einen akuten Glaukomanfall auslösen, der bis hin zur Erblindung führen kann.
Bei welchen anderen Erkrankungen ist Olanzapin ebenfalls kritisch?
Auch bei anderen Erkrankungen ist Vorsicht geboten. Hier muss der Arzt im Einzelfall abwägen, ob der erwartete Nutzen die Risiken rechtfertigt und den Betroffenen bei der Behandlung gut im Auge behalten.
Dazu zählen etwa:
- Diabetes mellitus
- eine vergrößerte Prostata (Prostatahyperplasie)
- Morbus Parkinson
- Veränderungen des Blutbilds (Leukopenie und/oder Neutropenie)
- Krampfanfälle
- Funktionsstörungen der Leber oder der Herzens
Kritisch ist die Gabe von Olanzapin außerdem bei älteren Menschen, insbesondere bei Demenzkrankheit. Hier kann es zu Lungenentzündungen, starker Schläfrigkeit und Harninkontinenz kommen.
Warum muss ich bei Spritzen besonders gut aufpassen?
Ein Wort noch zur Injektion des Medikaments. Um starke Erregungszustände schnell zu durchbrechen, kann der Wirkstoff direkt in den Muskel (i.m.) gespritzt werden. Außerdem gibt es für die längerfristige Anwendung Depotpräparate, die ebenfalls i.m. gegeben werden können.
Dabei müssen die Betroffenen anfangs allerdings gut überwacht werden, um eine Überdosierung zu vermeiden und ggf. schnell eingreifen zu können. Parallel zur Behandlung sollte nicht zusätzlich ein sogenanntes Benzodiazepin, ein anderes dämpfendes Medikament, gegeben werden. Wenn Alkohol im Spiel ist, verbietet sich diese Kombination gänzlich.
Überhaupt ist es mit der Kombination so eine Sache. Zyprexa® verträgt sich nicht mit jedem Medikament. Es kann zur gegenseitigen Wirkabschwächung oder -verstärkung kommen. Auch Rauchen spielt eine Rolle. Der Wirkstoff wird dadurch schneller abgebaut, wodurch sich der Blutspiegel senkt und die Wirkung nachlässt.
All dies muss der Arzt beachten und die Therapieentscheidung entsprechend sorgfältig abwägen.
Darf man Olanzapin während der Schwangerschaft einnehmen?
Nein. Es gibt zwar keine Daten darüber, ob Olanzapin (Zyprexa®) möglicherweise fruchtschädigend ist, aber es gibt auch keine Daten, die das widerlegen. Deshalb wird empfohlen, zur Sicherheit während der Schwangerschaft auf die Anwendung von Olanzapin zu verzichten. Das gilt auch für die Stillzeit.
Für einen Verzicht auf das Medikament spricht auch noch eine weitere Gefahr: Im letzten Drittel der Schwangerschaft kann der Wirkstoff die Gehirnvorgänge des Babys beeinflussen und nach der Geburt Nebenwirkungen beim Neugeborenen verursachen: Dazu zählen Erregungszustände, Zittern, Probleme mit der Muskelspannung oder sogar Atemnot.
Wenn Sie Olanzapin (Zyprexa®) einnehmen und im gebärfähigen Alter sind, wird empfohlen, zu verhüten oder bei Kinderwunsch das Medikament abzusetzen. Letzteres sollten Sie aber unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen, zumal ggf. ein Wechsel auf ein anderes Präparat denkbar ist.
Quellen:
- Walliczek-Dworschak U. Olanzapin (2019). www.gelbe-liste.de.
Kommentare
Tipp an alle, die das Medikament bereits nehmen müssen – leider! In 1,25 mg Schritten absetzen. So früh wie möglich! Alle größeren Schritte sind zu groß. In der Apotheke gibt es Medikamententeiler.
An alle Psychiater: Eine Krise übersteht man auch so. Dieses Medikament zerstört die ganze Lebensqualität und Gesundheit. Außerdem stirbt man viel zu früh daran!