Unter Schirmherrschaft der
Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V.
Navigator-Medizin.de
   X   

[Krankheiten von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Medikamente von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Diagnostik & Laborwerte von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Therapieverfahren von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Gesundheitsthemen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Symptome von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   
Suche

Die Liste der möglichen Nebenwirkungen von Olanzapin (Handelsname: Zyprexa®) ist lang, aber drei von ihnen sind wegen ihrer Häufigkeit und Bedeutung für den Alltag besonders relevant:

  • eine starke Gewichtszunahme
  • ausgeprägte Müdigkeit
  • unkontrollierbare Bewegungsstörungen, auch im Gesicht

Wieso kommt es überhaupt zu Nebenwirkungen bei der Behandlung?

Zur Erklärung: Olanzapin hat im Gehirn einen stark dämpfenden Effekt. Über einen Einfluss spezieller Botenstoffe im Gehirn (Dopamin, Serotonin) werden typische Symptome einer Psychose wie Wahnvorstellungen oder starke Erregung gelindert. Zugleich hat das Medikament eine stimmungsaufhellende Wirkung. Dieser tiefgreifende Eingriff in die Schaltzentrale des Gehirns ist therapeutisch oft sehr wertvoll, geht leider aber auch mit dem Risiko verschiedener Nebenwirkungen einher, die im Einzelfall sehr schwerwiegend sein können.

Welche sind die häufigsten Nebenwirkungen von Olanzapin?

Bei mehr als 10% aller Behandelten kommt es zu:

  • ausgeprägter Tagesmüdigkeit bei etwa 25% aller Behandelten
  • Gewichtszunahme bei etwa 15-30% der Behandelten
  • Bewegungsstörungen bei etwa 20% der Behandelten (unsicheres Gehen, Zuckungen, ungewollte Bewegungswiederholungen, Grimassenziehen u.a.)
  • erhöhter Blutzuckerspiegel (in etwa 4% der Fälle
  • erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin & Co)
  • weitere hormonelle Funktionsstörungen, u.a. Anregung des Milchbildungshormons Prolaktin (äußert sich in Brustspannen)

Bei mehr als 1% aller Behandelten (Magen-Darm):

Bei mehr als 1% aller Behandelten (Herz-Kreislauf):

  • sehr langsamer Puls oder auch Herzrasen
  • Blutdruckschwankungen mit Gefahr der kurzzeitigen Ohnmacht
  • Schwindel, Benommenheit

Bei mehr als 1% aller Behandelten (sonstige):

  • trockener Mund (bei etwa 7% der Behandelten)
  • Probleme mit dem Wasserlassen (erschwerter Harnabgang)
  • Bewegungsdrang, Schwierigkeiten ruhig zu bleiben
  • Störungen der Leberfunktion und der Schilddrüsenfunktion

Nutzen und Risiko sorgfältig abwägen

Eine vollständige Auflistung aller jemals dokumentierten Nebenwirkungen finden Sie im Beipackzettel. Unter den selteneren finden sich auch schwere Herzprobleme und Blutbildveränderungen.

Wichtig zu wissen ist, dass es auch beim Absetzen des Medikaments zu Nebenwirkungen kommen kann: Hier handelt es sich eher um Symptome der Übererregung wie starkes Schwitzen, Zittern, Schlaflosigkeit oder Angstzustände.

Letztlich gilt für Olanzapin damit das, was für alle anderen Neuroleptika (so heißen diese Schizophrenie-Medikamente) auch gilt: Nutzen und Risiken müssen sehr sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Weder eine Rosarot-Betrachtung noch eine Verteufelung des Arzneimittels sind der richtige Weg.

Quellen:

Haben Sie eine eigene Erfahrung dazu gemacht oder haben Sie eine andere Meinung? Oder haben Sie eine Frage? Dann schreiben Sie gern einen Kommentar. Bitte Regeln beachten.

Kommentar schreiben
Kommentare  
Gestörte Verdauung und Blasenentleerung durch Neuroleptika?
Offenbar durch vorangegangene Behandlung mit 2 Neuroleptika (2. Generation) war vor ca. 1 Jahr ein akutes Nierenversagen entstanden, nachdem bereits etliche Wochen starke Verdauungsstörungen mit unzureichendem Stuhlgang sowie eine immer stärker werdende Störung der Blasenentleerung vorausgegangen war. Seit ca. 1 Jahr werden täglich 20 mg Olanzapin verabreicht. Außer etlichen weiteren Nebenwirkungen, treten wieder Blasen- und Darmentleerungsstörungen verstärkt auf.
Inwieweit ist dabei ein Einfluss, generell durch Neuroleptika und insbesondere durch Olanzapin, anzunehmen? Muss das evtl. bei der Dosishöhe beachtet und angepasst werden?
Freundliche Grüße
Nebenwirkung von Olanzapin?
Hallo,
Neuroleptika der zweiten Generation – und Olanzapin ganz besonders – können tatsächlich sowohl den Darm als auch die Blase beeinflussen. Sie wirken stark anticholinerg, also hemmend auf die Nerven, die für eine normale Darmbewegung und für die Blasenentleerung zuständig sind. Verstopfung, verlangsamte Darmtätigkeit bis hin zu gefährlicher Darmträgheit sowie erschwerte Blasenentleerung kommen deshalb unter Olanzapin leider nicht selten vor. Bei manchen Patienten können diese Störungen so ausgeprägt werden, dass sie zu Harnverhalt, Darmverschluss-ähnlichen Zuständen oder sogar zu Nierenproblemen beitragen.
Wenn diese Symptome bereits früher aufgetreten sind und jetzt wieder unter 20 mg Olanzapin täglich stärker werden, ist ein ursächlicher Zusammenhang sehr wahrscheinlich. Eine so hohe Dosis verstärkt die anticholinerge Belastung zusätzlich.
In solchen Fällen sollte man die Dosis kritisch überprüfen und gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin über eine Dosisreduktion oder ggf. einen Wechsel auf ein besser verträgliches Präparat nachdenken. Wichtig ist auch, dass Verstopfung und Harnverhalt nicht nur lästig, sondern potenziell gefährlich sind, besonders, wenn schon einmal ein Nierenversagen im Zusammenhang mit solchen Beschwerden bestand.
Ich würde daher dringend empfehlen, diese Entwicklung zeitnah mit der behandelnden Psychiatrie zu besprechen.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn
Kommentar schreiben

Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

mehr Informationen

Navigations-Menü & weitere Artikel zum Thema Top

Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Autor
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

mehr Informationen