Die Liste der möglichen Nebenwirkungen von Olanzapin (Handelsname: Zyprexa®) ist lang, aber drei von ihnen sind wegen ihrer Häufigkeit und Bedeutung für den Alltag besonders relevant:
- eine starke Gewichtszunahme
- ausgeprägte Müdigkeit
- unkontrollierbare Bewegungsstörungen, auch im Gesicht
Wieso kommt es überhaupt zu Nebenwirkungen bei der Behandlung?
Zur Erklärung: Olanzapin hat im Gehirn einen stark dämpfenden Effekt. Über einen Einfluss spezieller Botenstoffe im Gehirn (Dopamin, Serotonin) werden typische Symptome einer Psychose wie Wahnvorstellungen oder starke Erregung gelindert. Zugleich hat das Medikament eine stimmungsaufhellende Wirkung. Dieser tiefgreifende Eingriff in die Schaltzentrale des Gehirns ist therapeutisch oft sehr wertvoll, geht leider aber auch mit dem Risiko verschiedener Nebenwirkungen einher, die im Einzelfall sehr schwerwiegend sein können.
Welche sind die häufigsten Nebenwirkungen von Olanzapin?
Bei mehr als 10% aller Behandelten kommt es zu:
- ausgeprägter Tagesmüdigkeit bei etwa 25% aller Behandelten
- Gewichtszunahme bei etwa 15-30% der Behandelten
- Bewegungsstörungen bei etwa 20% der Behandelten (unsicheres Gehen, Zuckungen, ungewollte Bewegungswiederholungen, Grimassenziehen u.a.)
- erhöhter Blutzuckerspiegel (in etwa 4% der Fälle
- erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin & Co)
- weitere hormonelle Funktionsstörungen, u.a. Anregung des Milchbildungshormons Prolaktin (äußert sich in Brustspannen)
Bei mehr als 1% aller Behandelten (Magen-Darm):
- Verstopfung
- Appetitmangel
- Übelkeit und Erbrechen
Bei mehr als 1% aller Behandelten (Herz-Kreislauf):
- sehr langsamer Puls oder auch Herzrasen
- Blutdruckschwankungen mit Gefahr der kurzzeitigen Ohnmacht
- Schwindel, Benommenheit
Bei mehr als 1% aller Behandelten (sonstige):
- trockener Mund (bei etwa 7% der Behandelten)
- Probleme mit dem Wasserlassen (erschwerter Harnabgang)
- Bewegungsdrang, Schwierigkeiten ruhig zu bleiben
- Störungen der Leberfunktion und der Schilddrüsenfunktion
Nutzen und Risiko sorgfältig abwägen
Eine vollständige Auflistung aller jemals dokumentierten Nebenwirkungen finden Sie im Beipackzettel. Unter den selteneren finden sich auch schwere Herzprobleme und Blutbildveränderungen.
Wichtig zu wissen ist, dass es auch beim Absetzen des Medikaments zu Nebenwirkungen kommen kann: Hier handelt es sich eher um Symptome der Übererregung wie starkes Schwitzen, Zittern, Schlaflosigkeit oder Angstzustände.
Letztlich gilt für Olanzapin damit das, was für alle anderen Neuroleptika (so heißen diese Schizophrenie-Medikamente) auch gilt: Nutzen und Risiken müssen sehr sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Weder eine Rosarot-Betrachtung noch eine Verteufelung des Arzneimittels sind der richtige Weg.
Quellen:
- Walliczek-Dworschak U. Olanzapin (2019). www.gelbe-liste.de.




Inwieweit ist dabei ein Einfluss, generell durch Neuroleptika und insbesondere durch Olanzapin, anzunehmen? Muss das evtl. bei der Dosishöhe beachtet und angepasst werden?
Freundliche Grüße
Neuroleptika der zweiten Generation – und Olanzapin ganz besonders – können tatsächlich sowohl den Darm als auch die Blase beeinflussen. Sie wirken stark anticholinerg, also hemmend auf die Nerven, die für eine normale Darmbewegung und für die Blasenentleerung zuständig sind. Verstopfung, verlangsamte Darmtätigkeit bis hin zu gefährlicher Darmträgheit sowie erschwerte Blasenentleerung kommen deshalb unter Olanzapin leider nicht selten vor. Bei manchen Patienten können diese Störungen so ausgeprägt werden, dass sie zu Harnverhalt, Darmverschluss-ähnlichen Zuständen oder sogar zu Nierenproblemen beitragen.
Wenn diese Symptome bereits früher aufgetreten sind und jetzt wieder unter 20 mg Olanzapin täglich stärker werden, ist ein ursächlicher Zusammenhang sehr wahrscheinlich. Eine so hohe Dosis verstärkt die anticholinerge Belastung zusätzlich.
In solchen Fällen sollte man die Dosis kritisch überprüfen und gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin über eine Dosisreduktion oder ggf. einen Wechsel auf ein besser verträgliches Präparat nachdenken. Wichtig ist auch, dass Verstopfung und Harnverhalt nicht nur lästig, sondern potenziell gefährlich sind, besonders, wenn schon einmal ein Nierenversagen im Zusammenhang mit solchen Beschwerden bestand.
Ich würde daher dringend empfehlen, diese Entwicklung zeitnah mit der behandelnden Psychiatrie zu besprechen.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn