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Was sind die Ursachen für einen abgeschwächten Harnstrahl? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Und was passiert, wenn man gar nichts tut? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten rund um das Thema Harnstrahlabschwächung.

Basiswissen

Was ist eine Harnstrahlabschwächung?

Von einem schwachen Harnstrahl spricht man, wenn das Wasserlassen nicht mehr problemlos möglich ist. Dies zeigt sich z. B. an Startschwierigkeiten, tröpfchenweisem Entleeren der Blase oder sehr dünnem Urinstrahl, obwohl die Blase gut gefüllt ist und Harndrang besteht. Häufige Toilettengänge und starkes Pressen beim Wasserlassen sind weitere typische Begleiterscheinungen.

Die Gründe sind vielfältig

Als Ursache kommt prinzipiell eine Engstelle der Harnröhre oder der Einmündung der Blase in die Harnröhre infrage; auch eine muskuläre oder nervenbedingte Störung, welche die Entleerung der Blase hemmt, ist ein möglicher Grund für die Beschwerden.

Typisch: langsame Verschlechterung

Für gewöhnlich entwickelt sich die Symptomatik allmählich und nimmt im Verlauf weiter zu. Manchmal kann sich das Beschwerdebild aber auch plötzlich bemerkbar machen (z. B. als Folge eines Unfalls mit Verletzung der Wirbelsäule oder des Beckens).

Wer ist von einer Harnstrahlabschwächung betroffen?

Sowohl Männer als auch Frauen können unter einem eingeschränkten Urinfluss leiden. Die Beschwerden sind im Großen und Ganzen ähnlich, allerdings ist der Grund für die Veränderung des Harnstrahls durchaus unterschiedlich.

Ursachen

Was kann alles hinter einem schwachen Harnstrahl stecken?

Wenn der Harnstrahl abgeschwächt ist, kann das neben einer gutartigen Prostatavergrößerung auch ganz andere Gründe haben. Um der Sache auf den Grund zu gehen, sprechen Sie das Problem bitte bei Ihrem Arzt an. Im Rahmen eines ausführlichen Gespräches und einer Untersuchung lässt sich schon vieles ausschließen.

Mögliche Ursachen eines schwachen Urinstahls sind:

  • Verengung des Blasenausganges (Blasenhalsenge)
  • Gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH)
  • Prostataentzündung
  • Harnröhrenenge (z. B. als Folge einer Infektion mit Chlamydien bzw. Gonokokken (Tripper, Gonorrhoe) oder einer langfristigen Blasenkatheterversorgung)
  • Vorhautverengung
  • Unfälle/Operationen/Bestrahlung des Beckens
  • Blasentumor
  • Fremdkörper in der Blase (z. B. Blasensteine, Nahtmaterial nach Operationen)
  • Fehlfunktion der Blasenmuskulatur (Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie)
  • Rückenmarks- und Gehirnerkrankungen (z. B. Multiple Sklerose)
  • Erkrankung der Nerven (Neuropathie, z. B. bei Diabetes mellitus)
  • Medikamente (Arzneien gegen häufigen Urindrang (z. B. Spasmex®), Neuroleptika (z. B. Leponex®), Medikamente gegen Depressionen (z. B. Imipramin-Generika, Saroten®, Amineurin®) oder Mittel gegen Asthma (z. B. Atrovent®))
  • Blutung aus den Nieren, der Blase, Prostata oder Harnröhre

Untersuchung: Uroflowmetrie und Restharnbestimmung

Wie stellt der Arzt fest, dass der Urinstrahl zu schwach ist?

Zum einen wird er Sie ausführlich befragen. Wichtig ist etwa die Art und Dauer Ihrer Beschwerden und wann sie Ihnen erstmals aufgefallen sind.

Uroflowmetrie: Die Strahlmessung

Des Weiteren gibt es einen Test, bei dem die Stärke Ihres Urinstrahls gemessen wird. Bei dieser harmlosen Untersuchung, die auch Uroflowmetrie genannt wird, urinieren Sie mit gut gefüllter Blase in eine Spezialtoilette. Eine dort installierte Messvorrichtung liefert Informationen über die Dauer des Wasserlassens, den maximalen Urinfluss (angegeben in Milliliter pro Sekunde) und das ausgeschiedene Harnvolumen. Abhängig von den erzielten Werten kann Ihr Arzt erkennen, ob wirklich eine Strahlabschwächung vorliegt und, falls ja, wie stark diese ausgeprägt ist.

Uroflow-Wert: abhängig von Blasenfüllung, Alter und Geschlecht

Wenn Sie sich jetzt fragen, welche Harnstrahlstärke (Uroflow) denn normal ist, gibt es leider nicht den einen, fixen Referenzwert. Denn der Urinfluss hängt von mehreren Faktoren ab. Hierzu zählen neben dem Geschlecht und dem Lebensalter auch das Urinvolumen in der Blase bei Testbeginn und Ihre individuelle Tagesform. So wird etwa für Personen zwischen dem 14. und 45. Lebensjahr ein unterer Grenzwert des Harnflusses von 21 ml/sec für Männer bzw. 18 ml/sec für Frauen als unauffällig gewertet. Mit zunehmendem Alter sinkt der Wert und beträgt bei 46- bis 65-jährigen Männern 12 ml/sec und bei gleichaltrigen Frauen 15 ml/sec. Ab dem 66. Lebensjahr werden 9 ml/sec bei Männern bzw. 10 ml/sec bei Frauen als gerade noch akzeptabel angesehen.

Harnstrahlabschwächung: Wie wird der Restharn bestimmt?

Eine weitere Untersuchung, die häufig bei Verdacht auf einen schwachen Urinstrahl erfolgt, ist die sogenannte Restharnbestimmung: Nachdem Sie beim Wasserlassen waren, wird eine Ultraschalluntersuchung des Bauches mit Darstellung der Blase vorgenommen. Hierbei lässt sich das Urinvolumen ausmessen, das nach dem Toilettengang in dem Hohlorgan zurückgeblieben ist. Zwar sollte die Harnblase zu diesem Zeitpunkt leer sein, allerdings gelten einige wenige Milliliter Urin nicht als besorgniserregend. Auffällig wird es aber, wenn bei Erwachsenen mehr als 100 ml Restharn zurückbleiben.

Behandlung

Welche Behandlung erfolgt beim abgeschwächten Harnstrahl?

Beseitigung der Ursache ist das A und O

Ist das Wasserlassen eingeschränkt, wird die Quelle des Problems in Angriff genommen. Beispielsweise wird bei einer vergrößerten Prostata, die den Urinfluss behindert, mit Medikamenten oder einer Operation der Harnabgang verbessert. Ist eine narbige Verengung der Harnröhre oder des Blasensausganges die Ursache für den schwachen Strahl, müssen diese in einem kurzen Eingriff erweitert werden. Sollten die Beschwerden auf medikamentösen Nebenwirkungen basieren, lässt sich häufig durch einen Wechsel auf ein anderes Präparat eine Linderung der Symptome erzielen.

Notfallmaßnahmen beim Harnverhalt

Ist hingegen der Urinabgang vollständig blockiert und Sie können fast gar nicht mehr wasserlassen (Harnverhalt), muss zunächst der Harnabfluss wiederhergestellt werden. Dies erfolgt, je nach Ursache der Harnabflussstörung, mittels der Einlage eines Blasenkatheters oder eines sogenannten suprapubischen Katheters. Letzterer, der im Medizinerjargon auch als „Puffi“ bekannt ist, wird durch die Bauchhaut in die Blase eingeführt.

Prognose

Komplikationen: Wann kann eine Harnstrahlabschwächung gefährlich werden?

Durch den geschwächten Harnstrahl kommt es häufig zu einer unzureichenden Blasenentleerung mit Restharnbildung. Der in der Blase zurückbleibende Urin fördert auf lange Sicht Harnwegsentzündungen und die Bildung von Blasensteinen. Durch die zunehmende Enge kann des Weiteren ein Harnverhalt auftreten.

  • Im stehenden Urin vermehren sich Bakterien viel leichter, als wenn die Blase leer ist. Somit entstehen leicht Infekte, welche auf die benachbarten Organe (Nieren, Prostata, Hoden) übergreifen können. Fieber und Schüttelfrost sind mögliche Folgen. Im Extremfall kann eine solche Harnwegsinfektion auch zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) führen.
  • Sollten sich Blasensteine bilden, sind auch sie eine Quelle für Harnwegsinfekte. Die Steine können abhängig von ihrer Größe mit dem Urin abgeschwemmt werden und in der Harnröhre stecken bleiben; insbesondere Männer sind hiervon gefährdet, da ihre Harnröhre länger ist und mehrere natürliche Engstellen aufweist. Wenn sich ein Stein in den Harnwegen verkeilt, sind starke Schmerzen und/oder ein Urinverhalt (= kein Harnabgang mehr möglich) die Konsequenz.
  • Oft wird der Strahl mit der Zeit immer schwächer. Dies kann zu einem Harnverhalt führen, bei dem keinerlei Wasserlassen mehr möglich ist. Sollte sich eine derartige Komplikation bei Ihnen bemerkbar machen, hilft nur noch der schnellste Weg ins Krankenhaus – am besten in eines, das über eine urologische Abteilung verfügt.

Heilung und Besserung

Kann die Harnstrahlabschwächung geheilt werden?

Jein. In manchen Fällen ist eine komplette Heilung möglich, andererseits gibt es auch Situationen, in denen das Beschwerdebild von Dauer ist. Es kommt hier ganz auf die Ursache der Blasenentleerungsstörung an und welche Behandlungsmöglichkeiten existieren.

Ist zum Beispiel der Auslöser eine Nervenschädigung (Multiple Sklerose, Neuropathie bei Diabetes mellitus etc.), kann der Harnabfluss kaum verbessert werden. Sollte hingegen eine mechanische Enge der Problematik zugrunde liegen (z. B. durch eine narbige Harnleiterstenose, Prostatavergrößerung oder Blasensteine) ist die Aussicht auf Heilung gut. Denn sobald die Grundkrankheit durch eine medikamentöse Therapie oder operative Verfahren behandelt ist, steht dem Urinfluss wortwörtlich nichts mehr im Wege.

Kann die Harnstrahlabschwächung auch von alleine besser werden?

Kaum. Prinzipiell handelt es sich bei dem Beschwerdebild um die Folge einer Grunderkrankung. Wird diese erfolgreich behandelt, nimmt auch der Urinstrahl mit der Zeit wieder zu. Ohne eine Therapie droht allerdings ein Fortschreiten der Harnstrahlschwäche und eventuell auch der komplette Harnverhalt.

Um dies zu vermeiden, sollten Sie frühzeitig einen Urologen aufsuchen, wenn das Wasserlassen Probleme bereitet. Dieser kann Sie gründlich untersuchen und der Ursache auf den Grund gehen.

Quellen:

  • Manski, D. Urodynamik: Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie) (2022). www.urologielehrbuch.de.
  • Manski, D. Restharn: Ursachen und weitere Diagnostik (2022). www.urologielehrbuch.de.
  • Klinik für Urologie an der Universitätsmedizin in Göttingen. Erschwertes Wasserlassen/Harnstrahlabschwächung. www.urologie.umg.eu.
  • Schmelz et al. Facharztwissen Urologie.

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Michaela Hilburger,Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Autorin
Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

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Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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