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Elidel® (Pimecrolimus) und Protopic® (Tacrolimus) gehören zu den äußerlich anzuwendenden (topischen) Calcineurin-Inhibitoren. Sie wirken antientzündlich und unterdrücken das Immunsystem. Trotz einer ähnlichen Wirkung unterscheiden sie sich doch stark von den topischen Kortison-Präparaten.

Das Wirkprinzip der Calcineurin-Inhibitoren beruht auf einer Hemmung des Enzyms Calcineurin. Als eine Art Katalysator sorgt Calcineurin dafür, dass Entzündungsbotenstoffe (Zytokine) gebildet werden, die die Immunantwort bestimmter Abwehrzellen in der Haut (T-Lymphozyten) einleiten und verstärken.

Die Behandlung hat somit, ähnlich wie die mit topischen Glukokortikosteroiden (Kortison-Präparaten), einen antientzündlichen Effekt und verbessert typische Beschwerden wie Schmerzen und Rötung.

Wirksam, aber nicht zugelassen

Die topischen Calcineurin-Inhibitoren Elidel® und Protopic® sind in Deutschland seit 2002 zur Therapie der Neurodermitis zugelassen. Im Laufe der Jahre hat man feststellen können, dass diese äußerlich anzuwendenden Präparate auch bei anderen Hauterkrankungen gute Therapieerfolge verzeichnen und eine Alternative zum Kortison bieten.

Allerdings besteht bis heute für keines der beiden Medikamente eine Zulassungserweiterung. Das bedeutet, dass auch die Behandlung der Schuppenflechte weiterhin einen "Off-Label-Use" darstellt, also eine Verwendung von Medikamenten außerhalb des zugelassenen Einsatzgebietes.

Aber keine Sorge: Das hat schlicht mit den Kosten zu tun, die hinter den benötigten Studien stecken würden und bedeutet nicht, dass die Präparate bei der Psoriasis besonders gefährlich und unverantwortlich sind.

Ähnliche Wirkung – unterschiedliche Nebenwirkungen

In Studien zur Neurodermitis konnte nachgewiesen werden, dass Pimecrolimus (Elidel® 1%) bei Erwachsenen schwächer wirksam ist als ein mittelstarkes oder starkes topisches Kortison-Präparat. Dagegen ist Tacrolimus (Protopic® 0,1%) bei Erwachsenen mit Neurodermitis mindestens genauso stark wirksam wie mittelstarke oder starke Kortison-Präparate.

Was das Spektrum unerwünschter Arzneimittelwirkungen angeht, ist allerdings ein deutlicher Unterschied in den beiden Substanzgruppen zu verzeichnen.

Entscheidende Vorteile bei den topischen Calcineurin-Inhibitoren sind folgende:

  • Trotz längerer Anwendung kommt es, im Gegensatz zu manchen Kortison-Präparaten, zu keiner Hautverdünnung (Hautatrophie). Das liegt daran, dass weder Tacrolimus noch Pimecrolimus die Aktivitäten der Bindegewebszellen (Fibroblasten) beeinträchtigen.
  • Die sonst durch längere lokale Kortison-Behandlung auftretenden unerwünschten Nebenwirkungen im Bereich des Gesichts (periorale Dermatitis, kortisonbedingte Rosacea) bleiben bei den Calcineurin-Inhibitoren aus.

Nachteile der Therapie mit topischen Calcineurin-Inhibitoren gibt es jedoch auch:

  • Im Gegensatz zur Anwendung von lokalen Kortison-Präparaten kann es unter Elidel® anfangs zu einem stärkeren lokalen Wärmegefühl kommen, während bei Protopic® eher ein Brennen auftritt. Auch verstärkter Juckreiz wird häufig angegeben. Gut zu wissen: Die Nebenwirkungen verschwinden meist innerhalb der ersten Tage nach Therapiebeginn.
  • Durch die lokale immununterdrückende Wirkung von Pimecrolimus und Tacrolimus kann es zu einem erhöhten Infektionsrisiko im Bereich der behandelten Haut mit Herpes-Viren kommen. In diesem Fall sollten Sie eine Therapiepause machen.

Es wird übrigens empfohlen, eine zeitlich begrenzte Intervalltherapie der topischen Calcineurin-Inhibitoren (beispielsweise im Wechsel mit einer wirkstofffreien Basistherapie) über die Phase der Abheilung hinaus durchzuführen. Dies kann im Anschluss an die Akuttherapie in Form einer proaktiven, mehrmonatigen Nachbehandlung erfolgen. Hierbei wird (zunächst über drei Monate) im Bereich der zuvor erkrankten Hautareale eine zweimal wöchentliche Nachbehandlung durchgeführt.

Zum Schluss muss man abwägen

Calcineurin-Inhibitoren sind aufgrund des Nebenwirkungsprofils von Kortison-Präparaten in den problematischen Hautarealen zu bevorzugen. Trotz fehlender Zulassung sollte bei einem Psoriasis-Befall des Gesichtes oder der Intertrigines (Achseln, Leistengegend, Bauchfalte, Genital- und Analbereich sowie unter der weiblichen Brust) ein Off-Label-Einsatz von Elidel® oder Protopic® in Erwägung gezogen werden.

Letztendlich müssen Sie zusammen mit Ihrem behandelnden Dermatologen abwägen, ob der Einsatz lokaler Calcineurin-Inhibitoren für Sie eine Behandlungsoption darstellt oder nicht.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Psoriasis Kortison unwirksam
Kann ich Protopic 0,1 auch für meinen "kleinen" Psoriasis-Befall an Handgelenken, Mund, Ellenbogen, Nase(?, jedenfalls seit Wochen entzündet) evtl. verwenden? Cortison + Vit. D hilft nicht, im Gegenteil.
Ich danke für eine Antwort.
Sibylle Kraemer
Psoriasis Kortison Unwirksam
Hallo Frau Krämer,
da wir den Hautbefall nicht sehen können und Ihre Krankengeschichte nicht genau kennen, empfehlen wir Ihnen, zunächst einen Hautarzt zu konsultieren, bevor Sie mit der Protopic-Therapie beginnen. Allgemein lässt sich aber sagen, dass Protopic als "Off-Label"-Anwendung bei Psoriasis an den von Ihnen genannten Hautarealen eingesetzt werden kann. Wichtig ist, dass Sie keine infizierten Hautareale damit behandeln und das Medikament nur im äußeren Hautbereich anwenden (nicht in die Nase oder den Mund einbringen). Tragen Sie bitte auch einen Sonnenschutz (Hut, langärmelige Kleidung), falls Sie sich länger draußen aufhalten sollten. Wir wünschen Ihnen alles Gute, Ihre Navigator-Medizin-Redaktion
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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Autorin
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