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Tamoxifen (Nolvadex): Wirkung und Nebenwirkungen

Wie wirkt Tamoxifen? Für wen ist es geeignet, für wen nicht? Welche Nebenwirkungen können auftreten? Im folgenden Beitrag finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen zu Tamoxifen.

Wie wirken Antiöstrogene (Tamoxifen)?

Tamoxifen ist ein sogenanntes Antiöstrogen. Es entfaltet seine Wirkung, indem es die Bindung von Östrogen an die Tumorzellen hemmt. Damit ist das Arzneimittel ein typischer Vertreter der Hormontherapie bei Brustkrebs.

Bindungsstellen werden belagert

Zugleich ist Tamoxifen auch so etwas wie der Vorreiter der Hormontherapie. Das Mittel wurde in den 70er Jahren entwickelt und auf den Markt gebracht und war der erste Vertreter dieser Medikamentengruppe. Mittlerweile gibt es zahlreiche weitere Wirkstoffe, die auf einem hormonellen Effekt gegen Brustkrebs basieren.

Antiöstrogene werden auch SERMs (Selective Estrogen Receptor Modulators) genannt. Sie besetzen die Bindungsstellen (Rezeptoren) für das weibliche Geschlechtshormon Östrogen an den Tumorzellen. Manche Brustkrebsarten bilden nämlich solche Andockstationen für Hormone aus, die sie für ihr Wachstum benötigen. Indem sich Antiöstrogene dazwischendrängen, kommen die Östrogene nicht mehr zum Zug und können den Tumor nicht weiter versorgen.

Option bei hormonempfindlichen Tumoren

Tamoxifen und auch alle anderen Hormonmedikamente bei Brustkrebs kommen natürlich nur dann zum Einsatz, wenn der Krebs über die entsprechenden Rezeptoren verfügt und die Tumorzellen bzw. ihr Wachstum folglich durch Östrogen stimuliert werden. Das ist nicht bei allen Brustkrebsformen, aber bei sehr vielen der Fall und kann nach einer Probeentnahme oder Operation durch die Untersuchung der Tumorzellen festgestellt werden.

Antiöstrogene und andere Hormontherapeutika werden häufig nach der Operation verschrieben, um das Wachstum von möglicherweise noch verbliebenen Krebszellnestern zu unterbinden. Tamoxifen kann aber in einigen Fällen auch schon vor der Operation eine Behandlungsoption sein, um den Tumor bereits vor dem Eingriff zu verkleinern.

Wann kommt bei Brustkrebs eine Behandlung mit Tamoxifen in Betracht?

Immer dann, wenn der Tumor hormonabhängig wächst. Wenn er also auf das weibliche Geschlechtshormon Östrogen mit Wachstumsimpulsen reagiert. Das ist nicht bei allen Fällen von Brustkrebs so, aber es ist relativ häufig der Fall. Feststellen lässt sich das über Gewebeproben des Tumors.

Solche Gewebeproben werden entweder bereits im Rahmen der Diagnostik entnommen (Biopsie) oder nach der Operation. Entdeckt man dann Östrogenrezeptoren auf den Krebszellen, bedeutet das, dass der Tumor hormonabhängig wächst. Und damit ist er ein Kandidat für eine Hormontherapie.

Vorreiter Tamoxifen

Noch in den 70er und 80er Jahren gab es als Vertreter der Hormontherapie praktisch nur das Tamoxifen. Heute stehen eine ganze Reihe weiterer Wirkstoffe zur Verfügung, die alle etwas unterschiedlich agieren, aber letztlich alle auf dem Prinzip der Östrogen-Hemmung beruhen.

Tamoxifen ist zwar der erste und älteste Vertreter dieser Medikamentengruppe, spielt aber auch heute noch eine große Rolle. Es handelt sich um einen Östrogen-Rezeptor-Hemmer. Das bedeutet, das Medikament besetzt die Rezeptor-Andockstellen für Östrogen und vermindert dadurch die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons.

Tamoxifen wird zum einen in der adjuvanten Behandlung von Brustkrebs eingesetzt. Adjuvant (lateinisch = "unterstützend") bedeutet, unmittelbar nach der Operation wird das Medikament eingenommen, um den langfristigen Therapieerfolg abzusichern. Damit sollen mögliche verbliebene Krebszellen im Körper abgetötet werden.

Auch bei Brustkrebs mit Metastasen eine Option

Zudem kommt Tamoxifen aber auch bei Brustkrebs-Erkrankungen zum Einsatz, bei denen es bereits zu Metastasen gekommen ist. In dieser sogenannten palliativen Behandlung ist Heilung kaum noch möglich, aber mit Hilfe der Hormontherapie kann das Fortschreiten des Krebswachstums zumindest eingeschränkt werden.

Aber wie gesagt: Tamoxifen ist nur dann eine Alternative zur Chemotherapie oder anderen Behandlungsverfahren, wenn der Tumor als hormonabhängig klassifiziert wurde. Ob im Einzelfall dann Tamoxifen oder ein anderes Hormon-Präparat günstiger ist, kann nur individuell in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt entschieden werden.

Wann ist bei Brustkrebs von Tamoxifen abzuraten?

Als sogenanntes Antiöstrogen wird Tamoxifen in der Hormontherapie bei Brustkrebs eingesetzt. Die Behandlung ist insgesamt gut verträglich, birgt jedoch auch einige Risiken. Abzuraten ist davon in der Regel trotzdem nicht, ganz im Gegenteil.

Komplexe Wirkung auf Östrogene

Durch die Hormontherapie, bei der genau genommen Hormone unterdrückt werden bzw. deren Wirkung eingedämmt wird, soll dem Krebs nach der Operation und ggf. Strahlentherapie erst gar nicht die Möglichkeit gegeben werden, sich wieder auszubreiten. Aber auch in späteren Stadien der Erkrankung, wenn keine Operation mehr möglich ist, können antihormonell wirkende Medikamente das Tumorwachstum drosseln.

Wie immer haben die erwünschten positiven Wirkungen auch ihren Preis. Im Falle von Tamoxifen ist zu beachten, dass es auf der einen Seite die Wirkung der Östrogene unterdrückt, indem es dessen Bindungsstellen blockiert. Das führt ähnlich wie in den Wechseljahren zu einem Hormonentzug und kann entsprechende Beschwerden mit sich bringen. Auf der anderen Seite ist Tamoxifen dem Östrogen strukturell ähnlich (nur so kann es an denselben Rezeptor binden) und kann manche Effekte des Hormons sogar verstärken, was auch wiederum problematisch sein kann.

Verboten nur in Schwangerschaft und Stillzeit

Kurzum, in manchen Situationen ist bei der Einnahme von Tamoxifen Vorsicht geboten, etwa bei vorbestehenden Blutbildveränderungen, Störungen der Leberfunktion und/oder der Gerinnung. Auch manche Augenerkrankungen können eine Rolle spielen, da der Wirkstoff die Sehkraft beeinträchtigen kann.

Wirkliche Kontraindikationen, bei denen das Medikament grundsätzlich nicht eingesetzt werden darf, gibt es aber nur sehr wenige. So verbietet sich die Einnahme in Schwangerschaft und Stillzeit. Außerdem kommt das Mittel bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile der Tabletten nicht in Frage.

Darüber hinaus sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten, die allerdings auch noch nicht gleich das Aus für Tamoxifen bedeuten. Bei Substanzen, die die Gerinnung hemmen, muss der Arzt in der Kombination mit der Hormontherapie gut auf die Gerinnungswerte im Blut achten. Wiederum andere Medikamente wie z.B. manche Antidepressiva können die Wirkung von Tamoxifen beeinträchtigen und sollten daher möglichst nicht gleichzeitig verabreicht werden.

Wirkung eindeutig belegt

Demgegenüber stehen jedoch die positiven Wirkungen des antihormonellen Medikaments, das sich in zahlreichen Studien bewährt hat und vor allem bei Frauen vor den Wechseljahren, bei denen der Tumor hormonabhängig wächst, nach wie vor Mittel der Wahl ist. Wenn Tamoxifen nach einer Operation über mindestens fünf Jahre hinweg eingenommen wird, verringert sich das Risiko für eine Neubildung des Tumors deutlich. Aber auch in fortgeschritteneren Stadien der Erkrankung kann das Medikament eingesetzt werden, da es das weitere Tumorwachstum zumindest aufhält.

Unterm Strich ist festzuhalten, dass von Tamoxifen in den seltensten Fällen wirklich abzuraten ist. Natürlich muss jede betroffene Frau mit den möglichen Nebenwirkungen zurechtkommen, und das über einen langen Zeitraum. Aber vielleicht fällt das ein wenig leichter, wenn man sich das Potential der Behandlung vor Augen führt.

Welche Nebenwirkungen können unter Tamoxifen auftreten?

Die häufigsten Nebenwirkungen von Tamoxifen erklären sich unmittelbar aus dem Wirkmechanismus: Tamoxifen zählt zu den Vertretern der Hormontherapie. Das Medikament unterdrückt die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Das ist therapeutisch erwünscht, weil Östrogen das Wachstum von Krebszellen stimulieren kann. Aber dieser Eingriff in das hormonelle System kann auch unerwünschte Begleiteffekte zur Folge haben.

Wechseljahre-ähnliche Beschwerden

Durch die Hemmung des Östrogens (über eine Blockierung der Östrogen-Rezeptoren) treten unter der Behandlung mit Tamoxifen sehr häufig (mehr als 10% der Behandelten) Nebenwirkungen auf, die denen starker Wechseljahresbeschwerden ähneln:

  • Hitzewallungen
  • unregelmäßige Regelblutungen oder komplettes Ausbleiben der Periode
  • Ausfluss aus der Scheide

Bei mehr als 1% der behandelten Frauen kommt es zudem zu:

  • Jucken oder Blutungen an der Scheide
  • Gewebeveränderungen an der Gebärmutter (gutartige Myome können schneller wachsen)
  • Sehstörungen (Linsentrübung, Hornhauttrübung)
  • Haarausfall
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Durchblutungsstörungen (schlechtere Durchblutung des Gehirns, Wassereinlagerungen im Gewebe, Blutstau, seltener auch Thrombose mit der Gefahr einer Lungenembolie)
  • Blutfette können ansteigen (Triglyzeride)
  • Schmerzen (im Bereich der betroffenen Brust, mitunter auch in den Knochen)

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere, seltenere Nebenwirkungen, die wir hier nicht alle aufführen wollen. Bitte lesen Sie dazu ggf. den Beipackzettel in der Medikamentenpackung. Darunter sind auch einige sehr bedrohliche Nebenwirkungen (z.B. Schlaganfall, Gebärmutterkrebs). Aber bei einer solchen Behandlung muss man natürlich auch den Nutzen gegenüberstellen. Oder die "Nebenwirkungen", die zu befürchten wären, würde man auf die Behandlung verzichten. Fest steht, dass Tamoxifen das Wachstum evtl. verbliebener Krebszellen über viele Jahre stark eindämmen kann.

Erhöht Tamoxifen das Risiko einer Thrombose?

Eine Thrombose gehört zu den möglichen Nebenwirkungen einer Behandlung mit Tamoxifen. Das liegt an der Wirkweise des Medikaments, das das weibliche Geschlechtshormon Östrogen beeinflusst.

Konkurrenz am Rezeptor

Tamoxifen gehört zu den Antiöstrogenen. Es unterbindet die Wirkung des Sexualhormons nicht direkt, sondern indem es an seine Ankerstellen an den Zellen (Rezeptoren) bindet und sie besetzt. Damit kommt es dem körpereigenen Botenstoff quasi zuvor. Das Östrogen selbst findet nur noch belegte Rezeptoren vor und muss unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Das bekommt dem Brustkrebs wiederum gar nicht gut. Denn die Östrogene sind ein wichtiger Wachstumsimpuls, der dem Tumor nun entzogen ist und ihn zunehmend verkümmern lässt.

Diesen Effekt erkauft man sich jedoch mit einer Reihe möglicher Nebenwirkungen, die auftreten können, aber nicht müssen. Natürlich bleibt ein solcher Eingriff in das Hormonsystem auch für den Körper nicht ohne Folgen. Dazu ist es wichtig, die Wirkung der Östrogene zu verstehen.

Östrogene steigern die Gerinnung

In erster Linie dienen sie der Ausbildung und Funktion der Geschlechtsorgane und steuern den weiblichen Zyklus maßgeblich. Sie üben aber auch auf andere Körperfunktionen eine Wirkung aus. Dazu gehört u.a. auch das Gerinnungssystem.

Östrogene befördern die Bildung mancher Gerinnungsfaktoren in der Leber. Das sind Eiweißstoffe, die das Blut zum Stocken bringen und dafür sorgen, dass die Wundheilung funktioniert und wir bei Verletzungen der Gefäße nicht verbluten. Gleichzeitig sinkt unter den Östrogenen die Konzentration der Gegenspieler der Gerinnungsfaktoren. Es gibt nämlich umgekehrt auch Eiweiße, die das Blut verflüssigen und Blutgerinnsel wieder auflösen. Dadurch entsteht normalerweise ein ausgewogenes, fein aufeinander abgestimmtes Gerinnungssystem.

Angesichts der Monatsblutung der Frau hat diese Wirkung der Östrogene durchaus ihren Sinn. Bei künstlich hergestellten Substanzen, die dem Hormon nachgebildet sind, fallen die genannten Effekte aber oft ungleich stärker aus. Das ist auch der Grund, weshalb die Gefahr für Blutgerinnsel und Thrombosen bei der Anti-Baby-Pille ansteigt. Die darin enthaltenen synthetischen Östrogene fördern die Bildung bestimmter Gerinnungsfaktoren sehr stark.

Risiko zwischen 1/10 und 1/100

Auch Tamoxifen ist eine Art Ersatzöstrogen. Es bewirkt letztlich zwar genau das Gegenteil, da es das natürliche Östrogen nicht mehr zum Zug kommen lässt. Dennoch bleiben durch die ähnliche Struktur manche Effekte erhalten. So erklärt sich auch die erhöhte Thrombosegefahr.

Das Risiko sogenannter thrombembolischer Ereignisse, bei denen Gerinnsel in der Blutbahn verschleppt werden und Gefäße bei Engstellen verlegen können, wird mit "häufig" angegeben. Statistisch gesehen bedeutet das, das es von 100 Frauen bis zu 9 treffen kann. Bei einer gleichzeitigen Chemotherapie ist die Häufigkeit nochmal erhöht.

Das heißt aber immer noch: Es bleibt viel wahrscheinlicher, keine Thrombose zu bekommen. Außerdem muss man den Nebenwirkungen natürlich auch die beabsichtige positive Wirkung entgegenhalten. Und die verspricht bei Tamoxifen im besten Fall ein dauerhaftes Ausbleiben des Tumors nach der Operation.

Kommt es unter Tamoxifen zu bleibenden Schäden?

In der Regel bilden sich die Nebenwirkungen von Tamoxifen zurück, sobald das Medikament abgesetzt wird. In seltenen Fällen kann es jedoch auch zu Spätfolgen kommen, gerade unter einer langjährigen Behandlung.

Tamoxifen wird in der Regel zunächst für fünf Jahre nach einer Brustkrebsoperation eingenommen. Ziel der Behandlung ist es, kleinste Überbleibsel des Tumors davon abzuhalten, erneut auszubrechen und sich zügellos zu vermehren.

Nebenwirkungen gehen meist vorüber

Tamoxifen entzieht den möglicherweise verbliebenen Krebszellen einen wichtigen Wachstumsimpuls, die Östrogene. Indem es den Rezeptor blockiert, über den das Hormon normalerweise an die entarteten Zellen andockt, erreicht das Östrogen sie nicht mehr.

Die antihormonelle Wirkung bleibt aber leider auch im übrigen Körper nicht aus. Viele Frauen bekommen das in Form von typischen Nebenwirkungen der Hormontherapie zu spüren. Vor allem Wechseljahresbeschwerden plagen manche Betroffene. Unter Tamoxifen kann es außerdem zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Wassereinlagerungen kommen.

Diese Nebeneffekte treten meist zu Beginn der Behandlung auf und verlieren sich im Lauf der Zeit in der Regel wieder. Auch mögliche Zyklusveränderungen bis hin zum Ausbleiben der Regelblutung sind meist vorübergehend. Wenn das Medikament abgesetzt wird, setzt auch die körpereigene Hormonproduktion wieder ein und sorgt für einen geregelten Zyklus. Bei Frauen, die vor der Behandlung bereits kurz vor der Menopause sind, kann es allerdings vorkommen, dass die Periode auch nach der Therapie nicht mehr einsetzt.

Selten langfristige Folgen

Selten einmal treten auch Spätschäden ein. Unter der Tamoxifenbehandlung kann sich die Gebärmutterschleimhaut langfristig verändern. In der Folge ist auch das Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, erhöht. Außerdem kann Tamoxifen beispielsweise dem Herzen schaden und Durchblutungsstörungen bis hin zum Herzinfarkt auslösen. Das Risiko für solche schweren Nebenwirkungen steigt mit zunehmender Dauer der Behandlung.

Die Langzeitwirkungen von Tamoxifen wurden im Labor und anhand von Tierversuchen näher erforscht. Das erhöhte Risiko für Tumoren der Gebärmutter bestätigte sich hier. Auch Lebertumoren wurden vermehrt beobachtet. Die übrigen Veränderungen an den Geschlechtsorganen wie auch am monatlichen Zyklus und damit an der Fertilität (Fruchtbarkeit), die auf die antihormonelle Wirkung zurückzuführen sind, waren allesamt reversibel, bildeten sich also nach der Behandlung wieder zurück.

Nutzen überwiegt Schaden

Demgegenüber stehen die nachgewiesenen positiven Effekte des Wirkstoffs. Tamoxifen senkt das Risiko für einen Rückfall der Brustkrebserkrankung deutlich und kann auch in späteren Stadien das Tumorwachstum zumindest aufhalten. Ohne diesen Gewinn würde man es erst gar nicht einsetzen.

Da kein Medikament frei von Nebenwirkungen ist, ist die Verordnung immer eine Frage der Abwägung. Langfristige Folgen und Schäden durch Tamoxifen sind sehr selten, und die häufiger auftretenden Wechseljahresbeschwerden sind zweifellos unangenehm, bilden sich aber nach der Behandlung zurück.

Insofern lohnt es sich unterm Strich meist, eine Hormontherapie einzuleiten. Ihr Arzt hat die Entscheidung bestimmt sorgfältig getroffen und die Risiken für Sie genau abgewogen.

Welche Folgen hat ein Therapieabbruch?

Im schlimmsten Fall kann der Tumor dann erneut ausbrechen. Um nach der Operation einen Rückfall zu vermeiden, sollte in der Regel für fünf Jahre eine Hormontherapie folgen.

Nach einer Brustkrebsoperation kann es sein, dass kleinste Tumorreste und verstreute Krebsnester der Hand des Chirurgen entgehen. Auch eine nachfolgende Strahlentherapie erreicht unter Umständen nicht alle entarteten Zellen.

Hormonentzug für Krebs und Körper

Für den Krebs kann das ausreichen, erneut zu wachsen und sich im Körper auszubreiten. Das fällt ihm jedoch deutlich schwerer, wenn ihm eine wichtige Nahrungsquelle entzogen wird. Viele Tumoren wachsen mithilfe des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Daher werden in der Nachbehandlung Medikamente eingesetzt, die die Wirkung des Östrogens unterbinden.

Genau das ist die Aufgabe von Tamoxifen. Es gehört zu den sogenannten Antiöstrogenen und blockiert den Rezeptor (Ankerstelle an den Zellen) für das Hormon, so dass es den Tumor nicht mehr erreichen und versorgen kann.

Leider bleibt es nicht aus, dass dadurch auch der restliche Körper unterversorgt ist mit Östrogenen. Das kann zu den typischen Nebenwirkungen führen, die sich in Beschwerden ähnlich den Wechseljahren äußern. Für viele Frauen ist das eine sehr unangenehme Erfahrung und mit zahlreichen Einschränkungen verbunden – und das für eine lange Zeit. Wir sprechen wie gesagt immerhin von mindestens fünf Jahren Behandlungszeit.

Therapieabbruch ist die schlechteste Variante

Und dennoch ist es wichtig, die Therapie nicht vorzeitig abzubrechen und dem Tumor damit erst gar keine neue Chance zu geben. Wenn Sie unter der Einnahme von Tamoxifen leiden, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Gegen manche Beschwerden gibt es Mittel und Wege. Wenn es gar nicht geht, können Sie eventuell ein anderes antihormonell wirksames Medikament ausprobieren. Neben Tamoxifen gibt es eine Reihe an weiteren Wirkstoffen, die zur Hormontherapie eingesetzt werden können.

Brechen Sie die Behandlung daher nicht auf eigene Faust ab. Es gibt mit Sicherheit bessere Alternativen!

Kann man von Tamoxifen auf ein anderes Mittel wechseln?

Ja, bei starken Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Tamoxifen kann ein anderes Medikament ausprobiert werden. Es gibt mehrere Substanzen, die die Hormonwirkung auf unterschiedlichen Wegen hemmen.

Die Alternativen

Dazu gehören die sogenannten Aromatasehemmer und die GnRH-Analoga. Im Gegensatz zu Tamoxifen, das die Wirkung von Östrogen durch eine Blockade der Rezeptoren (Andockstellen) an den Zellen indirekt unterbindet, verhindern diese beiden Substanzklassen, dass das Hormon überhaupt erst gebildet bzw. freigesetzt wird.

Im Falle der Aromatasehemmer wird ein Enzym (Reaktionsbeschleuniger), das eine Vorstufe des Östrogens in das fertige Hormon umwandelt, deaktiviert. GnRH-Analoga hingegen setzen an der zentralen Hormonsteuerung im Gehirn an und verhindern damit die Ausschüttung von Östrogenen.

Vor und nach den Wechseljahren

Bei der Auswahl des geeigneten Medikaments spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Tamoxifen ist oft Mittel der ersten Wahl, da es sich vielfach bewährt hat und im allgemeinen auch gut vertragen wird. Aber jeder reagiert anders auf die Behandlung. So kann es durchaus sein, dass Sie mit Tamoxifen auf Dauer (in der Regel erfolgt die Behandlung über fünf Jahre) nicht zurechtkommen. Das heißt aber nicht, dass Sie die Hormontherapie grundsätzlich nicht vertragen. Bevor Sie die Therapie abbrechen, ist es in jedem Fall einen Versuch wert, ein anderes Medikament auszuprobieren.

GnRH-Analoga wie Goserelin und Leuporelin sind vor allem bei jüngeren Frauen vor den Wechseljahren eine gute Alternative. Um wirken zu können, sind sie auf eine intakte Funktion der Eierstöcke angewiesen. Aromatasehemmer (z.B. Anastrozol, Letrozol oder Exemestan) hingegen sind für Frauen nach der Menopause geeignet, da sie nicht auf die Eierstöcke, sondern auf Muskel- und Fettzellen wirken, die ebenfalls in geringen Mengen Östrogen produzieren.

Auch Kombinationen sind möglich

Wie Sie sehen, gibt es zahlreiche Alternativen zu Tamoxifen. Die verschiedenen Substanzklassen umfassen wiederum unterschiedliche Wirkstoffe und Präparate, so dass reichlich Auswahl besteht.

Manchmal ist es auch sinnvoll, mehrere Medikamente miteinander zu kombinieren. Oft zeigt sich darunter eine noch bessere Wirkung. Außerdem können die einzelnen Substanzen dann niedriger dosiert werden und verursachen damit unter Umständen weniger Nebenwirkungen.

Sprechen Sie daher Ihren Arzt darauf an, wenn Sie das Gefühl haben, dass Tamoxifen (alleine) nicht das richtige für Sie ist. Bestimmt findet er eine Alternative.

Quellen:

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Eva Bauer
Ärztin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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