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Auf einen Blick

  • Alfacalcidol ist ein Medikament zur Behandlung von Störungen des Knochenstoffwechsels.
  • Es wird vor allem bei Osteoporose und ähnlichen Erkrankungen verordnet.
  • Die Gabe von Alfacalcidol erhöht den Blutspiegel an Vitamin D.
  • Alfacalcidol ist in der Regel gut verträglich, die häufigsten Nebenwirkungen sind Müdigkeit und verstärkter Durst.

Alle Fragen zu Alfacalcidol beantworten wir im folgenden Beitrag.

Wirkung

Wie wirkt Alfacalcidol?

Alfacalcidol (EinsAlpha®) ist ein gut verträgliches Medikament zur Behandlung von Störungen des Calcium- und des Knochenstoffwechsels, insbesondere bei älteren Menschen mit Nierenschwäche. Außerdem hat es offenbar einen vorbeugenden Effekt gegen Stürze im höheren Alter.

Die Wirkung von Alfacalcidol im Detail

Wirkung auf Knochen, Muskeln, Nerven & Immunsystem

Die wichtigsten Wirkungen von Alfacalcidol auf einen Blick:

  • Unterbindung des Knochenabbaus
  • direkte Stimulierung der Osteoblastenaktivität und damit des Knochenaufbaus
  • Steigerung der Knochendichte
  • Verbesserung der Muskelkraft sowie des Zusammenspiels von Nerven und Muskeln
  • Senkung des Sturz- und Bruchrisikos bei älteren Menschen in häuslicher Umgebung
Wirkung auf zellulärer Ebene

Erreicht werden diese Effekte durch folgende zelluläre Wirkungen:

  • Erhöhung der Calciumaufnahme im Darm
  • Beseitigung eines D-Hormon-Mangels und erniedrigter Blutspiegel
  • Minderung einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen
  • Regulation des Calciumstoffwechsels in den Muskeln und damit auch der Muskelarbeit
  • Steigerung der Dichte an Vitamin-D-Rezeptoren in Muskel- und Nervenzellen
  • direkte Stimulierung der Muskelzellbildung und Zunahme des Muskelfaserquerschnitts
  • verschiedene günstige Effekte auf das Immunsystem (u.a. bei entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma)

Wann wird Alfacalcidol verordnet?

Osteoporose & unzureichende Vitamin-D-Versorgung

Präparate, die den Wirkstoff Alfacalcidol enthalten, sind verschreibungspflichtig. Typische Anwendungsbereiche sind Erkrankungen der Knochen wie Osteoporose (Knochenschwund), Osteomalazie (Knochenerweichung bei Erwachsenen) und Rachitis (Knochenerweichung bei Kindern). Allesamt Knochenerkrankungen, die durch verschiedene Ursachen zustande kommen können. 

Alfacalcidol ist somit für folgende Einsatzgebiete zugelassen:

  • bei Osteoporose nach den Wechseljahren
  • bei Osteoporose als Folge einer Behandlung mit Kortison-Präparaten
  • bei Osteomalazie infolge einer unzureichenden Aufnahme von Vitamin D bzw. Calcium im Darm (z.B. bei gestörter Verdauung oder nach einer Magenentfernung)
  • bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse (Hypoparathyreoidismus)
  • als Zusatztherapie bei bestimmten Formen von Rachitis bzw. Osteomalazie mit Vitamin-D-Resistenz und erniedrigten Calcium- und Phosphatspiegeln im Blut
  • bei Nierenerkrankungen mit beeinträchtigtem Vitamin-D-Stoffwechsel (z.B. renale Osteodystrophie)
  • zur Sturzprophylaxe bei älteren Menschen

Welchen weiteren Vorteil bietet die Behandlung mit Alfacalcidol gegenüber Calcitriol?

Für Alfacalcidol sprechen vor allem anwendungspraktische Vorteile. Die Gabe von Alfacalcidol erhöht den Blutspiegel an Vitamin-D-Hormon kontinuierlich und gleichmäßig, da der Wirkstoff schrittweise und konstant in das aktive D-Hormon metabolisiert wird. Die Einnahme von Calcitriol lässt dagegen den Blutspiegel unvermittelt in die Höhe schießen. Deshalb muss das fertige Hormon trotz niedrigerer Dosierung auf zweimal am Tag verteilt eingenommen werden, während bei Alfacalcidol eine Tablette in der Regel ausreicht (bei einer Standarddosierung von 1 µg).

Außerdem ist das Risiko eines erhöhten Calciumspiegels im Blut (Hyperkalzämie) bei der Therapie mit Alfacalcidol geringer als mit Calcitriol. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutspiegels ist dennoch angezeigt.

Tipps zur Einnahme

Wie wird Alfacalcidol eingenommen?

Alfacalcidol-Präparate gibt es in Form von Weichkapseln (in den Dosierungen 25 µg, 0,5 µg und 1 µg), als Tropfenlösung und als Injektionslösung zur Gabe über die Vene. In der Regel wird Alfacalcidol jedoch als Weichkapsel verordnet.

Dosis abhängig von der Erkrankung

Hinweise zum Einnahmemodus von Alfacalcidol:

  • Die Standarddosis beträgt meist 1 µg Alfacalcidol pro Tag, kann aber je nach Grunderkrankung und Lebensalter variieren.
  • Bei älteren Patienten wird häufig mit 0,5 µg Alfacalcidol täglich begonnen.
  • Die Kapseln werden unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit eingenommen – meist abends bzw. bei mehreren Kapseln verteilt auf morgens und abends.
  • Kontrolluntersuchungen von Blut und Urin sollten anfangs wöchentlich durchgeführt werden, im Verlauf alle 2 bis 4 Wochen.
  • Die Anwendungsdauer richtet sich nach dem individuellen Heilungsverlauf bzw. den erzielten Fortschritten bei der Muskel- und Knochengesundheit (Sturzprophylaxe).
  • Unter regelmäßiger Kontrolle und guter Verträglichkeit ist allerdings auch eine mehrjährige Dauertherapie in der Regel unproblematisch.
Welche Medikamente enthalten Alfacalcidol und wie heißen sie?

Alfacalcidol ist in Deutschland u.a. unter folgenden Medikamentennamen verfügbar:

  • EinsAlpha®
  • ONE Alpha®
  • Tevacidol®
  • diverse andere Medikamente mit dem Wirkstoff Alfacalcidol

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen können unter Alfacalcidol auftreten?

Alfacalcidol wird insgesamt gut vertragen. Da es nach seiner Aufnahme in den Körper kontinuierlich in das natürliche Vitamin-D-Hormon (Calcitriol) umgewandelt wird, sind normalerweise keine relevanten Nebenwirkungen zu erwarten.

Seltene Nebenwirkungen (bei unter 0,1% der Behandelten) sind:

  • leichte Erhöhung der Blutwerte von Calcium und Phosphat
  • Müdigkeit
  • verstärkter Durst
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Juckreiz
  • Überempfindlichkeitsreaktionen gegen einen der Inhaltsstoffe in Form von Rötung oder Bläschenbildung auf der Haut

Gefahr bei zu hoher Dosierung

Problematisch kann es vor allem dann werden, wenn Alfacalcidol in unangepasster, sprich zu hoher Dosierung angewendet wird. Dann droht ein Anstieg der Calciumkonzentration im Blut. Mögliche Anzeichen dafür sind Schwäche, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Des Weiteren können Mundtrockenheit, Durstgefühl, Juckreiz sowie Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung oder Durchfall auftreten.

Auch Muskel-, Knochen- und Gelenkschmerzen sowie Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen und Herzrasen zählen zu den möglichen Folgen zu hoher Calciumblutwerte. Diese können unter Umständen sogar lebensgefährlich werden. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen des Calcium- und Phosphatblutspiegels (ggf. auch Magnesium) angeraten.

Übrigens, um erhöhte Calciumwerte wieder zu normalisieren, reicht es je nach Schweregrad häufig aus, die Dosis zu reduzieren oder die Behandlung zeitweilig auszusetzen.

Wechselwirkungen & Gegenanzeigen

Wann darf man Alfacalcidol nicht einnehmen?

Wie bei jedem Medikament gibt es auch bei Alfacalcidol bestimmte Situationen, in denen es nicht eingesetzt werden sollte (Gegenanzeigen). Dazu zählen u.a.:

  • eine Überempfindlichkeit (Allergie) gegenüber Alfacalcidol oder einem der sonstigen Bestandteile des Präparats
  • bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Vitamin D
  • eine bereits übermäßig erhöhte Vitamin-D-Konzentration (Vergiftung)
  • ein Überschreiten bestimmter Grenzwerte für Calcium, für das Calcium-Phosphat-Produkt und den pH-Wert (Alkalose) im Blut
  • erhöhte Blutwerte von Magnesium

Vorsicht bei Dialyse, Nierensteinen und Sarkoidose

Wenn Sie ein Dialyse-Patient sind, muss vor der Anwendung von Alfacalcidol ein möglicher Calciumeinstrom aus der Dialyseflüssigkeit ausgeschlossen werden.

Falls Sie an Nierensteinen oder einer bestimmten Bindegewebserkrankung (Sarkoidose) leiden, ist besondere Vorsicht angebracht, da sich mit der Einnahme von Alfacalcidol das Krankheitsrisiko erhöhen kann.

Darf man Alfacalcidol während der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen?

Eine Anwendung von Alfacalcidol während der Schwangerschaft und bei gebärfähigen Frauen, die keine Verhütungsmethode verwenden, wird eher nicht empfohlen. Das Arzneimittel sollte also nur eingenommen werden, wenn dies unabdingbar ist und die Blutwerte der Mutter regelmäßig kontrolliert werden.

Überdosierungen von Vitamin-D-Derivaten sind besonders in der Schwangerschaft zu vermeiden, da diese zu körperlichen und geistigen Folgeschäden des Kindes führen können.

In der Stillzeit erhöht die Alfacalcidol-Einnahme vermutlich den Calcitriol-Gehalt der Muttermilch. Darauf ist zu achten, falls das Kind zusätzlich Vitamin D erhält.

Welche Wechselwirkungen sind bei der Einnahme von Alfacalcidol zu beachten?

Grundsätzlich gilt: Wegen der Gefahr einer Überdosierung dürfen neben Alfacalcidol keine weiteren Vitamin-D-Derivate gleichzeitig verordnet bzw. eingenommen werden. Zudem sollte man folgendes beachten:

  • Östrogenhaltige Medikamente, etwa zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden, können zu einer Wirkungsverstärkung von Alfacalcidol führen.
  • Barbiturate, bestimmte Antiepileptika (z.B. Carbamazepin, Phenytoin, Diphenylhydantoin) sowie Kortison-Präparate schwächen dagegen die Wirkung von Alfacalcidol ab und machen möglicherweise eine erhöhte Dosierung erforderlich.
  • Gallensäurebindende Mittel wie Colestyramin oder Colestipol sowie aluminiumhaltige Medikamente gegen Sodbrennen und Magengeschwüre können eventuell die Aufnahme von Alfacalcidol hemmen und sollten deshalb mit einem Abstand von mindestens zwei Stunden eingenommen werden.

Herzpatienten müssen besonders aufpassen

Sollten Sie aufgrund einer Herzschwäche z.B. Digitalis-Präparate einnehmen müssen, sollte verstärkt auf Ihren Calcium-Blutspiegel geachtet werden. Zu hohe Calciumwerte im Blut können sonst leicht zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen.

Das gleiche gilt übrigens auch für die Einnahme von Thiaziden bzw. thiazidartigen Diuretika. Das sind entwässernde Medikamente, die u.a. bei Bluthochdruck und Herzschwäche verordnet werden.

Noch ein Extra-Tipp:
Was bringen Mikronährstoffe bei Osteoporose?
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

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Kommentare

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Haupt-Autorin
Dr. med. Sonia Trowe
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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für ärztliche Fortbildung

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