Genau wie die akuten Nebenwirkungen einer Bestrahlung (Blasenentzündung, Enddarm-Entzündung) betreffen auch die möglichen Langzeitfolgen vor allem die in unmittelbarer Nachbarschaft der Prostata gelegenen Organe. Also die Blase, die ableitenden Harnwege und den unteren Darmabschnitt.
Inkontinenz und chronischer Durchfall in 4-8% der Fälle
So kann es infolge der Bestrahlung zu dauerhaften Einschränkungen der Blasenfunktion kommen, bis hin zur Inkontinenz (Urin kann nicht mehr zuverlässig gehalten werden). Bei nachhaltigen Schädigungen der Darmschleimhaut kann chronischer Durchfall auftreten.
Mit Ernährung und Heilpflanzen gegen Krebs: Was ist gesichert?
Allerdings sind solche Langzeitfolgen deutlich seltener als die akuten Entzündungsreaktionen während der Bestrahlungsperiode. Etwa 4-8% der Männer, die sich einer Bestrahlung der Prostata unterziehen, sind von solchen dauerhaften Einschränkungen betroffen. Leider lässt sich unmöglich vorhersagen, ob es dazu kommt oder nicht. Es hängt zwar auch etwas von der Strahlendosis ab, aber auch von vielen anderen Faktoren.
Erektionsprobleme häufig – aber seltener als nach einer Operation
Werden durch die Bestrahlung auch Lymphknoten im Becken geschädigt, kann es in der Folge auch zu chronischen Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen kommen (Lymphödeme).
Die mit Abstand häufigste Nebenwirkung der Bestrahlung ist indes eine Erektionsstörung. Etwa jeder zweite Mann hat nach der Behandlung Probleme damit. Allerdings ist dies weniger eine Folge der Bestrahlung als vielmehr eine Folge des Eingriffs an der Prostata. Nach einer Operation tritt diese Komplikation noch sehr häufiger, ja nehezu immer auf. Die gute Nachricht dazu lautet: Oft lassen diese Beschwerden mit der Zeit wieder nach. Außerdem kann man die Erektionsstörungen mit Medikamenten teilweise recht erfolgreich minimieren.
Vor einem Jahr hatte ich eine Prostataausschälung und im November eine 38-fache Bestrahlung. Seitdem finde ich keine Ruhe in der Nacht, muss bis zu sechsmal aufstehen um Wasser zu lassen und bin dann natürlich am Morgen kaputt.
Mein Arzt zuckt immer mit den Schultern. Ich habe schon drei Blasenspiegelungen hinter mir und alles ist in Ordnung. Was sich auch eingestellt hat, ist ein unangenehmes Gefühl beim Sitzen. Als säße ich auf einer Nuss.
Wer hat eine Antwort für mich? Danke, Peter – Alter 74
nach einer TUR-P (Prostataausschälung) und Strahlentherapie kommt es oft zu:
- Reizblase (überaktive Blase) mit häufigem Harndrang
- Blasenkapazitätsminderung (die Blase "lernt", weniger zu speichern)
- Schleimhautreizungen durch die Bestrahlung
- Harnröhren- oder Blasenhalsverengungen (selten, aber evtl. durch Narben)
Dass drei Blasenspiegelungen „unauffällig“ waren, schließt schwere Engstellen aus – aber es bleibt die Möglichkeit einer funktionellen Störung (ohne sichtbare organische Ursache).
Fazit: Deine Symptome deuten stark auf eine Strahlenzystitis oder überaktive Blase hin, also eine funktionelle Reizung durch die Therapie.
Fremdkörpergefühl beim Sitzen („wie auf einer Nuss“)
Mögliche Ursachen:
- Narbengewebe im Dammbereich oder an der Prostata-Kapsel
- Nervenreizungen des Plexus pudendus oder Ischiasäste
- Verspannungen im Beckenboden oder Iliosakralgelenk
Dieses Gefühl kann neuropathisch oder muskulär-faszial bedingt sein und ist nicht sichtbar in einer Blasenspiegelung. Wichtig wären hier weiterführende Untersuchungen wie Beckenboden-EMG, MRT des Beckens, oder eine neurologische Diagnostik.
Was du jetzt tun kannst
Hole eine Zweitmeinung bei einer Klinik mit funktioneller Urologie, z.B. mit Spezialisierung auf Strahlenfolgen.
Bitte um eine urodynamische Untersuchung (Messung von Druck, Blasenfüllung, Kontraktion etc.)
Medikamente könnten helfen, den nächtlichen Harndrang zu senken.
Praktische Tipps für den Alltag
Wasserreduktion 2 Stunden vor dem Schlafen, aber tagsüber genug trinken!
Keine blasenreizenden Getränke (Kaffee, Alkohol, Schwarztee, kohlensäurehaltiges Wasser) ab dem Nachmittag.
Wärmflasche am Unterbauch oder Sitzkissen mit Aussparung beim Sitzen.
Schlafhygiene optimieren (regelmäßige Zeiten, keine Bildschirme am Abend, evtl. Melatonin-Präparate).
Fazit
Was du schilderst, ist kein Einzelfall, sondern eine sehr reale, multifaktorielle Folge aus Prostataeingriff und Bestrahlung. Dass du dich nicht ernst genommen fühlst, ist verständlich – aber du solltest dich damit nicht zufriedengeben. Es gibt Spezialambulanzen (z.B. in urologischen Universitätskliniken), die genau solche Langzeitfolgen betreuen.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn
Bei der jetzigen Untersuchung lag der PSA-Wert nur noch bei 0,06. Trotzdem habe ich beim Wasserlassen einen ziemlich starken Geruch. Was ist die Ursache?
Vielen Dank.
fausthans@magenta.de
das müssen Sie Ihren Arzt vor Ort fragen, nicht uns. Aus der Ferne können wir keine Diagnose stellen, wir kennen ja die ganzen Befunde nicht.
Viele Grüße vom Navigator-Team
Den Stuhlgang unterstützen wir mit Flohsamenschalen, was gut klappt.
das können wir nicht seriös beantworten, dazu wissen wir viel zu wenig über Ihren Partner und die Begleitumstände. Tendenziell bessert sich das.
Viele Grüße vom Navigator-Team
das kann sein, weil das Gewebe mitunter auch noch länger angegriffen ist. Aber wirklich seriös beantworten kann das nur ein Arzt vor Ort.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn
das Problem ist leider nicht selten. Eine ballaststoffreiche Ernährung kann helfen, den Stuhl zu regulieren und den Schleimfluss zu reduzieren. Manchmal auch Medikamente. Das ist aber dann ein Thema für Ihre Ärzte vor Ort.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn
Ich versuche seit Langem, mich stets ballaststoffreich zu ernähren. Interessieren würde mich, welche Medikamente eventuell eine Verringerung des Darmschleimes nach sich ziehen.
Danke im Voraus und freundliche Grüße.
wir können natürlich aus der Ferne keine Therapieempfehlung geben, aber generell gilt Folgendes:
Zur Verringerung des Darmschleims nach Bestrahlung kommen in Betracht:
Sucralfat: Dieses Medikament bildet eine Schutzschicht auf der Schleimhaut und hilft, die Heilung von gereiztem oder geschädigtem Gewebe zu fördern.
Probiotika: Die Einnahme von Probiotika kann dazu beitragen, die natürliche Darmflora zu stabilisieren und die Schleimhautbarriere zu stärken.
Mesalazin: Dieses entzündungshemmende Medikament wird häufig bei entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt und kann auch nach Bestrahlung zur Reduktion der Schleimproduktion beitragen.
Kortison: Diese Medikamente wirken entzündungshemmend und können bei schweren Fällen von Schleimhautentzündungen eingesetzt werden.
Rifaximin: Ein nicht systemisch wirkendes Antibiotikum, das bei der Reduktion von Entzündungen und der Verbesserung der Darmschleimhautgesundheit hilfreich sein kann.
Bitte aber dies nur als allgemeine Info verstehen und mit der Praxis vor Ort sprechen.
Viele Grüße, Jörg Zorn
Mit lieben Grüßen für ein angenehmes Wochenende ...
Sie haben in ihren Beitrag geschrieben das ihnen das Medikament Mybiotik Pur geholfen hat. Hilft das noch immer? Bitte um Info darüber
MfG.Holzer