Grauer Star (Katarakt): Symptome, Ursachen, Behandlung
- Aktualisiert: Freitag, 22. Januar 2021 16:11
Was ist ein Grauer Star, und wie kommt es dazu? Woran bemerkt man ihn? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten zur Katarakt.
Einführung
Was ist der Graue Star?
Der Graue Star ist eine Sammelbezeichnung für Augenerkrankungen, bei denen es zu einer Trübung der Linse kommt. Medizinisch heißt der Graue Star Katarakt. Unbehandelt kann er zur Erblindung führen.
Der Graue Star tritt vor allem im höheren Alter auf und das recht häufig. Die Behandlung besteht in erster Linie in der Entfernung der getrübten Linse, die durch eine Kunstlinse ersetzt wird.
Weltweit häufigste OP-Ursache
Die Linsentrübung verläuft schmerzfrei und betrifft insgesamt mehr Frauen als Männer. Dass sie weltweit die häufigste Ursache für Erblindung darstellt, liegt weniger an ihrer Gefährlichkeit als vielmehr an der mangelnden Versorgung in anderen Teilen der Welt. Bei uns und auch weltweit gilt die Katarakt-Operation als der häufigste chirurgische Eingriff. Die Aussichten für ein deutlich besseres Sehvermögen danach sind ausgesprochen gut.
Blick durch einen herabstürzenden Wasserfall
Von der – allerdings schlechten – Aussicht leitet sich auch die aus dem Altgriechischen stammende Bezeichnung Katarakt ab. Der ursprünglich männliche Begriff steht für Wasserfall. Im Medizinerlatein wurde daraus das weibliche „cataracta“. Der Seheindruck beim Grauen Star kann dem Blick wie durch einen Schleier oder eben durch einen herabstürzenden Wasserfall gleichen.
In der Antike machte man dafür Substanzen verantwortlich, die hinter der Pupille herabfließen. Im Frühmittelalter wurde dafür der deutsche Begriff Star geprägt. Er wird etymologisch als Erstarrung der zu entfernenden Masse oder mit dem starren Blick der am Grauen Star erblindeten Menschen interpretiert.
Wie häufig tritt der Graue Star auf?
Laut Berufsverband der Augenärzte entwickelt die Hälfte der deutschen Bevölkerung im Alter zwischen 52 und 64 Jahren eine Eintrübung der Augenlinse. Allerdings bemerken längst nicht alle Menschen mit einem solchen "Grauen Star" Sehstörungen.
Im fortgeschrittenen Alter zwischen 65 und 75 Jahren sind den Medizinern zufolge über 90% vom typischen „Altersstar“ betroffen. Doch nur die Hälfte nimmt eine Beeinträchtigung des Sehvermögens wahr.
Was bei der Nennung dieser extrem hohen Zahlen allerdings meistens verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass sie hauptsächlich auf Schätzungen beruhen. Denn die genaue Zahl der Menschen mit Grauem Star in Deutschland ist nicht bekannt. Für die Schätzungen zieht man unter anderem Umfragen sowie internationale Studien heran.
Fest steht jedenfalls, dass der Graue Star weit verbreitet ist. In manchen afrikanischen Ländern als Kinderkrankheit infolge von Mangelernährung, bei uns vor allem als eine typische Alterskrankheit.
Jährliche Kontrolle ab dem 40. Lebensjahr empfohlen
Deshalb wird eine jährliche augenärztliche Kontrolle ab dem 40. Lebensjahr auch bei Beschwerdefreiheit empfohlen, um sich die Gesundheit der Augen und die Klarheit der Linse bestätigen zu lassen oder andernfalls frühzeitig zugunsten einer guten Sicht im Alter reagieren zu können.
Symptome und Diagnostik
Welche Symptome treten beim Grauen Star auf?
Die Symptome des Grauen Stars betreffen das Sehvermögen, das zunehmend beeinträchtigt wird. Da dies in den meisten Fällen nicht plötzlich, sondern mit zunehmender Linsentrübung schleichend und schmerzlos geschieht, kann es sehr lange dauern, bis die Krankheit als solche erkannt und wahrgenommen wird.
Häufig wird der Graue Star gar nicht an seinen Symptomen erkannt, sondern durch Zufall, z.B. bei einer Routineuntersuchung in der Augenarztpraxis. Denn wir sind sehr anpassungsfähig und können uns unbemerkt an die mangelnde Sehkraft gewöhnen.
Typische Sehprobleme beim Grauen Star
Aber was sind nun die typischen Anzeichen? Hier die wichtigsten Symptome:
- Die Helligkeit nimmt ab, ebenso wie die Leuchtkraft der Farben, die irgendwann verblassen bis vergilben.
- Die Sehschärfe nimmt ab.
- Die Blendempfindlichkeit nimmt zu, vor allem im hellen Sonnenlicht oder nachts beim Autofahren.
- Das Sehen im Dunkeln und die schnelle Anpassung an Hell-Dunkel-Wechsel klappen nicht mehr so gut, beim Lesen ist helleres Licht erforderlich.
- Auch die räumliche Sehfähigkeit leidet.
- Der Seheindruck wird zunehmend verschwommener, wie hinter einem Nebelschleier oder durch eine verschmutzte, leicht bräunlich getönte Sonnenbrille.
- Auch Doppelbilder und Lichthöfe können auftreten.
- Die Brillenverordnungen nehmen zu, die Brillenstärke wird häufiger geändert.
- Im fortgeschrittenen Stadium ist die meist gräuliche Linsentrübung auch mit bloßem Auge von außen zu erkennen, daher der Name.
Nicht alle Linsentrübungen beeinträchtigen das Sehvermögen gleichermaßen, vielmehr spielt auch ihre Lokalisation eine Rolle. So verursacht die zentrale Kerntrübung eine Reduktion im Sehvermögen, während die Trübung an der Linsenhinterseite unter der Kapsel (subkapsulär) zu starker Blendempfindlichkeit führt.
Wieso kann man manchmal mit Grauem Star besser sehen?
Es klingt paradox, aber manchmal kann das tatsächlich passieren – allerdings leider nur vorübergehend. Dieses Phänomen tritt bei einer bestimmten Form des Grauen Stars auf, dem sogenannten Kernstar (Cataracta nuclearis).
Durch die Veränderungsprozesse im Linsenkern kommt es dabei zu einer Zunahme der Brechkraft. Besteht nun zuvor eine leichte Weitsichtigkeit, wie sie ja im Alter sehr häufig vorkommt, kann diese eine Zeit lang ausgeglichen werden. Denn die Ursache der Weitsichtigkeit ist meist eine nachlassende Brechkraft der Augen. Das Tragen einer Lesebrille ist dann plötzlich nicht mehr erforderlich.
Freude währt nur kurz
Die zunehmende Eintrübung der Linse beim Grauen Star sorgt allerdings im weiteren Verlauf dafür, dass sich das Sehvermögen in allen Entfernungsbereichen verschlechtert. Deshalb ist die Freude über die verbesserte Sehleistung, wenn sie sich denn eingestellt haben sollte, meist nur von kurzer Dauer.
Mit der Operation des Grauen Stars kann aber nicht nur das getrübte Sehvermögen, sondern auch die Alterssichtigkeit behoben werden, je nachdem, welcher Linsentyp und welche Brechkraft für die Kunstlinse gewählt werden. Die Vor- und Nachteile sollten Sie mit Ihrem Augenarzt besprechen.
Behandlung
Mittel der Wahl zur Behandlung des Grauen Stars ist eine Operation, bei der die getrübte Linse entfernt und ersetzt wird. Die Frage ist nur, wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Heutzutage richtet er sich nicht mehr nach dem Stadium der Katarakt, sondern nach der individuellen Beeinträchtigung und Einschränkung des Betroffenen. Sie entscheiden also selbst darüber mit, wann Sie operiert werden.
Es gibt allerdings auch ein paar medizinische Gründe, die eine baldige OP erfordern. Dazu gehören z.B. bestimmte Formen der Katarakt, die gefährlich für das Auge werden können. Auch bei Komplikationen oder wenn zusätzlich andere Augenerkrankungen bestehen, muss die Linse ggf. rasch operativ entfernt werden.
Alles rund um die Katarakt-OP erfahren Sie hier.
Kann man den Grauen Star mit Akupunktur behandeln?
Die Linsentrübung beim Grauen Star wird häufig auf eine Verlangsamung bzw. Störung des Stoffwechsels der Linse zurückgeführt. Da dies ein Ausdruck eines gestörten Stoffwechsels im Körper sein kann, liegt es nahe, stoffwechselfördernde Therapieverfahren als sinnvolle Ergänzungsmaßnahme in Betracht zu ziehen. Dazu zählt auch die Akupunktur.
Mit der Augenakupunktur lassen sich beim Grauen Star allerdings keine mit der Operation vergleichbar guten Ergebnisse erzielen, auch nach langer (und teurer) Behandlungsdauer. So zumindest lautet das Ergebnis bisheriger Untersuchungen dazu. Besser sieht es offenbar beim sogenannten Nachstar aus – wenn im Nachgang einer Operation Linsenreste im Auge verblieben sind und deren Trübung zu einer Sehverschlechterung führen.
Augen-Akupunktur als Türöffner für die Linsenoperation
Möglicherweise kann der Verlauf einer beginnenden Linsentrübung durch die Augen-Akupunktur aber verzögert oder sogar aufgehalten werden. Ihre Anwendung erscheint insbesondere dann empfehlenswert, wenn der Graue Star zusammen mit einer sogenannten Makuladegeneration (ein spezieller Netzhautdefekt) auftritt und deshalb der Arzt keine Operation durchführen will. Wird nämlich mit Hilfe der Augen-Akupunktur eine Verbesserung der Makuladegeneration erzielt, kommt auch der operative Austausch der Linse wieder in Frage.