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Da Menschen mit Borderline große Angst davor haben, verlassen zu werden, ist die Befürchtung eines versuchten Suizids nach einer Trennung gar nicht so weit hergeholt. Es erfordert Feingefühl im Umgang mit dem Betroffenen, die Situation richtig einzuschätzen, aber auch den Mut, notwendige Entscheidungen zu treffen.

Auf der Suche nach Kontrolle in dauernder Unsicherheit

"Borderliner" befinden sich in einem ständigen Auf und Ab wechselnder Gefühle. Sie kennen Momente äußerster Anspannung, aber auch der völligen inneren Leere. Zugleich ist ihr Selbstbild wenig gefestigt und wird durch gefühlte Niederlagen, Misserfolge und Zurückweisungen immer wieder erschüttert.

Es liegt in der Natur dieser Persönlichkeitsstörung, eine dauerhafte Unsicherheit zu verspüren. Das macht Angst und führt oft zu verzweifelten Versuchen, der Lage wieder Herr zu werden.

Selbstschädigendes Verhalten übernimmt dabei eine regulatorische Funktion. Es kann aus dem Affekt heraus geschehen, aber auch eine Kompensation von Unbeständigkeit und tief empfundener Einsamkeit sein. Auf die Rasierklinge kann der Betroffene immer zurückgreifen, wenn es ihm zuviel wird und er die Spannung nicht mehr aushält. Oder wenn wieder mal alles schiefgelaufen ist und klar wurde, was für ein Versager man ist.

In diesem Sinn sind Selbstverletzungen wie eine Art Suchtverhalten, auf das zurückgegriffen wird, um Abstand und Erleichterung zu finden – freilich nur für kurze Zeit.

Keine Schuld, aber Verantwortung

Was hat das aber mit einem Suizidversuch zu tun? Suizidalität kann als Extremvariante der Selbstverletzung aufgefasst werden. Auch die alleinige Androhung kann ein erster Schritt hin zur konkreten Umsetzung sein und sollte stets ernst genommen werden. Wie aber soll sich jemand verhalten, der befürchtet, den Partner mit der Ankündigung einer Trennung zu einer solchen Verzweiflungstat zu treiben?

Wichtig ist: Keiner ist schuld an einem Suizidversuch! Weder der Betroffene selbst (der veraltete Begriff "Selbstmord" sollte daher vermieden werden) noch Angehörige, Freunde oder Partner. Jede zwischenmenschliche Beziehung sollte jedoch von Respekt und Fürsorge gegenüber dem anderen geprägt sein. Daraus erwächst eine gewisse Verantwortung, die mit zunehmender Nähe an Bedeutung gewinnt. Denn je mehr ich mich auf einen anderen Menschen einlasse, umso mehr gebe ich auch von mir preis und mache mich verletzlich.

In einer Partnerschaft offenbaren sich zwei Menschen einander in der Regel am tiefsten. Das geht nicht ohne Vertrauen und die gegenseitige Zusage, mit dem Offenbarten behutsam umzugehen. Diese Aufgabe besteht auch über eine Beziehung hinaus.

Beistand auch über die Beziehung hinaus

Beziehungen können scheitern, und manchmal ist es besser, auf getrennten Wegen weiterzugehen. Niemand sollte aus bloßer Rücksichtnahme dem Anderen gegenüber an einer Beziehung festhalten. Aber er hat von diesem Anderen in der gemeinsam durchlebten Zeit viel erfahren, womit er verantwortlich umgehen muss.

Dabei können diese Einblicke auch helfen, den Partner richtig einzuschätzen. In der Regel erleben Paare viele Phasen von Krisen, die sie gemeinsam bewältigen, bis es irgendwann für einen oder beide nicht mehr geht. Dabei lernt man den Anderen und seine Reaktionen in Auseinandersetzungen und gegenseitigen Verletzungen auch immer mehr kennen. Wenn eine Trennung bevorsteht, ist der Partner somit wohl kaum ein unbeschriebenes Blatt, das man nicht einschätzen kann.

Es bestehen daher Möglichkeiten, ihn aufzufangen oder ihm Hilfe aufzuzeigen. Vielleicht gibt es auch andere nahe Bezugspersonen im Umfeld des Kranken, die man im Falle der Trennung um Unterstützung bitten kann und die bereit sind, dem Betroffenen in Krisensituationen beizustehen. Oder man sucht sich gezielt professionelle Hilfe. Oft ist es sogar sehr hilfreich und entlastend, wenn eine unbeteiligte, außenstehende Person miteinbezogen wird, die zudem im Umgang mit Suizidalität geschult ist.

Auf zu neuen Ufern!

Betroffene Menschen mit einer Borderline-Störung wiederum sollten wissen: Nach dem Scheitern einer Beziehung geht die Welt weiter! Jedem kann eine Trennung den Boden unter den Füßen wegziehen. "Borderliner", für die der Partner oft die einzige Stütze ihres unsteten Lebens ist, erleben dadurch den Zusammenbruch ihrer gesamten mühsam aufgebauten Welt.

Aber mit Sicherheit haben sie schon viele verzweifelte Momente erlebt, in denen sie nicht mehr weiter wussten, aus denen sie aber immer wieder einen Ausweg gefunden haben. Manchmal hilft es, sich diese überstandenen Krisen bewusst zu machen und sich zuzugestehen, was man schon alles geschafft hat.

Als Fazit unter die schwierige Frage nach einer drohenden Suizidaliät ist festzuhalten: Jede Beziehung kann und darf scheitern. Als Partner eines von Borderline Betroffenen sollte man nicht allein aus lauter Sorge daran festhalten. Das entbindet jedoch nicht aus der Verantwortung und Rücksichtnahme dem Anderen gegenüber.

Menschen mit Borderline müssen iherseits lernen, dass trotz der immensen Bedeutung, die der Partner womöglich für sie hat, jeder Mensch als Individuum auch für sich steht und entscheidet. Das gilt neben dem Partner natürlich auch für sie selbst: Auch sie können ihr eigenes Leben nach einer Beziehung weiterführen und neue Wege entdecken.

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Autorin unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / Chefredakteur

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Ärztin / medizinische Fachautorin

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